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Full Scottish Breakfast – Was ist drin?

Ich räume gerade ein wenig alte Artikel auf, die ich für ein längst vom Netz genommenes und in Vergessenheit geratenes Online-Magazin geschrieben hatte. Und da ist mir dieser zeitlose Artikel zu den schottischen Frühstücksgepflogenheiten untergekommen, den ich euch nicht vorenthalten möchte.

Schottisches Frühstück - was ist drin? Full scottish breakfast

Full scottish breakfast - Schottisches Frühstück

Das „full scottish breakfast“ ist ein Scheideweg. Entweder man hat einen stählernen Magen und liebt diese frühe Attacke auf die Gallenwege, oder man erbleicht allein schon bei den Gerüchen, die der fröhlich vor sich hin brutzelnde Black Pudding verströmt. In gut geführten Bed & Breakfasts hat man jedenfalls kaum eine Chance dieser Delikatesse zu entkommen und muss von der Hausmutter besorgte Blicke und Kommentare über eine nahrhafte Tagesgrundlage erdulden, während man sich tapfer an eine Tasse Tee und etwas Toastbrot klammert.

 

Frühstücken in Schottland:
Was ist drin im "full scottish breakfast"?

Wer sich also furchtlos dem in Schottland sehr beliebten Frühstück stellt, bekommt eine gut frittierte Auswahl aus folgenden Dingen serviert:

Sausages

Kleine gebratene Würstchen aus Schwein, die im Geschmack entfernt ein wenig an Nürnberger Würstchen erinnern.

Black Pudding & Co.

In der Pfanne gebratener Black Pudding (also quasi "Schwarzer Blutpudding" - im Englischen bezieht sich Pudding ursprünglich auf herzhafte Zubereitungen, heutzutage dient das Wort aber auch für süße Desserts) ist eine Art Grützwurst - verwandt mit unserer Blutwurst, angedickt mit Hafermehl. Haferflocken sind in der schottischen Küche eine nicht wegzudenkende Zutat.

Ebenso auf dem Teller begegnen können einem dicke, gebratene Scheiben von Lorne beziehungweise Square Sausage (eckige Wurstscheiben aus Hackfleischmasse), White Pudding (eine helle Wurst mit Hafer oder Brot) oder Fruit Pudding (was für den süßen Zahn: bestehend aus Trockenfrüchten, Gewürzen und Hafer, die in Wurstform gebracht werden).

Haggis

Zusätzlich zum Black Pudding und seinen Anverwandten kann auch schon mal ein Scheibchen des schottischen Nationalgerichts sein, das frisch angebraten seinen Weg auf den Teller findet. Haggis ist ebenfalls ein herzhafter Pudding und besteht aus kleingehackten Schafsinnerein, die mit Zwiebeln, den unvermeidlichen Haferflocken und Gewürzen, fest verpackt im Schafsmagen gegart werden.
Ihr braucht gar nicht so pikiert die Nase rümpfen. Das Zeug ist im Grunde nur gehacktes Fleisch mit Hafer und von der Machart her ähnlich wie der hierzulande bekanntere Pfälzer Saumagen oder der Thüringische Presskopf.

Ham

Knuspriger gebratener Schweineschinken, der relativ mager (bis er in heißem Fett gebraten wird) und recht salzig ist.

Eggs

Ein bis zwei Spiegeleier oder oder „scrambled eggs“ (Rührei) sind ein morgendliches „Muss“ und krönen immer das kalorienreiche Menü.

Potato Scones / Tattie Scones

In guten Restaurants, Hotels oder Pensionen sind es leckere (und - was sonst -  ebenfalls gebratene) Pfannkuchen aus Kartoffelteig. Potato Scones sind nicht unbedingt vergleichbar mit deutschen Kartoffelpuffern, da Tattie Scones aus vorgekochten und zu Kartoffelbrei verarbeiteten Kartoffeln, sowie Mehl, hergestellt werden. Oft werden aber auch tiefgefrorene und frittierte Gebilde angeboten, die optisch stark an die hierzulande aus der Tiefkühltruhe bekannten Kartoffel-Röstis erinnern. Wer sich selbst mal an Tattie Scones probieren will, folge einfach meinem Rezept für Potatoe Scones - wir machen die öfter, um übriggebliebende Pellkartoffeln oder Reste von Kartoffelbrei aufzubrauchen.

Fried Mushrooms

Frische Champions, gut gewürzt und – wie sollte es auch anders sein – natürlich gebraten.

Baked Beans & Tomatoes

Gebackene weiße Bohnen in Tomatensoße und gegrillte Tomatenhäften sind wahrscheinlich eher ein Einfluss aus der britischen Küche, sie sind aber durchaus ebenso auf dem schottischen Frühstücksteller anzutreffen.

Toast

Geröstetes Toastbrot, Butter und Marmelade werden immer zum Frühstück dazu gereicht.

Scottish Oatcakes

Früher waren diese Haferküchlein die traditionelle Begleitung zu schottischen Mahlzeiten und wurden auf dem Girdle/Griddle (Metallplatte über dem Feuer) gebacken. Am ehesten kann man sie mit Crackern oder herzhaften Keksen vergleichen. Hier findet ihr ein Rezept, um zu Hause im Ofen Scottish Oatcakes zu zaubern.

Porridge

Wer mag, und noch Platz im Magen hat, kann sein „traditional full scottisch breakfast“ mit einem Schüsselchen Haferbrei abrunden. Das traditionelle schottische Porridge ist gesalzener, mit Wasser gekochter Haferbrei, der mit Butter, Milch, Sahne, Zucker, Honig oder Sirup darauf verzehrt wird. Ein etwas ungewöhnliches, aber durchaus genießbares Geschmackserlebnis. Dieses Gericht hat in Schottland eine über Jahrhunderte zurückreichende Tradition. Für die breite Bevölkerung war dieser Getreidebrei früher Nahrungsgrundlage. An dieser Stelle möchte ich euch noch mein gänzlich untraditionelles, aber wirklich gutes Rezept für Porridge aus der Mikrowelle ans Herz legen.

Seit 1994 finden übrigens jährlich in Carrbridge (Inverness-Shire) die „World Porridge Making Championships“ statt. Also ran an die Kochlöffel - äh, den Spurtle! Das ist nämlich das in früheren Zeiten zum Porridge-Kochen in Schottland genutzte Kücheninstrument.

Frühstücken in Schottland: Was ist drin im "full scottish breakfast"?

Lunch, Tea Time, Dinner...

Nach diesem klitzekleinen und leichten Frühstück sollte man sich vielleicht einem kleinen Verdauungsspaziergang hingeben, denn bald darauf kommt ja schon das Lunch, die Teatime (mit Leckerbissen wie Scones mit Marmelade und clotted cream, den britischen Cucumber Sandwiches oder buttrig-mürbem schottischen Shortbread) und natürlich das nicht minder reichhaltige Dinner - dann vielleicht wieder mit einem winzigkleinen Haggis, neeps (Steckrüben), tatties (Kartoffelbrei) und etwas Whiskysauce...

 

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Irish Stew mit tschechischem Schwarzbier

Fast jeder der kocht, und einen minimalen Faible für Kochbücher hat, hat die Anne Wilson-Kochheftchen irgendwo im Regal versteckt herumstehen. Auch bei mir tummeln sich etliche der günstigen, aber durchaus hübsch gemachten Druckwerke. Gekauft habe ich sie mir noch zu Studienzeiten so für ein bis zwei Euro das Stück und habe mich Zuhause dann glücklich hindurchgeblättert.

Irish Stew - nicht mit Guiness, aber mit tschechischem Schwarzbier

Irish Stew mit Guiness

Letztens fielen mir die Heftchen wieder in die Hände, der Liebste blieb kurz am Irish Stew mit Guiness hängen und beim Einkaufen gestern wurde ich beim Anblick von Rindergulasch von spontanen Gelüsten auf dieses doch sehr handfeste Gericht überwältigt. Guiness gab es nicht, also musste es das günstige (und einzig greifbare) tschechische Schwarzbier Breznák Cerné richten. Die Wahl war wahrscheinlich nicht mal so schlecht, mein letzter Guiness-Genuss liegt schon einige Jahre zurück, aber ich meine mich zu erinnern, dass es deutlich bitterer im Geschmack war. Das Stew hier ist eine mit Mehl gebundene Kreuzung aus Eintopf, Schmorgericht und Ragout. Seit dem Ragout aus Hühnerherzen ist meine Leidenschaft für solche saucentriefenden Schmurgelgerichte ja eigentlich auch klar...

Also - diese flüssige Hauptzutat plus Fleisch, Gemüse und ein wenig Zeit ...

Flasche tschechisches Schwarzbier Breznak

... ergibt dieses köstliche Mahl.

Irish Stew - nicht mit Guiness, aber mit tschechischem Schwarzbier

Rezept für Irish Stew mit Schwarzbier

1 Kg Rindergulasch
500 ml Schwarzbier (hier: Breznák Cerné)
circa 500 ml Wasser oder Brühe
4 große Zwiebeln
2 große Karotten
150 g Trockenpflaumen, halbiert
2 große, gehäufte EL Mehl
2 Zehen Knoblauch
1 1/2 TL getrockneter Thymian
2 Lorbeerblätter
Meersalz, frisch gemahlener Pfeffer
Butterschmalz (alternativ: neutrales Öl)

Zubereitung

  • In einem großen Schmortopf das Rindfleisch in Butterschmalz nach und nach portionsweise scharf anbraten. Gibt man direkt alles hinein, wird es durch das gesammelt austretende Wasser nur gekocht.
  • Grob in Streifen geschnittene Zwiebeln und den Knoblauch hinzugeben und mit anschwitzen.
  • Den Topfinhalt mit dem Mehl überstäuben, gründlich untermengen und das Bier einrühren. Das geht sehr gut und ohne Klümpchen. Fleisch und Zwiebeln sind jetzt von einer dicken, braunen Sauce ummantelt.
  • Wasser oder Brühe unterrühren, die geputzten und in dicke Scheiben geschnittenen Möhren zusammen mit den Gewürzen hineingeben.
  • Aufkochen lassen, auf kleinste Flamme runterschalten und mit Deckel ein bis anderthalb Stunden köcheln lassen. Öfters umrühren, evtl. Flüssigkeit nachfüllen.

Tipp: Da das Stew recht früh mit Mehl gebunden wird, muss man ab und an umrühren, um sicher zu gehen, dass es nicht am Topfboden anbäckt.

  • 15 Minuten vor dem Ende der Garzeit die Trockenpflaumen hinzu geben. Vor dem Servieren nochmals abschmecken.

 


Irish Stew Fazit

Mehr davon. Passt perfekt in die Herbst- und Winterzeit und auch zu einem verfröstelten, windigen Halbfrühlingstag Ende Februar. Als Beilage (zum Dazuessen, Reinbrocken oder Auswischen des Tellers) gab es frisch gebackenes Kartoffelbrot, passt ja zu nem irischen Rezept. Man darf sich nur nicht die Finger an dem heißen Brotlaib verbrennen. Obwohl das Bier nicht so bitter und sehr malzig war, fügten sich die Trockenpflaumen hervorragend ein.
Das ist Comfort Food at its best, das auf mehr als einer Ebene wärmt. Inklusive zufriedenem Schnaufen, wenn man angenehm satt den Löffel weg legt.

Schottisches Shortbread

Schottisches Shortbread ist ja eine typische Spezialität (sagt der Name ja schon ;-)) aus Schottland, die wohl auch jeder Tourist kennt, der sich auch nur einen halben Tag dort aufhält.  Mir begegnete Shortbread auch zum ersten Mal bewusst während unserer Abschlussfahrt im Jahr 1997 nach Schottland. Ganz die begeisterte Touristin kaufte ich als Reise-Mitbringsel eine große Dose "Walker`s Shortbread" für die Daheimgebliebenen. Danach war ich  zwar dem schottischen National-Gebäck verfallen, wäre allerdings nie auf die Idee gekommen, dass sich diese leckeren Teilchen (die ja sogar einen heidnischen Hintergrund besitzen) so superleicht und einfach selbst backen lassen.

Rezept für ShortbreadShortbread selber backen

Inzwischen quittiere ich gekauftes Shortbread fast nur noch mit einer hochgezogenen Augenbraue.  Selbstgebackenes ist a) einfach viel zu simpel und schnell zu machen, als dass die (teilweise exorbitant hohen Preise) zu rechtfertigen sind und schmeckt b) sehr viel besser (butteriger, knuspriger und nicht nur nach kaltem Fett). Vor allem ist es - hübsch eingepackt oder in einer ausgefallenen Dose / Schachtel auch ein tolles Geschenk und Mitbringsel für anglophile Freunde und Bekannte.

Baking Shortbread

Rezept für schottisches Shortbread

125 g weiche Butter
40 g Zucker
25 g Puderzucker
225 g Mehl
1 gute Prise Meersalz
Einige Spritzer Orangenöl oder frische Orangenzesten
1-2 Päckchen Vanillezucker (oder etwas gemahlene Vanilleschote, vermischt mit Zucker)

Zubereitung des Shortbreads

  • Eine Springform - oder, wenn man "Fingers", also Shortbread in rechteckigen schmalen Streifen möchte, eine kleine, rechteckige Auflaufform - ausbuttern.
  • In einer Backschüssel Butter, Zucker und Puderzucker schaumig rühren. Orangenöl dazu geben.
  • Mehl und Salz dazu geben und einarbeiten.
  • Wer die Fertigkeit besitzt sollte den Teig jetzt – auf einer leicht bemehlten Arbeitsfläche – ausrollen (evtl. mit Kühlung dazwischen, es ist ja ein bröselgefährdeter Mürbeteig) und dann vorsichtig in die Form heben.
  • Wer die einfachere (aber genauso praktikable) Variante vorzieht, gibt den Teig nach etwas Ruhezeit im Kühlschrank in die ausgebutterte Form und rollt ihn (mit einem kleinen Handroller oder mit einem zylindrischen Gegenstand wie z.B. einem stabilen Glas) vorsichtig in der Form aus. Der Teig muss ca. 1- 1,5 cm dick sein.
  • Jetzt mit Gabelzinken ein Streifenmuster in den Rand eindrücken, danach noch mehrfach mit der Gabel in den Teig einstechen, das ergibt das typische Shortbread-Muster.
  • Ab in den Backofen bei vorgeheizten 160° und Umluft ca. 15-20 Minuten goldgelb bis hellbraun backen.
  • Das fantastisch duftende Gebäck noch heiß in der Form in "Fingers" (1,5 * 5 cm lange Stücke) oder “Sonnenstrahlen” schneiden und sofort mit dem Vanillezucker bestreuen.
  • Beim gierigen (und unvermeidlichen) Naschen nicht den Mund verbrennen!

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