Es grünt so grün! Urban Gardening in Berlin {Werbung}

Urbanes Gärtnern im Berliner Hinterhof. Ich plaudere über meiner Erfahrungen mit dem Anbau im lichten Schatten und auf dem Balkon, meine Gärtnerinnenpläne, mein neues Hochbeet und das freilaufende Karnickel Bob. ;)

In Berlin ist ja nicht alles trist und grau – zwar sind durchaus einige Berliner Hinterhöfe plattbetonierte Steinplattenwüsten, aber manche entpuppen sich als wundervolle, verzauberte, grünberankte Schattenreiche voller Blüten und herrlich wucherndem Rankwerk.

Urban Gardening in Berlin: Tränendes Herz

Urban Gardening in Berlin

Wer brav bei mir mitliest, dem wird nicht entgangen sein, dass mich schon immer die Liebe zum Pflanzen, Jäten, Säen und zum Hegen und Pflegen von Pflänzchen umtreibt.
Ich hätte liebend gerne einen Schrebergarten hier in Berlin, aber dank steigender Preise und der Planung des Senats reihenweise Kolonien zu schließen und zu Bauland umzuwidmen, wird das wohl leider nichts werden. Meine Versuche, in einem in der Nähe gelegenen Urban-Garden-Projekt mitzugärtnern, scheiterten an der dort fehlenden Wasserversorgung und dem total entmutigenden Vandalismus. Wenn man an einem Tag noch einen leuchtenden Kürbis bewundert, der am nächsten Tag dann in matschige  Stücke zertreten zwischen Unrat gefunden wird, frustriert das einfach. Und andere Communitygärten hier im Kiez verstarben, weil die Brache nach Jahrzehnten des gekonnten Spekulierens endlich als Bauland interessant war. Immerhin leben wir in Berlin Friedrichshain…
Also konzentriere ich meine gärtnerische Energie momentan auf ein paar Flecken bei uns in den Innenhöfen und auf dem Balkon. Ich wohne in einem Berliner Altbau, hier fällt viel Schatten – nicht gerade günstig für mein seit Jahren stures Vorhaben, selbst Nahrung anzubauen. Aber auch hier kann man recht viel erreichen.  Blattsalate, Walderdbeeren, Kapuzinerkresse, Wildtomaten – und erstaunlicherweise Chilipflanzen gedeihen hier gut. Und die Klimaerwärmung trägt dazu bei, dass Pflanzen hier besser tragen. Mein Feigenbäumchen im Topf produzierte letztes Jahr tatsächlich zwei Feigen, Mein inzwischen fast zehnjähriges Mini-Granatapfelsträuchchen im Blumentopf, von dem ich dachte, dass es nur Blüten schiebt, trug plötzlich einen Granatapfel. Und die im Innenhof gepflanzte Hasel (sollten die nicht erst nach zehn Jahren tragen?) erfreute mich 2018 mit ihren ersten vier Haselnüssen.

Gärten der Kindheit

Diese gärtnerische Leidenschaft (und dieses Selbstmach-Gen) habe ich wohl zum Teil von meiner Omi geerbt. Ich habe intensive Kleinkinderinnerungen an ihren Schrebergarten in Leipzig. An den versteckten Sandkasten, an sommerwarme Sonntage, die nach Petersilienkartoffeln duften. An den schattenspendenden Kirschbaum, die Schaukel auf dem Gartenweg mit den dicken Holzperlen daran, den Birnbaum, von dem immer diese großen, duftenden, butterweichen Früchte fielen, die die Wespen lockten, die Beete voller Erdbeeren, die Reihe schwer tragender Johannisbeerbüsche (Omis Johannisbeergeleee auf dem Sonntagsbrötchen beim Frühstück mit der Familie – Noch so eine Erinnerung.), das Gefühl von stoppeligen Weizenfeldern unter nackten Füßen. Meine unangenehme Begegnung mit Liebstöckel, der Geruch klebte an meinen kleinen Händen und ich wurde ihn nicht mehr los. (Bis heute sind Liebstöckel und ich keine Freunde… 😉 )

Blühende Rosen aus dem Garten meiner Mutter

Und auch meine Mama hat ihren Garten geliebt – allerdings nicht als Nutzgarten. Sie liebte ihre Rosen und andere schöne Blumen. Das allerhöchste der Gefühle waren Kräuter, ein monströse großes Rosmarinstrauch und mein Weinstock, der in Duisburg bei meinen Eltern gut 30 Jahre lang an der Terrasse entlangrankte und kleine, süße Trauben produziert. Meine Schwester hatte die sehr schöne Idee, zwei von Mamas Rosenstöcken zur Beerdigung unserer Mama auf ihr Grab setzen zu lassen. So hat sie irgendwie uns und etwas von ihrem Garten bei sich, um den sich jetzt niemand mehr kümmern kann.

Hochbeet & Pflanztisch

In den letzten zehn Jahren habe ich alle Pflanzen immer auf den kleinen runden Tischchen um- und eingetopft, den der Großvater meines Mannes vor Jahrzehnten mal gebaut hatte. Das hat nicht nur für einen krummen Rücken, sondern auch für einen ständig mit Erde zugekrümelten und in der Pflanzsaison mit Töpfen vollgestellten Balkontisch gesorgt. Nicht so schön, wenn man sich ein paar Minuten hinsetzen, entspannen oder schlicht die Kaffeetasse abstellen will. Dank einer Kooperation mit Wayfair* konnte ich meinen Balkon jetzt im Frühjahr etwas aufrüschen. Ein altes, zugekramtes Regal flog raus und machte Platz für einen schon lange ersehnten Pflanztisch, der hier zu Beginn der Gartensaison noch sehr unberührt aussieht. Aber endlich habe ich alles zum Umtopfen, Einpflanzen, Hochbinden und Düngen an einem dafür zugedachten Ort gesammelt.

Hölzerner Pflanztisch mit Blumentöpfen, Anzuchttöpfen, Dünger und Pflanzen darauf

Die Säcke mit Erde kann ich unter dem Tisch und dem darunterliegenden Regalbrett verstauen, ebenso Töpfe, die unansehnlichen Pakete mit Hornspänen oder ähnlichem. Kleiner Krimskrams oder gut verpackte Samentütchen wandern ab jetzt in die Schubladen. Seitlich gibt es auch noch Haken. Der Pflanztisch* macht trotz aller Praktikabilität auch optisch viel her und lässt sich leicht von Erdresten reinigen. Ein paar neue Blumentöpfe* und dekorative Accessoires für den Balkon zogen auch noch bei mir ein. Mal sehen, wie viele Pflanzen ich in den Käfigen einsperre, oder ob ein Teil von Kerzen oder einer Lichterkette erhellt wird. Auch unsere Gartenbank bekam endlich eine neue Sitzauflage* in frühlingshaften Apfelgrün, so wir jetzt endlich bequemer sitzen können. Und ne hübsche  Steingut-Schale* einer sehr schönen französischen Serie ist für mich Küchenbegeisterte auch noch rausgesprungen. (Ich könnte ja ständig  Schüsselchen und Tassen kaufen. Meine Küchenschränke platzen aus allen Nähten. Geht euch das auch so?)

Apfelgrüne Auflage für eine Gartenbank

Das Kernstück meiner gärtnerischen Ambitionen ist allerdings dieses coole hölzerne Hochbeet*. Das Holz ist hochdruckimprägniert, ich habe im Baumarkt noch spezielle Noppenfolie für Hochbeete besorgt und es damit im Innenbereich ausgekleidet, damit das Holz nicht zu schnell verrottet. Ich habe mich absichtlich gegen die gern genutzt Teichfolie entschieden, da diese Weichmacher enthält, die ich nicht im Gemüse wiederfinden möchte.
Und warum ein Hochbeet? In unseren Innenhöfen läuft nämlich ein Nachbarskaninchen immer frei herum und frisst alles ab, was auch nur annähernd essbar aussieht. Darunter fallen für Bob, das Kaninchen, nicht nur Nutzpflanzen, sondern auch alle möglichen Blumen und blühende Bodendecker. Das Tränende Herz, das mir der Liebste zum Valentinstag zukommen ließ, steht extra erhöht, damit es nicht das grausige Schicksal der Vorgängerpflanze teilen muss. 😉
Mit dem Hochbeet kann ich nun also wieder versuchen Dinge anzupflanzen – ohne dass sie direkt weggeknuspert werden. Hinzu kommt, dass diese Anbauweise auch noch schonender für den Rücken ist.

Gemüse anbauen im Berliner Hinterhof: Hochbeet aus Holz

Tja, fotogener bekommt man ein hölzernes Hochbeet in einem schattigen Innenhof bei 6° Außentemperatur, und ohne schicke Begrünung drin, leider nicht abgebildet. Sorry – aber wenn ihr genau hinseht, erkennt ihr wenigstens als Bonus den flauschigen Hintern meiner nagenden Nemesis – natürlich direkt unter dem neuen Hochbeet. Ich glaube Bob ist hier eingezogen, vorhin genehmigte er sich wieder einen kleinen Snack, bestehend  aus meinen Primeln, und schlürfte das runtergelaufene Gießwasser von den Steinen. 😉

Nutzpflanzen im schattigen Hinterhof

Unser Innenhof, in dem ich immer mal wieder vor mich hin guerillagärtnere, liegt sonnentechnisch im lichten Schatten. Das heißt er ist schattig, aber hat noch indirektes Sonnenlicht. Hier wächst gut: Minze, Zitronenmelisse, Basilikum, Kapuzinerkresse, Koriander, Bärlauch, Knoblauchrauke, Blutampfer, Spitzwegerich, Rauke (Rucola ziehe ich immer gerne im Topf und schneide da den frischen Salat für uns), Senf (da kann man tatsächlich einfach die Senfsaat aus dem Gewürzregal nehmen und das hochgewachsene Grün dann später anbraten), Walderdbeeren, Chilis (ja, tatsächlich) und Wildtomaten oder kleine Cherrytomaten. Bohnen tragen leider nur gering. Asia-Salate, Kohlrabi, Pak Choi und Radieschen sollten eigentlich auch gelingen – damit werde ich dieses Jahr im Hochbeet den ersten Versuch waren. Auch Kartoffeln hatte ich vor ein paar Jahren vollkommen unbedarft mal in einem Topf angepflanzt und ein paar Handvoll geerntet.  Mein Kartoffelkorb in der Küche scheint unfreiwilligerweise der ideale Keimort für Kartoffeln zu sein.. auch setzt liegen da schon wieder ein paar schrumpelige Bio-Kartoffeln, die mit ihren herauswuchernden Keimen wie ein paar schützenswerte Aliengewächse aussehen und darauf warten, dass sie nach den Eisheiligen im Mai in die Erde dürfen.

Chili-Pflanzen mit Blüten und Chilischoten daran - gezogen auf dem Balkon im lichtten Schatten

Mein Kartoffelanbauversuch war damals allerdings nicht so ergiebig, bzw. die Kartöffelchen zu winzig. Vielleicht lag es wirklich am Licht oder an der Anbautechnik? Kartoffeln soll man ja sogar einfach in die Säcke mit Pflanzerde setzen können. Ich werde dieses Jahr jedenfalls einen erneuten Versuch im anderen Innenhof starten, wo deutlich mehr Licht ist. Dafür habe ich mir so spezielle Pflanzsäcke mit Eingriffsfenster zugelegt, aber zu diesem Versuch dann nochmal in einem gesonderten Eintrag mehr. Mais – ich habe letztens Popcorn gemacht und die Tüte mit den Bio-Maiskörnern sehr interessiert beäugt, die kann man nämlich einfach so nutzen, genau wie viele Gewürz – steht ebenso auf meiner Anbau-Liste wie Erdnüsse.

Falls ihr Lust habt: Erzählt doch mal, welche Anbaumöglichkeiten ihr habt? Lebt ihr auch in der (Groß)Stadt und verrenkt euch für ein paar Pflanzmöglichkeiten auf dem Fensterbrett oder dem Balkon? Oder habt ihr einen großzügigen Garten? Vielleicht eine Pflanzbeteiligung auf einem richtigen Acker? Welche Hacks und Erfahrungen habt ihr? Ich bin neugierig auf eure Gärtner*innengechichten!

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6 Comments

  • Liebe Schermin, ich bin in diesem Jahr das 3. Jahr glückliche Nutzern eines Tortenstückes vom Bauerngarten (Bauerngarten.net), besser geht es nicht. Es ist durch die Begleitung in Workshops quasi ein Gemüsegarten mit Gelinggarantie.
    Allerdings sind vom Friedrichshain aus alle Standorte nicht wirklich gut erreichbar.
    Liebe Grüße Andrea

  • Oh, ich beneide Dich um Deinen kleinen Garten. Wir haben aber auch großes Glück mit einem großen Südbalkon mitten in Berlin, dem Kiloweise Minze und Tomaten abgerungen werden können. Und für einen Kasten bienenfreundliche Wiesenblumen haben wir sogar auch Platz.

    Das Hochbeet ist ein Traum! Ich bin sehr gespannt, was für wundervolle Dinge Du da zaubern wirst und drücke Dir die Daumen, dass es gelingt!
    Die Beine sehen zwar filigran aus – es scheint aber stabil zu sein?

    Liebe Grüße
    Julia

  • @Andrea – Habe mir gerade die Webseite angesehen – das sieht wirklich toll aus, mit diesen Gartenkreisen! Ist aber durch die Entfernung für uns leider wirklich nicht machbar. 🙁 Ich träum einfach weiter vom Kleingarten. Wird sich zwar nie realisieren, aber anyway.

  • @Papiliorama – Ohja, eure getrocknete Minze hat unseren letzten Winter mehrfach als Tee oder Kochzutat bereichert. 🙂 Ich hoffe es wächst alles einigermaßen, die Hasel daneben fängt gerade an ihre Blätter auzufalten, das wird bald also noch schattiger. Die Beine sind 2 cm dicke Holzbretter, an der anderen Seite ist jeweils nochmals ein fettes Brett – das Beet steht also wirklich stabil. Sieht man durch den Fotowinkel nur nicht

  • Liebe Shermin,
    ich bin über das Textinen-Blogbeitrag-Sammelbecken hierher gekommen und mag denen Beitrag sehr. Der freche Bob sieht von der Farbe her aus, wie ein Zuchtkaninchen und nicht wie eines von denen, die in meiner Kindheit zu Hunderten das Abstandsgrün unserer Zeilenbausiedlung bevölkerten.
    Ich lebe schon immer in Berlin-Reinickendorf und habe die Gartenliebe ebenfalls von meiner Omi geerbt (siehe der allererste Beitrag bei bauerngartenfee.de vor zehn Jahren). Ich war schon immer ein Fan von Fassadenbegrünung und Guerillagardening. Vor über 25 Jahren sind wir dann ganz an den Stadtrand gezogen und haben einen 600qm großen Garten, der 2017 nochmal eine große Umgestaltung erfahren hat, weil wir einen Wintergarten angebaut haben. Das Gelände wurde dafür einen knappen Meter angehoben, sodass noch Platz für eine Terrasse und zwei Hochbeete war. Die quollen im letzten Jahr über mit Bantam-Mais (nicht genmanipuliert), Sonnenblumen, Schmuckkörbchen und Tomaten ohne Ende. Im zweiten Beet flippen in diesem Jahr gerade die Erdbeeren und die Minze aus. So viel Pfefferminztee und Mojito können wir gar nicht trinken 😀 Schreibe mich gerne mal an (Mailadresse findest du ja im Texttreff), dann kannst du Minze und Tomatensetzlinge bekommen, wenn du möchtest.
    Ein vor vielen Jahren angelegter Teich mit Bach schreit danach, endlich entschlammt und entunkrautet zu werden, und der Vorgarten, puh, da wäre auch viel zu tun. Auch das Gewächshaus muss ich mal aufräumen, weil das im Zuge der Gartenrenovierung total zugerümpelt wurde und ich meinen Pflanztisch z. Zt. gar nicht nutzen kann.
    Auf jeden Fall bin ich sehr happy mit unserem grünen Fleck und du bist herzlich eingeladen mal vorbeizukommen 🙂
    Viel Spaß weiterhin mit deinem tollen Hinterhof!
    Liebe Grüße
    Petra

  • @Petra – Was du da von deinem Garten schreibst, klingt himmlisch! Da juckt es mir in den Fingern direkt loszugärtnern. Absoluter Gartenneid. Und ja, klar – Bob ist ein gingerfarbenes Zuchtkarnickel, der gehört den Nachbarskindern. 🙂
    Bantammais hatte ich auch schon mal, dieses Jahr habe ich den Popcornmais im Vorratsregal neugierig angesehen, aber es noch nicht geschafft ihn vorkeimen zu lassen, da ich unter akutem Zeitmangel leide. Meine Tomatensamen sind leider auch nicht alle gekommen. Ich hatte mir extra eine kleine, ganz viel tragende Sorte besorgt und gelbe Wildtomaten, nur letztere sind zu Hälfte gekommen.
    Vielleicht schaffen wir ja mal ein Treffen, bis jedenfalls auch herzlich auf einen Kaffee oder Tee bei mir eingeladen.
    Liebe Grüße

    Shermin

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