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Rezept für Sesamfladenbrot aus Kurdistan

Ich glaube dieses Brot, dicht belegt mit Sesam und geschmacklich und von der Struktur her in der Nähe von Focaccia, gehört zu den weniger bekannten Broten aus dem Irak. Bei meinem letzten Besuch in der kurdischen Zone in den 1990ern bekamen wir leider nur recht schlecht gebackenes Samoon-Brot zum Frühstück. Aber damals gab es allgemein ja nicht viel zu kaufen. Heute ist die Situation in der Autonomen Region Kurdistan im Irak ja deutlich anders und es gibt dort - zumindest für die, die Geld haben - gut sortierte, westliche Einkaufszentren.

 

Rezept für kurdisches Sesamfladenbrot

Eine kurdische Brot-Spezialität aus Mossul

Das Rezept für dieses Sesamfladenbrot habe ich aus "The Iraqi Family Cookbook" von Kay Karim. Es wird zwar nicht ausdrücklich so formuliert, aber aus den Beschreibungen und Texten lässt sich rekonstruieren, dass Kay aus einer (vermutlich kurdischen) christlichen Familie stammt, die Verbindungen nach Mossul hat. Mein Vater, der noch viele irakische und kurdische Rezepte im Kopf hat, kennt dieses spezielle Brot unter der Bezeichnung "Quosa/Gursa" nämlich nicht. "Gursa" oder mehr "Gurthßa", sagt  er, ist die allgemeine Bezeichnung für  einen Laib Fladenbrot. Und das, was ich da gebacken hätte, sähe genau so aus, wie etwas, das er als "Mossul-Brot" kennt. Nur halt deutlich kleiner. 😉

(Kleiner Exkurs: Wusstet ihr, dass in der nordirakischen Stadt Mossul, die am Ufer des Tigris erbaut ist, das biblische Ninive liegt? Nein? Na seht ihr, wieder ein Stück schlauer! 🙂 )
Kay Karim selbst schreibt, dass sie dieses Brotrezept von ihrer Tante Matheela hat und es sich hier um eine Spezialität aus den Mossul und den kurdischen Gebieten handelt. Mangels weiterer Quellen (das Internet schweigt dazu, bzw. mein nichtvorhandenes Arabisch/Kurdisch sorgen für eine erschwerte Quellenlage) kann ich die Namensverwirrung leider nicht weiter aufdröseln.

 

Brot nach einem Rezept aus Kurdistan (Irak)

 

Um nochmal die Größe aufzugreifen: Ich war beim Backen ganz überrascht. Nach dem Foto im Rezeptbuch hatte ich mir kleine, längliche Fladenbrote vorgestellt, es sind aber eigentlich mehr Sesambrötchen. Je nachdem wie groß man sie macht, erhält man 6 - 8 Stück. Für 6 Stück formt man längliche, dicke Teiglinge à 130 g. Für 8 Stück kleinere, längliche Brötchen à 100g. Es lohnt sich durchaus, das Rezept direkt zu verdoppeln und die kleinen Fladenbrote oder Fladenbrötchen einzufrieren. Das im Rezept genannte, verquirlte Ei reicht auch locker für die erhöhte Menge.

Kay hat in ihrem leider seit über vier Jahren nicht mehr aktualisiertem Blog vor sieben Jahren auch dieses Rezept für Quosa oder Gursa eingestellt. Allerdings mit etwas anderen Mengen und Backzeiten, sie schreibt im Buch, dass sie ihre Rezepte für die Buchausgabe zum Teil überarbeitet und vereinfacht hat. Hier teilt sie das Brot in nur vier Stücke auf - bäckt also wirklich kleine Fladenbrote daraus. Die Backzeit verlängert sich dadurch um 10-20 Minuten. Gereicht wird es traditionell zu Tee und Käse.

Die Brötchen ergeben erstaunlich gute Burgerbrötchen und schmecken auch am nächsten Tag noch - zum Beispiel aufgeschnitten und aufgetoastet.

 

Mossulbrot /Gursa - irakisches mit Hefe und Sesam

Rezept für irakisches bzw. kurdische Sesambrot

 

Kurdisches Osterbrot

Kay Karim erwähnt zusätzlich, dass dieses Brotrezept - lokal begrenzt auf die christliche Gemeine in Mosul - auch für österliches Gebildbrot in der Fastenzeit genutzt wird. Dann allerdings mit etwas Gelbwurz/Kurkuma oder Safranwasser zum Gelbfärben im Teig und ohne es mit Sesam zu bestreuen.

Kurdisches Sesamfladenbrot

Rezept für kleine kurdische Sesamfladenbrote bzw. Brötchen
(Mossul-Brot oder Quosa/Gursa)

(4 - 8 Stück)

550 g Weizenmehl (Type 405)
2 x 120 g lauwarmes Wasser
55 g Sonnenblumenöl
1 TL Trockenhefe
1 TL Zucker
1 TL Meersalz
1 TL Schwarzkümmel*
1 TL gemahlene Fenchelsaat* (optional, habe ich nicht verwendet)
1 Ei verquirlt
30 g Sesamsaat*

Zubereitung

  • In einer halben Tasse lauwarmem Wasser den Zucker und die Hefe auflösen und 15 Minuten stehen lassen. Ja, das muss man bei Trockenhefe eigentlich nicht, aber ich (und Kay scheinbar auch) machen lieber einen Vorteig, um die Hefe zu aktivieren. So ist man auch gleich vor bösen Überraschungen gefeit und sieht, ob die Bakterien noch pupsen. Ich hatte nämlich schon durchaus Trockenhefe, die nicht mehr zu aktivieren war.
  • Mehl, Gewürze und Salz in eine Schüssel geben und vermischen. Das Öl hinzugeben und einkneten. Das kann man einfach in einer Küchenmaschine machen oder von Hand, dann den Teig zwischen den Händen rubbeln/reiben. Es bilden sich kleine Teigklumpen.
  • Das Hefewasser und die zusätzliche halbe Tasse lauwarmes Wasser hinzugeben und den  Teig 5 Minuten kneten. Am Ende sollte sich ein glatter, fester, nicht klebriger Hefeteig ergeben. Bei Bedarf schlückchenweise noch etwas Wasser oder löffelweise Mehl ergänzen.
  • Die Teigoberfläche mit etwas Öl bestreichen, ein Tuch über die Schüssel legen und den Brotteig für eine Stunde an einem warmen Ort gehen lassen.
  • Den Teig nach dem Gehen kurz durchkneten und in gleichgroße Stücke teilen, mit der Handinnenfläche auf einer Arbeitsfläche zu leicht länglichen dicken Laiben wirken und diese dann etwas flach drücken. Für 8 Stück Teiglinge à 100 g, für 6 Stück Teiglinge à 130 g und für 4 kleine Brote Teiglinge à ~ 200 g abteilen.
  • Die Teiglinge auf ein mit Backpapier bezogenes Blech setzen, mit einem Tuch abdecken und an einem warmen Ort für weitere 45 Minuten gehen lassen.
  • Mit einem scharfen Messer die Oberseite der Brote/Brötchen in einem Rautenmuster einritzen, mit dem verquirlten Ei bepinseln und großzügig mit Sesam bestreuen.
  • Im vorgeheizten Backofen (Umluft, 160°) auf mittlerer Schiene je nach Größe 22 - 40 Minuten backen, bis sie anfangen golden zu werden.

 

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Tepsi Badinjan – irakisches Ofengemüse mit Aubergine & Lamm vom Blech

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Mit Tepsi Badinjan serviere ich euch heute authentische arabische Küche. Dieses im Irak sehr beliebte Gericht ist simpel zu machen - man muss fast nur Dinge schnibbeln -, dafür aber recht zeitaufwändig in der Zubereitung.

Tepsi Badinjan - ein Rezept für irakisches Ofengemüse mit Aubergine und Lammfleisch

 

Tepsi - ein Gericht aus dem Irak

Das Rezept habe ich von meinem Papa, dieser ist im Baghdad der 1940/50er Jahren in einem großen Haus der gehobenen Schicht aufgewachsen. Tepsi bereitete der hauseigene Koch oft für die Familie zu. Einer der Lieblingsplätze meines Vaters während des Heranwachsens scheint die Küche gewesen zu sein, wo er und seine Geschwister hungrig dem Schalten und Walten des Kochs folgten. Minutiös kann er mir heute noch Rezepte aus seiner Kindheit und Jugend schildern.

Tepsi - ein arabisches Rezept für Ofengemüse mit Lammfleisch>

Tepsi Badinjan - ein Rezept für irakisches Ofengemüse mit Aubergine und Lammfleisch

Der Koch Fatah hatte schon als kleiner Junge seine Ausbildung begonnen und hier seine Berufung gefunden - was laut meinem Vater jedem seiner Gerichte anzumerken war: "Kannst du dir das vorstellen: Jemand, der seit 50 Jahren täglich kocht, wie da die einfachsten Gerichte schon schmecken?"
Die Küche von Fatah zeichnete sich durch schlichte, aber gute und erdgebundene traditionelle irakische, beziehungsweise kurdische Rezepte aus. Im Grunde mein Credo. Ausgefallene Gewürze, wie wir sie heutzutage wieder mit dem Orient verbinden, verirrten sich allerdings nicht in die Gerichte. Zum einen ertrug meine exaltierte Großmutter, die große Dame des Hauses, keine Gewürze neben Salz und Pfeffer. (Leider.) Und zum anderen vertritt mein Vater die These, dass damals meist eh nicht so ein großer Gewürzreichtum genutzt wurde. (Was ein wenig wie die gefühlte Gewürzarmut der 1950/60er hier in Deutschland klingt.)

Lammfleisch, Zwiebeln und Auberginen für Tepsi

Tepsi - ein arabisches Rezept für Ofengemüse mit Lammfleisch>

Tepsi: Ein Name, tausend arabische Rezepte

Es gibt verschiedene Abwandlungen dieses Gerichts im orientalischen Raum, zum Beispiel mit Kartoffeln oder Bulgur, Köfte (Klößchen oder Klopsen) aus Bulgur und Hackfleisch oder nur Hackfleisch und mit deutlich mehr Flüssigkeit als Auflauf in einer der typischen runden Tepsi-Auflaufformen* (die ich mir dringend mal zulegen muss), obwohl diese glaube ich mehr eine türkische Version des Rezeptes sind. Wenn ich nicht völlig falsch liege, stammt der Name Tepsi (Tablett) auch aus dem osmanischen Türkischen.

Jede*r Koch oder Köchin hat ja das eigene, bewährte Rezept. Anders ist es ja auch in Deutschland mit Rezeptklassikern nicht. Mein Vater beharrt aber darauf, dass seine Variante dieses Blechgerichtes die traditionelle irakische, beziehungsweise ebenfalls kurdische ist. Während in anderen Versionen das Gemüse in tiefe Auflaufformen gegeben und mit viel Tomatensauce angegossen wird, geht es hier darum dass das Gemüse und das Fleisch breit ausgebreitet sind, alle Zutaten höchstens 3-4 Zentimer hoch gestapelt werden dürfen und den Saft der grillenden  Tomatenscheiben abbekommen. Er sagt dazu "Wenn du im Irak in ein Restaurant gehst und Tepsi bestellst, dann bekommst du genau das serviert!".  Als Beilage der Wahl empfiehlt er Bulgur*. Reis, oder Fladenbrot sind aber auch möglich.

frittierte Auberginen für ein arabisches RezeptHow to cook Tepsi / iraq

Rezept für Tepsi Badinjan

(je nach Beilagenmenge für 4-6 Personen)

1,2 Kg Lammkeule mit Knochen, alternativ 800-900 g Lammgulasch, nicht zu mager
1,2 Kg Auberginen /Badinjan
1 Kg Fleischtomaten
3 rote Paprika (ca. 700 g)
4 mittelgroße Zwiebeln
80 g gepresste Tamarinde ohne Kerne* (bei Produkt mit Kernen --> Menge erhöhen)
ca.  600 ml Wasser
Meersalz (fein), frisch gemahlener Pfeffer

Zubereitung

  • Auberginen waschen und in 0,5 Zentimer breite Scheiben schneiden.
  • Die Auberginenscheiben salzen und für 1 Stunde in einem Sieb (mit Teller darunter) Wasser ausschwitzen lassen. Dieses Entwässern hat den Vorteil, dass: a) die Auberginen sich dann angeblich nicht so sehr mit Fett vollsaugen  und b) die Auberginen sich dank geringerem Wasseranteil besser und schneller frittieren lassen.
  • Währenddessen mit einem scharfen Messer das Fleisch auslösen, von Sehnen befreien und in walnussgroße Stücke schneiden. Vorsicht: Bitte das Fett nicht komplett entfernen, sondern etwas davon mit zum Fleisch geben, da es sonst zu trocken wird. (Abschnitte, Fettreste und Knochen koche ich direkt nebenher aus und erhalte so eine tolle Brühe für Suppe.)
  • Das Fleisch in einem Topf scharf anbraten, dann mit dem Wasser ablöschen, salzen, pfeffern, Deckel drauf, gar kochen. Ich habe das Fleisch circa 45 Minuten kochen lassen, evtl. noch etwas Wasser nachgeben, damit genug Brühe vorhanden ist.
  • Die Tamarindenpaste niederkämpfen (das Zeug ist wirklich außerordentlich klebrig), in eine Schale geben und nach und nach mit circa 500 ml der kochendheißen Fleischbrühe übergießen. (Falls nicht genug Brühe vorhanden ist, kann man auch mit kochendem Wasser nachhelfen)Das Fleisch beiseite stellen.
  • Die überbrühten Tamarinden ein wenig ziehen lassen und dann mit einem Esslöffel die Paste zerhacken/zerrühren.
  • Obwohl angeblich kernfrei werden dennoch Kerne und dicke Pflanzenfasern in dem Saucenbrei vorhanden sein. Mit einem Löffel nun die Tamarindensauce durch ein feines Sieb passieren und auffangen, den Siebinhalt wegwerfen. Die säuerliche Tamarindensauce sollte von der Konsistenz her etwas dicklich und ähnlich einer leicht abgebundenen Bratensauce sein. Mit Salz und Pfeffer abschmecken und bitte darauf achten, dass man hier etwas überwürzen muss, da im Gegensatz zu dem Fleisch und den Auberginen die Tomaten, Paprika und Zwiebeln nicht nochmals gesondert gesalzen werden.
  • Die gewaschenen Zwiebeln, Paprika und Tomaten jeweils in maximal 0,5 cm breite Ringe oder Scheiben schneiden und bereit legen.
  • Nachdem alles vorbereitet ist, eine tiefe Pfanne oder einen Stielkasserolle nehmen, neutrales Öl hineingeben, erhitzen und die mit Küchenpapier trocken getupften Auberginenscheiben darin frittieren bis sie braun sind. Jeweils auf 2 Lagen Küchenpapier zum Abtropfen geben.
  • Die Auberginenscheiben eng auf ein Backblech legen. Die einzeln ausgelösen Zwiebelringe darüber legen. Dann das gekochte Fleisch gleichmäßig auf dem Gemüse verteilen. Die Paprikaringe abschließend darauf verteilen. Einen kleinen Teil der Tamarindensauce über dem Blech verteilen.
  • Jetzt die Tomatenscheiben eng nebeneinander auflegen und die Tamarindensauce darauf mit einem Löffel verteilen, etwas davon auch in die Zwischenräume tropfen lassen.
  • Das Blech bei 175° (Umluft) für 1 Stunde backen. Das Gericht ist fertig, wenn die Tomaten anfangen zu bräunen. Vorsicht: Die schon frittierten Auberginen werden durch das Backen wunderbar cremig und zerfallen fast im Fleisch. Bei mir waren sie etwas auf dem Blechboden angebacken, um das zu vermeiden, könnte man zwischendrin etwas Wasser angießen.
  • Traditionell wird dazu Bulgur gereicht. Bei uns gab es dazu Fladenbrot und etwas Joghurt. Aufgewärmt am nächsten Tag schmeckte mir das Tepsi übrigens fast noch besser: Gemüse, Würzsauce und Fleisch waren mehr zusammengerückt und es hatte was von einem warmen Salat, der eine hervorragende Füllung für mein Sandwich war.

Tepsi - ein arabisches Rezept für Ofengemüse mit Lammfleisch / tepsi

Weitere Ofengerichte...

Mit Tepsi Badinjan nehme ich übrigens Teil am All you need is.. Blechgerichte-Blogevent teil. Wer Lust auf noch mehr Gerichte vom Blech hat, wird bei den weiteren Teilnehmer*innen fündig. Achtung, jetzt folgt eine sehr lange Liste an Rezeptlinks - das ist fast schon ein eigenes Kochbuch für Leckereien vom Backblech. Ich wünsche euch viel Spaß beim Durchstöbern der Rezepte!

Kleiner Kuriositätenladen Marokkanisches Hähnchen vom Blech
Gaumenpoesie Gebackene Möhren mit Feta und Speck
Madam Rote Rübe Ofengemüse vom Blech: Brokkoli mit Kichererbsen und Zitronendip
Jankes*Soulfood Herzhafter Wabenkuchen mit Sauerkraut
Möhreneck Steckrüben-Curry vom Blech
Kartoffelwerkstatt Maishühnchen - Alles auf einem Blech
Ina Is(s)t Thymian-Lende vom Blech mit Blumenkohl und süßen Möhren
Nom Noms food Low Carb Blumenkohl-Pizza mit Feldsalat-Pesto und Burrata
Tinas Tausendschön Geröstete Tomaten mit Fleischbällchen vom Blech
Zimtkeks und Apfeltarte Zimtrollenkuchen vom Blech mit Frischkäse-Frosting
LECKER&Co Nasu Dengaku | Aubergine mit Miso
Gernekochen Hähnchen-Shawarma aus dem Ofen
S-Küche Saftige gebackene Hackbällchen mit Wurzeln und Rüben aus dem Ofen - ein Feierabend-Blechgericht
Ye Olde Kitchen Bunte Pommes aus dem Ofen mit Sesamdip
trickytine Gerösteter Rotkohl vom Blech mit Apfel, Salbei und Salsiccia
Patrick Rosenthal Indian Style Kartoffeln vom Blech
thecookingknitter Hähnchen in Blutorangen und Zitronen
Kleines Kuliversum Wintergemüse vom Blech mit Feta
moey’s kitchen Winterlicher Radicchio Caesar Chicken Salad vom Blech
pinch of spice Shakshuka vom Blech mit Karotten und Süßkartoffeln
Lecker muss es sein! Kräutriger Lachs vom Blech mit Kartoffeln, Kirschtomaten und Kräuterdip
Foodistas Curry-Lachs-Schaschlik mit Wintergemüse vom Blech
Eine Prise Lecker Leckere und einfache Antipasti vom Blech
Cakes, Cookies and more Kartoffel-Wurst-Blech mit Gemüse
Jessis Schlemmerkitchen Ofen-Süßkartoffeln mit Kichererbsen
zimtkringel Blech rustikal
Küchenlatein Flammkuchen New York
Marlene’s sweet things Apfel Flammkuchen mit karamellisierten Mandelnl
Schöner Tag noch! Röstgemüse vom Blech mit Linsensalat, gebratenen Römersalatherzen und Hummus
Küchenmomente Bunter Gemüsekuchen vom Blech
ninamanie Belegte Blumenkohl-Steaks vom Blech
Der magische Kessel Tepsi Badinjan - irakisches Ofengemüse mit Aubergine & Lamm vom Blech
USA kulinarisch Chicken Fajitas mit Paprika und Zwiebeln
pastasciutta Bratkartoffeln vom Backblech
Brotwein Hähnchen mit Ofengemüse & Kartoffeln vom Blech mit Joghurtsauce
Naschen mit der Erdbeerqueen Herzhafte Hefeteilchen mit Käse und Kräutern
Julz kocht - Ein Bielefelder Foodblog Kartoffelgratin mit roter Beete
Küchenliebelei Schweinelende in Mürbeteig mit Kartoffeln und Gemüse – alles vom Blech

Arabischer Lammtopf mit Bamia (Okraschoten)

Lammfleisch und ich - wir haben eine innige Beziehung. Beziehungsweise hätten sie sehr gerne. Leider fehlt mir in Berlin-Friedrichshain immer noch ein Supermarkt mit arabischen Produkten und einem angeschlossenen, guten Metzger. Stattdessen kann ich mich mit Asia-Shops totwerfen. Was natürlich auch seinen Vorteil hat, da wir gerne auch asiatisch kochen und sich hier viele Produkte überschneiden. Aber... es ist halt nicht das Gleiche.

Arabischer Lammtopf

Für dieses Gericht war der Liebste in vier (!) Geschäften, nur um Bamia zu bekommen. Von tiefgefrorenen Okraschoten oder gar frischen Schoten (zu bezahlbaren Preisen) wage ich gar nicht zu träumen. Für das hier verwendete Glas, das er dann im letzten Gemüseladen auftrieb, musste er tatsächlich vier Euro hinlegen. Wucher. Und das auch noch von der Marke, deren Produkte ich jetzt nicht unbedingt hochqualitativ nennen würde. Also, liebe Händler orientalischer Lebensmittel, wo seid ihr in meiner Nähe? Ich würde sicherlich direkt bei euch Kundin werden!

Kurdische Küche

Ich glaube nicht, dass es sich hier um ein rein kurdisches Rezept handelt, sondern eher etwas aus der allgemeinen traditionellen Küchenwelt des Irak. Auch wenn sich beispielsweise in dem eher speziellen Kochbuch "Die traditionelle kurdische Küche"*, sehr, sehr entfernte Verwandte finden. Die von der Autorin Hülya Baba vorgestellten Rezepte, die sie von Mutter und Großmutter in der "alten Heimat" (kurdisches Siedlungsgebiet im gebirgigen Osten der Türkei) erlernt hat, zeichnen ein kulinarisch sehr karges und hart erscheinendes Leben. Es ist wirklich schlichte, regionale, ursprüngliche, bäuerliche Küche, die aus fast Nichts viel macht. (Und ich jammer darüber, die gewünschten Zutaten nicht direkt im Kiez zu bekommen...)

Meiner Erfahrung nach begegnet einem Lamm - ertränkt in Tomatensauce - sowieso in ziemlich vielen arabischen Kulturen. Ich habe diesen Lammschmortopf mit Bamia, immer von Papa gekocht, als Kind heiß und innig geliebt, und auch heute noch ist es für mich ein besonders schönes Wohlfühlgericht. Dazu gibt es kurdischen Reis,  angebraten mit Fadennudeln und Zwiebelchen, gekocht und unten braun angebacken. Hört sich ungewöhnlich an - aber alle streiten sich dann am Tisch um die besten Stücke, die am Boden fast karamellisiert sind. Und wenn ich einen besonders guten Tag habe, dann gibt es noch geröstete Mandeln und Rosinen dazu. (Hach. Geröstete Mandeln.)

Orienatlischer Schmortopf mit Lamm und Tomate

Ich kenne es so, dass das Gericht mit Zitronenstein noch zusätzlich gesäuert und gar nicht so großartig gewürzt wird. Okraschoten, Lamm und Tomate gehen bei diesem sehr bodenständigen Lammgericht eine aromatische Allianz ein, die nicht viel Firlefanz nötig hat. Heutzutage nehme ich allerdings lieber frische Zitrone anstatt kristalliner Zitronensäure, ein Löffelchen Curry wandert bei mir auch immer hinein. Und wer möchte, kann den Schmortopf auch noch mit etwas Harissa bekannt machen.

Wer Zugang zu gutem Lammfleisch hat, kann es sich direkt beim Metzger des Vertrauens zuschneiden lassen. Ich habe diesmal eine 1,7 Kg schwere Lammkeule gehabt, die auseinandergenommen und aus ein paar Abschnitten und dem Knochen direkt noch eine kräftige Brühe für arabischen Bohneneintopf angesetzt.

Orientalischer Lammtopf

Rezept für arabischen Lamm-Schmortopf mit Okra/Bamia

(für 6-8 Personen)

1 ½ kg Lammgulasch
0,75-1 L Wasser
2 Dosen geschälte Tomaten oder Pizzatomaten à 400 g
2 Pakete pürierte Tomaten à 500 ml
1 Dose/Glas Bamia (Okraschoten) à 400g
200 g  Zwiebeln
3-5 Knoblauchzehen
1 Zitrone
geschmacksneutrales Öl
Meersalz
1 TL Madras-Curry
1 TL Paprika (edelsüß)
bunter Pfeffer
Harissa (optional)

Zubereitung

  • Das Öl in einem großen Topf erhitzen, die grob geschnittenen Zwiebeln darin anschwitzen. Nach und nach die Fleischstücke dazu geben und scharf anbraten.
  • Die Knoblauchzehen häuten und im Ganzen dazu geben. Mit dem Wasser aufgießen, zwischendurch natürlich immer wieder umrühren, Deckel aufsetzen und bei mittlerer Hitze circa 40-50 Minuten köcheln lassen, bis das Fleisch schön zart und die Flüssigkeit etwas reduziert ist.
  • Die fein gehackten Dosen-Tomaten, das Tomatenpüree und die Gewürze dazu geben - darauf achten, nicht zu scharf zu würzen. Nochmals etwas einkochen lassen und dann erst die Okraschoten dazu geben. Die vorgekochten Schoten werden samt der kompletten, schleimig-anmutenden Flüssigkeit aus dem Glas, sie bindet die Sauce zusätzlich, vorsichtig untergerührt. Das Bamia sollte noch kurze Zeit sanft mitkochen, aber nicht zu sehr, da sonst die Schoten zerkochen.
  • Abschließend wird nochmals abgeschmeckt und nachgewürzt. Tomaten und Bamia neigen dazu Gewürze und Salz wegzuziehen. Das Gericht benötigt eine gewisse Säure um den richtigen Geschmack zu entfalten, deswegen sollte man – falls die Säure der Tomaten und des der eingelegten Okraschoten nicht ausreicht – mit etwas Zitronensäure nachhelfen.

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Kaiser’s Tengelmann GmbH, mein Leben in der Filterbubble & freundlicher Alltagsrassismus

Für diesen Artikel habe ich in den letzten Tagen wirklich mit mir gerungen. Ich war erst vor den Kopf gestoßen, dann sauer, verwirrt, traurig, abschließend verzagt und an mir selbst zweifelnd. Ich war zig Mal davor, den Artikel zu löschen, habe dann aber schlussendlich den Rat meines Mannes befolgt: "Es belastet dich, du denkst da dauernd drüber nach. Schreib's dir von der Seele."

Es geht darum, dass ich - mit kurdischer Beteiligung an meinem Genpool -  in Deutschland geboren und aufgewachsen bin. Deutsch ist meine Muttersprache. Ich lebe, denke, fühle, träume, atme in ihr. Sie ernährt mich sogar, da sie Grundlage meines Berufes ist. Ich habe mich in diesem Land immer erstaunlich geborgen und aufgehoben gefühlt, bis in mein Erwachsenenalter hinein hatte ich nur zwei bewusste Begegnungen rassistischer Art.

Aber in letzter Zeit habe ich immer öfter den Eindruck (und das gerade in meinem geliebten, bunten, queeren, coolen, weltoffenen Berlin), in einer Art bequemer Blase zu leben - einer regelrechten Filterbubble. Vielleicht ist das wirklich dumm (oder die Rettung vor der Paranoia), aber ich habe mir nie ernsthaft darüber Gedanken gemacht, wie viele Jobs ich vielleicht wegen meines Namens nicht bekommen habe. Oder was Menschen eventuell für Vorurteile mit sich herum tragen. Ich mag einen Menschen - oder eben nicht. Mir persönlich ist es dabei wirklich herzlich egal, welchen Bildungsgrad oder welche sexuelle Präferenz er hat, aus welchem Land er ursprünglich stammt, wieviel Metall er im Gesicht, Farbe auf der Haut und welche Klamotten er trägt, ob seine/ihre Haare magentafarben oder sittsam blond sind oder unter welchem fucking Stein dieser Mensch irgendwann mal hervorgekrochen ist. Dementsprechend vielfältig setzt sich auch mein Freundeskreis zusammen.

Erfahrungen mit Kaiser's Tengelmann GmbH (Sorry, aber das Idiotenapostroph gehört so...)

Ende letzten Jahres hat bei uns ein neuer Kaisers Markt aufgemacht. Quasi so fast gegenüber. Einmal aus dem Haus fallen und da sein. Und mit genialen Öffnungszeiten: Montag bis Samstag bis 24.00 Uhr. Nachts noch schnell die Zutaten für einen Kuchen zu kaufen, spät einkaufen gehen zu können, wenn man vorher arbeitstechnisch keine Zeit hatte und dabei wirklich noch Auswahl zu haben, schnell Zutaten (z. B. laktosefreie Produkte) zu bekommen, die der oft frequentierte Discounter um die Ecke eben nicht vorrätig hat oder einfach mal spätabends mit der besten Freundin das Ben & Jerrys-Fach spontan leerzuräubern: Das ist einfach ein angenehmer Luxus. Und als ich kurz nach der Eröffnung die Fleischauswahl sah - wundervoll.
Ganz ehrlich - wir waren begeistert. Gut, die Preise sind natürlich dementsprechend. Aber gen Wochenende wird ja gerne was reduziert, was kurz vorm Ende des MHD ist.

Ich bin im Ruhrgebiet aufgewachsen und der kleine Kaisers Markt war für meine Mutter und mich zum Einkaufen eigentlich immer der erste Anlaufpunkt. Auch Fleisch wurde immer dort besorgt. Wie oft habe ich zu hören bekommen: "Geh doch noch mal schnell zu Kaisers..!" Die Verkäufer/innen kannten einen, dort hatte ich meine ersten unschuldigen Begegnungen mit exotischen Früchten (da gab es damals immer so kleine gelbe Broschüren mit Infos dazu), betrachtete voller erwachender Kochliebe ehrfurchtsvoll das Regal mit den asiatischen Zutaten und in der Oberstufe hat man sich in der großen Pause dort mit lebenswichtigen Dingen von Nikotin bis Zucker versorgt. Ich hegte also kindliches Verbrauchervertrauen in die Marke.

Das änderte sich, als ich vor sieben Jahren nach Berlin zog.  Vor allem durch die - damals noch unrenovierte - Filliale im Ringcenter. Nach dem Kauf verdorbener Hühnerherzen und (damals vom Gatten verbloggten) Erlebnissen mit der Fleischtheke, beschlossen wir, kein Frischfleisch mehr dort zu erwerben. Ein Grundsatz, der in den letzten Jahren langsam erweicht wurde.

Aber zurück zu "unserer" Filliale direkt vor Ort. Zur Eröffnung waren die Regale natürlich übervoll. Einige Zeit danach war dann abgepacktes Frischfleisch runtergesetzt. Noch im MHD, aber halt 50% rabattiert. Kaninchen aus der Region.  Sah frisch aus. Wunderbar. Vor meinem inneren Auge schwebte ein duftiges Stifado mit Rotwein... oder irgendwas mit Speck umwickeltes. Ich kaufte Filets und Keulen - die ich Daheim direkt in den Mülleimer wandern lassen konnte, da sie wenig vertrauenswürdig rochen und schleimig waren. Gut, dachten wir, das war halt Pech. Der Laden ist neu, die Regale waren voll. Ist zwar jetzt für uns geld- und magenmäßig echt schlecht gelaufen, aber kann ja mal zu Beginn mal passieren, wenn Abläufe vielleicht noch nicht so eingespielt sind.

Danach kaufte ich noch mehrfach Fleisch, das vollkommen in Ordnung war (zum Beispiel Perlhuhnbrust). Um Weihnachten herum wanderte ein Paket Fasanenbrust direkt ins Tiefkühlfach (und wurde nur aus Krankheitsgründen nicht zwischen den Jahren zubereitet). Vor einer Woche (05.01.) kaufte der Liebste dann abends noch rasch zwei Pakete mit Hühnchen-Drumsticks. Reduziert, aber voll im MHD. Ergebnis: Eine Packung verdorben, die andere noch gut. So langsam war ich dann doch ... mehr als irritiert. Ich setzte mich hin und tippte eine (wirklich noch freundlich gehaltene) Beschwerdemail.
Am Sonntag (06.01.) sollte es dann den Fasan geben. Bei Packungsöffnung wehte allerdings ein dermaßen schwefliger Geruch durch die Küche, dass wir das Tier direkt im ewigen Grab der Tonne versenkten.
Am Montagnachmittag (07.01.) kam dann schon eine Rückmeldung vom Kaisers Servicecenter. Man würde gerne direkt mit mir Kontakt aufnehmen und telefonieren. Am Dienstagnachmittag (08.01.) dann der Anruf vom Qualitätsmanagement hier in Berlin. Am Hörer ein sehr netter, bemühter und verständnisvoller Mitarbeiter der Firma, der sich für den Hinweis bedankte, sofortige Kontrollen und Nachbesserungen bei der Kühlkette versprach und mir als Ausgleich für den entstandenen Schaden und den Ärger einen Präsentkorb anbot. Ich war leicht skeptisch, aber fand das schnelle Handeln, die Ernsthaftigkeit, mit der meine Beschwerde behandelt wurde, und die Kompetenz, die Kaiers in diesem Fall an den Tag legte, wirklich sehr positiv. Überrascht erhielt ich schon einige Stunden einen knappen Anruf aus "meiner" Filliale, dass der Korb bereit stehe und ich machte mich am Abend samt Gatten auf den Weg.

Wir haben da mal was aus ihrer Heimat für sie zusammengepackt...

Irgendwie war es dann doch eine dezent unangenehme Situation und ich ziemlich nervös. Die Marktleiterin kam verbissen lächelnd mit dem Korb auf mich zu, rasselte in typisch Berliner Herzlichkeit ("Ja, Tschuldigung nochmal. Hier.") ihre Erklärung herunter und hielt mir den Korb entgegen, bevor sie die sofortige Flucht antrat. Was ich ja verstehen kann, niemand ist glücklich darüber, wenn in seinem Laden vergammeltes Fleisch verkauft wird und jemand sich dann auch noch beschwert. Und zugegeben, auch bei mir setzten akute Fluchtreflexe ein. Ich hatte nach einem Blick auf den Korbinhalt (türkische Seampaste, türkische getrocknete Tomaten im Glas, türkische Bohnenpeperoni im Glas, türkische gefüllte Weinblätter in der Dose, türkischer Apfel-Feige-Tee, marokkanischer Minz-Honig-Tee, Pralinen von Lindt, Lindor-Schokolade und Filterkaffee von Jacobs) nämlich das Gefühl, als hätte mir jemand in den Magen getreten. Ich konnte das Ding nicht mal anfassen, sondern drängte es meinem Mann auf. Auf den 30 Metern Heimweg fasste mein Mann grinsend mein unbestimmtes Bauchgrimmen in Worte: "Tja. Wenn du Müller heißen würdest, hättest du wenigstens ein anständiges Steak reingepackt bekommen!" Ich lachte locker und versuchte das flaue Gefühl, das mich dabei beschlich, zu verdrängen.

Später am Abend unterhielten wir uns darüber. Ich merkte, dass es ziemlich an mit nagte, ich aber Schwierigkeiten hatte das Problem richtig zu benennen. Falls jemand einfach nur zufällig einen schon fertigen Präsentkorb gegriffen hat und alles nur Zufall war - fein. Kein Problem.
Aber wurde dieser Korb speziell für mich zusammengestellt? Das hört sich auf den ersten Blick total harmlos an und war bestimmt superlieb und nett gemeint. Vielleicht hat sich der oder diejenige da wirklich Nichts bei gedacht oder wollte mir sogar eine Freude machen.
Aber es ist für mich dennoch im zweiten Fall eine Form von verstörendem Alltagsrassismus aufgrund von Vorurteilen. Vorurteile aufgrund meines kurdischen Namens, die ich gerade in Berlin - vielleicht allenfalls in irgendeinem urdeutschen Provinzkaff - wirklich nicht erwartet hätte und die mir bisher so noch nicht begegneten. Meine Mail war in korrektem Hochdeutsch formuliert. Bei beiden Telefonaten sprach ich sauberes und akzentfreies Deutsch. Und dann das.

Ja, wahrscheinlich ist es im Grunde wirklich keine große Sache und das Verständnis ist dafür bei vielen gering. Als ich das letzte Woche erzählte, meinte eine Bekannte, dass ich das alles doch nicht so eng sehen sollte. "Ich kann dir sagen wie das ablief. Die haben da im Geschäft nen Anruf gekriegt 'Packt mal was Passendes zusammen, der Name ist Shermin Arif.'"

Ähm.. ja genau. Und ein Korb mit türkischen Weinblättern ist also zu mir passend. Sorry. Aber das hat für mich einfach einen unschönen sarrazinesken Beigeschmack. Ich gehe ja nicht zu Kaisers, um arabische Spezialitäten einzukaufen. Und mal für einen anderen Blickwinkel: Ich würde im umgekehrten Fall auch nie auf die Idee kommen, für jemanden mit zufällig polnischem Namen einen Präsentkorb mit frischen Kutteln, eingewecktem Bigos und Krakauer Wurst zusammenzustellen. Oder wie eine andere Bekannte verständnisvoller witzelte "Wir haben da mal was aus Ihrer Heimat für Sie zusammengepackt.. Ha, ha!"

Bin ick ne Drama-Queen?

Der Korb steht noch immer unangetastet in der Küche und raubt Raum. Ab und an schleiche ich darum herum. Gebe ich hier gerade die Drama-Queen? Ist mein Verhalten eine übertriebene Reaktion? Vielleicht. Ich hab es versucht verkrampft lächelnd wegzuschieben. Ich habe tagelang darüber nachgedacht. Darauf gewartet, dass es versandet. Gefühle haben allerdings die lästige Angewohnheit wiederzukehren. Und dieser Kloß in der Kehle, dieser Druck hinter den Augen, dieses lastende Tonnengewicht im Magen, das verschwindet eben nicht so leicht wieder. Eben war ich noch ein Teil von dem Ganzen hier. Und mit einem einzigen, nett gemeinten Geschenkkorb stehe ich außerhalb, komme von draußen. Für den Durchschnittsbürger ganz selbstverständlich werde ich aus meiner Heimat ausgegliedert. Und das ist - mit Verlaub - ein echt beschissenes Gefühl.

Hallo, liebe*r Leser*in,
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