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Schokoladen-Cantuccini mit Pistazien, Cranberrys, Kakaonibs & Kochbuchvorstellung “Christmas at the Palace”

Die Adventszeit ist da und ich bin mal ungewöhnlich posh unterwegs. Diese edlen Schoko-Cantuccini schmecken allerdings nicht nur zur  Weihnachtszeit, sondern können das ganze Jahr hindurch geknabbert werden.

Rezept für Schokoladen-Cantuccini mit Pistazien, Cranberrys und Kakaonibs

Ob nun klassisch zum Cappuccino zwischendurch oder als knusprige Gesellschaft für Weihnachtsgebäck, Cantuccini sind immer eine kleine, geschmackliche Besonderheit. Mit dieser etwas edleren Variante lässt sich mit gekauftem Eis ein schneller und schönes Dessert zaubern.

 

Selbstgemachte Cantuccini

Cantuccini - quasi die köstliche, italienische Schwester des blanken deutschen Zwiebacks. Ich liebe ja die klassische Version mit ganzen Mandeln und Amaretto. Dieses wunderbare Gebäck lässt sich tatsächlich ziemlich einfach zu Hause backen. Ebenso wie der hierzulande bekannte Zwieback nehmen die Cantuccini ihren Anfang in einem brotähnlichen Feingebäck: Der Teig wird in Laibe geformt, gebacken, abgekühlt in Scheiben geschnitten und nochmals gebacken, so dass er seine typische, knusprige, harte Konsistenz erhält.

 

Weihnachtskochbuch "Christmas at the Palace" von Carolyn Robb

Das Rezept für die Cantuccini (im Original sind es größere Cantucci mit getrockneten Kirschen) stammt nicht von mir, sondern aus dem Kochbuch "Christmas at the Palace"* von Carolyn Robb, welches ich als Rezensionsexemplar zugesandt bekommen habe. Robb hat viele Jahre lang als Köchin für das britische Königshaus gearbeitet hat, das erklärt dann auch, dass die Zutaten in diesem Gebäck deutlich gehobener sind als bei mir üblich. Wer noch auf der Suche nach einem Rezeptbuch ist, um sein Weihnachtsmenü auf das nächste Level zu bringen, kann hier jedenfalls viele köstliche Ideen zur Bereicherung mitnehmen - und zwar nicht nur fürs große Weihnachtsessen, sondern ebenfalls für Brunch, Tea Time und auch selbstgemachte Geschenke aus der Küche. Insgesamt sind es 50 verschiedene Rezepte, der Schwerpunkt liegt hier eher im süßen Bereich, es finden sich allerdings auch herzhafte Snacks. Es sind alles einzelne Elemente, die eins sich aussuchen und beliebig kombinieren kann. Ganz spannend, Carolyn Robb hat ihr Weihnachtskochbuch nicht in klassische Kapitel eingeteilt, sondern thematisch nach acht royalen Schlössern/Palästen und deren Vibes sortiert: Sandringham House (Frühstück und Brunch), Schloss Windsor (Leckeres für Kinder), Edinburgh Castle (Festliche Drinks), Hampton Court Palace (essbare Geschenke), Osborne House (Nachmittagstee), St. James Palace (Häppchen und herzhafte Snacks), Blenheim Palace (reichlich Früchte und Nüsse), Caenarfon Castle (Eingemachtes, Kandiertes und Co.).

Hier finden sich dann allerlei Leckereien und auch viele Ideen für Geschenke aus der Küche, zum Beispiel: Brombeer-Vodka, weißes Schokoladen-Fudge mit Himbeeren und Macadamias oder verschiedene Gewürzsalze. Ich habe hier viel wiedergefunden, was ich in Varianten ebenfalls gerne zubereite, aber habe aber ebenso auch viele Anregungen mitgenommen. Auch wer nach klassischen britischen Rezepten - wie Mince Pies, Tea Sandwiches oder Victoria Sponge Cake - Ausschau hält, wird hier fündig. Ebenso finden sich hier aber auch moderne Rezepte, wie zum Beispiel Maracuja Curd, Röstini mit Räucherlachs oder Appetizer wie Tortilla mit Guacomole und Spargelspitzen .

Kochbuchcover von "Christmas at the Palace" von Carolyn Robb, DK Verlag

Und auch nicht alles ist unglaublich kompliziert: Als bequem vorzubreitende Alternative zum traditionellen Christmas Pudding gibt es hier beispielsweise eine Eisbombe. Diese besteht aus fertig gekauftem Vanilleeis, aufpeppt mit Joghurt, Ahornsirup, Trockenfrüchten, Schokolade und Marshmallows. Dieses Dessert - das sich auch wunderbar anpassen lässt - ist bei uns quasi schon für das Weihnachtsmenü gesetzt. 😅

Oder auch die Schokoladen-Cantuccini selbst: Sie sehen fancy aus, bestechen durch edle, ausgefallenere Zutaten, benötigen einen gewissen Zeitaufwand (da sie doppelt gebacken werden), der Teig ist allerdings recht simpel und unaufwändig zusammengeworfen. Hier muss nicht stundenlang Plätzchenteig ausgerollt, ausgestochen und verziert werden - sehr angenehm.
Carolyn Robb nennt bei vielen ihrer Rezepte auch verschiedene Variationsmöglichkeiten, das mag ich sehr und entspricht meiner Art.  Ihre Cantucci enthalten getrocknete Kirschen, sie weist aber darauf hin, dass eins auch Cranberrys verwenden kann - was ich getan habe. Beim nächsten Mal würde ich diese zusätzlich nicht in Wasser, sondern vielleicht in Orangensaft, Portwein oder Sherry einweichen, bzw. bei Cranberrys die Einweichzeit stark verkürzen, da sie im Gegensatz zu den hierzulande erhältlichen getrockneten Kirschen oder Sultaninen sehr saftig sind. Das ist dann auch mein einziger Kritikpunkt am ausprobierten Cantuccini-Rezept: Meine Cranberrys sind im fertigen Gebäck gefühlt zu feucht. Robb gibt keine Einweichzeit an, aus der persönlichen Erfahrung heraus (und bei einem anderen Rezept nennt sie ein ähnliches Zeitmaß) bedeutet einweichen, dass die Früchte mehrere Stunden oder sogar über Nacht ziehen sollten. Beim nächsten Mal dann eben ohne Einweichen oder mit deutlich verkürzter Einweichzeit. Ich vermerke es in meiner Variante.

Christmas at the Palace*
Carolyn Robb
Dorling Kindersley Verlag, 2023
ISBN: 978-3831047864
160 Seiten, 19,95 €

Rezept für Cantucchini mit Kakao, Kakaonibs und Pistazien Selbstgemachte Schoko-Cantuccini mit Cranberrys
Weihnachtsbäckerei: Allerlei Plätzchenrezepte

Für diejenigen, die auf der Jagd nach weiteren Keks-  und Plätzchenrezepten sind, habe ich natürlich noch mehr im magischen Kessel. Schließlich schreibe ich seit fast 15 Jahren von mir erprobte oder entworfene Rezepte in dieses Internet. 😅 Wie wäre es mit einem Ausstecherteig für Honiglebkuchen (für Pfefferkuchenhäuser geeignet), Honigkuchen vom Blech (tatsächlich eines meiner ältesten Rezepte im Foodblog - es ist von 2009!), Pfefferkuchenmännchen, köstlichen Honig-Anis-Printen, einfachen Husarenkrapfen oder dem (imho) weltbesten Vanillekipferl-Rezept? In der Sparte Mürbeteigkekse habe ich auch einiges zu bieten: ein Grundrezept für Mürbeteigkekse (perfekt für die Bäckerei zur Oster-  wie zur Weihnachtszeit) und zwei Rezepte die geeignet sind für Prägerollen: Buttriger Mürbeteig mit Vanille und ein leicht gewürzter Schokoladenmürbeteig. Meine glutenfreien Mandelkekse sind übrigens auch ganz leicht weihnachtlich anpassbar, nämlich mit meinem selbstgemischtem Keksgewürz!

 

Rezept für Schoko-Cantuccini mit Pistazien, Cranberrys und Kakaonibs

260 g Mehl
150 g Zucker
100 g Cranberrys (getrocknet, gezuckert /alternativ: getrocknete Kirschen*)
50 g Pistazienkerne* (geschält, nicht geröstet)
40 g echter Kakao
3 Eier
10 g Kakaonibs*
1/8 TL Vanillepulver* (alternativ: 2 TL Vanilleextrakt)
1 1/2 TL Backpulver

Zubereitung

  • 2 Stunden vor Beginn die Trockenfrüchte in eine Schale geben und  in etwas Wasser einweichen.
    (Hinweis: Meine Cranberrys waren sehr soft und saftig, beim nächsten Mal  verkürze ich die Einweichzeit auf 15-30 Minuten. Andere Trockenfrüchte mit deutlich weniger Wasseranteil, wie z.B. Kirschen, würde ich länger einweichen. Entscheidet bitte je nach verwendeter  Trockenfrucht.)

 

  • Mehl, gemahlene Vanille und Zucker in eine Backschüssel geben. Kakao und Backpulver durch ein Sieb in die Backschüssel streichen - so werden Klümpchen im Feingebäck vermieden.

 

  • Die abgetropften Cranberrys, Pistazien, Kakaonibs und die vorab in einer extra Schale verklemperten Eier zur Mehlmischung hinzufügen und mit der Küchenmaschine/dem Rührgerät oder einem großen Löffel von Hand verrühren, bis ein zusammenhängender Teig entsteht. Und ja, dieser ist recht feucht.

 

  • Den Teig nun auf einer großzügig bemehlten Arbeitsfläche von Hand kneten, bis er außen geschmeidig und nicht mehr all zu klebrig ist.

 

  • Mit einem Messer oder Teigschaber halbieren und zwei längliche Rollen (grob geschätzt etwa 5 x 20 cm) daraus formen. Die geformten Laibe mit Abstand nebeneinander auf ein mit Backpapier bezogenes Blech setzen und etwas flach drücken.

 

  • Im vorgeheizten Backofen (Umluft, 160 °C, mittlere Schiene) für 20 Minuten backen, bis sich die süßen "Brotlaibe" fest anfühlen.

 

  • Das Backblech heraus nehmen und die Brotlaibe 20 Minuten runterkühlen lassen. (Falls euer Herd ebenso alt ist wie meiner: Bitte anlassen, er wird gleich wieder genutzt. Evtl. andere Kekse dazwischen reinschieben.)

 

  • Die einzelnen Laibe nun auf einem großen Brett mit einem scharfen Wellenschnittmesser*/Brotmesser in 6-1o Milimeter dünne Scheiben schneiden. Pro süßem Brotlaib erhält eins circa 25 Cantuccini.

 

  • Die Scheiben nebeneinander auf das eben schon genutzte Backblech mit Backpapier geben. Sie können ruhig eng aneinander liegen, die Cantuccini gehen nicht mehr auf und kleben nicht aneinander.

 

  • Im Backofen nochmals für 10-12  Minuten backen, bis sie härter und knuspriger sind. Hierbei darauf achten, sie nicht zu lange im Ofen zu lassen. Carolyn Robb vermerkt hierzu, dass die Pistazien sonst ihre schöne, grüne Farbe verlieren.

 

  • Blech aus dem Ofen holen und die fertigen Cantuccini auf Kuchengittern auskühlen lassen. Nach dem Abkühlen in Dosen verpacken.

 

Rezept für edle Schoko-Cantuccini

*Werbung. Affiliate-Link zu  Amazon. Bei einem Einkauf hierüber erhalte ich eine geringe Vergütung. Es entstehen natürlich keine weiteren Kosten. Vielen Dank!

Kochbuchrezension: Ein Jahr auf Fern Verrow {Werbung}

Ende letzten Jahres flatterte mit ein großformatiges Kochbuch - fast wie ein Coffee Table Book - in die Küche, das mich optisch sofort ansprach: Ein Jahr auf Fern Verrow*: Naturverbunden kochen und genießen.

Rezension Kochbuch: Ein Jahr auf Fern Verrow

In der weitgehend unberührten Landschaft von Herefordshire, England, zu Fuße der Black Mountains liegt der Hof von Jane Scotter und Harry Astley. 1996 ließen sich die beiden ausgebildeten Köche in dieser noch weitgehend unberührten Ecke des Landes nieder und übernahmen den Bauernhof. Ohne Erfahrung begannen sie hier Lebensmittel nach den Prinzipien der biologisch-dynamischen Landwirtschaft nach der Lehre Rudolf Steiners anzubauen.

Und obwohl Scotter und Astley absolute Neulinge zwischen seit Generationen weitergegebenen Höfen waren, wurden sie von ihrem Nachbarn herzlich aufgenommen und unterstützt. Seit über 20 Jahren bauen sie mit ihrem Konzept inzwischen erfolgreich Gemüse, Obst und Blumen an und halten Vieh. Zu Anfang des Buches gibt es eine hübsche gezeichnete Landkarte vom Bauernhof und den ihn umgebenden Anbauflächen, so dass man sich als Leser*in eine etwas bessere Vorstellung machen kann, was wo wie wächst und gedeiht.

 

Kritik an Rudolf Steiner

Kleiner Break: An dieser Stelle folgt ein kleiner, aber für mich wichtiger Einschub. Steiner ist den meisten wohl durch die Anthroposophie und die in Deutschland beliebten Waldorfkindergärten und -schulen bekannt – allerdings ist er wegen seiner Rassenlehre nicht gerade unumstrittenen. Dass in einem Buch, in dem neben Rezepten ein auf Steiners Schriften basierendes Landwirtschaftskonzept im Fokus steht, nicht einmal kurz auf die negativen Seiten und die Nutzung im Nazi-Regime eingegangen wird, empfinde ich als sehr bedauerlich. Geschadet hätte den Leser*innen diese ganzheitliche Informationen sicherlich nicht, zumal in den Beschreibungen auch aus dem Werk Steiners zitiert wird. Auch wenn man die bio-dynamische Landwirtschaft als das Konzept für sein Leben annimmt, sollte ein kritischer Blick auf Steiners Thesen möglich sein.

Ernte auf Fern Verrow / Rezension Kochbuch: Ein Jahr auf Fern Verrow

Anthropsophischer Bauernhof Fern Verrow

Beim Anbau der Pflanzen und bei der Viehzucht fließen gemäß anthroposophischer Prinzipien nicht nur die materiellen Gegebenheiten ein (zum Beispiel Bodenbeschaffenheit, Ablehnung von chemischen Düngern und Pestiziden), sondern auch die immaterielle Welt mit ihren Kräften und Energien. Auf dem Hof wird zum Beispiel von Hand mit Quarzen und durch Verwirbelung "belebtes" und energetisiertes Wasser auf den Feldern versprüht. Ich persönlich bin ja von energetisiertem Wasser nicht unbedingt überzeugt - aber hey, ein wenig Feel-good-Magie hat noch niemandem geschadet. 😉
Das Säen, pflanzen oder die Bearbeitung des Bodens erfolgt nach dem Mondzyklus und seiner Erdkonstellation. So erklärt sich auch die Aufteilung der Rezepte, die in nach Jahreszeiten und Elementen geordnete ist: Erde/Winter, Wasser/Frühling, Luft/Sommer, Feuer/Herbst.

"Ein Jahr auf Fern Verrow" ist nicht nur ein simples Rezeptbuch, sondern gibt Einblick in das Leben und Wirken in und mit der Natur. Einleitend zu den Kapiteln, aber auch immer wieder zwischendrin eingestreut, sind Texte zum bäuerlichen Leben, beispielsweise wie der Hofalltag in der Winterzeit aussieht und wann die Sterne im Nachthimmel am hellsten funkeln, wie der Frühling mit überwältigend-knospender Gewalt Einzug hält und die erste Saat des Jahres ausgebracht wird und die ersten Lämmer das Licht der Welt erblicken.

Rezension Kochbuch: Ein Jahr auf Fern Verrow

Bauernhofküche: Die Rezepte von Fern Verrow

Die 120 Rezepte, denen jeweils noch eine paar informative Sätze beigegeben sind, lesen sich größtenteils angenehm unaufwändig, aber nicht langweilig und teils mit etwas ausgefallenen Zutaten. Informationen zu Kräutern für Tees oder essbare Blüten wechseln sich ab mit Kochanleitungen für sahnige Erbsen-Karotten mit Dill, Forelle mit Kräuterkruste und Beurre blanc, gegrillten Pfirsichen, geschmortem Kopfsalat mit Erbsen, Frühlingszwiebeln und Minze, Brathähnchen mit Couscous-Bergamotten-Farce, Kebabs mit Kaninchenfleisch und getrockneten Aprikosen, Butterrübensuppe mit Lebkuchengewürz (diese steht fest auf meiner Liste der auszuprobierenden Rezepte) oder Holunderblütensirup. Da die hochqualitativen Produkte Fern Verrow hier die Stars der oft schlichten Rezepte sind, sollte man beim Einkauf auf möglichst gute Qualität achten, da die Rezepte sonst vielleicht geschmacklich enttäuschen könnten.
Stellenweise musste ich aber auch etwas die Stirn runzeln – zum Beispiel wenn bei im Wald gesammelten Wildkräutern empfohlen wird sie nicht zu waschen (Thema: Fuchsbandwurm oder Toxoplasmose). Oder Marmeladen oder rohe Früchte nur in sterilisierte Gläser gefüllt und mit Sirup übergossen, aber anschließend nicht richtig eingekocht werden... Sowas wäre dann wirklich für den sehr, sehr zeitnahen Verbrauch und nicht zur Lagerung geeignet.

Rezension Kochbuch: Ein Jahr auf Fern Verrow

Inspiriert wurde die Bauernhofküche von Fern Verrow von dem, was wächst, aber auch von Freunden, die zu Besuch kommen und neue Rezepte mitbringen – und von den Lieblingskunden, mit denen sie sich seit fast 20 Jahre auf dem Londoner Markt natürlich auch über Zubereitungen austauschen. In den letzten vier Jahren geht ein Hauptteil der Ernte an Gemüse, Obst und Blumen übrigens fest an das exklusive Londoner Restaurant "Spring". Fertig gepackte Kisten mit saisonalem Gemüse, Obst und Blumen sind aber für normale Verbraucher via Bestellung und Abholstellen vor Ort oder im 3,5 Stunden Fahrt entfernten London erhältlich - also das nur als Info, falls hier jemand aus London mitliest. 😉

Das Buch spricht mich übrigens vor allem durch seine Bildsprache an: Die Fotos der gekochten Gericht oder vom Gemüse selbst sind von der Fotografin Tee Traeger mit schöner Schlichtheit und Simplizität in Szene gesetzt – ohne großes Chi chi. Und wer hätte gedacht, wie fotogen und schlicht schön ein paar Bohnen in der Schote, ein paar Wirsingrouladen oder ein wasserbenetzter Rotkohl auf dem Feld sein können? (Okay. Naja. Ich schon. 😉 Aber ich stehe ja auch bewundernd vor meinem sprießenden Rucola und vertiefe mich in den Anblick einer Tomatenblüte.)

Ich sehe Fern Verrow nicht nur als Kochbuch, sondern als Abbild einer persönlichen Lebens- und Ernährungsweise. Erstaunlicherweise empfinde ich es trotz der genannten Kritikpunke als ein spannendes, großes Buch voller Geschichten, schöner Fotografien, Wissenswertem und vor allem guter, bodenständiger aber dennoch nicht langweiliger Rezepte im Jahreslauf. Es ist ein Blick in ein anderes Leben und wer noch mehr Einblick in die Arbeit der beiden britischen Farmer*innen haben will, kann auf der Webseite von Fern Verrow vorbei surfen oder seine Neugier auf Instagram befriedigen.

Jane Sotter, Harry Astley
Ein Jahr auf Fern Verrow*
Knesebeck, 2016
ISBN: 978-3868739145
272 Seiten, 34,95 Euro

*Werbung. Affiliate-Links zu Amazon.
Die Rechte für die Bilder liegen beim Knesebeck Verlag

Es wird britisch: Scones zur Teatime

Ich glaube ich erzähle kein großes Geheimnis, wenn ich schreibe, dass der Liebste und ich einen stark anglophilen Hang besitzen. Und was sagt mehr "Britannia" als der klassische Cream Tea? Oder wie bei uns - durch die Ergänzung mit herzhaften Gurkensandwiches - eben der Afternoon Tea.

Afternoon Tea mit Scones, Clotted Cream & Cucumber Sandwiches - Essen für Anglophile

Ein Dreigestirn aus Arbeit, Renovierungswahnsinn und "Autsch!" ist seit Mitte Januar damit beschäftigt, meine Zeit zu fressen - was auch meine merkwürdige Ruhe hier erklärt. Mit diesem klassischen britischen Gebäck haben wir uns dann aber den Januar etwas versüßt. Der Teig für diese traditionellen Scones ist schnell gemacht und direkt warm aus dem Ofen sind die kleinen Teilchen einfach toll. Im deutschsprachigen Raum firmieren sie auch unter dem etwas seltsamen Namen "Kuchenbrötchen", was von Textur und Geschmack her eigentlich eine gute Beschreibung ist. Die nur sanft gesüßten Scones sind von der Textur her eine Melange aus mürbe, fluffig-weich, sanft feucht, kompakt und dennoch irgendwie kuchig fest. Für uns sind sie so perfekt, in London habe ich jedenfalls teils deutlich schlechtere bekommen.

Klassische britische Teatime mit Scones, clotted Cream und Tee.

It's Teatime - Rezepte zum Afternoon Tea

Das Rezept für die Scones habe ich dem Buch "It's Teatime"* von Susannah Blake entnommen. Ich hatte es mir zum Geburtstag gewünscht und war sehr angenehm überrascht, dass ich nicht nur Rezepte zum klassischen britischen Afternoon Tea und High Tea darin fand, sondern allerlei Ideen für Tea Partys - von der Baby Shower Party bis zu Interpretationen von orientalischen, karibischen, französischen oder japanischen Teestunden. Susannah Blake galoppiert inhaltlich (und mit schönen Fotografien illustriert) quer über den Erdball und kredenzt wirklich wunderbare Sachen; insgesamt stellt sie 20 verschiedene Teetafeln vor, sogar zum  Eistee mit Scarlet O'Hara wird geladen. Mich persönlich störte - abgesehen von dem Klassiker der falschen Seitenangabe - bei den vorgestellten Rezepten allerdings das Fehlen der ursprünglichen landestypischen Bezeichnungen. Ich forsche gerne etwas nach, vergleiche Rezepte, suche nach Quellen und Ursprüngen. Auch etwas zusätzliche Information zur Autorin finde ich immer ganz sympathisch - fehlt mir hier leider ebenfalls.

Zum Afternoon Tea gab es ganz klassisch Clotted Cream* (nachdem ich mir ellenlang überlegt hatte, wie man die substituieren könne, habe ich dann kurzerhand einfach welche online bestellt) und frisch gekochte Erdbeersauce statt viel zu süßer Erdbeermarmelade. Einfach ein paar tiefgefrorene Erdbeeren mit etwas Wasser, Vanille und 1-2 EL Zucker aufkochen, pürieren, fertig. 😉 Ergänzend kann ich euch noch mein Rezept für Lemon Curd, Schottisches Shortbread, köstliche Gurkensandwiches und meine ganz langsam anwachsende Kategorie für Brit-Food ans Herz legen.

 

Cream Tea mit frisch gebackenen SconesDer lange dunkle Fünfuhrtee der Seele

So. Und jetzt habe ich mir bis hier her alle Douglas Adams Referenzen verkniffen, jetzt geht's einfach nicht mehr, die Assoziationen sitzen mir quasi im Nacken. Ich habe das Buch "Der lange dunkle Fünfuhrtee der Seele"* schon seit ein paar Jahren nicht mehr in den Händen gehabt, werde mich aber baldigst - natürlich begleitet von einer guten Tasse Darjeeling und ein paar köstlichen Scones - daran machen, die Geschichte neu zu erforschen. Ich weiß noch, dass mir das Buch als zerlesenes Exemplar in die Hände fiel und ich als Teenie erstmal etwas leicht verstört von der Geschichte war, aber mich dann doch nach und nach fasziniert festlas. Aus der rosaumwölkten und sconesgepolsterten Erinnerung an die wahnwitzig-absurde Story um den holistischen Detektiv Dirk Gently, seinen Kühlschrank (wichtige Rolle!) und nordische Gottheiten in der Jetztzeit (Von Neil Gaiman gab es doch mit American Gods eine in Ansätzen ähnliche Storyline, nicht?) heraus, behaupte ich ganz frech, dass wer die "Per Anhalter durch die Galaxis"*-Reihe mochte, und nicht haargenau das Selbige hier erwartet und bereit ist, über seinen Tellerrand zu blicken, auch durchaus auch Gefallen an diesem Druckwerk finden kann. Auch der erste Roman dieser leider unvollendet gebliebenen Serie "Der Elektrische Mönch"* hat sich übrigens nachhaltig in meinen Gedanken festgesetzt. Und mit dieser etwas von mir ungewohnt unausführlichen Herleitung (sie will mir aber ganz einfach nicht mehr aus dem Kopf), reiche ich meine Scones als lesehungriges Rezept ein.

Baking Scones - Wie bäckt man Scones?

Rezept für Scones

(für 8-10 Stück)

225 g Mehl
75 g Milch
50 g zimmerwarme Butter
25 g Zucker
1 zimmerwarmes Ei (M)
2 TL Backpulver

Zubereitung

  • In einer Backschüssel das abgewogene Mehl mit dem Backpulver und dem Zucker vermischen.
  • Die Butter in Stückchen dazu geben und mit dem Knethaken einarbeiten, bis sich eine krümelige Masse ergibt.
  • Die Milch und das Ei miteinander verquirlen, 2 EL davon beiseite stellen und den Rest rasch unterkneten.
  • Es sollte sich ein softer, ganz leicht feuchter Teig ergeben.
  • Den Teig auf die leicht bemehlte Arbeitsfläche geben, und circa 2 cm dick ausrollen/zurechtdrücken.
  • Mit einem runden Ausstecher (oder einem Trinkglas, Durchmesser ca. 5 cm) Scones ausstechen. Darauf achten, dass man beim Ausstechen den Teig nicht verdreht, da sie sonst ungleichmäßig hochkommen.
  • Die Scones auf ein mit Backpapier bezogenes Blech setzen, mit der übriggebliebenen Eiermilch glasieren und im vorgeheizten Backofen bei 220° (Umluft) auf der mittleren Schiene für 8-10 Minuten goldbraun backen.

Ich bin lesehungrig! Das bibliophil-kulinarische Dauerevent

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