Berliner Freestyle-Küche, quer durch Kontinente & Zeitzonen

Gehört zum Weihnachtsterror einfach dazu: Mein geliebtes Rezept für Stollen

*Dieser Beitrag enthält Werbung in Form von Afiliate-Links zu Amazon. Bei einem Einkauf hierüber erhalte ich eine kleine Beteiligung.

Ganz ehrlich? Ich bin wirklich kein Fan von Rosinen. Und Stollen habe ich früher gehasst. Auch als mein Vater sich selbst am Stollenbacken versuchte und eine über die gesamte Breite des Bleches fließende, im Anschluss furztrockene Masse produzierte, die man auch als Ersatz für Ziegelsteine hätte nutzen können, überzeugte mich das nicht wirklich. (Ebenfalls liebevoll unvergessen übrigens sein Versuch, zu meinem achten Geburtstag Kroketten zu machen - aber das ist ne andere Story. ;)) Der Liebste isst allerdings für sein Leben gerne Stollen. Und so war ich jedes Weihnachtsfest dazu verdammt, dieses widerliche gekaufte Fertigzeugs in meiner Wohnung zu beherbergen.

Stollen selber backen - mein erprobtes Rezept

2007 packte mich dann der Rappel, doch mal selbst Stollen zu backen. Gesagt, getan. Und nachdem der Gatte den richtigen Stollen probiert hatte, war er auch nicht mehr bereit, darauf zu verzichten. Und irgendwie hat es sich dann im Laufe der Jahre etabliert, dass Freunde, Familie und auch Arbeitskollegen selbstgebackenen (Mini-)Stollen zu Weihnachten bekommen. Im Laufe der Zeit haben wir Rezept, Backweise und Technik für uns perfektioniert. Und jetzt esse auch ich gerne Stollen. Sogar mit Rosinen drin. Aber nur, wenn er selbstgebacken ist.

Gute Zutaten für einen guten selbstgebackenen Stollen

Aufgrund der besseren Qualität der Zutaten empfehle ich Nachbäckern/innen dringend, bitte nicht Citronat, Orangeat und Zitronenschale und die anderen Gewürze aus dem Discounter/Supermarkt zu verwenden, sondern - wenn möglich - gute Bioprodukte (oder qualitativ vergleichbare andere Ware - zumindest die bis vor einigen Jahren von mir gedankenlos genutzten Produkte im Discounter enthalten hauptsächlich Derivate, aromatisierte Füllstoffe und seltsames E-Hundertirgenwaszeug) zu kaufen. Es ist zwar teurer, aber lohnt sich geschmacklich einfach wirklich.

Und bitte nicht wundern, in diesem Artikel sind neue Fotos vom diesjährigen Backen mit älteren Bildern gemischt. Ein Bild vom Anschnitt gibt es selbstverständlich auch noch nicht - der Stollen muss ja noch ein paar Wochen liegen.

Rezept für selbstgebackenen Stollen

1 kg Weizenmehl
½ l Milch
450 g Butter
200 g Zucker
100 g Hefe (frisch)
500 g Sultaninen*
180 g Mandelstifte
150 g getrocknete Aprikosen
150 g gehacktes Zitronat* (Bio)
100 g gehacktes Orangeat* (Bio)
¾ TL gemahlene Zitronenschale (Bioware, getrocknet - alternativ 1 TL frischer Abrieb)
½ TL ungemahlene Kardamomsaat* (Kardamom dann frisch im Mörser stampfen)
½ Tl Macis* (gemahlen)
eine große Prise Meersalz (fein)

Zum Bestreichen nach dem Backen des Stollens

1 - 1 ½ Stück Butter à 250 g
2 - 3 Pakete Puderzucker à 250 g
1 Paket Vanillezucker

Zubereitung des Stollens

  • Das Mehl in eine große Schüssel geben und eine Mulde hineindrücken. Etwa 100 ml von der Milch leicht erwärmen, 1 TL Zucker darin auflösen, Hefe zerbröckeln und mit der Milch verrühren. Die Hefemilch in die Mulde geben und mit etwas Mehl zu einem Vorteig vermischen. Die Schüssel mit einem Küchenhandtuch bedecken und an einem warmen Ort 40-50 Minuten gehen lassen.
  • Den Vorteig auf ein Backbrett oder eine Arbeitsfläche geben und mit der zimmerwarmen weichen Butter, dem Zucker, den Gewürzen, der Zitronenschale und der restlichen Milch zu einem Teig verkneten.
  • Sultaninen, Mandelstifte, Orangeat, Citronat und kleine in Stückchen geschnittenen Aprikosen in einer großen Schale miteinander gleichmäßig vermischen und nach und nach unter den Teig arbeiten.
  • Den Teig zu einem großen Ball formen und abgedeckt für 40 Minuten gehen lassen. Nochmals gründlich durchkneten und wiederholt für 40 Minuten abgedeckt ruhen lassen.

Wie formt man einen Stollen?

  • Jetzt kann man die Stollen formen. Die Menge reicht für zwei wirklich große Butterstollen à 1,5 Kg, circa 10 kleinere Stollen oder über gut 40 Mini-Stollen. Wie auf den Bildern zu sehen, wird der Stollen geformt indem er auf einem Backbrett (meist löst sich die Stollenmasse sehr gut und man muss die Fläche nicht bemehlen) zu einem ovalen dicken Stück flachgedrückt wird, dann wird der Teig in der Mitte gefaltet und zusammengeklappt. Mit beiden Händen formt man nun in der Mitte einen Wulst und legt den Stollen auf das mit Backpapier ausgelegte Blech.

  • Backzeit, Umluftofen 180°: Große Stollen 60-70 Minuten. Kleinere Stollen circa 30-35 Minuten. Ministollen 15-20 Minuten.
    Man muss dabei auch ein wenig auf seine Nase und seine Augen vertrauen. Der Stollen sollte oben goldbraun sein. Es lohnt sich, zwischendurch mal zu sehen, ob das Weihnachtsgebäck zu viel Hitze von unten bekommen hat, Stollen bekommen gerne mal schwarze Füßchen.
    Ich übernehme für die Backzeit keine Gewähr. Ihr wisst ja, mein Ofen ist etwas speziell... 😉 Wenn er vorzeitig bräunt, mit etwas Alufolie abdecken.
  • Nach dem Backen werden die Stollen noch heiß mit flüssiger Butter getränkt und mit Puderzucker ummantelt. Hier hat es sich für mich bewährt, die Stollen erst mit einem Backpinsel obenrum mit der geschmolzenen Butter einzustreichen, mit zwei Gabeln zu wendenden und dann die Rückseite einzupinseln.

 

Tipp: Große Stollen mit Hilfe unterliegenden Backpapiers anheben und herumwälzen.

  • In einer Schale Puderzucker mit Vanillezucker vermischen. Die Zuckermischung dann mit einem Löffel durch ein feines Sieb hindurchpassieren und so die Rückseite des buttergetränkten Stollens gründlich bedecken. Stollen umdrehen und mit der Oberseite ebenso verfahren.
  • Die Stollen komplett auskühlen lassen und dann fest und mehrlagig in Frischhaltefolie wickeln und einige Zeit an einem kühlen, trockenen Ort lagern.  Je länger dieses Weihnachtsgebäck Zeit hat, um zu ruhen, desto besser und leckerer das Ergebnis.

 

Tipp: Größere Stollen sind etwas bruchgefährdet, deswegen umhülle ich ein stabiles Stück Pappe mit Alufolie, schneide mit einem scharfen Messer das unter dem Stollen liegende Backpapier zurecht und ziehe sie damit dann auf die Unterlage.

Stollen-Fazit

Es ist zwar echt aufwändig (ich backe meist die zwei- bis dreifache Menge), aber es lohnt sich einfach. Stellt euch einfach vor, wie ihr ekstatisch eure Zähne in das erste Stück selbstgebackenen Stollen schlagt und euch - statt des muffig- trockenen Fertighefegebäcks, das man nur mit viel Kaffee heruntergespült bekommt - der Geschmack von Butter, Zucker, Karamellaromen, Trockenfrüchten, Mandelstückchen, herrlich klebrig-kandierten Zeugs und eine sanfte Ahnung von Kardamom entgegenstürmt...
Durch die langen Gehzeiten sollte man sich etwas Zeit für das Backen nehmen. Und ja... ich weiß. Eigentlich wird Stollen schon Anfang November gebacken. Aber das kriege ich zeitmäßig leider nie wirklich hin. Meine Bestmarke war bisher Ende November und meist liege ich mit Anfang Dezember gut in der Zeit. Das tut dem Stollen allerdings keinen Abbruch. Zwei Wochen sollte er mindestens liegen. Drei Wochen sind perfekt. Den ersten kleinen Stollen knuspern wir meist schon total willensschwach nach einer Woche an. Zum Testen halt.... 😉

Marzipanstollen

Dieses Jahr habe ich für eine Freundin auf Bestellung meinen ersten Marzipanstollen gebacken. Natürlich auch mit (zum ersten Mal) selbstgemachtem Marzipan. Hierfür einfach beim Einschlagen des Stollen eine dicke Wurst Marzipanrohmasse in der entstehenden Falte einschlagen. Darauf achten, dass sie wirklich gut mit Teig abgedichtet ist und ganz  normal backen. Wie er schmeckt? Keine Ahnung. Noch muss er ja ruhen und vor sich hin träumen, bevor er dann verschenkt wird. Ich werde mir aber genauestens berichten lassen.

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Metro Kochherausforderung: Orientalisches im magischen Kessel

Dieses Jahr war auch ich zum erste Mal bei der Metro Kochherausforderung dabei.  Um es vorweg zu nehmen: Nicht alles hat so geklappt, wie ich es mir ausgedacht hatte - das reale Leben durchkreuzte etwas meinen Zeitplan und brachte mich ein wenig zum Schwitzen. Dennoch hat alles sehr gut geschmeckt und die Erfahrung war anstrengend aber wirklich toll.  Mehr dazu findet sich unterhalb der Rezepte im Fazit. Vorsicht, dieser Blogartikel ist dank Bildern und Rezepten ellenlang. Mein orientalisch inspiriertes Menü sah so aus:

Vorspeise:
Kürbis-Hummus mit geröstetem Knoblauch, Schafkäse und Kapern

Hauptgang:
Camargue-Reise mit gerösteten Mandeln und karamellisierten Datteln
Iberico-Nacken mit Pagoden Salz
Senfkraut
Rotweinsauce mit Datteln und Pfifferlingen

Dessert:
Maispudding mit süßem Walnuss-Physalis-Minz-Pesto und Hibiskusblüten

Und das hier war das, was wir -  nach etwas bürokratischem Chaos, Herumirren durch den riesigen Markt und der hektischen Suche der netten Mitarbeiter - bei der Metro am Ostbahnhof in Berlin eingesammelt haben. Dieser niedliche kleine Kürbis da wiegt übrigens gute 5 Kg. Der süße kleine Kohlkopf daneben hatte ein Gewicht von rund 3 Kg. Erwähnte ich eigentlich schon, dass wir total blauäugig zu Fuß unterwegs waren? Nein? Zurück haben wir dann jedenfalls ein Taxi genommen.

Genau enthalten waren knapp 900g Nacken vom Iberico-Schwein, Schafskäse, Roter Camargue-Reis, 1 Kürbis, Pfifferlinge, Datteln, Hibiskusblüten in Sirup, Popcornmais, Senf, Physalis-Marmelade, 1 Flasche Wein: Beso de Vino Tinto. Die Alternative für Veganer bekam ich auch gleich und habe sie - obwohl ja Carnivore - mit verkocht: 1 Glas Kapern, 1 Weißkohl

Vorspeise

Kürbis-Hummus mit geröstetem Knoblauch, Feta und Kapern - das Rezept reiche ich noch mit einem eigenen Beitrag nach.

Hauptgang

Iberico-Nacken

900 g Iberico Nacken
Olivenöl
Pagodensalz

  • Mit etwas Öl das Fleisch von jeder Seite her scharf anbraten, dann in den vorgeheizten Ofen bei 125° Umluft geben.
  • Nach anderthalb Stunden war das Stück nach dem Anschnitt noch nicht ganz durch. Ich wollte das Schwein (entgegen älterer Lehrmeinungen) zwar rosa haben, aus dem Ofen kam es im Kern aber roh. Deswegen habe ich die  Scheiben noch rasch in der Pfanne nachgebraten.

Camargue-Reis mit gerösteten Mandeln und karamellisierten Datteln

1 Tasse Camargue-Reis
2 Tassen Wasser
Butterschmalz
Kräutersalz (mein selbstgemischtes Kräutersalz enthält getrocknete Zitronen- und Orangenschale)
50 g Mandelstifte
60 g ganze, entkernte Datteln

  • Den Reis zunächst in etwas Butterschmalz im Topf anrösten, mit dem Wasser ablöschen.
  • Salz hinzufügen, Deckel aufsetzen und kräftig aufkochen lassen.
  • Dann die Hitze reduzieren und auf kleinster Flamme für 40 Minuten simmern lassen.
  • Die Mandeln und die Datteln jeweils mit einem halben Teelöffel Butterschmalz anrösten. Achtung, die Mandel neigen dazu, schnell zu dunkel zu werden. Hier muss die ganze Zeit gerührt geröstet werden. Die Datteln nehmen durch ihren hohen Zuckeranteil einen karamellig-knusprigen Geschmack an.

 Rezept für Senfkraut

1 kleine Zwiebel
circa 600 g fein geschnittenes Weißkraut
1 EL mittelscharfer Senf
Sahne
Butterschmalz
Weißweinessig
Honig
Meersalz, frisch gemahlener Pfeffer

  • Die Zwiebel in feine Scheiben schneiden und in Butterschmalz anschwitzen.
  • Den gut abgespülten und noch feuchten Kohl mit etwas Salz in den Topf geben und durchgaren.
  • Den Senf, etwas Essig und Honig hinzufügen, mit Salz und Pfeffer abschmecken, kurz ziehen lassen.
  • Gegen Ende etwas Sahne untermischen.

Rotweinreduktion

400 ml herber Rotwein
2 EL Honig
2 EL Balsamico
2 Datteln
Pfifferlinge aus dem Glas
Meersalz
1/3 TL Zimt
2 Körner Piment, zerstampft
eiskalte Butter

  • Den Honig in eine Kasserolle geben und karamellisieren lassen.
  • Mit dem Rotwein ablöschen, die in feine Scheibchen geschnittenen Datteln, Balsamico, Zimt und Piment dazu geben und die Sauce auf ungefähr ein Drittel einreduzieren lassen.
  • Die Hitze reduzieren, ein paar Pfifferlinge abtropfen lassen und noch kurz mit erwärmen, Sauce mit Salz abschmecken.
  • Zum Binden die eiskalte Butter in die Rotweinsauce einarbeiten und rasch servieren.

Dessert

Arabischer Mais-Pudding mit Walnuss-Physalis-Minz-Pesto und Hibiskusblüten

400 ml Milch
150 ml Sahne
150 g Maisgries/Polenta (ich habe den Popcornmais gemahlen)
70 g Honig
frisch abgeriebene Schale einer Bio-Orange
1 TL reine Maisstärke
1/2 TL frisch gestampfter Kardamom
1/3 TL gemahlene Vanilleschote

  • Milch mit Honig, Sahne und Gewürzen aufkochen.
  • Hitze etwas reduzieren, mit Stärke vermischten Maisgries einrieseln lassen und mit Schneebeseneinarbeiten.
  • Den Brei 15-20 Minuten unter Rühren kochen, bis der Pudding anzieht und der Maisschrot nicht mehr bissfest, sondern weichgekocht ist.
  • Die Masse in kalt ausgespülte Puddingformen füllen, etwa abkühlen lassen und dann im Kühlschrank kalt stellen.
  • Vor dem Servieren stürzen, mit dem süßen Pesto und den Hibiskusblüten anrichten.

Walnuss-Physalis-Minz-Pesto

50 g Walnüsse
4 TL Physalismarmelade
4 kleine Zweige Apfelminze
Saft 1/2 Orange

  • Mit einem Wiegemesser die Nüsse klein hacken und in ein Schälchen geben.
  • Die Apfelminze waschen, die Blättchen abzupfen und ebenfalls fein hacken.
  • Alle Zutaten zusammen mit dem frisch gespressten Orangensaft und der Physalismarmelade vermischen.

Fazit

Sehr spannend. Sehr lecker. Einige Teile des Gerichts haben sich leider anders verhalten als gewollt, das Essen war dennoch genial. 🙂
Einige Zutaten ließen sich bei der Auswahl natürlich auch nicht ganz so perfekt unterbringen. Eine wirkliche Herausforderung also. So war ich zum Beispiel - das war von Foodblogger zu Metro-Markt unterschiedlich - mit relativ geschmacksneutralen Pfifferlingen aus dem Glas beglückt. Aber vor allem die Kapern (Ich finde die Dinger entsetzlich. Ihre einzige Daseinsberechtigung haben die eingelegten Knospen meiner Meinung nach in der Sauce von Königsberger Klopsen - und selbst da sortiere ich die anschließend auf den Tellerrand.) haben bei mir persönlich Entsetzen ausgelöst. Aber immerhin habe ich sie tapfer als Deko eingesetzt. (Für diese Überwindung sollte es ein Fleißkärtchen mit Sternchen geben. So!)
Und was war ich dankbar, nicht wie andere mit einem Spaghettikürbis gestraft worden zu sein... auch wenn ich gerade intensiv darüber nachgrüble, was ich mit dem restlichen Kürbis nun anstellen soll. Der Liebste hat sich übrigens spontan in das Kürbis-Hummus verliebt und große Teile für sich geclaimt.

Auch bei dem Senf kam ich bei meinem orientalisch angehauchten Menü etwas ins Schwitzen. Ich wollte dem armen Iberico nicht wirklich einen Rub mit Senf der etwas einfacheren Preisstufe antun. Das hatte das arme Vieh nun wirklich nicht verdient. Außerdem wollte ich es bei unserer ersten Begegnung eben ganz pur probieren. So musste der Senf eben mit dem veganen Bestandteil, dem Weißkohl, Bekanntschaft schließen. Das Senfkraut war in Ordnung, aber kein absolutes Highlight - die Schuld hierfür muss ich allerdings wirklich dem armen Weißkohl zuschieben.
Das Fleisch vom Iberico-Schwein  hat sich auch nicht entsprechend meinem Plan verhalten, war aber dennoch einfach köstlich. Falls sowas mal vor euch im Regal liegt: Kaufen! Damit kann man wirklich nicht viel falsch machen. Und geschmacklich ist es den Preis wert.

Sehr positiv überrascht wurde ich auch vom Camargue-Reis. Ich bin nicht so der riesige Reisfan - erst recht nicht von Vollkornreis. Im Supermarkt hätte ich sicherlich nicht danach gegriffen. Aber der leicht nussige Geschmack und dazu die gerösteten Mandeln, die karamellisierten Datteln und die Rotweinsauce - beim Tippen bekomme ich gerade schon wieder Hunger... 😉

Der Maispudding war ebenfalls etwas widerspenstig und kann sicherlich noch einiges mehr an Flüssigkeit vertragen. Er wurde leider sehr kompakt (fast pratchettiesk - kennt hier jemand Zwergenbrot und Kampfmuffins?) und hat die anfänglich wunderschönen Aromen der Gewürze und der Orangenschale  durch seine Konsistenz geschluckt. Sehr viel weniger Maisgries, keine zusätzliche Maisstärke (ich war halt etwas ängstlich, da noch nie geprobt) oder untergehobener Eischnee sind bei einer Wiederholung sicherlich meine Maßnahmen der Wahl. Die Rezeptidee an sich finde ich nämlich immer noch  sehr gut. Vielleicht sehe ich das gerade auch ein wenig zu finster - da ich den Popcornmais unbedingt mahlen wollte, habe ich es geschafft, hierbei ein Erbstück meiner Omi ins Nirvana zu schicken. Die Plastikhalterung des Mahlwerks der uralten elektrischen Kaffeemühle, mit der ich sonst Kräuter mahle, wurde leider am Ende von ein paar Popcornmaiskörnern erlegt... 🙁 Das süße Pesto hingegen klappt genau wie vorgestellt. Gab es bestimmt nicht zum letzten Mal.

Und noch eine kleine sentimentale Anwandlung am Rande, die das Ganze für mich abrundet. Mein Mann erzählte mir heute morgen, dass die Metro Group zur Franz Haniel & Cie GmbH gehört, deren Stammsitz Duisburg-Ruhrort ist. Ich bin zu einem beträchtlichen Teil in Homberg - direkt auf der anderen Rheinseite - aufgewachsen, wo Haniel ein bekannter Name ist. Ich ging auf das nach dem Gründer benannte Gymnasium, wohnte jahrelang direkt neben dem Park, wo Franz Haniel zum ersten Mal linksrheinisch Kohle abbaute, spielte in der Nähe zum Haniel-Hof, bewunderte aus der Ferne sehnsüchtig die weiße Direktorenvilla und erforschte heimlich darin herumkletternd mit Freunden die  - damals noch - verfallenen Gebäude der alten Zeche. Ja, wenig sinnreich. Aber schön, da ne unsinnige Verbindung zu etwas zu entdecken, mit dem man aufwuchs, und alte Erinnerungen anzustoßen.

(D)FssgF 2012

Wie jedes Jahr organisiert die liebe Rosa (und inzwischen sogar zum achten Mal!) das Blogevent (D)FssgF: (Deutsche - seit diesem Jahr sind wir international, deswegen eingeklammert) Foodblogger schicken sich gegenseitig Fresspakete.

Ich habe da schon öfter mitgemacht, auch mit meinem alten Blog schon, und habe immer sehr gute Erfahrungen mit meinen Päckchenschickern gemacht. Was ist denn auch cooler, als wenn Menschen, die sich selbst sehr intensiv mit Kochen und Lebensmitteln beschäftigen, sich durch dein Blog graben, sich Gedanken darum machen, was sie dir wohl Spezielles und Schönes schicken können und dir dann ein liebevoll zusammengestelltes Fresspaket mit leckeren und vielleicht sogar selbstgemachten Dingen zukommen lassen?

Letztes Jahr hatte ich den Termin zur Anmeldung leider verpasst und mich sehr darüber geärgert. Aber da es Petra vom Blog Foodfreak ähnlich ging, tauschten wir kurzer Hand einfach direkt untereinander. Dieses Jahr war Rosa so lieb nochmals eine  Erinnerungsmail an bisherige Teilnehmer zu senden, so dass ich die Deadline diesmal nicht einfach übersehen habe. 🙂 Für die Neugierigen an dieser Stelle übrigens nochmal das inoffizielle Fresspaket 2011, Fresspaket 2010 und Fresspaket 2009.  Eine Zusammenfassung für die diesjährig versendeten Fresspakete gibt es natürlich auch schon. Da kann man herumstöbern und gucken, was so Wunderbares durch die Welt geschickt wurde. Mein Paket ging dieses Jahr übrigens an Lena von Coconut & Vanilla.

Mein Fresspaket 2012 kam leider vollkommen kommentarlos an. Enthalten war:

  • Eine Tüte glasierte Maronen (die leider auf dem Transport aufgerissen ist)
  • Salsa di Radicchio (MHD: 04.12.2011)
  • Eine Dose Foie de Canard Haché (Meine Französischkenntnisse sind etwas eingerostet. Ich übersetze das als gehackte Entenleber? Lecker. Darf ich nur auch nicht mehr zu lange liegen lassen.)
  • Eine Packung Papadum
  • Eine Vanilleschote
  • Ein Miniaturfläschchen mit spanischem Essig (?)
  • 5 Walnüsse

Lieber  unbekannter Versender. Vielen Dank für diese neue Erfahrung.

 

Berliner Brot – die deutsche Antwort auf Cantuccini?

Es ist soweit. Ich kann es leider nicht mehr leugnen: Weihnachten naht. Der Weihnachtsmann bringt mir dieses Jahr leider immer noch keinen neuen coolen Backofen, aber Inspiration für neues Weihnachtsgebäck. Diesmal ist es Berliner Brot. Und weil sich alle Rezepte, die ich im Netz oder meinen Backbüchern gefunden hatte, irgendwie nicht ganz so lasen, wie ich dieses Weihnachtsgebäck von meiner Mama in Erinnerung habe, habe ich auf dem Papier ein neues Rezept entworfen. Das im gebackenen Zustand tatsächlich sehr lecker ist.

Übrigens... bei Wikipedia steht - nebst einer einzelnen und sehr märchenhaft klingenden Quelle eines Herstellers -, dass das Berliner Brot an Cantuccini  erinnern soll.  Ich liebe Cantuccini. Wirklich. Aber - nö. Die Gemeinsamkeit besteht hier allenfalls in der Form und in der Verarbeitung ganzer Nüsse. Mal ganz davon abgesehen, dass Berliner Brot nur einmal gebacken wird. Es soll zwar nicht supersaftig, sondern eher ein wenig kompakter und härter sein, geht aber (zumindest bis auf einige halb mumifizierte - und noch essbare - Ausnahmen, die nach der Weihnachtszeit noch einsam durch Keksdosen geistern) von der Konsistenz und Feuchtigkeit her  eher in Richtung Lebkuchen.

Die dunkle Farbe ergibt sich übrigens daher, dass traditionell mit Rübenkraut (Zuckerrübensirup) gebacken wird.

Rezept für Berliner Brot

500 g Mehl
300 g Haselnüsse
215 g Rübenkraut
200 g Zucker
125 g Butter
50 g echter Kakao
3 Eier
4 cl Rum oder Wasser
2 gestrichene TL Backpulver
1 EL Zimt
1/2  TL frisch gemahlener Kardamom
1/2 TL frisch gemahlener Piment
1 Prise Salz

Glasur (optional)

Puderzucker, Wasser

Zubereitung

  • Eier, Zucker, Rum/Wasser und weiches Fett in einer Backschüssel miteinander verrühren.
  • In einer zweiten Schüssel Mehl mit Gewürzen, Backpulver, Salz und dem Kakao vermengen und nach und nach unter den Teig mischen.
  • Danach die ganzen Haselnüsse unterheben. Der Teig sollte relativ zäh und klebrig sein.
  • Jetzt kann der Teig auf ein mit Backpapier belegtes Blech gekämpft befördert werden. Da dies eine sehr zähflüssige Angelegenheit ist, empfiehlt sich entweder a) viel Geduld und/oder b) eine zweite Person, die Blech und Backpapier festhält.
  • Die Teigmasse auf dem Blech mit einem großen Messer oder einem großen Löffel glattstreichen. Kleiner Tipp: Zwischendurch in kaltes Wasser tauchen macht die Aufgabe sehr viel einfacher.
  • Im vorgeheizten Ofen bei 200° Umluft für circa 15-20 Minuten backen. Da der Kuchen von Natur aus sehr dunkel ist, ist der Bräungsgrad kein Indikator. Ein guter Hinweis ist es, wenn  man den Rand anheben kann und das Berliner Brot sich vom Backpapier lösen lässt.
  • Nach dem Backen noch heiß mit einer dünn angerührten Glasur aus Puderzucker und etwas Wasser bestreichen.
  • Kurz etwas abkühlen lassen und mit einem sehr scharfen Messer (immerhin muss man durch ganze Nüsse) noch warm in Streifen  schneiden

Berliner-Brot-Fazit

Habe mich selbst überrascht. Sehr lecker. Das Rezept darf sich bei den liebsten Weihnachtsbackrezepten mit einreihen. Und vor allem: Ich muss keine Plätzchen dafür ausstechen. 🙂
Das leicht malzige Aroma des Rübenkrauts passt hervorragend zu den Gewürzen. Und dann die ganzen Nüsse.. hach. Ich liebe große Nuss- oder Mandelstücke. Apropos - wer mag, kann auch noch ganze Mandeln im Teig versenken, die passen auch sehr gut dazu.

 Weitere Weihnachtsrezepte

 

Statt Müsliriegel: Kleine Hafermonster

Darf ich vorstellen? Meine kleinen Hafermonster. Bis zu den Weihnachtsplätzchen ist es ja noch ein klitzekleines Weilchen hin, da passen diese Haferkekse perfekt in die entstandene herbstliche Keksversorgungslücke.

Selbstgebackene Haferkekse statt Müsliriegel

Als ich im unwissenden und pubertären Drang versuchte knusprige Haferkekse herzustellen, produzierte ich meist im Grunde eines: gebackenen Haferschleim. Das war zwar.... essbar. Irgendwie. Aber nicht das, was ich eigentlich backen wollte. In den Anfängen des Internets (ja, so lange ist meine Pubertät her), stolperte ich irgendwann über ein simples Löffelrezept für Haferkekse und erfuhr das Geheimnis von guten und knusprigen Haferkeksen: Fett!

Das aus dem Netz abgeschriebene Rezept (Quellenangabe = nicht mehr rekonstruierbar) habe ich über die letzten rund 15 Jahre modifziert und nach und nach mit all den Dingen versehen, die ich gerne in meinen Keksen sehe (Moosbeeren, Schokolade, Mandeln, Kokos). Daher nenne ich sie auch meine kleinen Hafermonster, weil die kleinen Teilchen es doch schon ziemlich in sich haben.

(Sorry für die Qualität der Fotos - die habe ich vor über zwei Jahren, im Urlaub bei einer lieben Freundin, noch mit meiner alten Pocketkamera geschossen.)

Rezept für knusprige Haferkekse "Kleine Hafer-Monster"

275 g kernige Haferflocken (keine  Schmelzflocken)
150 g Kokosraspel
130 g Zucker
125 g Butter
100 g getrocknete Cranberrys (Kranichbeeren/Moosberen)
100 g gehobelte Mandeln
50 g Zartbitterschokolade
30 g Mehl
3 Eier (M)
1/4 TL Vanillepulver / Mark einer Vanilleschote
1 Tütchen Backpulver

Zubereitung
(für circa 2 Bleche)

  • Die Butter in einem großen Topf schmelzen und nebenbei die Cranberrys grob hacken.
  • Haferflocken, Kokosraspeln, gehobelte Mandeln und die gehackten Cranberrys miteinander vermischen und in der geschmolzenen Butter etwas anrösten. Die Haferflocken dürfen hier ruhig leicht anknuspern und sollen die Butter richtig aufnehmen. Hierdurch werden die Haferflocken später vor den feuchten Zutaten geschützt, so dass die Haferkekse nicht matschig werden.
  • Die Schokolade hacken und bei leichter Hitze unter die leicht angerösteten Zutaten für die Haferkekse mischen - die Schokolade soll hierbei richtig wegschmelzen. Den Topf vom Feuer nehmen und die gesamte Masse ein wenig abkühlen lassen.
  •  Vanille, Zucker, Mehl und Backpulver miteinander vermischen und unter die Haferflockenmasse rühren.
  • Die Eier dazu geben - darauf achten, dass der Haferkeksteig auch wirklich kühl genug ist, damit sie nicht direkt denaturieren - und gründlich einarbeiten. Der Teig für die Haferkekse sollte eine feste, klebrige Masse sein und kein flüssiger Teig.
  • Nun formt man mit den Händen walnussgroße Kugeln aus dem Haferteig und gibt sie - mit etwas Abstand - auf ein mit Backpapier ausgelegtes Blech. Vorausschauende Menschen stellen sich hierbei zusätzlich eine Schüssel mit kaltem Wasser dazu. Befeuchtet man zwischendurch seine Hände, klebt der Teig kaum auf der Haut.
  • Die kleinen Hafermonster im vorgeheizten Backofen bei 175-180° (Umluft) circa 10-15 Min. backen. Bitte aufpassen, zumindest bei meinem etwas speziellen Ofen verbrennen sich die Haferkekse leicht die Füßchen.

Hafermonster-Fazit

Was soll ich sagen? Ich backe die Teilchen nicht ohne Grund so gerne und habe Freunde, die bei den Hafercookies stellenweise Suchtverhalten an den Tag legen. Diese Haferkekse sind unheimlich lecker, kompakt, sättigend und nicht zu süß und eignen sich daher auch hervorragend als Ersatz für gekaufte Müsliriegel und sind kleine Mahlzeit und Nascherei in einem. Falls jemand wandert oder mit den Kindern unterwegs ist, ist das auch ne gute Alternative zu gekauften Produkten. Wer zu faul zum Rollen ist, der kann die Kekse auch einfach mit zwei Löffeln abstechen und aufs Blech geben. Sind dann halt mehr so keine Hafergebirge.

Ich schätze ja Rezepte, die leicht zugänglich und ebenso leicht variabel sind. Genau so ist es mit meinem herzallerliebsten Haferkeksrezept. Man kann sich hier ganz nach persönlichen Vorlieben oder dem Inhalt der Vorratskammer richten. Statt Cranberrys kann man jedes kleingeschnittene Trockenobst nutzen, das  man eben mag. Oder man tauscht die Mandeln gegen Haselnüsse aus. Ein Teelöffelchen Zimt oder andere Gewürze am Teig schaden sicherlich auch nicht.

Hallo, liebe*r Leser*in,
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