Rezept für Sauerteig-Bagels nach “Super Sourdough” von James Morton

Ja, ja - ich weiß. Ich komme etwas spät zur Sauerteig-Corona-Party. Aber nun bin ich da. Und soll ich was sagen? Das waren tatsächlich die besten Bagels, die ich je gegessen habe. Außen knusprig und im Innern in der gewünschten kompakten, chewy Konsistenz. Kein Vergleich mit gekauften bageloiden Objekten. 😅

 

Rezept für Bagels aus Sauerteig

 

Ich sage es ganz offen: Ich hatte wirklich gehörigen Respekt vor der Bagelherstellung und vor Sauerteig. Mein bisher einziger Bagelversuch von vor 15 Jahren endete in Schrumpelbagels (allerdings mit Hefe), die zwar essbar waren, aber aussahen wie etwas, das man zu lange in der Badewanne gelassen hat. Mein vor 10 Jahren erhaltenes Sauerteigbaby erlitt einen Unfall (Reste von ihm kleben wahrscheinlich immer noch in unserer Küchenheizung) und verstarb dann an längerer Nichtbeachtung (auch wenn ich heute weiß, dass ich es wahrscheinlich hätte wiederbeleben können). Hinzu kommt, dass Sauerteig (und ja, ich weiß, dass da auch Hefen enthalten sind) ein wenig mehr Liebe und Verständnis benötigt als reine Backhefe. Ich bin eine intuitiv backende Hefeteigliebhaberin. Ihr versteht also meine Vorbehalte.

Sauerteig-Bagel - frisch gebacken Frisch gebackener Bagel mit Sauerteig

Rezept aus dem Buch "Super Sourdough"*: Bagels mit Sauerteig - nicht mit Hefe

Für mittelalterliche Bagels, die ich für mein Blog "Theophanu's Cauldron" testbacken wollte, musste ich mich aber mit beidem auseinandersetzen. Aus dem Freundeskreis wurde mir von dieser Dame, die übrigens auch sehr schöne Strickmuster* designt, tollerweise ein Weizen-Sauerteig zugespielt. Von ihr stammt auch die Buchempfehlung "Super Sourdough"* von James Morton. An dem dortigen, anschaulich erklärtem Rezept für Sauerteig-Bagels habe ich mich mich nämlich zu einem großen Teil orientiert. Lediglich meine Wassermenge habe ich etwas reduziert. Morton nutzt 250 g, ich 225. Aus Erfahrung war mir klar, dass das mit Weizenmehl 405 ein zu nasser Teig wird. Er spricht im Text auch mehrfach davon, wie trocken und fest der Bagelteig ist. Wie mir erklärt wurde, heißt das so viel wie "für einen Sauerteig trocken". Die sind in der Regel nämlich ziemlich nass und man muss ihn sich von den Händen schrubben. Mein Teig hatte die Konsistenz eines schönen Hefeteigs, der nicht an den Händen klebt. Sauerteig auf Sauerteig klebt wiederum ganz hervorragend und besser als bei Hefeteig (ich nehme an, weil hier kein Fett involviert ist) - warum das noch wichtig ist, erfahrt ihr weiter unten.

Da nach meinen Fotos auf Instagram eine Anfrage kam, ob das Buch gut ist: Mh, schwierg. Ich mag das Buch, weil Sauerteig hier nicht zu so einem verklärten, sakralen Mysterium hochstilisiert wird. Mir hat es zum ersten Mal gezeigt, dass ich damit ganz simpel und ohne Chi Chi tolles Gebäck zaubern kann. Es hat mir da etwas unerklärliche Angst genommen. Und ich fand Mortons Experimente und Aussagen zum Selbstzüchten von Sauerteig sehr interessant und konnte da auch Parallelen zu mittelalterlichen und sogar römischen Rezepten ziehen (die haben nämlich auch meist einen Fruchtansatz - er empfiehlt Fruchtsaft). Ich mag auch den blogartigen Schreibstil und die Meinungen von Morton, zusammen gibt es dem Buch Charakter. Aber seien wir ehrlich: er labert schon ganz schön rum. Teils so sehr, dass ich mir dachte: "Ohookay, da hat das Lektorat aber ganz schön was durchgehen lassen." Hinzu kommt, dass bei vielen Rezepten (und da kalkuliere ich die feuchte Sauerteigartigkeit des Mediums schon ein) zu viel Wasseranteil drinnen ist, was vielleicht daran liegt, dass der Mann anderes Mehl nutzt. Und die große Anzahl der Gebäckstücke, die er aus der Teigmasse fertigt (lies: die Dinger sind dann zu klein), lässt mich ebenfalls immer wieder die Stirn runzeln.

Fazit zum Buch "Super Sourdough"*: Durchwachsen. Er polarisiert stark. Ich mag eben Kochbücher, die nicht nur nackt Rezepte runterrasseln, sondern auch Geschichten erzählen. Immerhin steht da ein Mensch dahinter, der seine Erfahrungen und seine Verbindungen zu einem Rezept weitergeben möchte. Und die drei bisher gebackenen Rezepte (bei den Bagels mit kleinen Änderungen: reduzierter Wasseranteil, Kochwasser mit Honig statt Natron - ich wollte keine Laugenbagel) fanden wir wirklich gut. Ich persönlich, mit allerlei Teigerfahrung, kann mir hier selektiv wirklich Einiges mitnehmen. Es inspiriert mich, lässt mich locker und intuitiv an Sauerteig herangehen.
Aber für totale Anfänger*innen und Leute, die Rezepte genau befolgen, ist das Buch schwierig. Und wenn man sich dann noch den Untertitel "The Foolproof Guide to Making World-Class Bread at Home" ansieht, dann ist der nicht ganz so optimal gewählt. Bei einem Buch, das nicht die beste Grundlage für jemanden ist, der absolut keine Backerfahrung besitzt, könnte es dazu führen, dass das Druckwerk am Ende vor Frust in der Ecke landet...

Bagel auf dem Blech - frisch aus dem Ofen Frisch gebackener Bagel mit Sauerteig Sauerteig-Bagel mit Matjes

 

Bagels lagern oder einfrieren

Ich habe übrigens direkt die doppelte Menge gemacht. So hatten wir direkt noch welche fürs Wochenendfrühstück. Wohlverwahrt in einer Plastiktüte oder Dose trocknet das Gebäck nicht weiter aus und kann in den nächsten Tagen angefeuchtet nochmal aufgebacken oder - ein Klassiker mit Bagels - aufgeschnitten im Toaster aufgeröstet werden. Wer den Platz hat, kann die Teilchen auch problemlos in einer fest verschlossenen Plastiktüte ins Tiefkühlfach wandern lassen. Aber wohlan! Lasst uns nun endlich zum Rezept schreiten.

Sourdough Bagels fresh baked

Rezept für Bagel mit Sauerteig

(ergibt 7 - 8  Stück à 100-110 g)

450 g Weizenmehl (Type 405)
225 g lauwarmes Leitungswasser (Morton: 250 g)
100 g Weizensauerteigstarter
10 g Meersalz (fein)
2 EL Honig für das Kochwasser (Morton: 6 g Natron)
Saaten für die Oberfläche: zum Beispiel (weißer) Mohn, Sesam, Schwarzkümmel, Sonnenblumenkerne

Zubereitung

  • Abgewogenes Mehl, Sauerteigstarter, Salz und Wasser kurz miteinander verrühren, bis sich ein Klumpen ergibt. Das funktioniert von Hand mit einem Kochlöffel oder mit dem Knethaken der Küchenmaschine.
  • Teig abdecken und für 30 Minuten ruhen lassen (Autolyse).
  • Nun den Teig für 10-15 Minuten kneten - bis er eine glatte Kugel bildet. (Bei mir via Knethaken und Küchenmaschine.)

 

Info: Morton beschreibt den Teig wiederholt als "trocken". Das bedeutet wohl trocken für einen Sauerteig (die in der Regel recht feucht sind). Nach der Autolyse und dem Kneten hat der Teig die Konsistenz von gutem Hefeteig. Er ist nicht nass, klebt nicht übermäßig an Händen oder am Schüsselrand, lässt sich gut mit einem Spatel ablösen.

  • Den Teig wieder abdecken und in der Nähe einer Wärmequelle aufstellen. Ich hatte ihn für 4 Stunden Gehzeit neben der warmen Küchenheizung geparkt. Laut Morton sollte sich der Teig ungefähr verdoppeln (Spoiler: was meiner nicht tat, er war trotzdem gut). Es ist nicht nötig den Teig zwischendrin zu falten oder zu ziehen. Lasst ihn einfach in Ruhe.
  • Die Arbeitsfläche ganz leicht bemehlen, den Teig mit einem Teigschaber auf die Arbeitfläche geben und mit den Händen vorsichtig zu einer langen, dicken Wurst rollen.
  • Den Teig mit dem Schaber nun in 7-8 gleichgroße Stücke teilen.
  • Mit jedem Stück so verfahren: Den Teigling auf der Arbeitsfläche (die allenfalls ganz zart bemehlt sein sollte, der Teig sollte "trocken" genug sein, um nicht sofort festzukleben) mit der Hand zu einem länglichen Gebilde etwas platt drücken. Dann eine Seite zu 1/3 einklappen, die andere darüber klappen. Etwas andrücken und zur einer Wurst formen, bis man merkt, dass der Teig im Innen klebt und es keine Luftlöcher gibt. Dann mit den Handflächen zu einer längeren, dicken Wurst ausrollen (ungefähr 20 cm), die Enden sollten dabei spitz zu laufen. Den Bagelteig zu einem Ring legen, so dass sich die zugespitzen Enden überlappen und gemeinsam der Dicke des restlichen Bagels entsprechen (siehe Bilder unten).
  • Wie oben angekündigt: Da der Teig kein Fett enthält, hält der unbemehlte Sauerteig sehr gut auf sich selbst und glänzt durch hervorragende Klebeeigenschaften. Mit den Fingern jetzt noch den überlappenden Teig an den Nähten etwas zusammenzwicken. Perfekt! (Die von Morton erwähnte Methode funktionierte für mich nicht. Vielleicht hab ich zu dicke Finger. Who knows.)
  • Die fertig geformten Bagel auf ein leicht bemehltes, sauberes Küchenhandtuch legen. Und mit Folie oder Wachstüchern abdecken, so dass sie nicht austrocknen. Nochmals für 1-2 Stunden an einem warmen Platz gehen lassen.
  • Wasser in einem großen Topf zum Köcheln bringen, den Honig hinzufügen.
  • Jeweils 2-4 Bagel - sie sollten nebeneinander schwimmen können - mit einem Schaumlöffel ins köchelnde Wasser geben. Von jeder Seite jeweils 1 Minute kochen lassen. Sie sollen insgesamt 2 Minuten kochen.
  • Mit einem Schaumlöffel herausheben, kurz abtropfen lassen und mit der Oberseite nach unten zeigend auf einen Teller mit Saaten geben (bei mir mit Sesam, weißem Mohn, Schwarzkümmel, Sonnenblumenkernen -  wobei letztere nicht so gut haften wollten). Danach die Bagel mit etwas Abstand auf das mit Backpapier bezogene Blech setzen (siehe Bilder unten).
  • Das Blech auf mittlerer Schiene (Umluft, 230° C) für 20 - 25 Minuten backen, bis die Bagel schön goldbraun sind.

 

Wie rollt man Bagel Wie kocht man Bagel

James Morton
Super Sourdough*.
The Foolproof Guide to Making World-Class Bread at Home
ISBN: 978-1787134652
Sprache: Englisch
255 Seiten, 21,84 €

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2 Antworten

  1. Andrea J.

    Also meine liebste “Süßigkeit” sind die Eierkuchen (Pfannkuchen) meiner Mama, aufgerollt mit Apfelmus. Und gerne vorher auch schon der rohe Teig 🙂 Das ist Soul Food pur und tröstet mich immer!

    LG
    Andrea

  2. Shermin

    @Andrea – Hey, pssst! Du hast unter dem falschen Artikel kommentiert. Zur Verlosung geht es hier entlang: Verlosung

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