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Zu Besuch im Tungo’s [Werbung]

Letztens war ich zum Lunch-Talk über die Berliner Gastronomie im eingeladen. Gastgeber dieser erstaunlich intimen Runde war Hussein Jezzini, der mit dem Tungo's Mitte Juni seine erstes eigenes Lokal eröffnen wird.

Tungo's in der Oranienburger

Platziert ist das Tungo's in der Oranienburger Straße - in einer sehr gegensätzlichen Gegend,  zum Teil von Touristen überlaufen, zwischen Sternerestaurants, Berlin-Mitte-Hipstern, Büros und verfallenen Gebäuden. Das wunderbar eingerichtete Lokal (modern aber gemütlich) mit seiner offenen Küche, das Café und Restaurant sein möchte, ist in einem denkmalgeschütztem Gebäude untergebracht - in dem spannenderweise vorher ein Stripclub war. Heiß (hö, hö, - ich zahl dann mal nen Fünfer in die Wortspielkasse) geht es es jetzt aber nur noch in den Töpfen zu. Von der früheren Nutzung ist in den luftigen Räumen nichts zu merken. Das Café/Restaurant will dazu einladen, hier länger zu verweilen, zum Beispiel auch auf der Empore - die Atmosphäre und Einrichtung sind jedenfalls stimmig dafür.

Gefüllte Zucchinis mit Reis

Das Essenskonzept im Tungo's

An dem Tag wurde dort zum ersten Mal richtig gekocht, wir waren also quasi die Versuchskaninchen. (Noch ein Wortspiel. Konnte ich mir aber angesichts der Häschenohren des Logos ebenfalls nicht verkneifen.)

Soweit ich verstanden habe, wird die Küche sich kulinarisch im pan-arabisch-europäischen Raum bedienen und sich nicht kulturell kulinarisch limitieren. Quasi von deutschem Käsekuchen über Pasta bis hin zu Hummous.
Serviert wurden uns bei dem Lunch-Talk arabische Mezze - also kleine delikate Snacks zum Verzehren oder Tunken. Da gab es unter anderem mit Reis gefüllte Zucchini, Joghurt mit Kichererbsen und gerösteten Cashews, Gemüse, Salat aus angekeimten Kichererbsen, selbstgebackenes Vollkornbrot, frittiertes arabisches Fladenbrot (wie hier bei dem Rezept für Fattoush), Babaghanoush (Auberginencreme), sehr leckeres Hummous (Husseins Mama macht das Tahin - also die Sesampaste - dafür selbst), Za'tar zum Tunken (syrische Gewürzmischung mit Öl), aber auch Marmeladen, frisch gebackenener glutenfreier Schokoladenkuchen und ein Puddingdessert mit Xucker. Die Hersteller dieses Zuckeraustauschstoffs sind Partner von Hussein, der die Produkte auch in seinem Laden zum Verkauf anbieten will. Nun bin ich echt kein Fan von diesen Zuckeraustauschgeschichten, sondern verfolge eher das Lustprinzip "Alles wird besser mit Butter. Oder genug Schokolade (ohne Xylit 😉 )!" - aber hey, genug Leute finden das wohl toll, und wenn das als Konzept so klappt - ist doch super.

Das Spannende an der Menükarte des Tungo's ist eben gerade, dass die Leute selbst wählen können: Will ich ein köstliches Kalorienbömbchen in Käsekuchenform? Oder wähle ich die Variante mit Xucker? Möchte ich Penne Arrabiata mit geilen glutenhaltigen Oldschool-Nudeln? Oder möchte ich Zoodles Arrabiata? (Für die Uneingeweihten: Zoodles sind mit Spiralschneidern in Spaghettiform geschnittene Zucchinis - geht auch mit Möhren. Und nein, die können keine echte Pasta ersetzen, lasst euch nix erzählen. Aber sie können dennoch ganz gut schmecken - probiert's halt mal. Ich habe auch so ein Spiralschneidedings hier.)
Und das ist halt das Angenehme: Ohne sich lästig zu einer Lebensmittelreligion missioniert zu fühlen, kann man sich entspannt zurücklehnen, seinen (echt guten - die Berliner Kaffeerösterei ist halt auch mit im Boot) geeisten Milchkaffee schlürfen, und das wählen, was er/sie/eins gerne essen und seinem Körper Gutes tun möchte. Und genau so relaxt kann man dann eben auch mal vorsichtig in andere Genusswelten hineinschnuppern.

Gesund Kochen

Hussein ist im Ruhrpott mit vier Geschwisterkindern in monetär recht schwierigen Verhältnissen aufgewachsen. Er erzählt, dass er selbst mal sehr übergewichtig war - das scheint ihn innerlich auch anzutreiben erschwingliches, gesundes und gutes Essen anbieten zu wollen - ganz ohne Verzicht.

Leidenschaftlich beschreibt er, was er erreichen will, nämlich, dass die Leute wieder mehr selbst kochen, dass sie bei ihm Gerichte probieren und erkennen "Aha - das kann ich selbst auch Zuhause kochen!". Ein etwas bizarres, aber altruistisches Ziel für einen Gastronomen, der für Interessierte auch Kochkurse für die Zukunft angedacht hat. Sein Konzept vom guten und unkomplizierten Essen trifft aber zum Beispiel bei mir einen Nerv - genau das ist ja auch die Idee, in Kombination mit Koch- und Backlust, die hinter diesem Blog steht: Einfach & unkompliziert, aber gut.

Im Gespräch sagte er, dass er mit seiner Karte "ganz normale Menschen - wie du und ich" ansprechen wolle. Das schlägt sich auch in den geplanten Preisen nieder. Während weiter unten am Tisch die Preise von Berliner Nobelrestaurants diskutiert wurden, erfuhr ich, dass ein ordentliches Stück Kuchen preislich bei 3-4 Euro liegen soll. Die Zoodles Arrabiata werden wohl so um die 8 Euro kosten. Gut erschwinglich für die Ecke.

Wer mehr über Hussein und seinen Weg zum eigenen Restaurant - der so weit ich das verstanden habe, ohne Investor und nur mit Mitteln der Familie/Freunden bestritten wird - erfahren will, kann das im Blog von Orderbird nachlesen. Die Firma, die iPad-Kassensysteme vertreibt, begleitet Hussein als Partner im Geschäft und mit der Artikelserie "Mein Erfolgsrezept - Durchstarten mit Hussein" bei der Neugründung. Wer schon immer mal darüber nachgedacht hat ein eigenen Gastronomiebetrieb aufzumachen - bitte lesen! Hier finden sich mannigfaltige Informationen darüber, was man alles im Genehmigungsdschungel von Berlin zu beachten hat.
Und wer sich jetzt dazu angespornt sieht, endlich selbst, abseits von Fix-Tüten und Fertigprodukten, mal wieder zum Kochlöffel zu greifen, findet hier noch ein paar Tipps zur Einkaufs- und Rezeptplanung. Wer behauptet, das schlicht die Zeit zum Kochen fehlt: Es gibt inzwischen Maschinen, die einem das erleichtern. Mit etwas Planung kann man gute Gerichte schonend und zeitsparend im Slowcooker zubereiten. Andere wiederum werden erst mit der Geburt ihrer Kinder für gesunde, ausgewogenere Ernährung sensibilisiert. Vom Staatsinstitut für Frühpädagogik gibt es diese Ideen, wie man Kinder am besten in den Kochprozess einbindet - schließlich muss man sie sich früh holen. 😉 Im Artikel wird von älteren Kindern gesprochen, wir haben hier aber schon mit ein bis anderthalb Jahren angefangen, das spielerische Interesse des Kindes am Kochen und Backen zu fördern.

Und an das Team vom Tungo's: Danke für diesen kleinen Blick hinter die Kulissen. Ich bin jedenfalls gespannt, wie das Lokalkonzept sich entwickelt. Euch viel Erfolg & einen guten Start!

Tungo's
Oranienburger Straße 37
10117 Berlin
Geplante Eröffnung: Mitte Juni 2018

*Werbung. Warum ich diesen Artikel u. a. als Werbung kennzeichne, könnt ihr bei Rechtsanwältin Miriam Vollmer nachlesen.

Metro Kochherausforderung: Orientalisches im magischen Kessel

Dieses Jahr war auch ich zum erste Mal bei der Metro Kochherausforderung dabei.  Um es vorweg zu nehmen: Nicht alles hat so geklappt, wie ich es mir ausgedacht hatte - das reale Leben durchkreuzte etwas meinen Zeitplan und brachte mich ein wenig zum Schwitzen. Dennoch hat alles sehr gut geschmeckt und die Erfahrung war anstrengend aber wirklich toll.  Mehr dazu findet sich unterhalb der Rezepte im Fazit. Vorsicht, dieser Blogartikel ist dank Bildern und Rezepten ellenlang. Mein orientalisch inspiriertes Menü sah so aus:

Vorspeise:
Kürbis-Hummus mit geröstetem Knoblauch, Schafkäse und Kapern

Hauptgang:
Camargue-Reise mit gerösteten Mandeln und karamellisierten Datteln
Iberico-Nacken mit Pagoden Salz
Senfkraut
Rotweinsauce mit Datteln und Pfifferlingen

Dessert:
Maispudding mit süßem Walnuss-Physalis-Minz-Pesto und Hibiskusblüten

Und das hier war das, was wir -  nach etwas bürokratischem Chaos, Herumirren durch den riesigen Markt und der hektischen Suche der netten Mitarbeiter - bei der Metro am Ostbahnhof in Berlin eingesammelt haben. Dieser niedliche kleine Kürbis da wiegt übrigens gute 5 Kg. Der süße kleine Kohlkopf daneben hatte ein Gewicht von rund 3 Kg. Erwähnte ich eigentlich schon, dass wir total blauäugig zu Fuß unterwegs waren? Nein? Zurück haben wir dann jedenfalls ein Taxi genommen.

Genau enthalten waren knapp 900g Nacken vom Iberico-Schwein, Schafskäse, Roter Camargue-Reis, 1 Kürbis, Pfifferlinge, Datteln, Hibiskusblüten in Sirup, Popcornmais, Senf, Physalis-Marmelade, 1 Flasche Wein: Beso de Vino Tinto. Die Alternative für Veganer bekam ich auch gleich und habe sie - obwohl ja Carnivore - mit verkocht: 1 Glas Kapern, 1 Weißkohl

Vorspeise

Kürbis-Hummus mit geröstetem Knoblauch, Feta und Kapern - das Rezept reiche ich noch mit einem eigenen Beitrag nach.

Hauptgang

Iberico-Nacken

900 g Iberico Nacken
Olivenöl
Pagodensalz

  • Mit etwas Öl das Fleisch von jeder Seite her scharf anbraten, dann in den vorgeheizten Ofen bei 125° Umluft geben.
  • Nach anderthalb Stunden war das Stück nach dem Anschnitt noch nicht ganz durch. Ich wollte das Schwein (entgegen älterer Lehrmeinungen) zwar rosa haben, aus dem Ofen kam es im Kern aber roh. Deswegen habe ich die  Scheiben noch rasch in der Pfanne nachgebraten.

Camargue-Reis mit gerösteten Mandeln und karamellisierten Datteln

1 Tasse Camargue-Reis
2 Tassen Wasser
Butterschmalz
Kräutersalz (mein selbstgemischtes Kräutersalz enthält getrocknete Zitronen- und Orangenschale)
50 g Mandelstifte
60 g ganze, entkernte Datteln

  • Den Reis zunächst in etwas Butterschmalz im Topf anrösten, mit dem Wasser ablöschen.
  • Salz hinzufügen, Deckel aufsetzen und kräftig aufkochen lassen.
  • Dann die Hitze reduzieren und auf kleinster Flamme für 40 Minuten simmern lassen.
  • Die Mandeln und die Datteln jeweils mit einem halben Teelöffel Butterschmalz anrösten. Achtung, die Mandel neigen dazu, schnell zu dunkel zu werden. Hier muss die ganze Zeit gerührt geröstet werden. Die Datteln nehmen durch ihren hohen Zuckeranteil einen karamellig-knusprigen Geschmack an.

 Rezept für Senfkraut

1 kleine Zwiebel
circa 600 g fein geschnittenes Weißkraut
1 EL mittelscharfer Senf
Sahne
Butterschmalz
Weißweinessig
Honig
Meersalz, frisch gemahlener Pfeffer

  • Die Zwiebel in feine Scheiben schneiden und in Butterschmalz anschwitzen.
  • Den gut abgespülten und noch feuchten Kohl mit etwas Salz in den Topf geben und durchgaren.
  • Den Senf, etwas Essig und Honig hinzufügen, mit Salz und Pfeffer abschmecken, kurz ziehen lassen.
  • Gegen Ende etwas Sahne untermischen.

Rotweinreduktion

400 ml herber Rotwein
2 EL Honig
2 EL Balsamico
2 Datteln
Pfifferlinge aus dem Glas
Meersalz
1/3 TL Zimt
2 Körner Piment, zerstampft
eiskalte Butter

  • Den Honig in eine Kasserolle geben und karamellisieren lassen.
  • Mit dem Rotwein ablöschen, die in feine Scheibchen geschnittenen Datteln, Balsamico, Zimt und Piment dazu geben und die Sauce auf ungefähr ein Drittel einreduzieren lassen.
  • Die Hitze reduzieren, ein paar Pfifferlinge abtropfen lassen und noch kurz mit erwärmen, Sauce mit Salz abschmecken.
  • Zum Binden die eiskalte Butter in die Rotweinsauce einarbeiten und rasch servieren.

Dessert

Arabischer Mais-Pudding mit Walnuss-Physalis-Minz-Pesto und Hibiskusblüten

400 ml Milch
150 ml Sahne
150 g Maisgries/Polenta (ich habe den Popcornmais gemahlen)
70 g Honig
frisch abgeriebene Schale einer Bio-Orange
1 TL reine Maisstärke
1/2 TL frisch gestampfter Kardamom
1/3 TL gemahlene Vanilleschote

  • Milch mit Honig, Sahne und Gewürzen aufkochen.
  • Hitze etwas reduzieren, mit Stärke vermischten Maisgries einrieseln lassen und mit Schneebeseneinarbeiten.
  • Den Brei 15-20 Minuten unter Rühren kochen, bis der Pudding anzieht und der Maisschrot nicht mehr bissfest, sondern weichgekocht ist.
  • Die Masse in kalt ausgespülte Puddingformen füllen, etwa abkühlen lassen und dann im Kühlschrank kalt stellen.
  • Vor dem Servieren stürzen, mit dem süßen Pesto und den Hibiskusblüten anrichten.

Walnuss-Physalis-Minz-Pesto

50 g Walnüsse
4 TL Physalismarmelade
4 kleine Zweige Apfelminze
Saft 1/2 Orange

  • Mit einem Wiegemesser die Nüsse klein hacken und in ein Schälchen geben.
  • Die Apfelminze waschen, die Blättchen abzupfen und ebenfalls fein hacken.
  • Alle Zutaten zusammen mit dem frisch gespressten Orangensaft und der Physalismarmelade vermischen.

Fazit

Sehr spannend. Sehr lecker. Einige Teile des Gerichts haben sich leider anders verhalten als gewollt, das Essen war dennoch genial. 🙂
Einige Zutaten ließen sich bei der Auswahl natürlich auch nicht ganz so perfekt unterbringen. Eine wirkliche Herausforderung also. So war ich zum Beispiel - das war von Foodblogger zu Metro-Markt unterschiedlich - mit relativ geschmacksneutralen Pfifferlingen aus dem Glas beglückt. Aber vor allem die Kapern (Ich finde die Dinger entsetzlich. Ihre einzige Daseinsberechtigung haben die eingelegten Knospen meiner Meinung nach in der Sauce von Königsberger Klopsen - und selbst da sortiere ich die anschließend auf den Tellerrand.) haben bei mir persönlich Entsetzen ausgelöst. Aber immerhin habe ich sie tapfer als Deko eingesetzt. (Für diese Überwindung sollte es ein Fleißkärtchen mit Sternchen geben. So!)
Und was war ich dankbar, nicht wie andere mit einem Spaghettikürbis gestraft worden zu sein... auch wenn ich gerade intensiv darüber nachgrüble, was ich mit dem restlichen Kürbis nun anstellen soll. Der Liebste hat sich übrigens spontan in das Kürbis-Hummus verliebt und große Teile für sich geclaimt.

Auch bei dem Senf kam ich bei meinem orientalisch angehauchten Menü etwas ins Schwitzen. Ich wollte dem armen Iberico nicht wirklich einen Rub mit Senf der etwas einfacheren Preisstufe antun. Das hatte das arme Vieh nun wirklich nicht verdient. Außerdem wollte ich es bei unserer ersten Begegnung eben ganz pur probieren. So musste der Senf eben mit dem veganen Bestandteil, dem Weißkohl, Bekanntschaft schließen. Das Senfkraut war in Ordnung, aber kein absolutes Highlight - die Schuld hierfür muss ich allerdings wirklich dem armen Weißkohl zuschieben.
Das Fleisch vom Iberico-Schwein  hat sich auch nicht entsprechend meinem Plan verhalten, war aber dennoch einfach köstlich. Falls sowas mal vor euch im Regal liegt: Kaufen! Damit kann man wirklich nicht viel falsch machen. Und geschmacklich ist es den Preis wert.

Sehr positiv überrascht wurde ich auch vom Camargue-Reis. Ich bin nicht so der riesige Reisfan - erst recht nicht von Vollkornreis. Im Supermarkt hätte ich sicherlich nicht danach gegriffen. Aber der leicht nussige Geschmack und dazu die gerösteten Mandeln, die karamellisierten Datteln und die Rotweinsauce - beim Tippen bekomme ich gerade schon wieder Hunger... 😉

Der Maispudding war ebenfalls etwas widerspenstig und kann sicherlich noch einiges mehr an Flüssigkeit vertragen. Er wurde leider sehr kompakt (fast pratchettiesk - kennt hier jemand Zwergenbrot und Kampfmuffins?) und hat die anfänglich wunderschönen Aromen der Gewürze und der Orangenschale  durch seine Konsistenz geschluckt. Sehr viel weniger Maisgries, keine zusätzliche Maisstärke (ich war halt etwas ängstlich, da noch nie geprobt) oder untergehobener Eischnee sind bei einer Wiederholung sicherlich meine Maßnahmen der Wahl. Die Rezeptidee an sich finde ich nämlich immer noch  sehr gut. Vielleicht sehe ich das gerade auch ein wenig zu finster - da ich den Popcornmais unbedingt mahlen wollte, habe ich es geschafft, hierbei ein Erbstück meiner Omi ins Nirvana zu schicken. Die Plastikhalterung des Mahlwerks der uralten elektrischen Kaffeemühle, mit der ich sonst Kräuter mahle, wurde leider am Ende von ein paar Popcornmaiskörnern erlegt... 🙁 Das süße Pesto hingegen klappt genau wie vorgestellt. Gab es bestimmt nicht zum letzten Mal.

Und noch eine kleine sentimentale Anwandlung am Rande, die das Ganze für mich abrundet. Mein Mann erzählte mir heute morgen, dass die Metro Group zur Franz Haniel & Cie GmbH gehört, deren Stammsitz Duisburg-Ruhrort ist. Ich bin zu einem beträchtlichen Teil in Homberg - direkt auf der anderen Rheinseite - aufgewachsen, wo Haniel ein bekannter Name ist. Ich ging auf das nach dem Gründer benannte Gymnasium, wohnte jahrelang direkt neben dem Park, wo Franz Haniel zum ersten Mal linksrheinisch Kohle abbaute, spielte in der Nähe zum Haniel-Hof, bewunderte aus der Ferne sehnsüchtig die weiße Direktorenvilla und erforschte heimlich darin herumkletternd mit Freunden die  - damals noch - verfallenen Gebäude der alten Zeche. Ja, wenig sinnreich. Aber schön, da ne unsinnige Verbindung zu etwas zu entdecken, mit dem man aufwuchs, und alte Erinnerungen anzustoßen.

Mal wieder was aus der arabischen Ecke: Hummous

Ja. Ja, ich weiß. Ich hatte schon beim Baba Ganoush (Auberginencreme) versprochen mehr orientalische Rezepte zu posten. Aber irgendwie will mir der niedergeschriebene Fokus nicht so ganz gelingen. Irgendwie schleichen sich immer wieder neue Sachen, Rezepte und Ereignisse ein, die sich dann einfach vordrängeln. Heute widme ich mich aber einer uralten Kulturpflanze: der Kichererbse.

Hummous ganz einfach selber machen..

Hummous (oder auch Hummus, Humus, Hoummus oder was da sonst noch an lautmalerischen Schreibweisen existiert..) ist eine Paste aus gekochten und pürierten Kichererbsen, die in den unterschiedlichsten Varianten im orientalischen Raum existiert und kalt zur Brot gegessen wird und zu den Mezze (Vorspeisen) gehört. Geschickt tunkt man beim Essen abgerissene Stücke des dünnen Fladenbrots (in Deutschland kann man das unter der Bezeichnung "arabisches Fladenbrot" bekommen) in die köstliche Kichererbsencreme, dreht dabei ein wenig die Hand und löffelt sich so die Masse auf das Brotstückchen,  bevor man es genießerisch im Mund versenken kann. Wer nicht so viele Kohlenhydrate zu sich nehmen will: Hummous ist auch ein schöner Dip für Gemüsesticks.

Und wie immer gehöre ich nach meinem jugendlichen Kichererbsentrauma - irgendwo hier im Blog habe ich die Geschichte bestimmt schon mal im  Zusammenhang mit Kichererbsen von mir gegeben - zur faulen Sorte und verwende vorgekochte Kichererbsen aus der Dose, anstatt die nen Tag lang vorher einzuweichen und dann stundenlang zu kochen. Guckt nicht so finster - das Blitz-Hummous bringt damit auch sofort ein kulinarisches Erfolgserlebnis. 😉

Rezept für Hummous (Kichererbsenpaste)

1 große Dose Kichererbsen (ca. 500g Abtropfgewicht)
1 kleine Zwiebel
Saft einer Zitrone
3 EL Tahin* (Sesampaste)
2 dicke Zehen Knoblauch
1 TL Meersalz
(Optional: 1 Stückchen eingelegte Salzzitrone - sorgt für eine sanft-bittere Note)
(Optional: 2-3 EL Joghurt)

Zum Anrichten

Edelsüßes Paprikapulver oder Sumak*
Olivenöl
Oliven
großblättrige Petersilie
Dünnes Fladenbrot als Beilage

Zubereitung

  • Kichererbsen abgießen und zusammen mit der geschälten und grob gestückelten Zwiebel, dem Knoblauch, Zitronensaft, Tahin (vor der Benutzung aufrühren) und Meersalz - entweder in einer Küchenmaschine oder mit dem Pürierstab - sorgfältig pürieren bis eine Creme entsteht.

Tipp: Fangt die Kochflüssigkeit der Kichererbsen (Aquafaba) auf. Dieses lässt sich aufschlagen wie Eiweiß und mannigfaltig in der (veganen) Küche einsetzen. Von Kuchen und Makronen bis hin zu Dips.

  • Kurz ziehen lassen und abschmecken. Die Kichererbsenpaste auf einen flachen Teller streichen, mit edelsüßem Paprikapulver oder Sumak bestreuen und Olivenöl darüber träufeln.
  • Wer besonders dekorativ veranlagt ist, kann sich vor dem Servieren noch mit eingelegten Oliven und gehackter, grober Petersilie austoben.

Hummous-Fazit

Meine Version ist ziemlich "plain", also recht zurückhaltend und pur in den Zutaten. Mir reicht das und ich mag das so. Das Püree aus Kichererbsen kann aber natürlich noch anderweitig aufgepeppt werden. Die Hülsenfrüchte nehmen andere Würzungen dankbar an und wie man schon bei dem Rezept für die Falafeln sieht, mögen sie Kreuzkümmel (Cumin). Für Experimentierfreudige also der Tipp etwas frisch gemahlenen (Das ist wirklich wichtig, ansonsten riecht der so muffig. Frisch gemahlener Kreuzkümmel hat einen ganz anderen, viel frischeren Duft!) Kreuzkümmel sparsam unterzumixen, ein paar frische Zitronenzesten dazu zu geben, mal eine winzigkleine Chilischote mit hinein zuwerfen oder ganz simpel etwas Pfeffer zu nutzen. Auch Joghurt macht sich gut am Hummous. Ich habe auch schon von Rezepten gelesen, in denen kein Tahin vorkommt, aber dafür Olivenöl oder geröstetes Sesamöl aus dem Asialaden zum Einsatz kommt.

*Werbung. Afiliate-Link zu Amazon. Bei einem Einkauf hierüber erhalte ich eine geringe Vergütung.

Falafeln: Frittierte arabische Leckerchen & veganes Fingerfood

Egal ob man sie nun Falaffel, Falafil oder Falafel nennt - wer Vegetarier/Veganer ist, seinen Fleischkonsum einfach etwas einschränken will oder die frittierten arabischen Kichererbsenbällchen ganz simpel nur liebt, kann hier ruhig zugreifen. Man braucht nun wirklich echt keine fertige Trockenmischung aus dem Supermarkt verwenden oder das begehrte orientalische Fast Food am Imbiss erwerben, sondern kann die frittierten Köstlichkeiten sehr gut selbst in der eigenen Küche herstellen - selbstgemacht schmecken sie auch viel besser als an der Dönerbude. Die kleinen veganen arabische Bouletten lassen sich auch gut als Fingerfood bei Partys verwenden, wohlverpackt  zu einem schönen Picknick  mitnehmen oder sind in größerem Format und in der Pfanne ausgebraten auch gut als Patty für Kichererbsenburger.
Entschuldigt bitte die schlechte Bildqualität, die Fotos habe ich noch mit meiner uralten kleinen Knipse gemacht.

Die Vielfalt der Hülsenfrucht Kichererbse

Die Kichererbse wird schon seit Jahrtausenden vom Menschen als Nutzpflanze angebaut und ist ein vielfältiges Gemüse, das sich oft in Rezepten der orientalischen, indischen, mexikanischen oder mediterranen Küche wiederfindet. Mit ihr lassen sich auch sehr leckere arabische Eintöpfe, arabische Salate, Hummous (im Blog findet sich dank meiner ewig langen Schedule bisher leider nur das Rezept für Baba Ganoush (Auberginencreme)) oder Schmorgerichte mit Lamm, Couscous oder ähnlichem kochen.

Rezept für selbstgemachte Falafeln

circa 500 g Kichererbsen aus der Dose (Abtropfgewicht) oder getrocknete, am Vortag eingeweichte und dann gekochte Kichererbsen
100 g (Instant-)Bulgur
100 g Mehl
150 g Sesamsaat
1 Bund glattblättrige  arabische Petersilie
2 mittelgroße Zwiebeln
3 Knoblauchzehen
1 1/2 TL Salz
je 1/2 TL frisch gemahlenen roten und schwarzen Pfeffer
1 1/2 TL gemahlene Koriandersaat
1 TL gemahlenen Kreuzkümmel (Kumin)
1/2 TL edelsüße Paprika
neutrales Öl zum Frittieren (Sonnenblumenöl)

Zubereitung der Falafeln

  • Bulgur gemäß Packungsanweisung zubreiten und quellen lassen.
  • Die Zwiebeln und den Knoblauch schälen, grob zerkleinern und in einer Küchenmaschine (falls man sowas nicht hat, kann man auch alles mehrfach durch eine feine Scheibe des Fleischwolfs jagen) fein zerhacken.
  • Die Petersilie waschen, von den groben Stängeln befreien und zu der Zwiebel-Knoblauch-Masse geben. Ebenfalls fein zerkleinern lassen.
  • Die Gewürze und den fertig gequollenen Bulgur hinzugeben und alles gut miteinander vermischen.
  • Nun die abgetropften Kichererbsen in die Küchenmaschine hinzugeben und das ganze zu einer Art grobem Mus verarbeiten.
  • Die Falafel-Masse in eine Schüssel geben und dort mit einem Löffel das Mehl unterarbeiten. Darauf achten, dass alles homogen vermengt ist. Sieht man hier schon, dass der Kichererbsenteig zu weich ist, kann man direkt mit etwas Mehl nachjustieren.
  • In einer hohen Pfanne oder einem Topf das Öl erhitzen und die Sesamsaat in einem tiefen Teller bereit stellen.
  • Mit den Händen oder, falls der Kichererbsenbrei zu feucht ist, zwischen zwei Löffeln die Falafeln formen, im Sesam wälzen und im heißen Öl (Probestückchen hineingeben, wenn Bläschen  daran erscheinen ist es richtig) von jeder Seite goldbraun frittieren, danach mit einem Schaumlöffel herausholen, auf Küchenkrepp abtropfen lassen und servieren.

Falafel-Fazit

Entweder knabbert man die Kichererbsenbällchen wie kleine Frikadellen und als Fingerfood in der Hand, auch kalt schmecken sie beispielsweise sehr gut. Oder man wickelt sie - zusammen mit viel knackigem Salat und einer frischen Joghurtsauce - in dünnes arabisches Fladenbrot. Quasi als Falafel-Wrap.

In ganz seltenen Fällen kann es übrigens passieren, dass die Falafeln sich während des Frittierens von außen nach innen auflösen, bis am Schluss kaum noch etwas außer ein paar fetttriefenden Krümeln vorhanden ist. Ich bin keine Chemikerin und kenne den Grund nicht, aberin Gesprächen mit anderen Falafelköchen hat sich abgezeichnet, dass es hierbei wohl starke Markenunterschiede gibt - also bitte nicht vom Erlebnis des Auseinanderfrittierens entmutigen lassen. Bei diesem Problem kann es außerdem sehr gut helfen, einfach noch ein paar Esslöffel Mehl in die Kichererbsenmasse einzuarbeiten. Die Klebstoffe des Getreides tun dann ihr Werk und alles bleibt zusammen. Das hat zumindest bei mir bisher immer geholfen, wenn so ein Fall mal eintrat.

Als Denkanstoß: Man kann das Bulgur übrigens auch komplett weglassen und nur Mehl dazu geben oder auch probehalber zu Kichererbsenmehl greifen.

Baba Ganoush – Auberginencreme zum Tunken

Mir ist letztens mal wieder aufgefallen, dass die orientalischen Rezepte im magischen Kessel leider nur sehr am Rande vertreten sind. Das hat zum Teil sicherlich seinen Grund darin, dass ja immer nur ein kleiner Teil aus meiner Küche wirklich verbloggt wird, ich hier keinen guten arabischen/türkischen Lebensmittelladen in unmittelbarer Nähe habe (Friedrichshain ist eher von asiatischen Shops dominiert - könnte also spontan Sushipartys schmeißen, gutes Lammfleisch in Laufweite und andere Zutaten erfordern aber eine Fahrt mit der S-Bahn.) und ich einfach auch gerne auf die bodenständige europäische Küche zurückgreife. Da mich dieser Mangel aber selbst stört, werde ich im neuen Blogjahr hoffentlich daran denken, öfter  mal orientalische Gerichte auch hier aufzugreifen (zum Beispiel kurdischen gebrannten Reis mit Nudeln, Spinatauflauf, Hummous, Dolma, Basbusa, Tabouleh, Kabap usw... ).

Rezept für BabaGhanoush

Die Geschichte hinter dem Rezept

Mitte/Ende der 1990er (ich war glaube ich so  um die 16 ) war ich mit meinen Eltern in Kurdistan (präziser: Irak, UNO-Schutzzone). Schon eigentümlich, wenn man als unbedarfter Teenie aus dem beschaulichen Duisburg anreist, plötzlich von Peschmergas mit MGs bewacht wird, des Nachts die Geschütze durch die weiten Täler hallen hört,  bei einer Privataudienz Masud Barzani gegenüber sitzt und Menschen wirklich um etwas so simples und lebensnotwendiges wie Wasser betteln sieht.  Aber gut, das ist eine ganz andere Geschichte und als Privilegierte ging es mir damals sicherlich sehr viel besser als noch heute einem Großteil der Kurden dort. Ich fand es allerdings  damals schon schade, dass mein Gespräch mit der Frauenbeauftragten leider nicht zustande kam.
Aus jenem "Urlaub" jedenfalls brachte ich - trotz diverser Bemühungen seitens des anderen Geschlechtes - keinen kurdischen Verlobten, sondern das Rezept für Auberginencreme mit.  Ich bin kein großer Fan von Badingan (sprich "Badindschan"), in dieser Form bin ich der Eierfrucht aber schon sehr früh verfallen und war begierig darauf, die Herstellung zu erlernen.

Die Zubereitung gelernt habe ich von Ghazal (sprich: "Rasal" = die Gazelle), die  aramäische Christin hatte ein Herz aus Gold, wir verstanden uns prima ohne Worte (zum Essen, Kochen und in der Liebe braucht es die ja im Grunde auch nicht...). Sie war verwitwet und lebte deswegen als Haushälterin, Köchin, Mädchen für alles bei meiner Tante, um ihre Familie zu ernähren.

Rezep für Auberginencreme

Rezept für Baba Ganoush

1,5 Kg Auberginen
4 EL Tahin (Sesammus)
3 Zehen Knoblauch (mindestens!)
2 TL Meersalz
Saft von 2 Zitronen (oder - wenn man ihn bekommt und will:  Zitronenstein & Saft + 1 Zitrone gemixt)
1 Viertelchen einer Salzzitrone (optional)

Zum Anrichten

Sumak oder edelsüßes Paprikapulver
Olivenöl
Oliven
Petersilie (großblättrig)
Frisches Fladenbrot zum Dippen

  • Auberginen waschen und im Ganzen (Ich mache das ohne Einstechen. Mir ist zum Glück noch nie eine Frucht explodiert - wer sicher gehen möchte, sollte mit der Gabel die Auberginen punktieren.) im  Ofen auf dem Gitter grillen, bis sie komplett weich sind und die dunkle Schale einen goldbraunen Unterton angenommen hat. Wenn man mit einem Messer einsticht, muss man das Fruchtfleisch problemlos wie bei weicher Butter durchfahren können.
  • Die heißen Auberginen halbieren, aufklappen und mit einem Esslöffel aushöhlen. Die dicken, reifen Samenstränge hierbei heraustrennen und nicht weiterverwenden. (Disclaimer: Dass die Samen heraus sollen, habe ich damals so gezeigt bekommen und mache das so. Inzwischen habe ich aber einige Rezepte gelesen, wo das gesamte ausgehöhlte Fruchtfleisch verwendet wird. Liegt also bei euch.)
  • Das Auberginenfleisch in eine Schüssel geben, die restlichen Zutaten hinzu geben und mit einem Pürierstab zu einer homogenen Masse verarbeiten. Ghazal hatte sowas Tolles nicht und musste damals mit ner simplen Gabel ran. Habe ich auch jahrelang so gemacht, geht also super. Dauert nur länger und den Knoblauch sollte man vorher klein schneiden.
  • Das Baba Ganoush etwas durchziehen lassen und dann anrichten: Dick auf einen großen flachen Teller streichen, mit Sumak oder edelsüßem Paprikapulver bestreuen, Olivenöl darüber geben und evtl. noch mit Oliven und gehackter, großblättriger Petersilie bestreuen.
  • Gegessen wird,  indem man sich Stücke frischen Fladenbrotes abreißt, sie durch die Paste zieht und sich so genüsslich große Mengen der knoblauchlastigen Auberginencreme in den Mund schaufelt.

Gegrillte Auberginen

Baba Ganoush-Fazit

Noch ein paar kleine Infos - besonders köstlich wird es natürlich, wenn die Auberginen nicht nur simpel im Backofen gegart, sondern richtig gegrillt werden. Das bringt ein schönes, rauchiges Grillaroma. Die Auberginencreme wird auch besser, je länger sie die Chance hat vor dem Verzehr - am besten über Nacht - im Kühlschrank durchzuziehen. Ghazal hat keine frischen Zitronen verwendet, sondern nur mit Zitronenstein (Ich vermute, dass es sich da um kristalline Ascorbinsäure handelt? Das Zeug wird traditionell in vielen arabischen Gerichten, die ich kenne, verwendet.) abgeschmeckt, so wird die Paste nicht so flüssig und da ich es so kenne, präferiere ich eine Mischung aus beidem.
Die Salzzitronen waren ja in meinem Fresspaket, das ich von Frau Foodfreak erhielt, sie hatte sie nach einem Rezept von Robert zubereitet. Der in Lake eingelegte Zitronenschnitz gab dem Gericht eine sanft-aromatische, zitronig-bittere Note. Verwendet man keine eingelegte Zitrone, sollte die Salzmenge angepasst werden.
Je nach persönlicher Präferenz kann man das Baba Ghanoush auch noch mit einer großen Portion Joghurt verfeinern, die ich aber diesmal ausgelassen habe.

Rezept für Auberginenpaste

Und weil es zufällig gerade passte, beteilige ich mich noch rasch am tunkenreichen Blogevent vom Kochtopf, diesmal organisiert von Heike.

Blog-Event LXXIV - Tunken (Einsendeschluss 15. Februar 2012)

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