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Arabischer Kichererbsensalat

Letzten Freitag, nachdem ich das Kind mit dem Lastenrad in der (leider weit entfernten) Kita eingesammelt hatte, waren wir in einem Friedrichshainer Park. Die Temperaturen waren zum ersten Mal wieder im zweistelligen Bereich - und zwar ohne dass wir vom kalten Wind erfroren. Um das zu kompensieren, schleckten wir Erdbeereis und tobten mit dem Roller durch den Park (okay, naja, zumindest eine*r von uns 😉 ), die ersten Bäume zeigten zaghafte grüne Spitzen, einige sogar Blüten. Die Frühlingslust hatte nicht nur uns und die Pflanzen, sondern auch den Rest der Menschen erfasst.

Es war Spätnachmittag und der Park war bei 13° und dafür, dass er derzeit immer noch nur den winterlichen Flair einer sanft begrünten Steppenlandschaft besitzt, echt gut besucht: Kinder spielten, Erwachsene unterhielten sich, Hunde rannten schnüffelnd umher, die Punks prosteten sich lachend auf der Wiese zu - und es wäre nicht Berlin, wenn nicht tatsächlich der erste Grill angeschmissen worden wäre. Bratwürstchenduft umkringelte sogar von zwei Seiten meine Nase und ließ mich an die Grillzeit denken. Also an die im Sommer, wenn es dann wirklich warm ist. 😉

Was mich an dieses wirklich sehr alte Rezept mit Kichererbsen von mir erinnerte, das ich vor über zehn Jahren in einem (nicht mehr existierenden) Online-Magazin veröffentlicht hatte. Man möge mir deswegen die extrem schrömmeligen Bilder nachsehen. Ich mache ganz, ganz bald endlich mal neue Fotos und dann werden diese urtümlichen Dinger im Stil eines 70er-Jahre-Kochbuchs ersetzt. Versprochen.

Rezept für arabischen Kichererbsensalat

Orientalischer Salat mit Kichererbsen

Ob als Vorspeise oder Hauptgericht: Kichererbsen (lat.: Cicer arietinum) sind Multi-Talente und finden oft Verwendung in der arabischen Küche. Natürlich habe ich noch ein paar mehr Rezepte mit ihnen in meinem Foodblog. Zum Beispiel für Falaffeln oder Hummus.

An einem warmen Sommerabend - aber natürlich auch im Frühling! - schmeckt ein frischer Salat aus Kichererbsen toll zu frisch gegrilltem Fleisch, Fisch oder vegetarischen Alternativen. Man kann ihn als arabisches „Tapas“ nutzen, als würzige Beilage reichen oder – mit leckerem Brot dazu – eine ganze vegane Mahlzeit davon bestreiten. Kichererbsen finden sich in den Rezepten der traditionellen deutschen Küche – die ja eigentlich eine große Liebe für Hülsenfrüchte hat – eher selten. Dabei taucht die verkannte Erbse unter anderem schon in mittelalterlichen Kräuterbüchern und Schriften als schmackhaftes Heilmittel auf – zum Beispiel bei Hildegard von Bingen. In arabischen Ländern, Indien und Mexiko, werden sie heute oft in Form von Eintöpfen, zu CousCous, Gemüse, frittiert oder als cremige Paste, die auf Brot gestrichen wird, genossen. In den letzten Jahren hat sie aber wieder Einzug ins Bewusstsein gefunden und bei den meisten Lebensmittelmärkten und einigen Drogerieketten zu bekommen.

Die Kichererbse ist eigentlich nicht näher mit der uns bekannten grünen Erbse verwandt – obwohl beide zur Familie der Hülsenfrüchte gehören. Es wird angenommen, dass die Kichererbse schon vor 80000 bis 10000 Jahren im Orient als schmackhafte Nutzpflanze angebaut wurde. Archäologische Funde und in der Antike dann Schriften über den Ackerbau, belegen ihre Nutzung als sättigendes und leckeres Gemüse . Im Altertum soll sie der Göttin Venus heilig gewesen sein, daher auch die Bezeichnung „Venuskicher“.

Wer sich tapfer der monumentalen Aufgabe stellen und statt Dosenerbsen lieber die getrockneten Kichererbsen verwenden will, muss diese mindestens 12 Stunden in kaltem Wasser einweichen. (Hier bitte darauf achten von vorn herein Schüsseln zu wählen, die groß genug sind, die Erbsen quellen noch stark auf.) Danach wird das Wasser weggegossen und die Erbsen werden nochmals drei Stunden lang gekocht, bevor sie weiterverarbeitet werden können.

Rezept für arabischen Kichererbsensalat

1 kleine Dose gekochte Kichererbsen (Abtropfgewicht ca. 300 g)
1 Bund glatte Petersilie
1 kleine Zwiebel
3 Knoblauchzehen
4 aromatische Tomaten
½ - 1 Paprika
1, 5 EL Olivenöl
Saft von ½ - 1 Zitrone
Chili oder Harissapaste, Pfeffer, Paprikapulver (edelsüß), Salz

Zubereitung

  • Die Dose öffnen, die Kichererbsen abgießen und in eine Schale geben.
  • Die Zwiebel, die Tomaten und die Paprika fein würfeln und mit den Kichererbsen vermischen.
  • Die glattblättrige Petersilie waschen, die groben Stängel entfernen und das ganze grob hacken (ein Wiegemesser bietet sich an).
  • Die Knoblauchzehen putzen und ganz fein hacken. Wahlweise kann man sie mit der Knoblauchpresse auch direkt in den Salat drücken.
  • Jetzt einen reichlichen Schuss gutes Olivenöl in den Salat geben und den Zitronensaft hinzu fügen. Ich persönlich mag es etwas säuerlicher, aber das geht ja nicht jedem so.
  • Alles gut durchmixen und mit ein wenig Chilipulver oder etwas Harissa, frisch gemahlenem Pfeffer, Paprikapulver und Meersalz abschmecken.
  • Etwas durchziehen lassen und eventuell nachwürzen.

Zubereitung von arabischem Kichererbsensalat

Im Kühlschrank hält sich ein solcher Salat gut verschlossen auch gut einen Tag lang knackig frisch. Allerdings sollte man das Behältnis wirklich gründlich und sorgfältigst verschließen – die Gefahr einer geschmackstechnischen Knoblauchverseuchung aller Lebensmittel im Kühlschrank ist sonst einfach zu groß.

Tepsi Badinjan – irakisches Ofengemüse mit Aubergine & Lamm vom Blech

* Werbung. Dieser Beitrag enthält Affiliate-Links zu Amazon. Bei einem Einkauf hierüber erhalte ich eine kleine Beteiligung.

Mit Tepsi Badinjan serviere ich euch heute authentische arabische Küche. Dieses im Irak sehr beliebte Gericht ist simpel zu machen - man muss fast nur Dinge schnibbeln -, dafür aber recht zeitaufwändig in der Zubereitung.

Tepsi Badinjan - ein Rezept für irakisches Ofengemüse mit Aubergine und Lammfleisch

 

Tepsi - ein Gericht aus dem Irak

Das Rezept habe ich von meinem Papa, dieser ist im Baghdad der 1940/50er Jahren in einem großen Haus der gehobenen Schicht aufgewachsen. Tepsi bereitete der hauseigene Koch oft für die Familie zu. Einer der Lieblingsplätze meines Vaters während des Heranwachsens scheint die Küche gewesen zu sein, wo er und seine Geschwister hungrig dem Schalten und Walten des Kochs folgten. Minutiös kann er mir heute noch Rezepte aus seiner Kindheit und Jugend schildern.

Tepsi - ein arabisches Rezept für Ofengemüse mit Lammfleisch>

Tepsi Badinjan - ein Rezept für irakisches Ofengemüse mit Aubergine und Lammfleisch

Der Koch Fatah hatte schon als kleiner Junge seine Ausbildung begonnen und hier seine Berufung gefunden - was laut meinem Vater jedem seiner Gerichte anzumerken war: "Kannst du dir das vorstellen: Jemand, der seit 50 Jahren täglich kocht, wie da die einfachsten Gerichte schon schmecken?"
Die Küche von Fatah zeichnete sich durch schlichte, aber gute und erdgebundene traditionelle irakische, beziehungsweise kurdische Rezepte aus. Im Grunde mein Credo. Ausgefallene Gewürze, wie wir sie heutzutage wieder mit dem Orient verbinden, verirrten sich allerdings nicht in die Gerichte. Zum einen ertrug meine exaltierte Großmutter, die große Dame des Hauses, keine Gewürze neben Salz und Pfeffer. (Leider.) Und zum anderen vertritt mein Vater die These, dass damals meist eh nicht so ein großer Gewürzreichtum genutzt wurde. (Was ein wenig wie die gefühlte Gewürzarmut der 1950/60er hier in Deutschland klingt.)

Lammfleisch, Zwiebeln und Auberginen für Tepsi

Tepsi - ein arabisches Rezept für Ofengemüse mit Lammfleisch>

Tepsi: Ein Name, tausend arabische Rezepte

Es gibt verschiedene Abwandlungen dieses Gerichts im orientalischen Raum, zum Beispiel mit Kartoffeln oder Bulgur, Köfte (Klößchen oder Klopsen) aus Bulgur und Hackfleisch oder nur Hackfleisch und mit deutlich mehr Flüssigkeit als Auflauf in einer der typischen runden Tepsi-Auflaufformen* (die ich mir dringend mal zulegen muss), obwohl diese glaube ich mehr eine türkische Version des Rezeptes sind. Wenn ich nicht völlig falsch liege, stammt der Name Tepsi (Tablett) auch aus dem osmanischen Türkischen.

Jede*r Koch oder Köchin hat ja das eigene, bewährte Rezept. Anders ist es ja auch in Deutschland mit Rezeptklassikern nicht. Mein Vater beharrt aber darauf, dass seine Variante dieses Blechgerichtes die traditionelle irakische, beziehungsweise ebenfalls kurdische ist. Während in anderen Versionen das Gemüse in tiefe Auflaufformen gegeben und mit viel Tomatensauce angegossen wird, geht es hier darum dass das Gemüse und das Fleisch breit ausgebreitet sind, alle Zutaten höchstens 3-4 Zentimer hoch gestapelt werden dürfen und den Saft der grillenden  Tomatenscheiben abbekommen. Er sagt dazu "Wenn du im Irak in ein Restaurant gehst und Tepsi bestellst, dann bekommst du genau das serviert!".  Als Beilage der Wahl empfiehlt er Bulgur*. Reis, oder Fladenbrot sind aber auch möglich.

frittierte Auberginen für ein arabisches RezeptHow to cook Tepsi / iraq

Rezept für Tepsi Badinjan

(je nach Beilagenmenge für 4-6 Personen)

1,2 Kg Lammkeule mit Knochen, alternativ 800-900 g Lammgulasch, nicht zu mager
1,2 Kg Auberginen /Badinjan
1 Kg Fleischtomaten
3 rote Paprika (ca. 700 g)
4 mittelgroße Zwiebeln
80 g gepresste Tamarinde ohne Kerne* (bei Produkt mit Kernen --> Menge erhöhen)
ca.  600 ml Wasser
Meersalz (fein), frisch gemahlener Pfeffer

Zubereitung

  • Auberginen waschen und in 0,5 Zentimer breite Scheiben schneiden.
  • Die Auberginenscheiben salzen und für 1 Stunde in einem Sieb (mit Teller darunter) Wasser ausschwitzen lassen. Dieses Entwässern hat den Vorteil, dass: a) die Auberginen sich dann angeblich nicht so sehr mit Fett vollsaugen  und b) die Auberginen sich dank geringerem Wasseranteil besser und schneller frittieren lassen.
  • Währenddessen mit einem scharfen Messer das Fleisch auslösen, von Sehnen befreien und in walnussgroße Stücke schneiden. Vorsicht: Bitte das Fett nicht komplett entfernen, sondern etwas davon mit zum Fleisch geben, da es sonst zu trocken wird. (Abschnitte, Fettreste und Knochen koche ich direkt nebenher aus und erhalte so eine tolle Brühe für Suppe.)
  • Das Fleisch in einem Topf scharf anbraten, dann mit dem Wasser ablöschen, salzen, pfeffern, Deckel drauf, gar kochen. Ich habe das Fleisch circa 45 Minuten kochen lassen, evtl. noch etwas Wasser nachgeben, damit genug Brühe vorhanden ist.
  • Die Tamarindenpaste niederkämpfen (das Zeug ist wirklich außerordentlich klebrig), in eine Schale geben und nach und nach mit circa 500 ml der kochendheißen Fleischbrühe übergießen. (Falls nicht genug Brühe vorhanden ist, kann man auch mit kochendem Wasser nachhelfen)Das Fleisch beiseite stellen.
  • Die überbrühten Tamarinden ein wenig ziehen lassen und dann mit einem Esslöffel die Paste zerhacken/zerrühren.
  • Obwohl angeblich kernfrei werden dennoch Kerne und dicke Pflanzenfasern in dem Saucenbrei vorhanden sein. Mit einem Löffel nun die Tamarindensauce durch ein feines Sieb passieren und auffangen, den Siebinhalt wegwerfen. Die säuerliche Tamarindensauce sollte von der Konsistenz her etwas dicklich und ähnlich einer leicht abgebundenen Bratensauce sein. Mit Salz und Pfeffer abschmecken und bitte darauf achten, dass man hier etwas überwürzen muss, da im Gegensatz zu dem Fleisch und den Auberginen die Tomaten, Paprika und Zwiebeln nicht nochmals gesondert gesalzen werden.
  • Die gewaschenen Zwiebeln, Paprika und Tomaten jeweils in maximal 0,5 cm breite Ringe oder Scheiben schneiden und bereit legen.
  • Nachdem alles vorbereitet ist, eine tiefe Pfanne oder einen Stielkasserolle nehmen, neutrales Öl hineingeben, erhitzen und die mit Küchenpapier trocken getupften Auberginenscheiben darin frittieren bis sie braun sind. Jeweils auf 2 Lagen Küchenpapier zum Abtropfen geben.
  • Die Auberginenscheiben eng auf ein Backblech legen. Die einzeln ausgelösen Zwiebelringe darüber legen. Dann das gekochte Fleisch gleichmäßig auf dem Gemüse verteilen. Die Paprikaringe abschließend darauf verteilen. Einen kleinen Teil der Tamarindensauce über dem Blech verteilen.
  • Jetzt die Tomatenscheiben eng nebeneinander auflegen und die Tamarindensauce darauf mit einem Löffel verteilen, etwas davon auch in die Zwischenräume tropfen lassen.
  • Das Blech bei 175° (Umluft) für 1 Stunde backen. Das Gericht ist fertig, wenn die Tomaten anfangen zu bräunen. Vorsicht: Die schon frittierten Auberginen werden durch das Backen wunderbar cremig und zerfallen fast im Fleisch. Bei mir waren sie etwas auf dem Blechboden angebacken, um das zu vermeiden, könnte man zwischendrin etwas Wasser angießen.
  • Traditionell wird dazu Bulgur gereicht. Bei uns gab es dazu Fladenbrot und etwas Joghurt. Aufgewärmt am nächsten Tag schmeckte mir das Tepsi übrigens fast noch besser: Gemüse, Würzsauce und Fleisch waren mehr zusammengerückt und es hatte was von einem warmen Salat, der eine hervorragende Füllung für mein Sandwich war.

Tepsi - ein arabisches Rezept für Ofengemüse mit Lammfleisch / tepsi

Weitere Ofengerichte...

Mit Tepsi Badinjan nehme ich übrigens Teil am All you need is.. Blechgerichte-Blogevent teil. Wer Lust auf noch mehr Gerichte vom Blech hat, wird bei den weiteren Teilnehmer*innen fündig. Achtung, jetzt folgt eine sehr lange Liste an Rezeptlinks - das ist fast schon ein eigenes Kochbuch für Leckereien vom Backblech. Ich wünsche euch viel Spaß beim Durchstöbern der Rezepte!

Kleiner Kuriositätenladen Marokkanisches Hähnchen vom Blech
Gaumenpoesie Gebackene Möhren mit Feta und Speck
Madam Rote Rübe Ofengemüse vom Blech: Brokkoli mit Kichererbsen und Zitronendip
Jankes*Soulfood Herzhafter Wabenkuchen mit Sauerkraut
Möhreneck Steckrüben-Curry vom Blech
Kartoffelwerkstatt Maishühnchen - Alles auf einem Blech
Ina Is(s)t Thymian-Lende vom Blech mit Blumenkohl und süßen Möhren
Nom Noms food Low Carb Blumenkohl-Pizza mit Feldsalat-Pesto und Burrata
Tinas Tausendschön Geröstete Tomaten mit Fleischbällchen vom Blech
Zimtkeks und Apfeltarte Zimtrollenkuchen vom Blech mit Frischkäse-Frosting
LECKER&Co Nasu Dengaku | Aubergine mit Miso
Gernekochen Hähnchen-Shawarma aus dem Ofen
S-Küche Saftige gebackene Hackbällchen mit Wurzeln und Rüben aus dem Ofen - ein Feierabend-Blechgericht
Ye Olde Kitchen Bunte Pommes aus dem Ofen mit Sesamdip
trickytine Gerösteter Rotkohl vom Blech mit Apfel, Salbei und Salsiccia
Patrick Rosenthal Indian Style Kartoffeln vom Blech
thecookingknitter Hähnchen in Blutorangen und Zitronen
Kleines Kuliversum Wintergemüse vom Blech mit Feta
moey’s kitchen Winterlicher Radicchio Caesar Chicken Salad vom Blech
pinch of spice Shakshuka vom Blech mit Karotten und Süßkartoffeln
Lecker muss es sein! Kräutriger Lachs vom Blech mit Kartoffeln, Kirschtomaten und Kräuterdip
Foodistas Curry-Lachs-Schaschlik mit Wintergemüse vom Blech
Eine Prise Lecker Leckere und einfache Antipasti vom Blech
Cakes, Cookies and more Kartoffel-Wurst-Blech mit Gemüse
Jessis Schlemmerkitchen Ofen-Süßkartoffeln mit Kichererbsen
zimtkringel Blech rustikal
Küchenlatein Flammkuchen New York
Marlene’s sweet things Apfel Flammkuchen mit karamellisierten Mandelnl
Schöner Tag noch! Röstgemüse vom Blech mit Linsensalat, gebratenen Römersalatherzen und Hummus
Küchenmomente Bunter Gemüsekuchen vom Blech
ninamanie Belegte Blumenkohl-Steaks vom Blech
Der magische Kessel Tepsi Badinjan - irakisches Ofengemüse mit Aubergine & Lamm vom Blech
USA kulinarisch Chicken Fajitas mit Paprika und Zwiebeln
pastasciutta Bratkartoffeln vom Backblech
Brotwein Hähnchen mit Ofengemüse & Kartoffeln vom Blech mit Joghurtsauce
Naschen mit der Erdbeerqueen Herzhafte Hefeteilchen mit Käse und Kräutern
Julz kocht - Ein Bielefelder Foodblog Kartoffelgratin mit roter Beete
Küchenliebelei Schweinelende in Mürbeteig mit Kartoffeln und Gemüse – alles vom Blech

Zu Besuch im Tungo’s [Werbung]

Letztens war ich zum Lunch-Talk über die Berliner Gastronomie im eingeladen. Gastgeber dieser erstaunlich intimen Runde war Hussein Jezzini, der mit dem Tungo's Mitte Juni seine erstes eigenes Lokal eröffnen wird.

Tungo's in der Oranienburger

Platziert ist das Tungo's in der Oranienburger Straße - in einer sehr gegensätzlichen Gegend,  zum Teil von Touristen überlaufen, zwischen Sternerestaurants, Berlin-Mitte-Hipstern, Büros und verfallenen Gebäuden. Das wunderbar eingerichtete Lokal (modern aber gemütlich) mit seiner offenen Küche, das Café und Restaurant sein möchte, ist in einem denkmalgeschütztem Gebäude untergebracht - in dem spannenderweise vorher ein Stripclub war. Heiß (hö, hö, - ich zahl dann mal nen Fünfer in die Wortspielkasse) geht es es jetzt aber nur noch in den Töpfen zu. Von der früheren Nutzung ist in den luftigen Räumen nichts zu merken. Das Café/Restaurant will dazu einladen, hier länger zu verweilen, zum Beispiel auch auf der Empore - die Atmosphäre und Einrichtung sind jedenfalls stimmig dafür.

Gefüllte Zucchinis mit Reis

Das Essenskonzept im Tungo's

An dem Tag wurde dort zum ersten Mal richtig gekocht, wir waren also quasi die Versuchskaninchen. (Noch ein Wortspiel. Konnte ich mir aber angesichts der Häschenohren des Logos ebenfalls nicht verkneifen.)

Soweit ich verstanden habe, wird die Küche sich kulinarisch im pan-arabisch-europäischen Raum bedienen und sich nicht kulturell kulinarisch limitieren. Quasi von deutschem Käsekuchen über Pasta bis hin zu Hummous.
Serviert wurden uns bei dem Lunch-Talk arabische Mezze - also kleine delikate Snacks zum Verzehren oder Tunken. Da gab es unter anderem mit Reis gefüllte Zucchini, Joghurt mit Kichererbsen und gerösteten Cashews, Gemüse, Salat aus angekeimten Kichererbsen, selbstgebackenes Vollkornbrot, frittiertes arabisches Fladenbrot (wie hier bei dem Rezept für Fattoush), Babaghanoush (Auberginencreme), sehr leckeres Hummous (Husseins Mama macht das Tahin - also die Sesampaste - dafür selbst), Za'tar zum Tunken (syrische Gewürzmischung mit Öl), aber auch Marmeladen, frisch gebackenener glutenfreier Schokoladenkuchen und ein Puddingdessert mit Xucker. Die Hersteller dieses Zuckeraustauschstoffs sind Partner von Hussein, der die Produkte auch in seinem Laden zum Verkauf anbieten will. Nun bin ich echt kein Fan von diesen Zuckeraustauschgeschichten, sondern verfolge eher das Lustprinzip "Alles wird besser mit Butter. Oder genug Schokolade (ohne Xylit 😉 )!" - aber hey, genug Leute finden das wohl toll, und wenn das als Konzept so klappt - ist doch super.

Das Spannende an der Menükarte des Tungo's ist eben gerade, dass die Leute selbst wählen können: Will ich ein köstliches Kalorienbömbchen in Käsekuchenform? Oder wähle ich die Variante mit Xucker? Möchte ich Penne Arrabiata mit geilen glutenhaltigen Oldschool-Nudeln? Oder möchte ich Zoodles Arrabiata? (Für die Uneingeweihten: Zoodles sind mit Spiralschneidern in Spaghettiform geschnittene Zucchinis - geht auch mit Möhren. Und nein, die können keine echte Pasta ersetzen, lasst euch nix erzählen. Aber sie können dennoch ganz gut schmecken - probiert's halt mal. Ich habe auch so ein Spiralschneidedings hier.)
Und das ist halt das Angenehme: Ohne sich lästig zu einer Lebensmittelreligion missioniert zu fühlen, kann man sich entspannt zurücklehnen, seinen (echt guten - die Berliner Kaffeerösterei ist halt auch mit im Boot) geeisten Milchkaffee schlürfen, und das wählen, was er/sie/eins gerne essen und seinem Körper Gutes tun möchte. Und genau so relaxt kann man dann eben auch mal vorsichtig in andere Genusswelten hineinschnuppern.

Gesund Kochen

Hussein ist im Ruhrpott mit vier Geschwisterkindern in monetär recht schwierigen Verhältnissen aufgewachsen. Er erzählt, dass er selbst mal sehr übergewichtig war - das scheint ihn innerlich auch anzutreiben erschwingliches, gesundes und gutes Essen anbieten zu wollen - ganz ohne Verzicht.

Leidenschaftlich beschreibt er, was er erreichen will, nämlich, dass die Leute wieder mehr selbst kochen, dass sie bei ihm Gerichte probieren und erkennen "Aha - das kann ich selbst auch Zuhause kochen!". Ein etwas bizarres, aber altruistisches Ziel für einen Gastronomen, der für Interessierte auch Kochkurse für die Zukunft angedacht hat. Sein Konzept vom guten und unkomplizierten Essen trifft aber zum Beispiel bei mir einen Nerv - genau das ist ja auch die Idee, in Kombination mit Koch- und Backlust, die hinter diesem Blog steht: Einfach & unkompliziert, aber gut.

Im Gespräch sagte er, dass er mit seiner Karte "ganz normale Menschen - wie du und ich" ansprechen wolle. Das schlägt sich auch in den geplanten Preisen nieder. Während weiter unten am Tisch die Preise von Berliner Nobelrestaurants diskutiert wurden, erfuhr ich, dass ein ordentliches Stück Kuchen preislich bei 3-4 Euro liegen soll. Die Zoodles Arrabiata werden wohl so um die 8 Euro kosten. Gut erschwinglich für die Ecke.

Wer mehr über Hussein und seinen Weg zum eigenen Restaurant - der so weit ich das verstanden habe, ohne Investor und nur mit Mitteln der Familie/Freunden bestritten wird - erfahren will, kann das im Blog von Orderbird nachlesen. Die Firma, die iPad-Kassensysteme vertreibt, begleitet Hussein als Partner im Geschäft und mit der Artikelserie "Mein Erfolgsrezept - Durchstarten mit Hussein" bei der Neugründung. Wer schon immer mal darüber nachgedacht hat ein eigenen Gastronomiebetrieb aufzumachen - bitte lesen! Hier finden sich mannigfaltige Informationen darüber, was man alles im Genehmigungsdschungel von Berlin zu beachten hat.
Und wer sich jetzt dazu angespornt sieht, endlich selbst, abseits von Fix-Tüten und Fertigprodukten, mal wieder zum Kochlöffel zu greifen, findet hier noch ein paar Tipps zur Einkaufs- und Rezeptplanung. Wer behauptet, das schlicht die Zeit zum Kochen fehlt: Es gibt inzwischen Maschinen, die einem das erleichtern. Mit etwas Planung kann man gute Gerichte schonend und zeitsparend im Slowcooker zubereiten. Andere wiederum werden erst mit der Geburt ihrer Kinder für gesunde, ausgewogenere Ernährung sensibilisiert. Vom Staatsinstitut für Frühpädagogik gibt es diese Ideen, wie man Kinder am besten in den Kochprozess einbindet - schließlich muss man sie sich früh holen. 😉 Im Artikel wird von älteren Kindern gesprochen, wir haben hier aber schon mit ein bis anderthalb Jahren angefangen, das spielerische Interesse des Kindes am Kochen und Backen zu fördern.

Und an das Team vom Tungo's: Danke für diesen kleinen Blick hinter die Kulissen. Ich bin jedenfalls gespannt, wie das Lokalkonzept sich entwickelt. Euch viel Erfolg & einen guten Start!

Tungo's
Oranienburger Straße 37
10117 Berlin
Geplante Eröffnung: Mitte Juni 2018

*Werbung. Warum ich diesen Artikel u. a. als Werbung kennzeichne, könnt ihr bei Rechtsanwältin Miriam Vollmer nachlesen.

Arabische Küche: Mischmisch – gebackene Aprikosen mit Honig und Orangenblütenwasser

Vor einiger Zeit bin ich während der Suche nach einem völlig anderen arabischen Aprikosenrezept über das wunderbare Foodblog von Bint Rhoda (arabisch: Rhodas Tochter - eigentlich heißt sie Jessica) gestolpert und las mit zusammenlaufendem Wasser im Mund ihr Rezept für zärtlich in Honig, Butter und Orangenblütenwasser gewälzte und danach zartschmelzend gebackene Aprikosen.

 

Arabische Küche: Rezept für gebackene Aprikosen mit Honigbutter und Orangenblütenwasser

 

Mein Magen und mein Herz flüsterten mir in den nachfolgenden Tagen ständig zu, doch endlich die gebackenen Mischmisch (arabisch: Aprikosen) nachzukochen. Gar nicht so einfach mit Baby, Job und zig anderen Projekten, ein passendes Zeitfenster zu finden, um in Ruhe zu fotografieren und auszuprobieren. Aber letztlich passte es dann doch und ich konnte sogar die liebste, beste Freundin und den Herzmenschen damit beglücken. Wenn ihr gut Englisch könnt, lest euch Bint Rhodas Artikel auch noch durch, darin erklärt sie auch noch ein arabisches Sprichwort à la Sankt Nimmerleinstag - mit Mischmisch als Sprichwortbasis hört es sich allerdings gleich hübscher an.

 

Aprikosen für ein arabisches Dessert

 

Beim Lesen ihrer arabischen Rezepte musste ich oft lachen oder nicken. Schon spannend, obwohl sie nochmal aus einem anderen Kulturkreis kommt (palästinensisch-US-amerikanisch) und ich andere Wurzeln habe (irakisch/kurdisch-deutsch) ist es faszinierend, wie viele Sachen aus der arabischen Küche sich decken oder wo ich ähnliche Erfahrungswerte habe.

 

Sommerblütenhonig aus Bernau bei Berlin

Honig aus der Region Berlin

Bint Rhoda gibt in ihrem Rezept an, dass man zu einem regionalen, flüssigen Honig greifen soll. In der Regel nutzen wir wunderbaren Honig von Imkern aus Fredersdorf bei Berlin, für den ich hier in Friedrichshain eine Quelle habe. Jetzt ist allerdings ein Arbeitskollege des Liebsten seit kurzem unter die Imker gegangen und wir hatten die Gelegenheit etwas von seinem Sommerblütenhonig zu erwerben. Seine fleißigen Damen sammeln übrigens in Bernau bei Berlin. Und was soll ich sagen? Himmlisch. Ich liebe Honig im Essen, aber pur kann ich ihn nicht genießen. Anders bei dieser goldschimmernden Substanz, man schmeckt förmlich jede einzelne Blüte heraus. Ganz zart und exzellent im Geschmack und nicht so brachial. Das passte hervorragend zu dem Herbsüßsäuerlichen der Aprikosen und dem arabischen Orangenblütenwasser, das man ja nur dezent einsetzen sollte.

Arabische Küche: Rezept für gebackene Aprikosen mit Honigbutter und Orangenblütenwasser

Gebackene Aprikosen - ein arabisches Rezept

Kauft ruhig ein paar Aprikosen mehr und probiert wie die Süße der Früchte ist. Je nachdem kann der Honiganteil erhöht werden. Ich würde keine winzigen Zuckeraprikosen, aber auch keine Mammutaprikosen verwenden. Das Köstlichste an diesem schlichten und doch so aromatisch-vielschichtigem arabische Gericht mit nur vier Zutaten ist die Sauce, die sich am Ende am Boden sammelt: Eine zähflüssige Melange aus Butter, Honig, Orangenblüten, Fruchtsaft und einer Note Karamell. Die bernsteinfarben-buttrig-schimmernden Früchte sind natürlich auch nicht zu verachten. 😉

Die Aprikosen schmecken gut zu Joghurt (wobei der in seiner Klarheit viel Geschmack nimmt), noch warm aus dem Ofen auf Vanilleeis, auf Milchreis oder Griesbrei, pur und natürlich auch auf Porridge.

 

Arabic food: How to make bakes apricots with honey, butter & orangeblossom water

Rezept für gebackene Aprikosen mit Honig, Butter & Orangenblütenwasser

8 Aprikosen
2 EL regionaler Honig (mehr, wenn die Aprikosen nicht süß genug sind)
1 EL Butter (geschmolzen)
1/4 TL Orangenblütenwasser*

Zubereitung

  • Aprikosen waschen, halbieren, entsteinen und mit der Schnittfläche nach oben in eine Auflaufform legen.
  • Honig, Butter und Orangenblütenwasser in einer kleinen Schale mit einander verquirlen.
  • Die Aprikosen mit der Honigbutter bestreichen, darauf achten, dass die Höhlungen der Aprikosen jeweils mit etwas davon gefüllt sind.
  • Bei 175° Umluft für 15 Minuten backen, rausholen, die Aprikosenhälften wenden und nochmals für 5-10 Minuten in den Ofen geben, bis die Aprikosen weich gebacken und durchscheinender sind.
  • Noch warm servieren.

 

* Werbung. Afiliate-Link zu Amazon. Bei einem Einkauf hierüber erhalt ich eine geringe Vergütung. Es entstehen keine weiteren Kosten. Danke!

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Lagerküche: Hais – Energy Balls aus dem Mittelalter

Die letzten anderthalb Wochen habe ich mit Mann und Baby in einem Reiselager des 13. Jahrhundert anlässlich des ersten Hochmittelaltertreffens im Kloster Jerichow - das ich auch mitorganisiere - zugebracht.  Ich habe mir damit endlich meine schon seit 20 Jahren bestehende Sehnsucht nach authentischem Mittelalter-Reenactment erfüllt, aber natürlich fand ich größenwahnsinnigerweise Berlin im 13. Jahrhundert nicht spannend genug und habe mich für die allererste Gewandung auf eine Gewürzhändlerin aus Byzanz versteift, die es auf Umwegen herverschlagen hat. (Was so abwegig gar nicht ist - wie mir ein Lokalhistoriker erklärte, gab es zum Beispiel zwischen dem Kloster Jerichow und Byzanz mehrere Reisen zu Zeiten Barbarossas zwecks Eheverhandlungen.)

Hais: Arabische Süßigkeit nach einem Rezept aus einem Kochbuch des Mittelalters

Die Quellenlage für Frauenfiguren aus der nichtadeligen Schicht ist allerdings relativ bescheiden. Weshalb ich die letzten anderthalb Jahre auch mehr mit der Nase in diversen Bücherstapeln verbracht habe, als mit der Nähnadel in der Hand. Wer mir auf Instagram folgt, wird meine hektischen Kampfnähattacken kurz vor dem Treffen und ein paar Fotos aus dem Lager sicherlich schon gesichtet haben. Auf meinem Handarbeitsblog Fiberspace werde ich im Laufe der nächsten Wochen auch sicherlich noch ausführlicher was zu meiner Klamotte schreiben. An dieser Stelle nochmal einen großen Dank an die Handmaid für ihre Nähdienste beim Liebsten und ihre Hilfe bei mir.

Hais: Arabische Süßigkeit nach einem Rezept aus einem Kochbuch des Mittelalters

Arabische Süßigkeiten

Aber zurück zum Kochen: Natürlich wurde auch auf offenem Feuer in Feuergruben gekocht und mit authentischem Kochgeschirr, das dem aus dem 13. Jahrhundert nachempfunden ist. Und ebenso natürlich konnte ich meine Fingerchen natürlich nicht still halten und habe selbst bei einigen Gerichten Hand angelegt. Zuletzt hatte ich bei einem Lager vor 14 Jahren auf offenem Feuer gekocht und dann jetzt direkt in solchen Mengen mit ungetesteten Rezepten - es war also schon ein wenig aufregend für mich und ich war anfangs etwas unsicher. (Der Liebste erklärte mir gestern, dass mein Fluchpegel an den Tagen doch ein wenig.. erhöht war. Ähem... 😉 ) Und mit den mittelalterlichen Energy Kababs dann auch noch ein noch nicht getestetes und von mir modifiziertes Rezept - auch wenn hier die Zutaten nur gehackt und nicht gekocht werden müssen. Immerhin habe ich schon oft meine modernen Energiebällchen gemacht und es mir deswegen mit Nachbesserungen on the fly zugetraut.

Reenactment: byzantinische Gewürzhändlerin_sOrientalische Süßigkeit: Zubereitung von Dattelröllchen_s

Das Kitâb al Tabîkh: Reiseproviant aus dem Mittelalter

Da meine Gewürzhändlerin aus Byzanz kommt, wo diverse Warenströme und Kulturen zusammenflossen, konnte ich zu der geliebten Neuübersetzung des Kitâb al Tabîkh (Book of Dishes/Das Buch der Gerichte)* greifen. Ich hatte bei dem Rezept für Rishta bi Adds (die übrigens auch - mit kleiner Variation, die demnächst im Rezept ergänzt wird - von mir die Lagerfeuertauglichkeit bescheinigt bekommen) schon ausführlich etwas zu diesem aus Baghdad stammenden Kochbuch aus der Feder von Muḥammad bin al-Ḥasan bin Muḥammad bin al-Karīm al-Baghdadi geschrieben. Und ich bin immer wieder überrascht, wie aktuell und gut die fast 800 Jahre alten Rezepte sind und wie sie sich auch heute noch in der arabischen Küche wiederfinden. (Kann man ja von mittelalterlichen deutschen Rezepten jetzt nicht so wirklich behaupten. Und nein, Schwein am Spieß zählt hierbei nicht.) Ihr werdet jedenfalls in den nächsten Jahren sicherlich noch einiges aus meinem kleinen Lieblingskochbuch zu lesen bekommen.

Auf Wunsch eines einzelnen Schmieds folgt jetzt ein Pi-mal-Daumen-Rezept, das meine moderne Umsetzung des arabischen Rezeptes aus dem 13. Jahrhunderts ist. Al-Baghdadi weist in seinem Rezepttext sogar darauf hin, dass diese Süßigkeit besonders gut für Reisende ist - sehr passend also für unser Reiselager. Da ich vor Ort keine Waage hatte, kann ich die Mengen nur ungefähr wiedergeben. Geschmacklich waren diese Energy Balls übrigens wirklich total lecker, weswegen ich auch von Rezeptgierigen  zu diesem Blogeintrag genötigt wurde. Mengenmäßig: Es wird viel. Wir haben mit vielen ein paar Tage davon genascht. Aber so ist es ja auch gedacht. 😉

Infos & Unterschiede zum Originalrezept aus dem Kitab Al-Tabikh

  • Das Originalrezept verlangt nach getrocknetem, zerriebenen Brot von exzellenter Qualität oder Keksen. Normales Semmelmehl passte für mich nicht, deswegen habe ich zu japanischem Panko gegriffen (das Brotzeug, das außen am frittierten Sushi klebt ;)), was erstaunlich gut funktioniert hat. Das Brot war überhaupt eine sehr nette Ergänzung, da ich zur besseren Formbarkeit Öl und kein Wasser hinzu gab, war es auch noch nach Tagen knusprig.

 

  • Al-Baghdadi verlangt nach gemahlenen Mandeln und Pistazien, ich habe Haselnüsse gewählt.

 

  • Im Original wird Sesamöl verwendet, das durch Braten von Gewürzen aromatisiert wird. Da gerade Zimt sowas nicht so gerne mag, habe ich die Gewürze direkt hinzugegeben und geschmacksneutrales Sonnenblumenöl verwendet. Als weitere Alternative wird geklärte Butter genannt, was die Hais wahrscheinlich besser formbar machen würde. Allerdings sehe ich dann aber das Problem, dass Butter bei Wärme und ungekühlter Lagerung eventuell leicht ranzig werden kann. Als moderne Variante ginge evtl. geschmacksneutrales Kokosöl?

 

  • Da ich nicht genug Datteln hatte, habe ich zusätzlich softe getrocknete Pflaumen genutzt.

 

  • Im Originalrezept werden die Kababs anschließend in Puderzucker gewälzt. Davon habe ich abgesehen, da ich vermute, dass der Zucker Feuchtigkeit zieht, zumindest wenn die Datteln eingeweicht wurden.
    Note to myself: Nicht nur vermuten, austesten!

 

  • Charles Perry übersetzt "Kabab" (das beschreibt die Form) so, dass man Bällchen formen soll. Das geht a) wegen der Konsistenz schlecht. Das Rollen funktioniert in der Öl-Variante und mit rehydrierten Datteln nicht gut bis gar nicht, das Zusammenpressen zu  länglichen Gebilden im Handteller hingegen schon. b) Kababs kenne ich (aus dem herzhaften Bereich) immer als länglichere Gebilde. Vielleicht kennen einige von das Wort ja zum Beispiel vom Schisch Kebap. Also im Grunde mehr Energy Röllchen als Balls.
    Edit: Neuerliches Nachgraben zeigt mir, dass Kabab/Kabob sich vom Wortstamm her auf die Zubereitungart (gegrillt) zu beziehen scheint. Also macht Kugeln oder längliche Dinge - wie es halt für euch funktioniert.

 

  • "Hais" bedeutet aus dem Arabischen übersetzt so viel wie "Mischung" - schon sehr treffend. 😉

 

Rezept für Hais: Arabische Süßigkeit nach einem Rezept aus einem Kochbuch des Mittelalters

Reiseproviant aus dem Mittelalter
Rezept für "Hais" - Energy Balls/Dattelröllchen

300 g - 400 g Datteln
500 g softe Trockenpflaumen
400 g gemahlene Haselnüsse
100-150 g Panko*
Sonnenblumenöl
1-2 TL frisch und fein gestampfter Kardamom
2 TL Ceylon-Zimt*
100-200 g gemahlene Haselnüsse zum darin wälzen

Zubereitung

  • Falls die Datteln zu trocken sind: Datteln in eine Schale geben, mit heißem Wasser überbrühen und mindestens 15 Minuten ziehen lassen, damit sie wieder softer und nicht zu faserig sind. (Al-Baghdadi empfiehlt frische Datteln oder eben mazerierte getrocknete)
  • Die Datteln entkernen, fein hacken und in eine große Schüssel geben.
  • Ebenso mit den Pflaumen verfahren.
  • Haselnussmehl, fein gemahlene oder gestampfte Gewürze und das Panko hinzugeben. Mit den Händen alles gut miteinander verkneten. Abschmecken.
  • Sehr wahrscheinlich (das hängt eben auch von den von euch verwendeten Trockenfrüchten, Nüssen und dem Panko ab) wird die Masse jetzt noch etwas zu bröselig sein, um sie mit den Händen zu Kugeln oder kleinen Würstchen (Kababs) zu formen. Gebt 2-3 EL Öl hinzu, arbeitet es ein, macht eine Probe und ergänzt dann falls nötig weiter mit Sonnenblumenöl.
  • Die Masse aus Trockenfrüchten und Nüssen in der Hand zu länglichen kleinen Gebilden (Kabab) pressen, bei mir sahen sie am Ende wie größere Datteln aus. Abschließend in Haselnussmehl wälzen, damit sie später nicht aneinander kleben.
  • In einer Dose trocken und kühl lagern.

Tipp: Wer die Mengen nicht im Mittelalterstyle bezwingen will und eine moderne Küche greifbar hat, kann natürlich die Trockenfrüchte einfach in einem Foodprocessor zerkleinern. Und da wir uns im Lager mit einem Holzmörser abquälten: Zuhause mörsere ich mir nicht (mehr) stundenlang nen lahmen Arm mit so nem Teil, sondern werfe die Saaten und Gewürze einfach schnell in meine geliebte elektrische Kaffeemühle*.

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