Nachgekocht

No-Knead-Kulitsch: Rezept für ukrainisches Osterbrot

Viele können mit dem Begriff "Kulitsch" wahrscheinlich eher wenig anfangen. Ein Kulitsch ist ein zylindrisches, hohes Osterbrot - aus fluffigem Hefeteig und gerne noch verziert mit Zuckerguss -, das traditionell in Russland und der Ukraine gebacken wird.

 

Rezept für No-knead-Kulitsch Paska - köstliches ukrainisches Osterbrot

 

Kulitsch Paska - tradtionelles, ukrainisches Osterbrot

Wie auch hierzulande in Deutschland, gibt es natürlich auch in Osteuropa die Tradition Osterbrot bzw. Gebildbrot zu backen. Während es hierzulande eher der geflochtene Hefezopf (hier findet ihr meine Version) mit oder ohne Rosinen ist, der an die jüdische Backtradition der Challa erinnert, sind es dort eben "Paska". So weit ich es verstehe, ist Paska (was via Byzantisches Imperium und Oströmische Kirche in den Sprachgebrauch gelangte und auf Altgriechisch schlicht "Ostern" bedeutet) der Oberbegriff für Osterbrote im Ukrainischen. Es gibt zum Beispiel auch süße Pies mit Quarkmasse, die zu den Paska gezählt werden. Die Vokabel "Kulitsch" ist wohl russischen Ursprungs und bezeichnet eben eine spezielle Sorte Osterbrot: Hoch, zylindrisch, reichhaltiger Hefeteig aus Mehl, Butter, Eiern,  Mandelkernen, Rosinen und allerlei  Gewürzen wie Kardamom, Vanille und Muskat. Gerne mit Puderzucker bestäubt oder mit herrlich tropfendem Zuckerguss glasiert und mit Zuckerperlen bestreut.

Ukrainisches Osterbrot Kulitsch

Wie man sieht, ist Kulitsch Paska recht nahe mit unserem Stollen verwandt - mein Rezept für Christstollen ist jedenfalls sehr ähnlich aufgebaut. Und auch der italienische Panettone ist inhaltlich ein naher Verwandter - sogar, was die Form angeht! Und falls ihr  noch ein anderes Osterbrot backen wollt - guck doch mal rein in dieses Rezept für kurdisches Gursa - ein dickes, würziges Hefefladenbrot.

Kultisch angeschnitten - ukrainisches Osterbrot

 

No-Knead-Hefebrot - und wie schmeckt der Kulitsch?

Am Besten schmeckt der Kulitsch direkt ofenwarm mit etwas Butter. Der süße, reiche aber total fluffige und saftige Hefeteig voller wundervoller, in Orangensaft getränkter Trockenfrüchte (ich verzichte auf Rosinen und Zitronat - kein Zutaten-Shaming, aber Cranberrys sind einfach die besseren Rosinen), Schokolade, Orangenschale, Gewürzen und Mandeln - ein absoluter Traum.

Da es sich hier um eine zum No-Knead-Teig umgearbeitete Version mit insgesamt circa 17 Stunden Ruhezeit (Teiggare) handelt, kann man das ukrainische Osterbrot entspannt am Vorabend zusammenklöppeln, ihm ab und an etwas Liebe in Form von Dehnen und Falten zukommen lassen und am nächsten Tag relativ entspannt einfach in den Ofen schieben. Total gut - wird es hier jedenfalls wieder geben.

Frisch von Hand zusammengerührter No-Knead-Hefeteig

 

#Synchronbacken

Synchronbacken Ukraine Kulitsch PeaceNatürlich kam ich nicht von selbst auf dieses wunderbare Rezept - auch wenn ich einige Änderungen eingebaut habe. Die Idee zum No-Knead-Kulitsch hatte Birgit, die hierfür das Originalrezept ihrer ukrainischen Babuschka etwas leichter gemacht und umgearbeitet hat. Im Rahmen der von Zorra regelmäßig organisierten Aktion #Synchronbacken haben viele Hobbybäcker*innen am letzten Wochenende gleichzeitig das Rezept in Abwandlungen gebacken und Backprozess und Ergebnisse auf Instagram geteilt. Als kleines Zeichen - neben allem anderen, was wir derzeit sicherlich alle zu leisten versuchen im Großen wie im Kleinen - das wir gedanklich bei den Menschen in der Ukraine sind, die gerade diesen furchtbaren, ungerechtfertigten Krieg über sich ergehen lassen müssen. Es gibt viele solche Grauenhaftigkeiten in unserer Zeit (ich sage nur Armenien, Kurdistan oder Afghanistan) und wir dürfen als westliche Gesellschaft nicht die Augen hiervor verschließen. Ich habe immer noch einen Funken Hoffnung, dass die Menschheit irgendwann über sich selbst hinauswachsen und sich weiterentwickeln wird - hin zu einer gesamten, besseren, klügeren, toleranteren, friedlicheren Zivilisation. Ich meine - wir fliegen zu den fucking Sternen, dann sollten wir es doch wohl schaffen uns selbst, Gier, Hass und Ängste zu überwinden.

Und nach diesem kleinen, emotionalen Ausbruch.. Es ist doch einfach auch spannend zu sehen, wie verschieden ein und dasselbe Rezept umgesetzt wird und was in den anderen Küchen geschieht.

Deswegen - bevor es zum Rezept geht - bekommt ihr hier eine Übersicht über alle Teilnehmenden, die auch darüber gebloggt haben:

zorra von 1x umrühren bitte aka kochtopf ¦ Martha von Bunte Küchenabenteuer ¦ Caroline von Linal's Backhimmel ¦ Bianca von ELBCUISNE ¦ Britta von Backmaedchen 1967 ¦ Désirée von Momentgenuss ¦ Kathrina von Küchentraum & Purzelbaum ¦ Susanne von magentratzerl ¦ Simone von zimtkringel ¦ Susanne von Was gibt's zu essen, Liebling? ¦ Laura von Aus Lauras Küche ¦ Manuela von Vive la réduction! ¦ Tina von Küchenmomente ¦ Petra von genusswerke¦

 

Aufgegangener-no-knead-Hefeteig fürs Osterbrot


Rezept für No-Knead Kulitsch Paska (Ukrainisches Osterbrot)

550 g Weizenmehl Type 550
300 g fettarme Milch (zimmerwarm)
4 g Salz
5 g Hefe frisch
75 g Butter (weich, zimmerwarm, gestückelt)
100 g Zucker
2 Eier (Größe M)
125 g getrocknete Aprikosen
100 g getrocknete Cranberrys (Alternativ: Rosinen, getrocknete Äpfel, Kirschen, Citronat usw.)
100 g Mandelstifte
100 g Schokoladentropfen
1 Bio-Orange
½ TL Kardamom (gemahlen)
1/8 TL Vanillepulver*

Zum Bestreichen

1 Prise Salz
1 Prise Zucker
2 EL Milch


Zuckerguss (dick)

20 g Zitronensaft
100 g Puderzucker
Zuckerstreusel*

Zubereitung

  • 2 Stunden vor der Teigzubereitung: Die Orange waschen, abtrocknen und mit einer feinen Reibe (ich nutze dafür diesen Reibe hier* - auch pferfekt für Parmesan btw.) die Schale abreiben.

 

  • In einem Schälchen die Orangenzesten gut mit dem Zucker mischen. Kurz den Duft genießen und abdecken.

 

  • Die Orange nun auspressen und in eine Schale geben. Die in kleine Stücke geschnittenen Aprikosen und die ganzen Cranberrys hineingeben und darin 2 Stunden ziehen lassen. Ab und an umrühren. (Alternativ kann auch anderer Fruchtsaft oder Alkoholika wie Rum oder Likör genutzt werden.)


Teig (14 Stunden-Gare)

  • Die Hefe in der zimmerwarmen Milch auflösen.

 

  • Eier und Zucker mit einem Schneebesen von Hand rasch schaumig schlagen. Es sollte sich eine dicke, helle, cremige Sauce ergeben.

 

  • Mehl in eine große Backschlüssel* geben. Salz, Vanille und Kardamom dazu geben und vermischen.

 

  • Die weiche Butter, die Helfemilch und die Eiermasse hinzu geben. Den Teig mit einem großen Holzlöffel zusammenrühren, bis er sich zu einem schönen, gleichmäßigen Hefeteig verbunden hat. Da der Teig recht feucht ist, geht dies erstaunlich gut und ohne all zu großen Kraftaufwand. (Alternativ kann natürlich eine Küchenmaschine oder ein Rührgerät genutzt werden.)

 

  • Trockenfrüchte abtropfen lassen (bei mir hatten sie den kompletten Orangensaft aufgesaugt) und zusammen mit den Mandelstiften und den Schokoladentropfen in den Hefeteig rühren. Den fertigen Teig abdecken und ruhen lassen.

 

  • Der Kulitsch-Teig hat bei normaler Raumtemperatur eine Gare von 14 Stunden. Das heißt, er benötigt weniger Zeit, wenn es wärmer ist.  Mehr Zeit, wenn es deutlich kühler in der Küche ist. Während dieser Zeit gilt es, ihn ab und an zu dehnen und zu falten. Birgit macht dies in der Anfangszeit jedes Mal, wenn sie an der Schüssel vorbeikommt und schreibt dazu: "Je öfter der Teig gefaltet wird, um so lockerer wird später die Krume. - Es reicht aber auch, den Teig erst nach 10 Stunden zum ersten Mal zu dehnen und zu falten. - Der Teig sollte dann beim Falten nicht mehr gedrückt werden, da sonst bereits gebildete Gase entweichen würden."

 

  • Ich habe den Teig abends angesetzt und ihn vor dem zu Bett gehen 2 mal in stündlichem Abstand besucht und dann 8 Stunden vollkommen in Ruhe gelassen, bevor ich ihn am Folgetag dann vorsichtig weiter faltete - ohne ihn in der Mitte zu sehr runterzudrücken. Der Teig war bei mir von Anfang an sehr feucht und blieb ziemlich am Holzlöffel kleben, weswegen ich das "Falten und Dehnen" einfach mit dem breiten Holzlöffel gemacht habe. Löffel am Schlüsselrand mit Teig von unten nach oben zur Mitte der Teigkugel ziehen und den Teig dabei gut mitnehmen. Ein bis zweimal rundherum. Klappt so hervorragend.

 

  • Nach der 14 Stunden Gare wird der Teig geformt. Dazu mit Hilfe eines Teigschabers den (noch immer relativ feuchten) Teig auf eine bemehlte Arbeitsfläche geben. Den Teig nicht drücken oder kneten, sondern wieder einfalten: Von einer Seite beginnend, rundherum zur Mitte ziehen und in der Mitte sanft andrücken, bis alle Anteile eingeschlagen sind.

 

  • Den Teigling nun umdgedreht auf die bemehlte Arbeitsfläche setzen, so dass die glatte Seite nach oben zeigt. Mit den Händen nun rund wirken: Seitlich mit beiden Händen  umfassen und den Teig Richtung Boden, unter dem Teigling zusammenziehen. Rundherum arbeiten, so dass eine schön geformte Kugel entsteht.

 

  • Den rund gewirkten Teigling in eine vorbereitete zylindrische Kuchenform legen. Bei mir war es eine Springform mit 19 Cm Durchmesser. In den Boden habe ich Backpapier eingespannt und eine hohe Manschette aus gefaltetem Backpapier eingelegt. Der Kulitsch soll ja noch höher steigen, ein wenig wie ein italienischer Panettone. Eins kann allerdings auch eine gefettete, mit Backpapier ausgelegten Topf nutzen.)

 

  • Die Form abdecken und nochmals 2 Stunden - oder bis sich der Kulitsch verdoppelt hat - gehen lassen.

 

  • Mit einem Teigschaber ein Kreuz in die Oberfläche hineindrücken (ich fürchte, ich habe das viel zu tief gemacht). Mit einem Backpinsel die mit Salz und Zucker verquirlte Milch auftragen.

 

  • Im unteren Drittel des Backofens (vorgeheizt, 180°C Umluft) für circa 50-55 Minuten goldbraun backen. (Falls die die Oberfläche zu schnell bräunt, mit Alufolie oder Backpapier abdecken.)

 

  • Währenddessen den Zuckerguss aus gesiebtem Puderzucker und Zitronensaft anrühren.

 

  • Den Kultisch aus dem Ofen nehmen, der fertig gebackene Kulitsch hört sich beim Klopfen auf den Boden hohl an.

 

  • Den Kulitsch noch heiß mit dem Zuckgerguss an der Oberseite glasieren und mit Zuckerstreuseln besprenkeln.

 

  • Das ukrainische/russische Osterbrot frisch und mit etwas Butter genießen. Er wird in den nachfolgenden Tagen etwas trockener und fester - ist aber immer noch köstlich. Aufgetoastet oder als Arme Ritter ist er auch ganz wunderbar.

Rezept für reines Haferbrot [glutenfrei]

Ein schmackhaftes, gut in Scheiben schneidbares Brot, nur aus Haferflocken - ohne Weizen- oder Dinkelmehl - geht das? Wie sich herausstellt: Ja.

Rezept für reines Haferbrot

Brot aus Haferflocken

Ich habe als Kind schon morgens Haferbrei gegessen und auch mein Kind bekommt hier regelmäßig Porridge zum Frühstück serviert. Hafer hat unglaubliche viele gute Eigenschaften und ist für uns wandelbares Grundprodukt von süß bis herzhaft - mein Frühstückskuchen, der sich gut in Riegel schneiden und als Meal Prep portioniert einfrieren lässt, besteht zum Beispiel auch zu einem Großteil aus Hafer. Aber ich esse Porridge auch gerne pikant - beispielsweise mit Bacon, frischen Tomaten, Kräutern und nem Spiegelei drauf - und dann auch auch nicht nur zum Frühstück. 😅

Nachdem der örtliche Bio-Backwarenverkauf leider das seit Jahren gekaufte Haferbrot aus dem Sortiment genommen hatte (und hier seitens des Mannes sehr laut gelitten wurde, dass das Lieblingsbrot nicht mehr zu bekommen war) stolperte ich vor ein paar Monaten über dieses Brotrezept. Leider wird es dort rein als Diätprodukt geframt. Und wie das oft so ist: ich habe mich inzwischen auch ein klein wenig vom Originalrezept entfernt.

Frisch aus dem Ofen: Selbstgebackenes Haferbrot

 

Rezept für ein selbstgebackenes, glutenfreies Brot aus Haferflocken

Das Brot wird nur mit Haferflocken gebacken und kommt ohne Weizenmehl oder ähnlichem aus. Spannenderweise wandern Joghurt, Eier und Backpulver in den Teig. Das Ergebnis ist ein saftiges, kräftig schmeckendes und zufällig eben auch (bei Verwendung von Haferflocken, die so angebaut sind, dass sich da kein anderes Getreide einschleichen konnte) glutenfreies Haferbrot. Das Haferbrot lässt sich gut aufschneiden und hält sich - aufbewahrt in einem Plastikbeutel - auch ein paar Tage frisch. Der <3mensch, für den ich das Brot backe, isst unter der Woche relativ wenig Brot, so dass wir es wegen der Feuchtigkeit nach späterstens drei Tagen komplett in Scheiben schneiden und einfrieren. So kann er dann beim gemütlichen Wochenendfrühstück genüsslich seine Zähne in ne Honigstulle mit frischem Haferbrot schlagen (mit Berliner Honig, na klar) oder sich sein geliebtes Haferbrot mit herzhaften Dingen belegen.

 

Frisch gebackenes Haferbrot - glutenfrei

 

Im Rezept sind kernige und zarte Haferflocken als Bestandteile genannt. Die kernigen Haferflocken habe ich nicht immer im Haus, zarte Haferflocken für Haferbrei allerdings immer - und so wurde das Brot auch schon rein aus zarten Haferflocken gebacken, was problemlos funktioniert.

Ich nutze zum Backen dieses Brotes eine Kastenform aus Silikon*. Das ist einfach praktisch - ich muss nichts einölen oder an Papier zuschneiden: Einfach den Teig einfüllen und nach dem Backen dann den Brotlaib herausheben. Perfekt für mich.
Achtung: Bei Verwendung einer herkömmlichen Backform verlängert sich eventuell die Backzeit um ein paar Minuten. Habt da bitte ein Auge drauf.

Hinweis für euch: Das Brot geht nicht wirklich auf. Das Brot versucht also nicht während des Backens die Brotform zu verlassen, die ihr mit dem rohen Teig bis oben hin gefüllt habt. Heraus kommt ein Laib Haferbrot mit circa 1 Kg Gewicht. Eine andere, glutenfreie Brotalternative ist mein Rezept für reines Buchweizenbrot.
Und denen, die doch lieber ein Brot mit Weißmehl essen und noch auf der Suche nach einem einfachen Rezept dafür sind, lege ich an dieser Stelle mein Irish Soda Bread ans Herz.

 

Schritt für Schritt-Anleitung für das Rezept für selbstgebackenes Haferbrot

Rezept für reines Haferbrot

250 g Haferflocken zart
250 g Haferflocken kernig
500 g Joghurt 1,5 %
50 g Milch 1,5 %
3 Eier (M)
2 Tütchen Backpulver (32 g)
1 TL Salz

Zubereitung

  • Alle trockenen Zutaten in einer großen Backschüssel miteinander vermengen.

 

  • In einer zweiten Schale alle feuchten Zutaten miteinander verrühren.

 

  • Die Flüssigkeit zur Hafermischung geben, zunächst mit einem Löffel verrühren, den Rest dann mit der Hand (ich trage hierbei einen Einweghandschuh, der Teig ist sehr feucht) ordentlich durchkneten. Alternativ kann hierfür natürlich eine Küchenmaschine genutzt werden.

 

  • Teig für 5 Minuten quellen lassen und dann in dicken Batzen mit der Hand in die Silikonbackform geben. Zurechtdrücken, so dass der Brotteig die Form an allen Seiten wirklich bis zum Boden ausfüllt. Darauf auch darauf achten, dass die Silikonform* gerade bleibt und nicht seitlich durch den Teig ausgebeult wird.

 

  • Mit einer mit Wasser befeuchteten Hand die Oberseite des Brotlaibes etwas glattstreichen und formen (auch nach dem Backen wird sich diese Form nicht viel ändern - wenn ihr ein hübsches Brot ohne seltsame Ecken haben wollt, dann kann das nur jetzt geändert werden, da es so gut wie nicht aufgeht.).

 

  • Falls gewollt: Saaten und Körner wie Leinsamen, Sesam, Schwarzkümmel oder Sonnenblumenkerne auf die feuchte Oberseite streuen.

 

  • Das Brot nicht lange herumstehen lassen, sondern zeitnah in den vorgeheizten Ofen geben (Umluft, 175 °C, mittlere Schiene) und für 50 Minuten durchbacken.

 

Ab in den Ofen damit: ungebackenes Haferbrot

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Rezept für Sauerteig-Bagels nach “Super Sourdough” von James Morton

Ja, ja - ich weiß. Ich komme etwas spät zur Sauerteig-Corona-Party. Aber nun bin ich da. Und soll ich was sagen? Das waren tatsächlich die besten Bagels, die ich je gegessen habe. Außen knusprig und im Innern in der gewünschten kompakten, chewy Konsistenz. Kein Vergleich mit gekauften bageloiden Objekten. 😅

 

Rezept für Bagels aus Sauerteig

 

Ich sage es ganz offen: Ich hatte wirklich gehörigen Respekt vor der Bagelherstellung und vor Sauerteig. Mein bisher einziger Bagelversuch von vor 15 Jahren endete in Schrumpelbagels (allerdings mit Hefe), die zwar essbar waren, aber aussahen wie etwas, das man zu lange in der Badewanne gelassen hat. Mein vor 10 Jahren erhaltenes Sauerteigbaby erlitt einen Unfall (Reste von ihm kleben wahrscheinlich immer noch in unserer Küchenheizung) und verstarb dann an längerer Nichtbeachtung (auch wenn ich heute weiß, dass ich es wahrscheinlich hätte wiederbeleben können). Hinzu kommt, dass Sauerteig (und ja, ich weiß, dass da auch Hefen enthalten sind) ein wenig mehr Liebe und Verständnis benötigt als reine Backhefe. Ich bin eine intuitiv backende Hefeteigliebhaberin. Ihr versteht also meine Vorbehalte.

Sauerteig-Bagel - frisch gebacken Frisch gebackener Bagel mit Sauerteig

Rezept aus dem Buch "Super Sourdough"*: Bagels mit Sauerteig - nicht mit Hefe

Für mittelalterliche Bagels, die ich für mein Blog "Theophanu's Cauldron" testbacken wollte, musste ich mich aber mit beidem auseinandersetzen. Aus dem Freundeskreis wurde mir von dieser Dame, die übrigens auch sehr schöne Strickmuster* designt, tollerweise ein Weizen-Sauerteig zugespielt. Von ihr stammt auch die Buchempfehlung "Super Sourdough"* von James Morton. An dem dortigen, anschaulich erklärtem Rezept für Sauerteig-Bagels habe ich mich mich nämlich zu einem großen Teil orientiert. Lediglich meine Wassermenge habe ich etwas reduziert. Morton nutzt 250 g, ich 225. Aus Erfahrung war mir klar, dass das mit Weizenmehl 405 ein zu nasser Teig wird. Er spricht im Text auch mehrfach davon, wie trocken und fest der Bagelteig ist. Wie mir erklärt wurde, heißt das so viel wie "für einen Sauerteig trocken". Die sind in der Regel nämlich ziemlich nass und man muss ihn sich von den Händen schrubben. Mein Teig hatte die Konsistenz eines schönen Hefeteigs, der nicht an den Händen klebt. Sauerteig auf Sauerteig klebt wiederum ganz hervorragend und besser als bei Hefeteig (ich nehme an, weil hier kein Fett involviert ist) - warum das noch wichtig ist, erfahrt ihr weiter unten.

Da nach meinen Fotos auf Instagram eine Anfrage kam, ob das Buch gut ist: Mh, schwierg. Ich mag das Buch, weil Sauerteig hier nicht zu so einem verklärten, sakralen Mysterium hochstilisiert wird. Mir hat es zum ersten Mal gezeigt, dass ich damit ganz simpel und ohne Chi Chi tolles Gebäck zaubern kann. Es hat mir da etwas unerklärliche Angst genommen. Und ich fand Mortons Experimente und Aussagen zum Selbstzüchten von Sauerteig sehr interessant und konnte da auch Parallelen zu mittelalterlichen und sogar römischen Rezepten ziehen (die haben nämlich auch meist einen Fruchtansatz - er empfiehlt Fruchtsaft). Ich mag auch den blogartigen Schreibstil und die Meinungen von Morton, zusammen gibt es dem Buch Charakter. Aber seien wir ehrlich: er labert schon ganz schön rum. Teils so sehr, dass ich mir dachte: "Ohookay, da hat das Lektorat aber ganz schön was durchgehen lassen." Hinzu kommt, dass bei vielen Rezepten (und da kalkuliere ich die feuchte Sauerteigartigkeit des Mediums schon ein) zu viel Wasseranteil drinnen ist, was vielleicht daran liegt, dass der Mann anderes Mehl nutzt. Und die große Anzahl der Gebäckstücke, die er aus der Teigmasse fertigt (lies: die Dinger sind dann zu klein), lässt mich ebenfalls immer wieder die Stirn runzeln.

Fazit zum Buch "Super Sourdough"*: Durchwachsen. Er polarisiert stark. Ich mag eben Kochbücher, die nicht nur nackt Rezepte runterrasseln, sondern auch Geschichten erzählen. Immerhin steht da ein Mensch dahinter, der seine Erfahrungen und seine Verbindungen zu einem Rezept weitergeben möchte. Und die drei bisher gebackenen Rezepte (bei den Bagels mit kleinen Änderungen: reduzierter Wasseranteil, Kochwasser mit Honig statt Natron - ich wollte keine Laugenbagel) fanden wir wirklich gut. Ich persönlich, mit allerlei Teigerfahrung, kann mir hier selektiv wirklich Einiges mitnehmen. Es inspiriert mich, lässt mich locker und intuitiv an Sauerteig herangehen.
Aber für totale Anfänger*innen und Leute, die Rezepte genau befolgen, ist das Buch schwierig. Und wenn man sich dann noch den Untertitel "The Foolproof Guide to Making World-Class Bread at Home" ansieht, dann ist der nicht ganz so optimal gewählt. Bei einem Buch, das nicht die beste Grundlage für jemanden ist, der absolut keine Backerfahrung besitzt, könnte es dazu führen, dass das Druckwerk am Ende vor Frust in der Ecke landet...

Bagel auf dem Blech - frisch aus dem Ofen Frisch gebackener Bagel mit Sauerteig Sauerteig-Bagel mit Matjes

 

Bagels lagern oder einfrieren

Ich habe übrigens direkt die doppelte Menge gemacht. So hatten wir direkt noch welche fürs Wochenendfrühstück. Wohlverwahrt in einer Plastiktüte oder Dose trocknet das Gebäck nicht weiter aus und kann in den nächsten Tagen angefeuchtet nochmal aufgebacken oder - ein Klassiker mit Bagels - aufgeschnitten im Toaster aufgeröstet werden. Wer den Platz hat, kann die Teilchen auch problemlos in einer fest verschlossenen Plastiktüte ins Tiefkühlfach wandern lassen. Aber wohlan! Lasst uns nun endlich zum Rezept schreiten.

Sourdough Bagels fresh baked

Rezept für Bagel mit Sauerteig

(ergibt 7 - 8  Stück à 100-110 g)

450 g Weizenmehl (Type 405)
225 g lauwarmes Leitungswasser (Morton: 250 g)
100 g Weizensauerteigstarter
10 g Meersalz (fein)
2 EL Honig für das Kochwasser (Morton: 6 g Natron)
Saaten für die Oberfläche: zum Beispiel (weißer) Mohn, Sesam, Schwarzkümmel, Sonnenblumenkerne

Zubereitung

  • Abgewogenes Mehl, Sauerteigstarter, Salz und Wasser kurz miteinander verrühren, bis sich ein Klumpen ergibt. Das funktioniert von Hand mit einem Kochlöffel oder mit dem Knethaken der Küchenmaschine.
  • Teig abdecken und für 30 Minuten ruhen lassen (Autolyse).
  • Nun den Teig für 10-15 Minuten kneten - bis er eine glatte Kugel bildet. (Bei mir via Knethaken und Küchenmaschine.)

 

Info: Morton beschreibt den Teig wiederholt als "trocken". Das bedeutet wohl trocken für einen Sauerteig (die in der Regel recht feucht sind). Nach der Autolyse und dem Kneten hat der Teig die Konsistenz von gutem Hefeteig. Er ist nicht nass, klebt nicht übermäßig an Händen oder am Schüsselrand, lässt sich gut mit einem Spatel ablösen.

  • Den Teig wieder abdecken und in der Nähe einer Wärmequelle aufstellen. Ich hatte ihn für 4 Stunden Gehzeit neben der warmen Küchenheizung geparkt. Laut Morton sollte sich der Teig ungefähr verdoppeln (Spoiler: was meiner nicht tat, er war trotzdem gut). Es ist nicht nötig den Teig zwischendrin zu falten oder zu ziehen. Lasst ihn einfach in Ruhe.
  • Die Arbeitsfläche ganz leicht bemehlen, den Teig mit einem Teigschaber auf die Arbeitfläche geben und mit den Händen vorsichtig zu einer langen, dicken Wurst rollen.
  • Den Teig mit dem Schaber nun in 7-8 gleichgroße Stücke teilen.
  • Mit jedem Stück so verfahren: Den Teigling auf der Arbeitsfläche (die allenfalls ganz zart bemehlt sein sollte, der Teig sollte "trocken" genug sein, um nicht sofort festzukleben) mit der Hand zu einem länglichen Gebilde etwas platt drücken. Dann eine Seite zu 1/3 einklappen, die andere darüber klappen. Etwas andrücken und zur einer Wurst formen, bis man merkt, dass der Teig im Innen klebt und es keine Luftlöcher gibt. Dann mit den Handflächen zu einer längeren, dicken Wurst ausrollen (ungefähr 20 cm), die Enden sollten dabei spitz zu laufen. Den Bagelteig zu einem Ring legen, so dass sich die zugespitzen Enden überlappen und gemeinsam der Dicke des restlichen Bagels entsprechen (siehe Bilder unten).
  • Wie oben angekündigt: Da der Teig kein Fett enthält, hält der unbemehlte Sauerteig sehr gut auf sich selbst und glänzt durch hervorragende Klebeeigenschaften. Mit den Fingern jetzt noch den überlappenden Teig an den Nähten etwas zusammenzwicken. Perfekt! (Die von Morton erwähnte Methode funktionierte für mich nicht. Vielleicht hab ich zu dicke Finger. Who knows.)
  • Die fertig geformten Bagel auf ein leicht bemehltes, sauberes Küchenhandtuch legen. Und mit Folie oder Wachstüchern abdecken, so dass sie nicht austrocknen. Nochmals für 1-2 Stunden an einem warmen Platz gehen lassen.
  • Wasser in einem großen Topf zum Köcheln bringen, den Honig hinzufügen.
  • Jeweils 2-4 Bagel - sie sollten nebeneinander schwimmen können - mit einem Schaumlöffel ins köchelnde Wasser geben. Von jeder Seite jeweils 1 Minute kochen lassen. Sie sollen insgesamt 2 Minuten kochen.
  • Mit einem Schaumlöffel herausheben, kurz abtropfen lassen und mit der Oberseite nach unten zeigend auf einen Teller mit Saaten geben (bei mir mit Sesam, weißem Mohn, Schwarzkümmel, Sonnenblumenkernen -  wobei letztere nicht so gut haften wollten). Danach die Bagel mit etwas Abstand auf das mit Backpapier bezogene Blech setzen (siehe Bilder unten).
  • Das Blech auf mittlerer Schiene (Umluft, 230° C) für 20 - 25 Minuten backen, bis die Bagel schön goldbraun sind.

 

Wie rollt man Bagel Wie kocht man Bagel

James Morton
Super Sourdough*.
The Foolproof Guide to Making World-Class Bread at Home
ISBN: 978-1787134652
Sprache: Englisch
255 Seiten, 21,84 €

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Leichte japanische Küche: Harumi Kuriharas neues Kochbuch & Rezept für Low Carb Lasagne mit Seidentofu

Ja, die derzeitige Situation macht das Arbeiten schwierig, sorgte im Gegenzug aber auch dafür, dass ich letztens bei einer Kochbuchpräsentation via Videocall nach Tokio dabei sein und so einen neugierigen Blick auf die private Küche von Harumi Kurihara werfen konnte, während die japanische Starköchin mit einem Nudelholz gut gelaunt Gurken für einen köstlichen authentischen Salat verprügelte - insgesamt also alles sehr spannend! 🙂

Cover Harumis leichte japanische Küche

Ein Star in Japan: Harumi Kurihara

Aber erst einmal: Wer ist eigentlich Harumi Kurihara? Ich muss gestehen, bisher ist die gute Frau meinem Radar total entgangen. Da mein Kochbuchschwerpunkt in den letzten Jahren allerdings auch mehr bei arabischen Kochbüchern des Mittelalters lag (auf meinem Instagram-Account "Theophanus Kessel" könnt ihr dazu mehr lesen, ein englischsprachiges Blog ist zudem in Entstehung), ist das hoffentlich verzeihlich und nicht zu eurozentrisch von mir gewesen.

Während also eine japanische Freundin, der ich von dem Call erzählte, ein wenig fangirlte erfuhr ich, dass vor knapp 4 Jahrzehnten eine einfache japanische Hausfrau, die im Backstagbereich einer Kochshow aushalf, für das Fernsehen entdeckt wurde.

Autorinnenfoto Harumi Kurihara

Vorstellung des neuen Kochbuchs von Harumi Kurihara

Zapp! 38 Jahre später: Die junge japanische Hausfrau ist inzwischen Großmutter und vor allem Fernsehstar, hat über 20 Kochbücher geschrieben und ist Herrin über ein Kochimperium samt eigenem Magazin, einer eigenen Messerserie und selbstdesignten Textilien und Keramik. Und sie schreibt natürlich auch immer noch Kochbücher. Das Neueste davon halte ich gerade in der Hand:

Harumi Kurihara
Harumis leichte japanische Küche*
ISBN: 978-3831040780
Dorling Kindersley, 2020
240 Seiten, 24,95 €

Das neue Kochbuch: "Harumis leichte japanische Küche"

Dieses Buch ist gezielt für Nicht-Japaner*innen geschrieben worden - um ihnen die Scheu vor der oft als kompliziert geltenden japanischen Küche zu nehmen. Die Autorin hofft so Menschen, die noch nie selbst japanisch gekocht haben, einen leichten Einstieg in diese Geschmackswelt zu bereiten. Deswegen greift sie bei vielen Zutaten auf westliche Möglichkeiten zurück oder japanische Zutaten, die inzwischen in gut sortierten Märkten auch hier erhältlich sind. Im Verlauf des Buches werden auch weiter japanische Kochtechniken, Zutaten und Kochgeräte erläutert und oft auch auf Alternativen hingewiesen.

Und ja, was soll ich sagen? Das Konzept "simpel aber echt gut" ist ja auch das, was ich hier seit über zehn Jahren in meinem Foodblog serviere. Meine Freundin meinte, dass es halt ihr "Dreh" ist, Rezepte zu vereinfachen und so zum Kochen einzuladen. Kurihama ist bekannt dafür, westliche Ideen einfließen zu lassen und scheut sich zum Beispiel auch nicht davor, ein paar Löffel Ketchup in ihre Rezepte zu kippen. Das find ich durchaus sympathisch.

Beim Lesen des Buches fand ich viel, was ich gerne nachkochen würde. Zum Beispiel Spinat mit Erdnusssauce, der erwähnte verprügelte Gurkensalat (die derzeit oft in Netzen erhältlichen kleinen Schlangengurken sind von der Größe dafür sehr gut geeignet!) - eine Art süßsauer eingelegte Gürkchen -, Katsu-don (paniertes Schweinefleisch), Nanbanzuke (frittierte Fisch und Gemüse, die in einer süßsauren Marinade eingelegt werden - quasi japanischer Brathering 😋) oder Ebikatsu (panierte Garnelen).

Richtig gut fand ich, dass ich mit Gochiso-dofu (dekorierter Tofu) auf ein klassisches "Rumfort"-Gericht stieß, das optisch allerdings viel her macht. (Rumfort = Alles war im Kühlschrank rumfliegt und fort muss)

Frittierte Ebikatsu aus Harumi Kuriharas Kochbuch "Harumis leichte japanische Küche"

Etwas verwundert war ich allerdings, im Buch Rezepte zu finden, die aus dem europäischen, beziehungsweise US-amerikanischen Raum sind. Stinknormaler (durchaus deutsch wirkender) Kartoffelsalat, Krautsalat, Pancakes, Panna Cotta und das bekannte No-knead-Bread thronen da friedlich, ohne jeglichen japanischen Twist, zwischen Ogura-Eis (Eiscreme mit Adzukibohnen), Gyoza (chinesischen Teigtaschen) und Nikujaga (Rindfleischragout).

Ist es ein Abbild der momentanen durchschnittlichen modernen japanischen Familienalltagsküche? Das verwirrt etwas, wenn man das Konzept im Vorwort, japanische Küche den Westlern näher zu bringen, als Maßstab anlegt. Nur in einem Nebensatz des Vorworts erwähnt Kurihara, dass sie hofft, dass ihr Buch ebenso in Japan Anklang findet. Ich mag das Buch wirklich und ich habe lange grüber nachgedacht und nach einer Erklärung für dieses Konzept gesucht, ein Stirnrunzeln bleibt da für mich dennoch. Es ist ja streng genommen auch keine Form von Fusionküche - also keine westlichen Einflüsse, die hier mit Traditionellem verbunden werden und etwas Neues entstehen lassen.
Aber vielleicht ist es ein Abbild moderner japanischer Familienalltagsküche? (Die Beschreibung bei den Mac'n'Cheese mit Garnelen deutet beispielsweise darauf hin) Wären dann nicht wiederum Japaner*innen doch mehr Zielgruppe als eingangs angesprochen? Es ist jetzt nicht "schlimm" auf diese dazwischen gestreuten Rezepte zu stoßen, es ist für mich schlicht nur irritierend. 😅 Ich bin eben ein Mensch, der hinterfragt und gerne Gründe erforscht.

Mir geht es damit so: Wenn ich Rezepte für Pancakes, Nudelauflauf oder Panna Cotta möchte, wähle ich dafür eigentlich kein Kochbuch, das sich explizit mit japanischer Küche auseinandersetzt und diese dem Ausland vorstellen und darauf neugierig machen will.

Misosuppe mit Dashi aus Harumi Kuriharas Kochbuch "Harumis leichte japanische Küche"

Was ich ebenfalls schöner gefunden hätte: Mehr Konsistenz bei den Namen der Gerichte. Es ist beispielsweise wunderbar, dass das Gericht ebenfalls in japanischen Schriftzeichen zu lesen ist (für die, die Sprache beherrschen). Was ich an Kochbüchern über andere Kulturen allerdings sehr schätze ist, wenn neben der Übersetzung eine lautmalerische Version des Originalnamens gegeben ist. Das ist sehr hilfreich (und meines Erachtens nach auch respektvoll), wenn man sich ernsthafter mit Rezepten, und dem Land aus dem sie kommen, beschäftigen will.
"Harumis leichte japanische Küche" ist hier sehr unstet. Manchmal gibt es den japanischen Namen in lateinischen Buchstaben und in Klammern dann die Erklärung. Meist leider nur die deutsche Version.  Ein Beispiel: "Hänhnchen mit Ei auf Reis" - im kurzen Begleittext wird hier sogar der richtige Name verwendet (Oyako-don), beim Rezepttitel allerdings weggelassen. Zwei Seiten weiter treffen wir dann auf den Rezeptitel "Sekihan (Adzukibohnen mit Reis)". You know what I mean?

Abgesehen von diesen beiden Punkten findet man hier ein gutes, kompaktes und vor allem unkompliziertes Kochbuch mit sehr schönen Rezepten, das ich durchaus empfehlen würde - im Grunde ist der Plan also aufgegangen.

 

Rezept für Low Carb Tofu-Lasagne

Ich gebe zu, hier orientiere ich mich mehr an Kuriharas Lasagne-Idee, die darin besteht statt Lasagneplatten einfach in Olivenöl gebratene Scheiben Seidentofu und statt einer extra gekochten Béchamelsauce einfach etwas Sahne zu nutzen. Hieran sieht man wahrscheinlich ihren perönlichen Dreh in Arbeit: Japanische Zutat(en) im Einklang mit einem europäischen Gericht, dazu noch eine Rezeptevereinfachung.
Da sie für diese Lasagne eine klassische Bolognesesauce mit Hackfleisch,  Tomaten und Rotwein kocht, wie sie ähnlich hierzulande in vielen Haushalten üblich ist, habe ich meine eigene Sauce gekocht - wie ich sie halt immer koche und wie sie uns schmeckt. Deswegen ist es mehr ein Pi-mal-Daumen-Rezept. Falls Sauce übrig bleibt, kann diese eingefroren werden.

Das Ergebnis ist sehr köstlich. Der Seidentofu im Auflauf ist wundervoll cremig und ergab einen spannenden Effekt - das haushaltseigene kleine Kind hielt ihn zunächst für eine Art Mozzarella. 😜 Ich bin allerdings daran gescheitert, den Tofu in Scheiben in der Pfanne bräunlich zu braten, wie im Originalrezept vorgesehen. Mein Ergebnis bestand aus einer zerfallenden, wabbeligen Masse mit Olivenöl. Wahrscheinlich ist die Qualität von Seidentofu in Japan eine andere? Ich kann es nicht abschätzen. Ich plane einen weiteren Versuch mit normalen Tofu - geschnitten in dünne Scheiben und kräftig gebraten in der Pfanne. Was aber natürlich ein anderes Geschmackserlebnis geben wird. Beim nächsten Mal mit Seidentofu werde ich das Braten jedenfalls auslassen und die Scheiben direkt in die Auflaufform setzen.

 

Low Carb Lasagne nach einer Rezeptidee von Harumi Kurihara

Low Carb Lasagne

1,5 l Bolognesesauce
800 g Seidentofu (2 Blöcke)
150 g geriebenen Käse
50-100 g  Sahne
Olivenöl zum Braten
Meersalz und frisch gemahlener Pfeffer

Zubereitung

  • Tofu abtropfen lassen, in Küchenpapier einschlagen und cica 15 Minuten so belassen, damit das überschüssige Wasser aufgenommen wird.
  • Auswickeln und je Tofublock in 5 - 6 Scheiben schneiden.
  • [Optional: Das Olivenöl in einer Pfanne erhitzen und die Tofuscheiben nacheinander von beiden Seiten darin braten, bis sie anfangen zu bräunen.]
  • Den Tofu leicht salzen und pfeffern.
  • Eine dünne Schicht Bolognesesauce in eine Auflaufform geben, eine Schicht [gebratenen] Seidentofu darüber stapeln, etwas Sahne darauf verteilen, nochmals Fleischsauce, wieder Tofu, restliche Sahne, (falls vorhanden) nochmals Sauce, dann mit dem geriebenen Käse abschließen.
  • Im vorgeheizten Ofen (Umluft, 200 °C, mittlere Schiene) für 15-20 Minuten backen, bis der Käse schön bräunt.

 

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*Werbung: Afiliate-Link zu Amazon. Bei einem Kauf hierüber erhalte ich eine Vergütung. Das vorgestellte Buch ist ein Rezensionsexemplar, das ich vom Verlag erhalten habe.

Bildcredits: Buchcover, Ebikatsu, Misosuppe, Autorinnenfoto © DK Verlag/Harumi Kurihara

Kochbuchrezension: Ein Fest im Grünen für Kinder & Rezept für Wassermelonenpizza

Ja nee, is klar. Der Sommer hat sich gerade abgemeldet, der Herbst rüttelt schon an den Fensterläden - da kommt ich hier mit nem Sommersalat mit Wassermelone um die Ecke. Nehmt es einfach zur future reference. 🙂

Rezept für Wassermelonensalat

Und letzte Woche lagen die auch wirklich noch in den Geschäften, ich schwör's! Aber kommen wir zur Rezension des dazugehörigen Kochbuchs, anschließend verrate ich euch das Rezept für den tollen Salat mit Wassermelone, der garantiert nicht nur Kindern schmeckt, sondern auch für Erwachsene eine köstliche Vorspeise (oder ein Hauptgericht... je nachdem wie viele Scheibchen Salat man vertilgt... ) ist.

Rezension zum Kinderkochbuch "Ein Fest im Grünen" von Erin Gleeson

Rezension: "Ein Fest im Grünen für Kinder"* - Ein vegetarisches Kinderkochbuch

"Leckeres Essen muss nicht kompliziert sein." und "Ein Regenbogen auf dem Teller macht einfach einen Riesenspaß" – mit diesen beiden Zitaten aus dem Vorwort der USamerikanischen Foodbloggerin Erin Gleeson fasst man im Grunde schon das Wesen dieses Kochbuches zusammen. Und ja, damit hat sie mich auch ein wenig an der Angel. Denn wer hier mitliest weiß, dass ich oft von den unaufwändigen, klaren Kompositionen überzeugt bin. Sicher schätze ich Speisen, die aus zigtausend Zutaten entstanden sind und über drei tage zubereitet wurden - nur halt nicht von mir. Ich liebe es simpel und gut und da sind Erin und ich wohl auf einer Linie. ein wenig (sehr) lebt sie ja einen beneidenswerten Hipster-Ausstiegstraum: Als ihr Verlobter eine Stelle als Rabbi in dieser Gegend annahm, ließ sie ihre Karriere als New Yorker-Foodfotografin mit halbem Burnout fahren, zog mit ihm in ein Waldhäuschen, bekam dort wunderhübsche Kinder, (wieder)entdeckte dort ihren Aquarellkasten, Gemüse, das besondere Licht und das Bloggen.
Es ist übrigens schon das zweite Buch, das von ihr erschienen ist. "Ein Fest im Grünen"* (Forest Feasts) ist das erste, das dritte ist gerade erst auf Englisch erschienen: "Forest Feasts Gatherings"* mit Herbstrezepten.
Bevor es hier zu den Rezepten geht, die in die Kapitel "Snacks", "Getränke", "Salate", "Hauptgerichte", "Süße Zeiten" und "Partys feiern" unterteilt sind, gibt es erstmal eine kleine Einführung für Kochneulinge. Hier ruft Gleeson zu Kreativität und Improvisation auf und macht Mut und Lust aufs Kochen, auch wenn es vielleicht nicht beim ersten Mal gelingt. Sehr schön auch, dass Maßeinheiten, Küchenbegriffe, Schnitttechniken und Küchenwerkzeuge anschaulich bildlich erläutert werden.

Optisch bleibt ist das gebundene Buch sehr hübsch aufgemacht – die quietschebunten Aquarellzeichnungen von Erin Gleeson, fotografierte Zutaten und großformatige Fotos der leckeren Gerichte machen nicht nur kleinen Menschen Hunger auf die vorgestellten Köstlichkeiten. Ob nun leuchtende Aprikosenhappen, simple Radieschen mit Butter und Salz, Mangold-Quiche, Süßkartoffelpizza, Birnenkuchen, Couscoussalat mit Nüssen, Tortilla-Wraps mit Erdbeeren oder selbstgemachte Eissandwiches mit Früchten und Keksen – alles sieht zum Anbeißen gut aus.

Rezension zum Kinderkochbuch "Ein Fest im Grünen" von Erin Gleeson & Rezept für Wassermelonensalat

Kindgerechte Rezepte zum Nachkochen

Die Rezepte sind für Kinder verständlich erklärt und gut zum Nachkochen geeignet. Von sehr simpel (Traubenbrause) bis etwas aufwändiger (Regenbogen-Mangold-Quiche) findet sich hier eine schöne Bandbreite, die Erfolgserlebnisse verspricht, allerdings nicht nach Schwierigkeit gekennzeichnet ist. Inhaltlich sind sind die Gerichte in ihrer Zusammenstellung für manche vielleicht zunächst oft außergewöhnlich, aber nicht zu exotisch oder abgehoben. Zwar kommen – ganz hipsteresk – Edamame, Quinoa und stellenweise etwas gehäuft Grünkohl (eben die "Kale"-Verrücktheit der Amis) vor, aber davon ab sind fast alle Zutaten – vom Ziegenfrischkäse bin hin zu Süßkartoffeln, Granatäpfeln oder getrockneten Cranberrys – heutzutage auch in einem gut sortierten Supermarkt oder sogar Discounter zu bekommen. Beim Lesen auffällig sind nur manchmal etwas hohe Zutatenmengen wie 1/2 TL Zitronenabrieb für ein Scheibchen Brot oder 5 Knoblauchzehen auf 225 Nudeln, die man dann hinterfragen und eventuell senken sollte. (Andererseits: Ich habe beim Melonen-Salat auch erst an dem 1/8 TL Salz pro Melonenscheibe gezweifelt und es passte da für uns genau.)
Umgewöhnen muss man sich auch etwas bei der Zubereitung, denn die Zutaten sind im Zubereitungstext eingebettet und nicht nochmals extra gelistet – da muss schon genau hingeschaut und das Rezept im Vorfeld präzise gelesen werden.
Erwähnenswert ist ebenfalls, dass Erin Gleeson im Buch auf gekauftes Brot, Tortillas, Kekse und Teige zurückgreift, sie weist aber jedes Mal darauf hin, dass man zum Beispiel den Pizza- oder Mürbeteig auch selbst herstellen kann (liefert dazu aber keine Rezepte) – aus meiner Sicht ist das durchaus verständlich bei einem auf Kinder zugeschnittenem Rezeptbuch, das Lust an der Zubereitung und dem Verzehr leckerer Dinge machen und die Kids nicht von vorn herein zu Tode langweilen will. Quasi erfolgreiche Nahrungszubereitung als Einstiegsdroge. 😉 Eltern haben hier also die Wahl, was sie sich und ihren Kindern zutrauen und wie weit sie das später oder direkt vertiefen wollen. Insgesamt sind das aber Kleinigkeiten, die nicht all zu stark am Charme von "Ein Fest im Grünen" kratzen können.

Mein Fazit: Ein zauberhaftes und nicht nur liebevoll sondern auch sinnig gemachtes Kochbuch für Kinder, die Freude an der Essenszubereitung haben und neugierig auf mehr sind. Sie können hier lustvoll hindurchblättern, sich selbst leckere Rezepte aussuchen und sich daran ausprobieren. Wenn ich mich daran erinnere, wie ich als Kind durch Kochbücher geblättert habe und viel nicht realisierbar war, gibt es von mir hierfür eine klare Kaufempfehlung. Und wahrscheinlich werden die anderen beiden Bücher auch noch auf meine Wunschliste wandern. Aber jetzt: Ab zum Rezept!

Erin Gleeson
Ein Fest im Grünen für Kinder*
Knesebeck, 2016
ISBN: 978-3868739473
112 Seiten, 16,95 Euro

Rezept für sommerlichen Salat mit Wassermelone

Rezept für Wassermelonenpizza

Das Rezept ist so ein wenig Pi-mal-Daumen, je nachdem wie viele Scheiben Wassermelone ihr zubereiten wollt. Die Zutaten sind hier also pro Scheibe aufgelistet, multipliziert sie einfach wenn ihr mehr macht.

Wassermelone (ohne Kerne)
3-5 Scheiben Mozzarella (das ist ca eine 1/2 bis 3/4 Kugel)
1 TL gehackte frische Minze
1 TL gehackte frische Basilikumblätter
1 TL gehobelte Mandeln
1,5 TL grob gehackte Walnüsse
2-3 TL Olivenöl
1/8 TL Zitronensalz

Zubereitung

  • Wassermelone in 2-3 cm dicke Scheiben schneiden. Mit einem Messer vorsichtig vom Rand herausschneiden, so dass die Scheiben intakt bleibt, und auf einen Teller legen.
  • Die Mozzarellascheiben fächerförmig in der Mitte anordnen.
  • Mandeln und Walnüsse kunstvoll über der Scheibe Wassermelone verteilen und in die Mitte die gehackte Minze und den Basilikum setzen.
  • Das Olivenöl darüber träufeln und das Zitronensalz darüber krümeln.
  • Schnell servieren und genießerisch vertilgen. Superfrisch und leicht, durch den Käse aber tatsächlich sättigend.

 

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