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Kochbuchrezension: Ein Fest im Grünen für Kinder & Rezept für Wassermelonenpizza

Ja nee, is klar. Der Sommer hat sich gerade abgemeldet, der Herbst rüttelt schon an den Fensterläden - da kommt ich hier mit nem Sommersalat mit Wassermelone um die Ecke. Nehmt es einfach zur future reference. 🙂

Rezept für Wassermelonensalat

Und letzte Woche lagen die auch wirklich noch in den Geschäften, ich schwör's! Aber kommen wir zur Rezension des dazugehörigen Kochbuchs, anschließend verrate ich euch das Rezept für den tollen Salat mit Wassermelone, der garantiert nicht nur Kindern schmeckt, sondern auch für Erwachsene eine köstliche Vorspeise (oder ein Hauptgericht... je nachdem wie viele Scheibchen Salat man vertilgt... ) ist.

Rezension zum Kinderkochbuch "Ein Fest im Grünen" von Erin Gleeson

Rezension: "Ein Fest im Grünen für Kinder"* - Ein vegetarisches Kinderkochbuch

"Leckeres Essen muss nicht kompliziert sein." und "Ein Regenbogen auf dem Teller macht einfach einen Riesenspaß" – mit diesen beiden Zitaten aus dem Vorwort der USamerikanischen Foodbloggerin Erin Gleeson fasst man im Grunde schon das Wesen dieses Kochbuches zusammen. Und ja, damit hat sie mich auch ein wenig an der Angel. Denn wer hier mitliest weiß, dass ich oft von den unaufwändigen, klaren Kompositionen überzeugt bin. Sicher schätze ich Speisen, die aus zigtausend Zutaten entstanden sind und über drei tage zubereitet wurden - nur halt nicht von mir. Ich liebe es simpel und gut und da sind Erin und ich wohl auf einer Linie. ein wenig (sehr) lebt sie ja einen beneidenswerten Hipster-Ausstiegstraum: Als ihr Verlobter eine Stelle als Rabbi in dieser Gegend annahm, ließ sie ihre Karriere als New Yorker-Foodfotografin mit halbem Burnout fahren, zog mit ihm in ein Waldhäuschen, bekam dort wunderhübsche Kinder, (wieder)entdeckte dort ihren Aquarellkasten, Gemüse, das besondere Licht und das Bloggen.
Es ist übrigens schon das zweite Buch, das von ihr erschienen ist. "Ein Fest im Grünen"* (Forest Feasts) ist das erste, das dritte ist gerade erst auf Englisch erschienen: "Forest Feasts Gatherings"* mit Herbstrezepten.
Bevor es hier zu den Rezepten geht, die in die Kapitel "Snacks", "Getränke", "Salate", "Hauptgerichte", "Süße Zeiten" und "Partys feiern" unterteilt sind, gibt es erstmal eine kleine Einführung für Kochneulinge. Hier ruft Gleeson zu Kreativität und Improvisation auf und macht Mut und Lust aufs Kochen, auch wenn es vielleicht nicht beim ersten Mal gelingt. Sehr schön auch, dass Maßeinheiten, Küchenbegriffe, Schnitttechniken und Küchenwerkzeuge anschaulich bildlich erläutert werden.

Optisch bleibt ist das gebundene Buch sehr hübsch aufgemacht – die quietschebunten Aquarellzeichnungen von Erin Gleeson, fotografierte Zutaten und großformatige Fotos der leckeren Gerichte machen nicht nur kleinen Menschen Hunger auf die vorgestellten Köstlichkeiten. Ob nun leuchtende Aprikosenhappen, simple Radieschen mit Butter und Salz, Mangold-Quiche, Süßkartoffelpizza, Birnenkuchen, Couscoussalat mit Nüssen, Tortilla-Wraps mit Erdbeeren oder selbstgemachte Eissandwiches mit Früchten und Keksen – alles sieht zum Anbeißen gut aus.

Rezension zum Kinderkochbuch "Ein Fest im Grünen" von Erin Gleeson & Rezept für Wassermelonensalat

Kindgerechte Rezepte zum Nachkochen

Die Rezepte sind für Kinder verständlich erklärt und gut zum Nachkochen geeignet. Von sehr simpel (Traubenbrause) bis etwas aufwändiger (Regenbogen-Mangold-Quiche) findet sich hier eine schöne Bandbreite, die Erfolgserlebnisse verspricht, allerdings nicht nach Schwierigkeit gekennzeichnet ist. Inhaltlich sind sind die Gerichte in ihrer Zusammenstellung für manche vielleicht zunächst oft außergewöhnlich, aber nicht zu exotisch oder abgehoben. Zwar kommen – ganz hipsteresk – Edamame, Quinoa und stellenweise etwas gehäuft Grünkohl (eben die "Kale"-Verrücktheit der Amis) vor, aber davon ab sind fast alle Zutaten – vom Ziegenfrischkäse bin hin zu Süßkartoffeln, Granatäpfeln oder getrockneten Cranberrys – heutzutage auch in einem gut sortierten Supermarkt oder sogar Discounter zu bekommen. Beim Lesen auffällig sind nur manchmal etwas hohe Zutatenmengen wie 1/2 TL Zitronenabrieb für ein Scheibchen Brot oder 5 Knoblauchzehen auf 225 Nudeln, die man dann hinterfragen und eventuell senken sollte. (Andererseits: Ich habe beim Melonen-Salat auch erst an dem 1/8 TL Salz pro Melonenscheibe gezweifelt und es passte da für uns genau.)
Umgewöhnen muss man sich auch etwas bei der Zubereitung, denn die Zutaten sind im Zubereitungstext eingebettet und nicht nochmals extra gelistet – da muss schon genau hingeschaut und das Rezept im Vorfeld präzise gelesen werden.
Erwähnenswert ist ebenfalls, dass Erin Gleeson im Buch auf gekauftes Brot, Tortillas, Kekse und Teige zurückgreift, sie weist aber jedes Mal darauf hin, dass man zum Beispiel den Pizza- oder Mürbeteig auch selbst herstellen kann (liefert dazu aber keine Rezepte) – aus meiner Sicht ist das durchaus verständlich bei einem auf Kinder zugeschnittenem Rezeptbuch, das Lust an der Zubereitung und dem Verzehr leckerer Dinge machen und die Kids nicht von vorn herein zu Tode langweilen will. Quasi erfolgreiche Nahrungszubereitung als Einstiegsdroge. 😉 Eltern haben hier also die Wahl, was sie sich und ihren Kindern zutrauen und wie weit sie das später oder direkt vertiefen wollen. Insgesamt sind das aber Kleinigkeiten, die nicht all zu stark am Charme von "Ein Fest im Grünen" kratzen können.

Mein Fazit: Ein zauberhaftes und nicht nur liebevoll sondern auch sinnig gemachtes Kochbuch für Kinder, die Freude an der Essenszubereitung haben und neugierig auf mehr sind. Sie können hier lustvoll hindurchblättern, sich selbst leckere Rezepte aussuchen und sich daran ausprobieren. Wenn ich mich daran erinnere, wie ich als Kind durch Kochbücher geblättert habe und viel nicht realisierbar war, gibt es von mir hierfür eine klare Kaufempfehlung. Und wahrscheinlich werden die anderen beiden Bücher auch noch auf meine Wunschliste wandern. Aber jetzt: Ab zum Rezept!

Erin Gleeson
Ein Fest im Grünen für Kinder*
Knesebeck, 2016
ISBN: 978-3868739473
112 Seiten, 16,95 Euro

Rezept für sommerlichen Salat mit Wassermelone

Rezept für Wassermelonenpizza

Das Rezept ist so ein wenig Pi-mal-Daumen, je nachdem wie viele Scheiben Wassermelone ihr zubereiten wollt. Die Zutaten sind hier also pro Scheibe aufgelistet, multipliziert sie einfach wenn ihr mehr macht.

Wassermelone (ohne Kerne)
3-5 Scheiben Mozzarella (das ist ca eine 1/2 bis 3/4 Kugel)
1 TL gehackte frische Minze
1 TL gehackte frische Basilikumblätter
1 TL gehobelte Mandeln
1,5 TL grob gehackte Walnüsse
2-3 TL Olivenöl
1/8 TL Zitronensalz

Zubereitung

  • Wassermelone in 2-3 cm dicke Scheiben schneiden. Mit einem Messer vorsichtig vom Rand herausschneiden, so dass die Scheiben intakt bleibt, und auf einen Teller legen.
  • Die Mozzarellascheiben fächerförmig in der Mitte anordnen.
  • Mandeln und Walnüsse kunstvoll über der Scheibe Wassermelone verteilen und in die Mitte die gehackte Minze und den Basilikum setzen.
  • Das Olivenöl darüber träufeln und das Zitronensalz darüber krümeln.
  • Schnell servieren und genießerisch vertilgen. Superfrisch und leicht, durch den Käse aber tatsächlich sättigend.

 

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Ruths Kochbuch: Erinnerungen & Rezepte aus der aschkenasischen Küche

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Da ich momentan aus gewichtigen und schönen Gründen etwas mein geliebtes Foodblog vernachlässigen muss, serviere ich euch mal wieder eine - für das Blog teils ergänzte - Rezension, zu einem Kochbuch die ich in diesem Jahr für den Printbereich verfasst habe. Es geht um die jüdische Küche, aber vor allem um Erinnerungen. Sehe ich die derzeitige Situation in unserem Land, die brennenden Flüchtlingsheime, das verlorene Vertrauen in staatliche Institutionen durch den tiefbraunen Filz der dort haltlos wuchert, die Gier, den Hass auf andere Menschen, dann wird mir das Herz eng. Wie kann man schon vergessen haben, was genau dieses Verhalten vor gerade einem Menschenleben verursacht hat? Der Mensch ist des Menschen Wolf. Irgendwann sollten wir doch endlich mal dazu lernen...

Ruths Kochbuch / Gerstenberg Verlag

Ruths Kochbuch: Erinnerungen & Rezepte

Ruths Kochbuch* von Ruth Melcer und Ellen Presser lädt nicht nur dazu ein, neugierig die Nase in die Welt der aschkenasischen (osteuropäisch-jüdischen) Küche zu stecken und traditionelle Rezepte zu erforschen – es ist so viel mehr: Nicht nur ein simples Kochbuch, sondern vor allem ein Erinnerungsbuch. Wir alle wissen ja, wie sehr Essen mit Emotionen und Erinnerungen verknüpft sein kann. Ein Krümelchen Kuchen, ein bestimmter Duft,  der uns in die Nase steigt, und schon sind wir geistig in einem anderen Jahrzehnt und sitzen vielleicht neben Menschen, die längst nicht mehr körperlich bei uns sind.
Ruth schrieb dieses Buch zusammen mit Ellen Presser eigentlich als Familiengeschenk zur Bar Mitzwah ihrer Enkel, um etwas Greifbares zu schaffen, denn zeitgleich mit dem Gedenken an ihre Familie ist es ein Buch, das den Leser/innen viel über die jüdische Kultur und deren (Essens-)Bräuche beibringt. Damals und auch noch heute aktuell.

Ruth – die selbst als berufstätige junge Mutter im München der 1960er zunächst eigentlich wenig Begeisterung zum Kochen ausbrachte – beginnt ihre Erzählung mit ihren kochverliebten polnischen Ahninnen und mit ihrer eigenen Geburt. Das erste, heißgeliebte Enkelkind, das von Eltern, Tanten, und Großeltern in einer gutsituierten jüdischen Familie verwöhnt wird und später in der harten Realität des Konzentrationslagers Auschwitz/Birkenau landet – und überlebt. Wie durch ein Wunder finden die traumatisierten Überlebenden der Familie nach dem Krieg zunächst im polnischen Dorf wieder zueinander, wandern nach einem Pogrom 1946 aber nach Deutschland aus.

Die Familiengeschichten und Berichte sind mit den wenigen, sehr persönlichen noch erhaltenen Fotografien der Familie illustriert – beispielsweise mit dem etwas verschwommenen Foto mit dem blondlockigen, lachendem Kindergesicht, Ruths kleinem Bruder Mirek, der mit sechs Jahren im Konzentrationslager der Mutter entrissen und zusammen mit anderen Kindern ermordet wurde. Authentische Schwarzweißfotografien ergänzen die Zeitberichte. Optisch ist das Kochbuch schön aufgemacht, der Stil des Covers setzt sich konsequent im Innern fort, ist allerdings fast etwas überladen. Schade ist, dass den Fotografien der Gerichte wenig bis kaum Raum geschenkt wird. Oft sind die Speisen nur relativ klein oder stark optisch verfremdet abgebildet.

Rezepte aus der aschkenasischen (jüdisch-osteuropäischen) Küche

Nicht alle Rezepte und Zutaten sagen einem vielleicht auch zu... (Das Rezept im Buch wird im Leben nicht gegen die Hamantaschen einer lieben Freundin von mir ankommen. Oft erinnern mich die Zutatenlisten auch an Familienrezepte bei uns, geboren aus Dingen, die es damals einfach gab und die normal waren. Zum Beispiel Margarine im Kuchen oder Vanillinzucker. Zutaten, die ich aus meiner Perspektive des relativen Luxus von heute meist lieber durch Butter und echte Vanille ersetze. Aber auch bei uns existiert "DAS" eine Familienkuchenrezept, das irgendwie nur echt mit nem Würfel Margarine ist. ;))
Aber Ruth hat ja eben auch nicht den Anspruch ein universelles jüdisches Kochbuch zu schreiben, es ist ihr persönliches Familienkochbuch. Ein Sud aus Überlieferungen, Erfahrungen und persönlichen Vorlieben, gewürzt mit ihren Gedanken und Geschichten.
Serviert wird eine bodenständige und nicht zu verzierte polnische Küche mit vielen Fleisch- und Krautgerichten, ein Kapitel widmet sich mit seinen Rezepten auch ausschließlich dem Pessachfest. Kasche (Buchweizengrütze), Latkes (Kartoffelpuffer), Blini (Eierkuchen), Sauerkraut, Borschtsch, Gefilte Fisch, Krupnik (Graupensuppe), Kreplach (Teigtaschen für die Suppe), Matzeknödel, Tscholent (Eintopfgericht), Charosset (süßes Fruchtmus), Challah (Hefebrot), Hamantaschen (süßes Gebäck) und viele schöne Kuchenrezepte sind nur einige der reichhaltigen Rezepte, die einem hier neben den Geschichten und Anekdoten begegnen.

Nur ein steinernes Herz bleibt wohl von Ruths Familiengeschichte während und nach der Nazizeit gänzlich unberührt. Es ist mehr als eine bloße Rezeptsammlung, es ist ein Erinnerungsbuch. Und im Angesicht von ungezählten Kindern, die heutzutage wieder sterben, Menschen in Sammellagern, Bomben, verhungernden Menschen, brennenden Flüchtlingsheimen und Zäunen die geplant werden, um "uns" von "denen" zu unterscheiden, macht dieses Buch auch nochmal bewusst, wie gefährlich und beängstigend der Weg ist, auf den sich unser Land zum Teil wieder begeben hat.
Ein bittersüßes Buch. Zum Weinen, zum Freuen, zum Genießen, vor allem aber: zum Leben. Lechaim!

Ruths Kochbuch*
Gerstenberg, 2015
ISBN: 978-3836920957
160 Seiten, 19,95 Euro

Kulinarische Beute aus der Varusschlacht…

Ein kurzer Zwischenpieps von mir, bevor ich gleich in die Arbeit abtauche. Der Gatte und ich haben vor anderthalb Wochen für ein paar Tage liebe Freunde in Bramsche besucht. Und natürlich haben wir uns auch unsere Packung Kultur abgeholt und waren an einem Nachmittag im Museum der Varusschlacht in Kalkriese. Die Umgebung und das Museum waren echt schön gemacht, man konnte viele Sachen be-greifen (also auch wirklich klasse für Kinder) und das Personal wirklich freundlich und hilfsbereit. Durch private Lesegier und Geschichts-Studium waren einige Infos für uns überflüssig und über andere Sachen hätte man dann wiederum gerne mehr und tiefgreifendere Dinge erfahren - aber ich denke das ist wirklich private Vorliebe. Besonders gefallen hat uns auch das zum Varusschlacht-Museum gehörende Außengelände in Kalkriese.

Und natürlich haben wir im Museums-Shop auch bibliophile Beute gemacht und uns unter anderem eine der zahlreichen Übersetzungen des Kochbuch des Apicius ("Das Kochbuch der alten Römer") zugelegt. 😉

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