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Die Metro Kochherausforderung Frühling 2013 – Alles wird besser mit Butter

Die Metro veranstaltet zum dritten Mal eine Kochherausforderung und ich - ganz meinem fügsamen und liebreizenden Naturell entsprechend - folge diesem Ruf der Kulinarik natürlich wieder sehr gerne. Wie immer gilt: Alle Bestandteile müssen in irgendeiner Form im Menü Einsatz finden. Ende letzten Jahres durfte ich ja schon mal teilnehmen und mich durch einen Einkaufswagen voll leckerer Dinge und mir noch unbekannter Lebensmittel kochen, natürlich habe ich damals auch darüber gebloggt. Das ist überhaupt für mich das Faszinierendste daran, dass ich hier Zutaten zubereite, die sonst vielleicht nicht in meinen Einkaufskorb und auf meinen Teller gewandert wären. Und besonders spannend wird es, wenn ich mir ansehe, was die anderen Bloggerinnen und Blogger sich haben einfallen lassen. Ist diese Vielfalt nicht toll?

Ich habe wieder ein dreigängiges Menü zusammengestellt und mich diesmal - zwecks besserer Übersichtlichkeit und um einem unglaublichen Bandwurmartikel mit zig darin untergehenden Rezepten zu entkommen - dazu entschieden, mein gesamtes Menü in diesem Beitrag vorzustellen und dann auf die einzelnen Rezepte (die im Laufe der nächsten Wochen dann nach und nach als eigene Rezeptartikel online gehen) zu verlinken.

Und das waren übrigens die Zutaten, um die ich mir diesmal Gedanken machen durfte:Freilandbrathähnchen, Kartoffeln, Babyspinat, Brause, Riesling, Filoteig/Strudelteig, Meersalzflocken, Tomaten, Ingwer, Arganöl, Mango, Pesto

Ich hatte im Vorfeld schon bei anderen Blogs neugierig ein Auge auf die Bestandteile geworfen. Wie immer ist eine Zutat dabei, die ein wenig die Fantasie anstrengen und das Ganze nicht zu simpel machen soll. Diese Rolle sollte diesmal eindeutig der Brause zufallen, mit der ich aber eigentlich null Probleme hatte. Nicht mal der riesige Eimer mit den 100 Brausetütchen konnte mich schocken. Meine persönliche Nemesis hieß nämlich Fertig-Pesto. Allein der Anblick des Glases und des Markennamens auf anderen Blogs ließ mich leicht würgend erschauern. Pesto kommt bei uns normalerweise nur selbstgemacht auf den Tisch, in den gekauften Produkten (selbst bei denen aus dem Bio-Markt) finden sich oft billige Derivate statt der traditionellen Zutaten. Statt Olivenöl, Basilikum, Parmigiano, Pecorino, Pinienkernen, Salz und etwas Knoblauch findet sich hier leider oft eher günstiges Sonnenblumenöl, Cashewkerne, Sonnenblumenkerne, seltsame Milchprodukte, wenig guter Käse, dafür aber unsäglicherweise Kartoffelflocken und Dextrose (würg). Die Verbraucherzentrale Hamburg hat das in einer bildlichen Gegenüberstellung hervorragend auf den Punkt gebracht. Um so überraschter war ich, als ich mir das Pesto genauer ansah und feststellte, dass die Marke Finestro Fine Foods sich bei ihrem Pesto Genovese wirklich an einem ligurischen Originalrezept orientieret und hier wirklich nur das drin war, was auch wirklich drin sein soll. Wow.

Noch überraschter war ich, als ich bemerkte, dass es sich hier tatächlich um die Eigenmarke der Metro handelt. Das hervorragende Arganöl, mit dem ich im Hauptgang meinen Spinat beglücke, ist übrigens auch von Finestro.
Um es kurz zu machen: Die Zutaten waren wieder von toller Qualität und es hat wahnsinnigen Spaß gemacht sich dafür Rezepte auszudenken, sich durch stapelweise Kochbücher zu blättern und alles zu verkochen. Sehr gerne wieder! Allein meine Mango war noch steinhart, so dass ich mit der Zubereitung einige Tage warten musste, und mein Babyspinat war etwas zerdrückt. Aber jetzt auf zum Menü:

Vorspeise
Zigarren-Börek (Sigarra Böregi) aus Filoteig/Yufkateig mit fruchtiger Mango-Chili-Salsa
Verwendete Zutaten: Filoteig, PestoEin einfach zu machender orientalischer Appetizer, der durch das spezielle Rollen der Teigplatten aber etwas arbeitsaufwändig ist. Das Pesto passte wirklich gut zu Käse und knusprigem Teig. Da ich noch etwas Frisches dazu haben wollte, gab es aus einer hinzugekauften Mango noch etwas fruchtige Salsa.

Hauptgang
Zitronenhähnchen mit gebackenen Kartoffeln, Zwiebeln und Babyspinat mit Granatapfelsirup-Dressing
Verwendete Zutaten: Brathuhn, Kartoffeln, Babyspinat, Arganöl, MeersalzflockenUnd hier kommt dann auch zum ersten Mal die Butter ins Spiel. Ich habe mein Brathähnchen darin schwimmen lassen und war nach dem Essen förmlich glücklich damit überzogen. Aber dafür verkörperte es dann quasi auch das Role Model des herrlichen, Mund wässrig machenden, knusprig braun gebratenen, super-saftigen und elegant gewürzten Brathähnchens schlechthin. Alles wird eben besser mit Butter. 😉 Das Brathähnchen, ein Loué Freilandhuhn vom Label Rouge, war aber auch einfach genial. Das Fleisch des Schwarzfederhuhns war ein wenig dunkler, kräftiger und muskulöser als gewohnt (ein Schneidezahn kollidierte etwas mit einer Sehne), aber wirklich sehr, sehr köstlich. Besonders schön: Die Fütterung besteht zu 80% aus Getreide, das Futter ist frei von Gentechnik und laut Label soll das Geflügeltier zu Lebzeiten auch zur Wiederaufforstung der bäuerlichen Heckenlandschaft und zur Förderung der erneuerbaren Energien beigetragen haben (wie auch immer es das getan hat).
Mein Babyspinat war ja leider etwas derangiert, weswegen ich ihn nicht - wie eigentlich geplant - roh als Salat eingesetzt habe, sondern rasch noch gedämpft habe. Das Arganöl hat eine angenehm samtige, nussig-geröstete Note. Damit hatte ich bisher nur im kosmetischen Bereich zu tun und wäre wohl auch nie auf die Idee verfallen das kostbare Öl wirklich zum Kochen zu kaufen. Inzwischen haben wir es schon öfter verwendet, auch ein simpler Tomatensalat profitiert hiervon immens.

Dessert
Dreierlei aus gebackenen Mandelfingern mit Orangenblütenwasser, Mango-Sorbet mit Weißwein und Ingwer und Zartbitter-Pralinen mit prickelnder Brause.
Verwendete Zutaten: Filoteig, Mango, Riesling, Ingwer, BrauseHier taucht dann abermals eine ordentliche Portion Butter auf, die dafür sorgt, dass dieses orientalische Gebäck luftig und knusprig wird. Die Mandelfinger sind einfach fantastisch -  ich hab sie direkt warm aus dem Ofen probiert und war im buttrig-blättig-süßen Baklava-Himmel. Das spritzig-frische Sherbet/Mangosorbet mit dem Riesling und dem Hauch von Ingwer ist ein guter Ausgleich zu der schweren, orientalischen Süße. Und was Schokoladiges muss einfach sein - sonst ist ein Dessert für mich nicht komplett vollständig. Die restlichen Zartbitter-Brause-Pralinen habe ich übrigens bei unserer ESC-Party serviert und die kamen so gut an, dass ich die demnächst auf jeden Fall nochmals machen werde. Ich liebe ja sowieso die Kombination aus samtiger Zartbitterschokolade und fruchtig-frischer Kompononente. Passte also perfekt.

So.. schnell nochmal kontrolliert und nachgezählt - aber damit müsste ich alle Zutaten erfolgreich in kulinarische Genüsse umgesetzt haben. 🙂 Und wer noch nicht genug köstliche Dinge gesehen hat und gespannt ist, was andere aus (fast) den gleiche Zutaten gebastelt haben, der sollte sich auf diesen Blogs umsehen:

Alice im kulinarischen Wunderland, Essen ohne Grenzen, from snuggs kitchen, ...in Frau Kampis Küche, moeys kitchen, Nur das gute Zeugs, Obers trifft Sahne, Penne im Topf, Lunch for one

Abschließend noch die Kochbücher, die mich inspiriert haben, bzw. aus denen Rezepte stammen. Das Granatapfel-Dressing und die Idee zum Zitronenhuhn ist aus "Just Add Spice". Das Rezept für die arabischen Mandelfinger habe ich aus Claudia Rodens sehr empfehlenswerten Kochbuch "The New Book of Middle Eastern Food".

DIY – Selber kochen, selber backen, selber Dinge machen. Rock your Umwelt. :-)

Als ich an meinem Artikel über das Pflaumenchutney tippte, flossen mir noch einige andere Gedanken in die Tasten. Immer, wenn ich Obst und Gemüse einkoche, muss ich an meine Omi denken. Sie hatte in ihrem Schlafzimmer einen Schrank, hinter dem sich allerlei eingekochte Leckereien verbargen. Zu Ostzeiten hatte sie einen (mir jedenfalls groß erscheinenden) Schrebergarten mit ellenlangen Johannisbeerhecken (der Duft schwarzer Johannisbeeren..), Erdbeeren, einem Birnenbaum (um dessen große, herabgefallene , supersaftige Früchte sich immer irgendwelche Wespen neben unserer Schaukel stritten) und einen Kirschbaum. Gurken und massenweise Bohnen waren auch vertreten, Pflaumen muss es auch irgendwo her gegeben haben - diese sind mit ihrer ledrigen Haut, ebenso wie das schwammige Pendant aus rotgrauen Matsch-Erdbeeren, als eingekochtes "Kompott" allerdings immer die eingeweckte Nemesis meiner Kindheit gewesen.
Oh... aber dieser verschlossene, bis oben hin angefüllte geheimnisvolle Wandschrank in der Sommerkühle  eines Oma-Schlafzimmers. Ich habe ihn heute noch vor Augen. Wenn ich daran denke, ist das Zimmer da. Samt Geruch, den herrlich kitschigen rosa Prinzessinnen-Rüschengardinen, dem Geräusch der Straßenbahn vorm Haus und Fachwerkholz. Und der erwartungsvollen Stille, die man nur aufdecken müsste, um das Verborgene zu sehen.

Eingekochtes macht glücklich!

Es ist ja oft so, dass einem Dinge im Alltag überall mehr zu begegnen scheinen, wenn sie bei einem persönlich stärker in den Fokus rücken. So geht es mir gerade mit dem Thema "Selbermachen". Ich fand es als Kind schon immer spannend, seine Vorratskammer mit dem Werk der eigenen Hände zu befüllen. Ein Konzept, das mich ja auch zu vielen anderen Bereichen - nicht nur dem Kochen - geführt hat. Ich gärtnere (im Rahmen meiner Möglichkeiten) in Hinterhof und einem Communitygarten herum. Ich finde es faszinierend, Gebrauchsgegenstände und Nahrung selbst herzustellen. Wenn ich einen Strang handgesponnener Wolle fertiggestellt habe oder die Gläser mit selbstgemachter Marmelade in die Vorratskammer stelle, dann erfüllt mich ein absurder Stolz und bringt mich dazu, debil grinsend mein Werk zu bewundern. Ich erwische mich dabei, wie ich verliebt über Gläser mit selbstgekochtem Ketchup und Chutney streichle und verträumt innehalte, wenn ein Sonnenstrahl den Edelsteinton des selbstgemachten Brombeerlikörs erhellt.

Ich möchte daneben stehen und sagen: So schön! Seht wie schön es ist! Guckt was ich geschaffen habe! Ich! Nur mit diesen beiden Händen hier, meinen Gedanken und meiner Vorstellungskraft. Ich nehme die Sachen in die Hand. Befühle die Struktur der Wolle, denke darüber nach, was wohl aus ihr entstehen will. Ich bewundere die Farben in den glatten Gläsern und wie die Substanz im Inneren sich an die Wand drückt, bin erfüllt mit Vorfreude - Wann und wozu werden wir das wohl zukünftig essen? - oder denke darüber nach, wem es als Geschenk wohl besondere Freude bereiten würde. Diese Transformation von einfachen Ausgangsmaterialien in Gebrauchsgüter - nicht mal abgehobene Sachen, sondern Dinge, die man wirklich nutzt - finde ich einfach faszinierend.
Es ist wie eine Gewürzmischung, die man erstellt. Zig einzelne kleine Kräutlein, die alleine nicht wirken und erst wenn man sich für sie Zeit nimmt, sie von ihrer Schale befreit, röstet, zerstampft, mischt und dann anderer Nahrung hinzufügt - dann bilden sie ein großes Ganzes, das seinen Zauber ausspricht und über das Gericht legt. Und wenn einem das glückt, man eine gute Leistung erbringt, durch Zufall und Erfahrung das richtige Zauberpulver anrührt - dann ist man eben einfach zufrieden und glücklich.

Urbane Landwirtschaft? Cityfarmen in Berlin?

Das klingt jetzt alles sehr Öko - aber ich bin eigentlich keine klassische Verfechterin von Grünkernprodukten (Wobei die auch essbar sein können. Glaub ich.), Hippie oder typisch-klischeehafte Birkenstockträgerin. Ich habe die Dinger immer gehasst und mein Kosmetikregal und Kleiderschrank sehen nicht unbedingt nach ungefärbtem oder gebatiktem Naturleinen aus oder so... Ich glaube, ich bin einfach eine urbane Mischung aus technikinteressiertem Nerd,  garniert mit von Extrem-Feministinnen sicherlich naserümpfend betrachteten Weibchenskills, einer großen Prise (Geistes-)Wissenschaftlerin und Historikerin, die begeistert und gerne alles ausprobiert, sich kein "Das geht nicht" gefallen lässt,  herumtüftelt, dem latenten Hang zum Nachdenken und nachhaltigen Produkten frönt, aber durchaus auch mal die gekaufte Currywurst mit Pommes Schranke zu schätzen weiß (Steinigt mich doch!). Hätte ich mehr Geld, würde man mich wahrscheinlich in die unsäglich hippe Ecke der Lohas stecken. Wobei - gibt es die eigentlich noch? Sind die vielleicht gar nicht mehr hipp?

Letztens las ich jedenfalls das Buch Meine kleine Cityfarm: Landlust zwischen Beton und Asphalt von Novella Carpenter. Gut, der deutsche Titel ist mal wieder schrecklich und ich möchte zwar nicht in einem absoluten Ghetto wohnen (Friedrichshain ist angenehm alternativ, allerdings leiden wir unter der zunehmenden Gentrifizierung) aber dieses Konzept das Landleben, das Selbermachen und Landwirtschaften mit allen Vorzügen der City zu verbinden - hach bitte, wo kann ich das sofort haben? Wenn ich könnte wie ich wollte, würde ich mir Ziegen, Hühner und auch ein glückliches Schaf anschaffen. Vielleicht noch einen Lehmofen bauen und einen kleinen Fischteich anlegen. Hochbeete auf jeden Fall. Einen Amboss könnte ich auch gebrauchen. Schmieden wollte ich nämlich schon immer mal. Und das mitten in Berlin im Hinterhof - ist doch klar. Wenigstens würde ich dann zur Abwechslung mal meine Nachbarn in den Wahnsinn treiben und nicht umgekehrt. 😉 Ja, ich weiß. Es wird wahrscheinlich ein utopischer Traum bleiben.

Die Rückkehr des Handwerks in den Alltag

Aber ich finde diese "Trends", die sich gerade entwickeln, einfach spannend. Ich fühle mich ein wenig wie eine Sozialwissenschaftlerin (ähm, Moment, stimmt.. da habe ich ja tatsächlich auch einen Studienabschluss drin... ), die sich zurück lehnt, alles über den Rand ihrer Brille beobachtet, amüsiert ihren Tee schlürft und sich über die Jahre hinweg geistig Notizen zur Gesellschaftsentwicklung machen. Ich bezweifle allerdings, dass diese Entwicklung insofern rein auf die Wirtschaftskrisen zurückgeht, dass man auf diese Weise Dinge herstellt, die zu teuer für einen geworden sind. Diese Theoretiker haben wahrscheinlich noch nie einen Blick in einen Handarbeits- oder Bastelladen geworfen oder eine Zusammenkunft mit Geschäften gehabt, in denen Gläser im Vintage-Landhaus-Look zu mehr als ordentlichen Preisen verhökert werden. Die zahlkräftigen Hausfrauen (sorry für das Klischee), die gerne selbst wieder aktiv werden wollen und teilweise absolut keine Ahnung von den Marktpreisen haben, werden nämlich von findigen Geschäftsleuten durchaus ganz schön abgezockt. Dabei kann man natürlich durchaus preiswert ganz fantastische Sachen zaubern - wenn man weiß wie. Was die Wirtschaftskrisen angeht nehme ich persönlich eher an, dass sie die DIY-Leidenschaften antriggern, weil der Mensch auf der Suche nach Sicherheit und Geborgenheit seinen Nestbautrieb anwirft.

Stricken ist das neue Cool?

Früher wurde ich von Freunden oft komisch angeguckt, wenn ich Handarbeiten machte oder Kochbücher nach Metrezepten durchforstete - heute guckt kaum noch jemand komisch, oder fragt eher, ob ich es ihr oder ihm beibringen kann (ich gebe übrigens auch Spinnkurse hier in Berlin ;-)). Foodblogs und Do-it-yourself-Blogs boomen, und als ich eben im Buchladen rumkramte, stach mir neben dem Stapel mit Strick-Basic-Büchern und drei verschiedenen Werken, um die eigene Wohnung Shabby Chic-like zu pimpen und umzudekorieren, das Buch "Vintage your life!" ins Auge (nach kurzem Hineinlesen will ich mich damit allerdings nicht "vintagen", scheinbar bin ich schon total "vintage", weil ich selbst Dinge einkoche und gärtnere. Beim Blättern las es sich wie eine en-vogue-mäßige Empfehlung zum Umstylen des Lebens. Neue Modeartikel: Schaufel und Einmachglas. Aber vielleicht tue ich dem Buch unrecht. Ein paar nette Links und Tipps waren ja auch drinnen.) und ein Rezensionsexemplar von "Hab ich selbst gemacht: 365 Tag, 2 Hände, 66 Projekte" ziert seit ein paar Tagen meinen wolkenkratzerartigen Lesestapel. Lesenswert ist auch das Online-Magazin "Eigenwerk", das zumindest sehr nette Anregungen gibt. Letztens hatte ich eine Schülerin zum Einzelunterricht fürs Spinnenlernen da - sie kam im eleganten Georgette-Sommerkleid und in weißen Pumps. Ich hätte im Traum niemals geraten, dass sie wirkliches und ehrliches Interesse an dieser Technik hat.
(Kleiner Neben-Exkurs: Interessanterweise sind es vor allem eher Männer, die ein Problem mit den wiederentdeckten Handarbeiten haben und auf strickende Frauen eher naserümpfend reagieren. Ich wage die Vermutung, dass bei den meisten Herren der Schöpfung ein ausgeprägtes grässliche-Häkelkissen-Klöppeldeckchen-auf-Sofalehnen-oder-kratzender-Wollpullover-von-der-Oma-der-zwangsweise-getragen-werden-muss-Trauma besteht, weswegen sie Handarbeiten sofort mit ältlichen asexuellen Damen und nicht vorhandenem Geschmack asoziieren und dies dann mit dem Blick nackter Panik auf ihr cooles, modernes Artyarn verarbeitendes Gegenüber  projizieren.)

Und wenn man in Foren quer liest, fragen Leute in meinem Alter, wo sie Weckgläser und Einkochautomaten herbekommen. Sie würden das ja auch  ganz gerne mal machen. So irgendwie. Die Oma hätte sowas noch alles gehabt, die Mütter hatten dann meist eher kein Interesse daran und vor zehn bis zwanzig Jahren ist halt alles in den Müll gewandert, weil niemand den ollen Kram wollte. Wie oft habe ich in den letzten Jahren gelesen: Ach Mist! Hätten wir das gewusst, wir hatten ja alles dafür da! Und wie oft erntet man verständnislose Blicke und den leicht ungläubigen Satz "Wie...? Das ist eeehheeecht selbstgemacht?!"  (In meinem Fall antwortet man dann leicht verwirrt zurück: "Ähja.. in meiner Küche...?")

Und was sollte das Ganze jetzt?

Damit man mich nicht falsch versteht: Ich kaufe gerne Dinge. Viel zu gerne. Ich gehe gerne Shoppen und komme dann beispielsweise mit unpraktischen Pumps wieder, die das Laufen auf dem Kopfsteinpflaster in Berlin eher zu einem extrem experimentellen Erlebnis machen. Aber ich investiere einen Großteil meiner freien Zeit eben in solche für viele sinnlos erscheinen Sachen. Ich sehe Dinge an und denke mir "Hey... das kann ich doch selber machen... Lass mich kurz überlegen wie..!" Ich liebe diese Denkaufgabe, freue mich, wenn ich erfolgreich improvisiere. Was dann oft akute Bastelphasen zur Folge hat. Das führt dann beispielsweise dazu, dass ich spontan eine Töpferei stürme, in Pappmaché versinke, Seife siede, fast von meinem Stofflager erschlagen werde und mit meiner widerspenstigen Nähmaschine kämpfe, mich plötzlich mitten im Selbstbau eines Regals wiederfinde, glücklich in meinem magischen Kessel rühre und Hustensirup einkoche oder mich am Ende freudig mit dreckigen, stinkenden, frisch geschorenen Schafsvliesen auseinandersetze. Die Belohnung liegt in der Befriedigung über die erbrachte Leistung und im Genuss des Produktes selbst.

Und hiermit komme ich dann auch endlich an das Ende meines ellenlangen kreativ-Geschwafels und Gedankenwustes. Eine Quintessenz dieses Blogposts bekommt ihr von mir allerdings nicht. Ich bin eher fasziniert. Und beobachte. Ich liege gerade mal im Trend. Aha. Ich betreibe sogar eine Form von Luxus-Hobby. Werde ich dem nächsten aus der Generation "Ieeeeh? Selbermachen?!?!", der mir herablassend mitteilt "Aber das kann man doch im Laden kaufen!!" mal unter die Nase reiben.

Was ich eigentlich sagen will: Handwerk ist toll, also nehmt euch ein wenig den DIY-Geist zu Herzen und rockt und nervt eure Umwelt. Habt Spaß und macht euch selbst glücklich. 😉

Liebe Grüße

Blog-Event-LIII: Weiß wie der (Berliner Großstadt-) Schnee. Wintergenuss – Eiskaffee mit Schokoladenwölkchen

Wir sind ja auch mit einer Senseo gesegnet. Bei Zorra ist kürzlich auch so ein Maschinchen, samt ungeliebten Kaffeesorten, eingezogen was sie zu Café Rio de Janeiro veranlasst hat. Da seit der letzten Party noch ein riesiger Pott Bourbon-Vanilleeis (nicht selbstgemacht, ich gestehe) im Tiefkühlfach lagert und ich nicht so der Vanille-Eis-Fan bin, inspirierte mich dieses Rezept zu leckerem Eiskaffee, mit dem ich meinen Mann überraschte. Ist vielleicht auch ne nette Idee für Kaffee-Junkies zum nächsten Valentinstag.

Nachdem ich die Fotos bearbeitete fiel mir auf, dass es wie leicht großstadtemissionengeschädigter, sanft vanille-gelblicher Schnee mit Schokosahne aussieht.  Ich kann morgen auch gerne noch Beweisbilder vom Großstadtschnee nähe Frankfurter Allee nachreichen. *Erklärung zurechtkonstruier und herbeischleif* Äh.. also ich hoffe diese Berliner-Schnee-Erklärung lässt Jan, der das Blogevent "Weiß wie der Schnee" im Kochtopf ausrichtet und ja gerade auch selbst in Berlin war, netterweise gelten.  (Ich erzählte das nebenbei meinem Mann, der erstmal einem empörten Lachanfall erlag. Da bezeichnet der mich einfach als dreist. Pff... Lieber Jan, lass dich jaaa nicht in deinem Urteil von ihm beeinflussen.) Lässt man die Schokolade in der Sahne weg, isses natürlich noch schneeiger. 😉

Blog-Event-LIII: Weiß wie der Schnee (Einsendeschluss 15. Februar 2010)

Rezept für Eiskaffee mit Schokoladenwölkchen
(für 2 Personen)

2 große Kugeln Vanilleeis
1/2 Becher Sahne
2 TL echter Kakao
etwas Zucker oder Süßstoff zum Süßen der Sahne
2 Tassen Kaffee
Topping: Orient-Zucker

Zubereitung Eiskaffee

  • Senseo-Maschine heiß laufen lassen oder anderweitig für das koffeinhaltige Heißgetränk sorgen.
  • Den halben Becher Sahne zusammen mit dem Kakao und etwas Zucker in eine Rührschüssel geben und schlagen. Wir haben das rasch mit dem Schneebessen erledigt. Ging recht fix. Nette Variante: ein Hauch Whisky in die Sahne geben.
  • Zwei Tassen schnappen, je eine große Kugel Vanilleeis hineingeben und mit heißem Kaffee beglücken.
  • Zwei bis drei große Löffel Schokoladensahne auf den Eiskaffee setzen und schwimmen lassen. Darauf achten, dass die Tassen nicht überlaufen.
  • Als Topping Schokoladenraspel oder selbstgemachten Aromazucker darüber rieseln lassen.
  • Sehr schnell und sehr genießerisch vernichten.

Eiskaffee-Fazit

Kann mir das Ganze auch perfekt mit heißem Kakao vorstellen. Dann allerdings wirklich ohne Schokolade in der Sahne - das wäre too much. Das ist auch ein verführerisches Dessert oder Nachmittags-Getränk für Diabetiker. Die meisten Sorten Vanilleeis haben maximal 2 BE pro Kugel (einfach auf dem Becher die Kohlenhydrate nachlesen), die Sahne fällt kaum ins Gewicht.

Frittierte Linsenbällchen mit Joghurt-Dip

Letztens zappte ich durch die deutsche Fernsehlandschaft und blieb - wie immer sehr gerne, dort habe ich schon viele leckere Rezepte und Anregungen aufgeschnappt - bei der Servicezeit Essen & Trinken mit Martina und Moritz kleben. Die Sendung ist vom WDR und diesmal gab es ein Special zum Thema Linsen. Ich bin ja nicht sooo der riesige Linsen-Fan - mein Mann liebt die aber und so sah ich mir das interessiert an. Das Rezept für Linsenbällchen fand ich - wenn auch nicht in dieser Zusammensetzung - ganz spannend, habe aber eine eigene, rein vegetarische Variante mit orientalischem Anstrich daraus entwickelt.

Orientalisches Fingerfood & leckeres Rezept für Diabetiker

Die Linsenbällchen machen sich auch toll als leckeres arabisch angehauchtes Fingerfood auf Parties. Wer - wie ich ab und an - Diabetiker in seinem Umfeld mitbekocht kommt mit diesem Rezept auch sehr gut an. Da Linsen sehr ballaststoffreich sind, werden sie nur sehr verzögert und geringer verstoffwechselt als die enthaltenen Kohlenhydrate vermuten lassen. Allerdings muss sich da jeder Diabetes-Erkrankte von selbst herantasten wie sein Körper nun darauf reagiert und dementsprechend Insulin spritzen. Hierzu geistern auch verschiedene Schulungsmeinungen herum. Die einen spritzen gar kein Insulin für Hülsenfrüchte, die anderen berechnen sie voll (59 KH auf 100 g Trockenprodukt) - und unterzuckern dann gerne mal und die nächsten berechnen nur 2 BE für einen ganzen Teller. Typischer Fall von Trial & Error.

Rezept für frittierte Linsenbällchen
(für 2 Personen als Hauptmahlzeit)

250 g gelbe Orient-Linsen (geschält)
1/2 L Wasser
1 Ei
1 EL geröstetes Kichererbsenmehl
1 große rote Zwiebel
2 Knoblauchzehen
Sonnenblumenöl zum Frittieren
1 EL Olivenöl
2 TL Ras El Hanout
1 getrocknete Chili
frisch gestoßener bunter Pfeffer
1/2 TL edelsüßer Paprika
Salz

Zutaten für Joghurt-Dip
500 ml fettarmer Joghurt
1 Handvoll Walnüsse
frischer Pfeffer
gute Portion frischen Schnittlauch
1/2 Zitrone
Salz

Zubereitung Linsenbällchen mit Joghurt-Sauce

  • Die Linsen abwiegen und mit dem Wasser und etwas Salz in einen Topf geben. Die Linsen einmal richtig aufkochen, dann die Hitze reduzieren und sanft köcheln lassen. Meine Linsen hatten nur eine sehr geringe Kochzeit von 10-15 Minuten.
  • In der Zwischenzeit schon mal die Joghurtsauce zusammenrühren, damit diese schön durchziehen kann. Schnittlauch waschen und zu Röllchen schneiden, in einer Schale mit Joghurt, Zitronensaft, den grob gehackten Walnüssen, Salz & Pfeffer vermischen und beiseite stellen.
  • Die Linsen während des Kochens ab und an umrühren, damit nichts anbäckt. Das Wasser sollte weitgehend verdunstet sein. Vom Herd nehmen, etwas abkühlen lassen und durch die kleinste Scheibe der Flotten Lotte passieren.
  • Zwiebel und Knoblauch schälen, fein hacken, mit dem Olivenöl sanft in einer Pfanne bräunen und unter die Linsenmasse heben.
  • Ein Ei unterrühren - dafür sollte der Linsenbrei schon kühl genug sein, damit es nicht denaturiert. Die Chilischote zerreiben, die Kerne entfernen und mit den restlichen Gewürzen zu den Linsen geben.
  • Ein Esslöffel Kichererbsenmehl untermischen - das allein deswegen, damit der Teig fest genug ist um Bällchen zu formen.
  • In einer tiefen Pfanne oder einem Topf Sonnenblumenöl erhitzen, mit den Händen Bällchen formen und im Öl goldbraun ausbacken.
  • Danach auf einem mit Küchenkrepp ausglegtem Teller abtropfen lassen.

Linsenbällchen-Fazit

Dieses vegetarische Gericht schmeckt warm, laurwarm oder frisch frittert. Die säuerlich-frische Joghurtsauce passt perfekt dazu. Die Bällchen sahen wirklich genial aus, waren Außen knusprig-lecker und im Innern würzig-cremig. Kann ich mir gut für eine Party vorstellen. Am übernächsten Tag aufgewärmt waren sie mir persönlich allerdings dann zu dröge.

Das Ras El Hanout habe ich zu Weihnachten geschenkt bekommen - es war ganz lecker, ist aber bestimmt auch durch ein gutes, nicht salziges, Curry ersetzbar. Ich hatte mir den Kauf ja bisher ja immer verkniffen - da mir interfamiliär oder bei Freunden dieses angeblich totaaal bekannte arabische Gewürz im ganzen Leben noch nicht über den Weg gelaufen ist und es mir zum ersten Mal erst durch Aussagen von Alfons Schuhbeck begegnete...

Roundup Blogevent: A Tribute to Don Clemente

Mit reichlicher Verspätung durch den Blogumzug kommt jetzt endlich die Zusammenfassung meines allerallerallerersten eigenen Blogevents.:

Blogevent – Der magische Kessel bittet zu Tisch: A Tribute to Don Clemente

Ich hatte anfangs schon gefürchtet, dass sich eventuell gar niemand beteiligt und wurde dann sehr angenehm überrascht. Ich habe mich wirklich über jeden, der teilgenommen hat, unendlich gefreut. Mein Mann kann von kleinen Freudenkreischern berichten, die durch diese heiligen Hallen schalten, wenn sich wieder ein Eintrag anfand. 😉

Und - wie wir es alle schon insgeheim geahnt hatten - es fanden sich viele unterschiedliche Toast Hawaiis an. Da hätte es sich fast gelohnt, das Blogevent umzubenennen.

Petra machte sich in ihrem Blog "Kaffeeklatsch" an die kulturhistorische Aufgabe Wilmenrods berühmtes "arabisches Reiterfleisch" (ich muss bei dem Namen ja immer an ledriges Sattelzeug denken..)  nachzukochen. Lesenswert und amüsant - wie natürlich immer bei ihr - ist auch die dem Rezept zugrunde liegende Geschichte.

Als nächstes tauchte dann die Sammelhamster(in) mit der ersten Toast-Hawaii-Version auf. Sie beansprucht mit ihrer Kreation den Titel: "Hawaii-Toast, die beste Version" Bei ihr wurde frische Ananas mit Raclette-Käse auf Vollkornroggenbrot vermählt - scheinbar das traditionelle Weihnachtsessen im Sammelhamsterischen Haushalt.  Egal wer nun das beste Toast Hawaii produziert - es sieht jedenfalls zum Reinbeißen aus.

Auch Sus vom CorumBlog reist samt ihrem Rezept für  Toast Hawaii "Einmal in die Südsee, bitte...". Sie verkocht hier die Reste des leckeren Sylvester-Raclettes: frische Ananas, Raclettekäse & Vollkorntoast. Beglückt werden Käse und dicke Scheiben Schinken mit feurigem Tabasco und - exotischer als die legendären Cocktailkirschen von Don Clemente - mit Kumquats (die ich übrigens noch nie probiert habe - wie sind die denn so?).

Barbara hat auf ihrer Spielwiese auch ein Rezept für Toast Hawaii beizusteuern. Mit perfekt auf Toastgröße zurechtgeschnitzten Ananasscheiben und leckeren Cocktailtomaten hat sie einen raschen Mittagssnack zurechtgezaubert.

 

..Zorra von "1 x umrühren bitte" hat zwar kein Kochbuch von Don Clemente, tapfer hat sie sich aber durch Datenbanken gewühlt und sich an serbisches Reisfleisch à la Clemens Wilmenrod heran gewagt. Jetzt sucht sie noch nach einem Rezept für wirklich echtes serbisches Reisfleisch. 😉 Wer also authentische Kochquellen hat, melde sich bei ihr.

Um kurz vor knapp des Fristablaufs habe ich dann endlich meine eigene Blogevent-Beteiligung gepostet. Bei mir gab es  (neeiin, wer hätte das nur gedacht..?) ebenfalls Toast Hawaii. Ich hab versucht es richtig klassisch zu halten, samt ungesundem Weißbrot, zuckrigen Cocktailkirschen und dem Don-Clemente-typischen Ketchup.

Nochmals einen ganz lieben Dank an alle die mitgemacht haben. Bitte denkt daran, dass sich die URL und der Name meines Foodblogs geändert hat, vielleicht findet ihr ja die Zeit und editiert vielleicht noch eure Beiträge um. Sorry für diese Umstände.

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