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Es grünt so grün! Urban Gardening in Berlin {Werbung}

In Berlin ist ja nicht alles trist und grau - zwar sind durchaus einige Berliner Hinterhöfe plattbetonierte Steinplattenwüsten, aber manche entpuppen sich als wundervolle, verzauberte, grünberankte Schattenreiche voller Blüten und herrlich wucherndem Rankwerk.

Urban Gardening in Berlin: Tränendes Herz

Urban Gardening in Berlin

Wer brav bei mir mitliest, dem wird nicht entgangen sein, dass mich schon immer die Liebe zum Pflanzen, Jäten, Säen und zum Hegen und Pflegen von Pflänzchen umtreibt.
Ich hätte liebend gerne einen Schrebergarten hier in Berlin, aber dank steigender Preise und der Planung des Senats reihenweise Kolonien zu schließen und zu Bauland umzuwidmen, wird das wohl leider nichts werden. Meine Versuche, in einem in der Nähe gelegenen Urban-Garden-Projekt mitzugärtnern, scheiterten an der dort fehlenden Wasserversorgung und dem total entmutigenden Vandalismus. Wenn man an einem Tag noch einen leuchtenden Kürbis bewundert, der am nächsten Tag dann in matschige  Stücke zertreten zwischen Unrat gefunden wird, frustriert das einfach. Und andere Communitygärten hier im Kiez verstarben, weil die Brache nach Jahrzehnten des gekonnten Spekulierens endlich als Bauland interessant war. Immerhin leben wir in Berlin Friedrichshain...
Also konzentriere ich meine gärtnerische Energie momentan auf ein paar Flecken bei uns in den Innenhöfen und auf dem Balkon. Ich wohne in einem Berliner Altbau, hier fällt viel Schatten - nicht gerade günstig für mein seit Jahren stures Vorhaben, selbst Nahrung anzubauen. Aber auch hier kann man recht viel erreichen.  Blattsalate, Walderdbeeren, Kapuzinerkresse, Wildtomaten - und erstaunlicherweise Chilipflanzen gedeihen hier gut. Und die Klimaerwärmung trägt dazu bei, dass Pflanzen hier besser tragen. Mein Feigenbäumchen im Topf produzierte letztes Jahr tatsächlich zwei Feigen, Mein inzwischen fast zehnjähriges Mini-Granatapfelsträuchchen im Blumentopf, von dem ich dachte, dass es nur Blüten schiebt, trug plötzlich einen Granatapfel. Und die im Innenhof gepflanzte Hasel (sollten die nicht erst nach zehn Jahren tragen?) erfreute mich 2018 mit ihren ersten vier Haselnüssen.

Gärten der Kindheit

Diese gärtnerische Leidenschaft (und dieses Selbstmach-Gen) habe ich wohl zum Teil von meiner Omi geerbt. Ich habe intensive Kleinkinderinnerungen an ihren Schrebergarten in Leipzig. An den versteckten Sandkasten, an sommerwarme Sonntage, die nach Petersilienkartoffeln duften. An den schattenspendenden Kirschbaum, die Schaukel auf dem Gartenweg mit den dicken Holzperlen daran, den Birnbaum, von dem immer diese großen, duftenden, butterweichen Früchte fielen, die die Wespen lockten, die Beete voller Erdbeeren, die Reihe schwer tragender Johannisbeerbüsche (Omis Johannisbeergeleee auf dem Sonntagsbrötchen beim Frühstück mit der Familie - Noch so eine Erinnerung.), das Gefühl von stoppeligen Weizenfeldern unter nackten Füßen. Meine unangenehme Begegnung mit Liebstöckel, der Geruch klebte an meinen kleinen Händen und ich wurde ihn nicht mehr los. (Bis heute sind Liebstöckel und ich keine Freunde... 😉 )

Blühende Rosen aus dem Garten meiner Mutter

Und auch meine Mama hat ihren Garten geliebt - allerdings nicht als Nutzgarten. Sie liebte ihre Rosen und andere schöne Blumen. Das allerhöchste der Gefühle waren Kräuter, ein monströse großes Rosmarinstrauch und mein Weinstock, der in Duisburg bei meinen Eltern gut 30 Jahre lang an der Terrasse entlangrankte und kleine, süße Trauben produziert. Meine Schwester hatte die sehr schöne Idee, zwei von Mamas Rosenstöcken zur Beerdigung unserer Mama auf ihr Grab setzen zu lassen. So hat sie irgendwie uns und etwas von ihrem Garten bei sich, um den sich jetzt niemand mehr kümmern kann.

Hochbeet & Pflanztisch

In den letzten zehn Jahren habe ich alle Pflanzen immer auf den kleinen runden Tischchen um- und eingetopft, den der Großvater meines Mannes vor Jahrzehnten mal gebaut hatte. Das hat nicht nur für einen krummen Rücken, sondern auch für einen ständig mit Erde zugekrümelten und in der Pflanzsaison mit Töpfen vollgestellten Balkontisch gesorgt. Nicht so schön, wenn man sich ein paar Minuten hinsetzen, entspannen oder schlicht die Kaffeetasse abstellen will. Dank einer Kooperation mit Wayfair* konnte ich meinen Balkon jetzt im Frühjahr etwas aufrüschen. Ein altes, zugekramtes Regal flog raus und machte Platz für einen schon lange ersehnten Pflanztisch, der hier zu Beginn der Gartensaison noch sehr unberührt aussieht. Aber endlich habe ich alles zum Umtopfen, Einpflanzen, Hochbinden und Düngen an einem dafür zugedachten Ort gesammelt.

Hölzerner Pflanztisch mit Blumentöpfen, Anzuchttöpfen, Dünger und Pflanzen darauf

Die Säcke mit Erde kann ich unter dem Tisch und dem darunterliegenden Regalbrett verstauen, ebenso Töpfe, die unansehnlichen Pakete mit Hornspänen oder ähnlichem. Kleiner Krimskrams oder gut verpackte Samentütchen wandern ab jetzt in die Schubladen. Seitlich gibt es auch noch Haken. Der Pflanztisch* macht trotz aller Praktikabilität auch optisch viel her und lässt sich leicht von Erdresten reinigen. Ein paar neue Blumentöpfe* und dekorative Accessoires für den Balkon zogen auch noch bei mir ein. Mal sehen, wie viele Pflanzen ich in den Käfigen einsperre, oder ob ein Teil von Kerzen oder einer Lichterkette erhellt wird. Auch unsere Gartenbank bekam endlich eine neue Sitzauflage* in frühlingshaften Apfelgrün, so wir jetzt endlich bequemer sitzen können. Und ne hübsche  Steingut-Schale* einer sehr schönen französischen Serie ist für mich Küchenbegeisterte auch noch rausgesprungen. (Ich könnte ja ständig  Schüsselchen und Tassen kaufen. Meine Küchenschränke platzen aus allen Nähten. Geht euch das auch so?)

Apfelgrüne Auflage für eine Gartenbank

Das Kernstück meiner gärtnerischen Ambitionen ist allerdings dieses coole hölzerne Hochbeet*. Das Holz ist hochdruckimprägniert, ich habe im Baumarkt noch spezielle Noppenfolie für Hochbeete besorgt und es damit im Innenbereich ausgekleidet, damit das Holz nicht zu schnell verrottet. Ich habe mich absichtlich gegen die gern genutzt Teichfolie entschieden, da diese Weichmacher enthält, die ich nicht im Gemüse wiederfinden möchte.
Und warum ein Hochbeet? In unseren Innenhöfen läuft nämlich ein Nachbarskaninchen immer frei herum und frisst alles ab, was auch nur annähernd essbar aussieht. Darunter fallen für Bob, das Kaninchen, nicht nur Nutzpflanzen, sondern auch alle möglichen Blumen und blühende Bodendecker. Das Tränende Herz, das mir der Liebste zum Valentinstag zukommen ließ, steht extra erhöht, damit es nicht das grausige Schicksal der Vorgängerpflanze teilen muss. 😉
Mit dem Hochbeet kann ich nun also wieder versuchen Dinge anzupflanzen - ohne dass sie direkt weggeknuspert werden. Hinzu kommt, dass diese Anbauweise auch noch schonender für den Rücken ist.

Gemüse anbauen im Berliner Hinterhof: Hochbeet aus Holz

Tja, fotogener bekommt man ein hölzernes Hochbeet in einem schattigen Innenhof bei 6° Außentemperatur, und ohne schicke Begrünung drin, leider nicht abgebildet. Sorry - aber wenn ihr genau hinseht, erkennt ihr wenigstens als Bonus den flauschigen Hintern meiner nagenden Nemesis - natürlich direkt unter dem neuen Hochbeet. Ich glaube Bob ist hier eingezogen, vorhin genehmigte er sich wieder einen kleinen Snack, bestehend  aus meinen Primeln, und schlürfte das runtergelaufene Gießwasser von den Steinen. 😉

Nutzpflanzen im schattigen Hinterhof

Unser Innenhof, in dem ich immer mal wieder vor mich hin guerillagärtnere, liegt sonnentechnisch im lichten Schatten. Das heißt er ist schattig, aber hat noch indirektes Sonnenlicht. Hier wächst gut: Minze, Zitronenmelisse, Basilikum, Kapuzinerkresse, Koriander, Bärlauch, Knoblauchrauke, Blutampfer, Spitzwegerich, Rauke (Rucola ziehe ich immer gerne im Topf und schneide da den frischen Salat für uns), Senf (da kann man tatsächlich einfach die Senfsaat aus dem Gewürzregal nehmen und das hochgewachsene Grün dann später anbraten), Walderdbeeren, Chilis (ja, tatsächlich) und Wildtomaten oder kleine Cherrytomaten. Bohnen tragen leider nur gering. Asia-Salate, Kohlrabi, Pak Choi und Radieschen sollten eigentlich auch gelingen - damit werde ich dieses Jahr im Hochbeet den ersten Versuch waren. Auch Kartoffeln hatte ich vor ein paar Jahren vollkommen unbedarft mal in einem Topf angepflanzt und ein paar Handvoll geerntet.  Mein Kartoffelkorb in der Küche scheint unfreiwilligerweise der ideale Keimort für Kartoffeln zu sein.. auch setzt liegen da schon wieder ein paar schrumpelige Bio-Kartoffeln, die mit ihren herauswuchernden Keimen wie ein paar schützenswerte Aliengewächse aussehen und darauf warten, dass sie nach den Eisheiligen im Mai in die Erde dürfen.

Chili-Pflanzen mit Blüten und Chilischoten daran - gezogen auf dem Balkon im lichtten Schatten

Mein Kartoffelanbauversuch war damals allerdings nicht so ergiebig, bzw. die Kartöffelchen zu winzig. Vielleicht lag es wirklich am Licht oder an der Anbautechnik? Kartoffeln soll man ja sogar einfach in die Säcke mit Pflanzerde setzen können. Ich werde dieses Jahr jedenfalls einen erneuten Versuch im anderen Innenhof starten, wo deutlich mehr Licht ist. Dafür habe ich mir so spezielle Pflanzsäcke mit Eingriffsfenster zugelegt, aber zu diesem Versuch dann nochmal in einem gesonderten Eintrag mehr. Mais - ich habe letztens Popcorn gemacht und die Tüte mit den Bio-Maiskörnern sehr interessiert beäugt, die kann man nämlich einfach so nutzen, genau wie viele Gewürz - steht ebenso auf meiner Anbau-Liste wie Erdnüsse.

Falls ihr Lust habt: Erzählt doch mal, welche Anbaumöglichkeiten ihr habt? Lebt ihr auch in der (Groß)Stadt und verrenkt euch für ein paar Pflanzmöglichkeiten auf dem Fensterbrett oder dem Balkon? Oder habt ihr einen großzügigen Garten? Vielleicht eine Pflanzbeteiligung auf einem richtigen Acker? Welche Hacks und Erfahrungen habt ihr? Ich bin neugierig auf eure Gärtner*innengechichten!

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Nicht wundern…

... dürft ihr euch über meine momentane Abwesenheit hier. Einige lesen ja auch in den sozialen Netzwerken bei mir mit und wissen daher schon, dass ich gerade eine Operation an der  rechten Hand hatte und deswegen gerade ziemlich eingeschränkt bin.

Deswegen bleibt es hier gerade noch etwas ruhiger, auch wenn schon einige Gerichte in Planung sind - zum Beispiel ein irakisches Schmorgericht mit ganz viel Gemüse vom Blech. Oder eine kleine Basis-Anleitung für das tolle Rumfort-Gericht (Alles was im Kühlschrank herumfliegt und fort muss 😉 ) Shakshouka.

Backt doch in der Zwischenzeit ein paar von diesen geilen Zitronen-Kardamom-Hefeschnecken (Kardamom Lemon Sticky Buns). Die sind der perfekte Start ins neue Jahr: Zuckersüß, zitronig-frisch und das Ganze kombiniert mit dem runden Geschmack der Kardamoms und sagenhaft flaumigem Hefeteig.

Also liebe Grüße & ich hoffe ihr seid gut ins neue Jahr geschlittert

eure Shermin

#12von12 im Juni 2018

Momentaufnahmen: 12 Bilder aus dem Alltag am 12. eines Monats. Wie immer findet sich bei Draußen nur Kännchen das große Sammelbecken für die ganzen Beiträge und Einblicke in fremde Leben. 🙂

#1von12 Selfcare. Nach einer Nacht mit kindbedingt nur recht kurzen Schlafsequenzen morgens nochmal 1,5 Stunden dran hängen, um den Tag zu überleben. Lerne mein schlechtes Gewissen mundtot zu machen und muss dann eh abends noch ne Stunde Arbeit dran hängen.

 

#2v0n12 Selfcare II. - weitere Zeit für mich in Anspruch nehmen. Die geht drauf für Morgensport, Pflege & Medikamente. Im ersten Babyjahr kam ich da körperlich zu sehr zu kurz. Ich muss mich jeden Tag erneut zusammenreißen, brav erwachsen sein und mich nicht nur um andere, sondern auch um mich selbst kümmern. Macht ja sonst niemand. Und ja, das ist ein maaaanly Rasierer, den ich da für meine Beine zweckentfremde. 😉

 

#3von12 Ich versuche unserer halbtoten Waschmaschine noch eine Ladung Wäsche abzuringen. Nebenbei noch: Küche aufräumen, Wohnzimmer von Geschirr befreien.
Und ja, dieses Handtuch gab es vor über 2 Jahrzehnten mal bei Ikea. Ja, das ist war meins, jetzt wurde es vom kleinen Kind assimiliert. Widerstand war zwecklos. 😉  (Krass, wie viele Rückmeldungen ich zu dem Handtuch bekam und wie viele das wohl auch hatten.)

 

#4von12 Finally: Frühstück! Heute mal kein #DailyPorridge, sondern Roggenbrot mit Frischkäse und ein paar gedörrten Erdbeeren. (Ich konnte meinen neuen Dörrapparat endlich einweihen! Die Erdbeeren und die Blaubeeren sind super geworden. Die Bananen blieben zu feucht und die Äpfel schienen super zu sein, bekamen dann aber nen Flaum... Bin offen für Rezeptideen von euch!)

 

#5von12 Arbeit, Mails, Rechnungen, Texte, Artikel, Recherche, Nachdenken, Grübeln. Symbolbild: Rezensionsexemplare auspacken.

 

#6v12 Gaaanz wichtig: Haferflocken für das mein (fast) tägliches Porridge auffüllen! Und ja, ich tendiere da zu einer bestimmten Sorte für meinen Morgenbrei, wenn ich sie denn bekomme. Ich kaufe auch von anderen Herstellern, aber mit denen hier wird der Haferbrei gefühlt besonders cremig.

 

#7von12 Das kleine Kind mit dem Lastenrad vom Kinderladen abholen. Das coole Kind ist passend zum Berliner Kiez mit einem "Gefahrengebiet"-Shirt gewandet. Die selbstgenähte Dino-Hose - obwohl total zugeschlunzt vom Spielen und Blumengießen - wollte das Kind dann selbst zum Schlafgengehen nicht ausziehen. Wir konnten nur tauschen: frisches Dino-Shirt gegen zugesiffte Hose.

 

#8von12 Heimweg. Ein Sommertag in Berlin. Mit dem Lastenrad unterwegs und ausnahmsweise mal nicht im Berliner Straßenverkehr genötigt oder fast angefahren worden. Sollte mir den Tag rot im Kalender ankreuzen.

 

#9von12 Einkauf. Im Discounter gibt es arabische/türkische Lebensmittel im Angebot, da musste ich zuschlagen. Gefüllte Weinblätter, Paprikamark, Yufkateig und eingeweckte Okraschoten durften neben Granatäpferln und Auberginen mit in den Einkaufswagen.. Dabei wollte ich doch nur ein paar Sachen fürs Abendessen... egal! Mit dem Lastenrad geht es ja Göttin sei Dank problemlos.

 

#10von12 Blumen gießen auf Balkonien. Das Kind hat wie immer mit Feuereifer mitgegossen. Sich selbst natürlich auch. Muss ja schließlich noch wachsen.

#11von12 Sandkasten-Intermezzo. "Mamaaaaaaaa? Sandkastenspieln'? Komm, Mama!"

#12von12 Abendessen. Es gibt Stullen mit Tomaten-Gurken-Salat, gewürzt mit Spitzwegerich, Knoblauchsrauke, Rauke und Basilikum.

#12von12 im Januar 2018

Puh.. in Berlin wird es gerade bitterkalt und der Winter kommt hier endlich an. Ich hüpfe mal schnell ins Blog und serviere euch meine #12von12. Wie immmer (zumindest wenn ich an die Aktion denke) konntet ihr meinen/unseren Tag schon im Vorfeld auf Instagram verfolgen. Und naja.. gut.... ich habe statt 12 nur 9 Bilder geschafft diesmal, aber das nehmt ihr mir bestimmt nicht krumm, oder? Die offizielle Sammelstelle für alle #12v12-Blogbeiträge findet ihr wie immer hier.

#12on12 im Januar 2018 -  12 Bilder am 12. des Monats

Die #12von12, die eigentlich nur #9von12 sind

1. Der Herzmensch macht das Kind für den Kinderladen fertig. Ich nutze einen Mama-Kuschelmoment, um unauffällig die Tomatensauce von gestern Abend auszukämmen. 🙂

2. Kurz danach ein drrramatisches Intermezzo: Nem 20 Monate altem Kind erklären, dass es nur ein Spielzeug zum Spielzeugfreitag mitnehmen darf. Das Kind drückt entsetzt die momentan heilige Spielzeugdreifaltigkeit an sich. Am Ende gewinnt die Quietscheente mit Skiern. Die "kleine Irma" (Puppe) und die "Maus" (dicke Ratte) dürfen im Bett aufs Kind warten. (Schlimmes Schicksal. Echt. Wäre bereit das persönlich zu überwachen. Ganz selbstlos.)

3. Arbeit. Rechnungen schreiben. Texte tippen. Mails Dinge recherchieren. Und natürlich heißen Tee schlürfen und ab und an einen Blick in den matschigen Berliner Innenhof werfen.

4. Knöpfe raussuchen zum Austausch an einer Strickjacke. Den Moment nutzen, um die Finger über die Kühle der aneinanderklirrenden Perlmuttknöpfe gleiten zu lassen. Schon als Kind konnte ich Stunden mit Omis Knopfkiste verbringen. Wer kennt's noch?

5. Kaffeepause. Mit Selbstbedienung am lebensrettenden Keksvorrat vom Kind (keine Bange, wir haben mehrere Keksrollen auf Vorrat). Knurps, knurps. Welches Elternteil ohne Schuld ist, werfe den ersten Kekskrümel.

6. Winter-Chili. Von wegen nicht mehrjährig. Pfffff. Diese hier geht jetzt ins 3. Jahr.

7. Schnell zusammengerührter warmer Haferbrei (Wissende erkennen den DDR-Löffel) für das seeehr hungrig aus der Kita heimgekehrte Lieblingskind: Haferbrei mit etwas Zartbitterschokolade, Fruchtbrei, Blaubeeren. Das Rezept für mein Mikrowellen-Porridge findet ihr natürlich hier im Foodblog. 🙂

8. Im neuen, dicken Schneeanzug und mit Fledermausflügelrucksack versehenes Kind auf dem Weg zum Papa: Einkaufen gehen fürs Abendessen.

9. Apropos Abendessen, da ist es auch schon: Croque Baguette mit Ziegengouda, Hühnchen und Rauke. Nomnom!

Die Macht der Worte – Alltagsrassismus in der Welt der Foodblogger*innen

Sprache prägt uns. Sie schafft subtil unsere Wirklichkeit, denn wir atmen, denken, träumen, lieben, hassen in unserer Sprache. Wir tragen sie auf der Zunge, in unseren Herzen und in jedem Gedanken in uns - und unsere Gedanken sind nunmal wir. Nehmen wir Worte auf, verbreiten sie weiter, nutzen sie - erschaffen wir täglich unsere Realität und die unserer Umwelt mit.

Die MAcht der Worte Rassismus - Alltagsrassismus in der Welt der Nahrungsmittel

Mit einem schlichten Wort kann man Gefühle hervorzaubern - ein Lächeln, berstende Freude, Unglaube, flammende Wut, Verlangen, ein ängstliches Einatmen, tiefste Verzweiflung, mitternachtsschwarze Traurigkeit - und das ist nur ein sanftes Kratzen an der Oberfläche des Universums an Gefühlen, zu denen wir fähig sind.

Wenn wir Worte als selbstverständlich nutzen, die andere Menschen verletzen, dann schmerzen diese - jeden Tag ein Stück mehr und wachsen manchmal zur Unerträglichkeit heran. Nicht umsonst sprechen wir von der Macht der Worte und davon, dass die Feder (also das geschriebene Wort) mächtiger ist als das symbolisch für gewaltsame Taten stehende Schwert.

Sprache ist lebending - und Achtsamkeit kostet nichts

Und gerade im wunderschönen und köstlichen Food-Bereich kommen noch mehr Emotionen hinzu - Essen ist wahnsinnig gefühlsbeladen. Omis Apfelkuchen, Mamas Rotkraut, die gegrillten Käsebrötchen von Papa, der Geruch der selbstgekochten Marmelade, der einen in die Kindheit zurückbeamt oder der Wein, der wie ein Urlaubssonnenuntergang vor 20 Jahren schmeckt...

Und wenn dann etwas ganz Banales umgedeutet wird, reagieren manche irrational bockig. Nein! Das will man sich nicht nehmen lassen, egal wie kleinlich dieses Festhalten erscheinen mag. Irgendwie nachvollziehbar, aber Sprache ist tatsächlich nicht in Stein gemeißelt - unsere Sprache ist nicht tot, sondern wandelt sich ständig und stetig, sie ist lebendig. Ich stelle sie mir immer wie ein riesiges, morphendes Meer vor, das alle paar Atemzüge lang neue Formen statt einer Welle hervorbringt. Vielleicht ein etwas seltsames Bild.

Events für Foodblogger und politische Korrektheit

Nun ist es schöne Sitte, ein wenig auf politische Korrektheit einzubashen. Kann ich mich in übermütigen Momenten privater Natur sicherlich nicht von ausnehmen. Eine andere Sache ist es allerdings, wenn ich als Gastgeber zu einem Event lade, dies moderiere und dann mit alltagsrassistischen Begriffen kokettiere. Ihr denkt die Foodblogger-Welt ist nett und friedlich und sowas passiert bei uns nicht? Da irrt ihr euch. Ich bin keine große Eventgängerin, aber mir ist es mehrfach passiert, dass ich solchen Momenten und großem Unverständnis begegnete. Und - trotz anwesender Menschen, die ich mag - einer schweigenden Mauer.

Wegsehen gilt nicht: Schaumküsse und das N-Wort

Einmal musste ich eine Foodblogger-Konferenz abbrechen, weil der Organisator mir mit dem Anwalt drohte und mich dann noch öffentlich an den Pranger stellte. Ein anderes Mal schwieg ich dann inmitten der ebenfalls schweigenden Menge. Ich hatte keine Kraft zu kämpfen, war ängstlich, schaute betreten und wütend weg und zu Boden, als der schwer tätowierte Koch über Schaumküsse und das N-Wort schwadronierte und an das Wir-Gefühl appellierte. Klar, waren optisch betrachtet ja auch alles nur Bio-Deutsche da. Ich gehe ja als "weiß" durch.

Schweigen Legitimiert

Dieser Abend vor ein paar Jahren hängt mir seitdem nach. Ich schäme mich dafür, dass ich mich selbst geschützt habe auf diesem Event. Es ist Selfcare gewesen, dennoch, ich (zer)breche innerlich, denn ich trage dieses Ideal in mir, das mit diesem Verhalten nicht vereinbar ist. Ich kann viele Kompromisse in meinem Leben schließen, aber bei Rassismus, Lügen und unfairem Verhalten habe ich schon als Kind eine Grenze gezogen. Und ich frage mich dabei: Wie viele nehmen sowas einfach hin? Wie viele haben vor 85 Jahren geschwiegen, weil es einfacher und harmonischer war? Denn eines ist klar: Schweigen, nicht Aufzustehen, das legitimiert Wortführer. Es bestärkt sie vor sich selbst in ihrem Denken und vor den anderen, die sehen, dass ja niemand das Maul gegen den Dreck aufmacht.

3, 2, 1 - Das wird man doch wohl noch sagen dürfen!

Und nach all dem Pegida, AfD und sonstigem brauen Mist sollte man denken, dass Menschen doch sensibilisierter sind. Aber nein, kürzlich erst war ich auf einem Event, es ging um Süßigkeiten von hoher Qualität. Ich fühlte mich wohl. Jemand führte durch das Programm, Schaumküsse wurden gereicht. Es wurde auf den politisch korrekten Produktnamen hingewiesen, darauf, wie die lokal früher ja hießen "M*****köpfe" und jaaaa wie die Dinger denn hierzulande nochmal hießen?
(Zwinker, zwinker, hö hö hö. Schaffung eines Wir-Gefühls durch Ausgrenzung. Das wird man ja wohl noch sagen dürfen. Wir sind ja unter uns Weißen, da kann man sich ja mal über sowas Unnötiges lustig machen, nicht wahr?)
"Neineineinein.. es war doch so nett und schön bis jetzt. Ich will euch nicht nicht mögen müssen.", denke ich.
"N****küsse!!" schallte es da schon mehrfach glücklich und kräftig durch den Raum.
Mich durchzuckt es. Im Geiste zähle ich rückwärts: "3...2...1..." - da wirft sich auch schon ein blonder junger Mensch in Pose und setzt laut zu einer Erklärung an: "Also ich, ICH habe damit ja absolut kein Problem. Ich.." Ich fahre dem Menschen zischend über den Mund. Ich habe damit nämlich durchaus ein Problem. Auch mit der mehrfachen Verwendung des Begriffs. Artikuliere das deutlich. Die Menge schweigt. Zu uns beiden. Flüchte mich mit meinem Wasserglas an einen kleinen Tisch und atme durch. Wütend, traurig. Dass jemand ebenfalls offen aufsteht erwarte ich in diesem Umfeld schon lange nicht mehr. Vielleicht ein Grund, warum ich mich immer mehr zurückziehe aus der Szene. Aber wenigstens habe ich diesmal nicht geschwiegen und keinen rotglühenden Klumpen der Scham im Magen.

Ein weißer, privilegierter, gebildeter Mensch verwendet einen rassistischen, menschenabwertenden Begriff aus der Dunkelzeit des Kolonialismus und erklärt wie gut er sich doch damit fühlt und das Wort weiternutzen will, weil es sich so heimelig-warm anfühlt und er es in seinen geschätzten 25 Lebensjahren schon immer gesagt hat. Man hat ja seine Traditionen. Mir egal, wen ich damit heute herabsetze und verletze. Wenn es nicht so traurig wäre, müsste man drüber lachen.
Aber es ist nunmal so: Wer heutzutage das rassistische und diskriminierende N-Wort für ganz normal hält, ist entweder a) im Idealfall dumm b) weiß ziemlich genau was er tut und ist damit als Rassist, der absichtlich solche Begriffe in gesellschaftlicher Umgebung nutzt und so legtimieren lässt, umso gefährlicher oder c) hat von der politischen Entwicklung der letzten Jahre aufgrund geringer Bodenhaftung null mitbekommen und sollte sich vielleicht mal schleunigst auf den neuesten Stand bringen, um nicht mit einem Jung-AfDler verwechselt zu werden.

Meine Bitte gegen das Schweigen

Was ich damit sagen will: Zeigt Rückgrat. Seid mutig. Blickt nicht weg und lächelt brav, wir wissen wo das hinführt. Ich bitte euch, wenn ihr es schafft, wenn ihr euch sicher fühlt, dann sagt etwas - auch bei einem geilen Event und wenn ihr euch um euren Sponsor sorgt. Gebt zumindest anderen Support wenn sie sich trauen Rassismen zu benennen. (An dieser Stelle vielen Dank an die mir bis dahin nicht persönlich bekannte Maria - ich traue mich gerade nicht, dich zu nennen oder zu verlinken, gib mir kurz Bescheid, wenn es für dich okay ist - für unser kurzes Gespräch. Danach fühlte ich mich nicht mehr wie ein totaler Alien.)
Traut euch, unbequem zu sein. Sorgt dafür, dass ihr in den Spiegel gucken könnt und andere Alltagsrassismus nicht länger für die Norm halten. Mit jedem kleinen Wort streut ihr Zweifel und entzieht solchen menschenverachtenden Aussagen die Macht. Denn ob ihr sie wollt oder nicht: Ihr lebt nun mal in dieser Welt und tragt damit die Verantwortung für kommende Generationen. Und ich für meinen Teil würde gerne auf eine Wiederholung des 1000jährigen Menschenhasses verzichten.

In Liebe

Shermin

P.S.: Die Kommentare sind moderiert. Mein Blog. Meine Party. Nur so als Troll-Info. Zwinker. Zwinker.

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