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Fake-Rehbraten für die Fastenzeit: Mittelalterliches Dessert aus Trockenfrüchten

Wie es dazu kam, dass ich mich, mein Kind und weite Teile der Küche mit essbarem Gold überzogen habe.  Oder auch: Experimentelle (Küchen-)Archäologie, ich versuche mich am Nachbau einer protzigen edlen Fastenspeise aus dem 15. Jahrhundert!

Ein guter Christenmensch sein und dennoch mit Reichtum protzen, so funktionierte das im Mittelalter: Fake-Rehbraten, eine süße Fastenspeise (heute: Dessert - ein veganer "Braten" aus Trockenfrüchten, Wein und Brötchen) aus dem 1. gedruckten, deutschsprachigen Kochbuch von 1485.

Dieses Dessertrezept für einen süßen, vegetarischen/veganen Braten aus Trockenfrüchten und Mandeln stammt aus dem Kochbuch "Küchenmeisterei" aus Nürnberg. Erstmalig gedruckt wurde es 1485 und ist damit (für alle Kochbuchsüchtigen bitte mal kurz einen Trommelwirbel:) das erste gedruckte, deutschsprachige Kochbuch! (Krass. Oder etwa nicht?)
Mit mittelalterlichen Rezepten ist es ja meist so, - zumindest mit den meisten europäischen - dass Mengen-, Koch- und Zeitangaben eher Mangelware sind. Es wurde davon ausgegangen, dass das schon alles irgendwie Allgemeinwissen sei, bzw. es waren ja die ersten Schritte im Kochbuchwesen und das Zielpublikum waren eben keine Kochanfänger*innen.

[Wer kein Interesse an dem historischen Abriss und meinen Erkenntnissen beim Kochen hat, sollte jetzt einfach runter zum Rezept springen.]

You want to read this article in English language? Go to my blog for historical food Theophanus Cauldron.
Zutaten für eine mittelalterliche Speise in der christlichen Fastenzeit: Getrocknete Feigen und Rosinen, Gewürze, Mandelkerne und Semmeln

Christliche, deutsche Fastenspeisen im Mittelalter

Und so ist mein Rezept für Fake-Rehbraten, also falscher Rehbraten nach dem Rezept "Holbroten" bzw. "Rechproten in der vasten" (lies: Rehbraten in der Fastenzeit), auch mit viel Interpretationsspielraum zu sehen.
"Holbroten" bedeutet anscheinend so viel wie "Hohlbraten", da ja ein Spieß im Fleisch steckte - denkt an Spanferkel - der später einen Hohlraum bildete. Nur halt in vegetarisch. Wird das im Rezept optionale Butterschmalz weggelassen, ist es sogar eine vegane Süßspeise. Und auch wenn hier edle (und für die damalige Zeit verdammt kostspielige) Zutaten zusammen kommen, wie Gewürze, Mandeln, Trockenfrüchte, Zucker, Weißbrot und frischer Ingwer (um die Jahreszeit!), so ist hiermit doch formal alles für eine rechtschaffene, christliche Fastenspeise erfüllt. Tricky, was?

Die christliche Fastenzeit wurde früher ähnlich streng interpretiert wie der islamische Ramadan. Es gab nur eine Mahlzeit am Tag und diese wurde zusätzlich inhaltlich heruntergebrochen durch den Verzicht auf bestimmte Fleischsorten, Milchprodukte und Eier. Dass das Rezept Butterschmalz nannte, irritierte mich deswegen zunächst etwas - bis ich darüber stolperte, dass Städte oder Regionen vom Papst Fastendispense erlangen konnten, also Erleichterungen, die ihnen z.B. das Essen von Milchprodukten in der Fastenzeit erlaubte. Und auch wenn das Kochbuch "Küchenmeisterei" nicht in Nürnberg geschrieben, sondern dort nur in gedruckter Form umgesetzt wurden, fand ich es in diesem Zusammenhang doch äußerst spannend, in diesem Blogartikel zum Thema christliche Fastenzeit im Mittelalter zu lesen, dass Nürnberg 1437 einen Fastendispens erwirkte, damit die ärmere Bevölkerung Milchprodukte konsumieren konnte. Und dass Papst Eugen IV. im Jahr 1445 mittels eines sog. "Butterbriefes" die Erlaubnis zum Butterkonsum auf die gesamte Stadtbevölkerung ausweitete.

Also abseits der Butter zusammengefasst: Wer reich war, konnte mit dem Griff zu luxuriösen Zutaten rein formal ein braver, guter Christenmensch sein und gleichzeitig protzen und mit seinem Wohlstand angeben.

 

veganes, mittelalterliches Dessert aus dem 1. gedruckten deutschen Kochbuch "Küchenmeisterei" (Nürnberg, 1485)

Das 1. gedruckte deutsche Kochbuch: Nürnberger Küchenmeisterei von 1485

Leider findet sich im Netz wenig an sinnvollen, ausführlichen Informationen zu diesem ersten, gedruckten (!) deutschsprachigen Kochbuch. Es stammt von einem anonymen Autor, wurde 1485 von Peter Wagner als "Kuchemeysterey" herausgebracht und fand in den darauffolgenden zwei Jahrhunderten weiter als erfolgreiches Druckwerk Verbreitung. Es handelt sich hier nicht um bäuerliche, sondern sehr gehobene feine, vielleicht sogar höfische Küche. Wie bei den arabischen Rezeptbüchern aus deutlich früherer Zeit, werden hier kostbare Zutaten verwendet und Speisen unter anderem kunstvoll eingefärbt. Und: hier findet sich auch eine Anleitung zum Vergolden von Mandeln. (Das Buch empfiehlt eine hölzerne Schere zum Applizieren von Blattgold anzufertigen. Ich habe mit Pinzette rumgefummelt, mein essbares Fake-Gold hat sich aber anders verhalten, weswegen mich mein Küchentisch immer noch stellenweise gülden anglitzert! 🥴) Es sind auch noch ältere Handschriften hierzu erhalten, die Mediävistin Trude Ehlert konzentriert sich in dem Buch Küchenmeisterei. Edition, Übersetzung und Kommentar zweier Kochbuch-Handschriften des 15. Jahrhunderts* auf zwei hiervon.

Und dank der Wunder des Internets könnt ihr selbst einen Blick auf das gedruckte Werk werfen, ein Exemplar der "Kuchemeysterey" von 1486 ist nämlich im Besitz der Staatsbibliothek zu Berlin/Preußischer Kulturbesitz, Berlin und so eingescannt worden und steht zur freien Verfügung.

Ich wildere hier ein wenig außerhalb meiner Expertise, das liegt daran, dass das KochKulturMuseum auf Instagram einmal im Monat zu einem Kochkränzchen einlädt, mit einem erhaltenen Rezept aus der Menschheitsgeschichte als Challenge. Dieses gilt es dann am eigenen Herd zu interpretieren. Im Februar fiel die Wahl auf eines der ersten Rezepte aus der Küchenmeisterei. (Hier erfahrt ihr mehr zum Unternehmen KoKuMu, das Kochkurse von Steinzeit über Jane-Austen-Picknick bis zu Uromas Kochkiste anbietet und auch Kochkurse für Schulklassen anbietet.)

Geschnittene Brötchen, Zutat für eine Fastenspeise / mittelalterlicher Brotauflauf bzw. Breadpudding Vergoldete Mandeln für ein Dessertrezept aus dem deutschen Spätmittelalter.

Rechproten in der vasten

Die Mitarbeiter*innen vom KochKulturMuseum waren so nett, mir ihr Transkript und die Übersetzung des Rezepttextes zuzusenden.

Original

Item wiltu ein holbroten oder genant eine rechproten in der vasten mache, nym feigen weinper erwelle sy in gute wein hacks klein sehmel darein vermisch es wol. mach es ab mit saltz vnd mit wurtzen. Netz dy hend in eine teigwasser slach dy feigen vmb eine spis als eine holprote mit nassen hende vn truck yn wol an lege yn zu de feuer. so er nun gebroten ist so schneid yn nach der leng auf an beiden seyten am spis mach hubsche stuck doraus vnd besteck sy mit madelkern vergult oder geferbt vnd gib es dar. Du magst zucker dorauff sehen oder frische ynguer. den brote begeust man auch mit milchsmaltz.

Übersetzung

Willst Du einen Hohlbraten oder einen sogenannten Rehbraten in der Fastenzeit machen, so nimm Feigen und Weinbeeren und koch sie in gutem Wein. Gib kleingeschnittene Semmeln dazu und vermische es gut. Schmecke es mit Salz und Gewürzen ab. Befeuchte die Hände und schlag die Feigen mit nassen Händen um einen Spieß wie einen Hohlbraten und drück ihn gut an und leg ihn zum Feuer. Wenn er dann gebraten ist, so schneide ihn der Länge nach auf beiden Seiten am Spieß entlang an. Mach hübsche Stücke daraus und besteck sie mit vergoldeten oder gefärbten Mandelkernen und serviere es. Du kannst Zucker oder frischen Ingwer darauf streuen. Den Braten begießt man auch mit Milchschmalz.

Quelle: (Küchenmeisterei, 1490, Teil 1, Rezept 2)

Nachfolgend habe ich euch die entsprechende Stelle im Scan der Ausgabe von 1486 markiert und als Foto eingestellt.

Rezept Rechproten in der vasten - Küchenmeisterei Nürnberg 15. Jahrhundert

Gedanken & Überlegungen zum Fastenrezept aus dem Spätmittelalter

--> Also erstmal: Mein süßer Braten aus Trockenfrüchten mit vergoldeten Mandeln als Fake-Speckstreifen sah meiner Meinung nach tatsächlich toll aus. Ich kann mir das Gericht schon wirklich sehr gut auf einer gehobenen Tafel vorstellen.

--> Da mein Kind mit aß, habe ich mit Wasser verdünnten Apfelsaft (Verhältnis 2:1 genutzt. Ich denke säuerlicher oder trockener Wein könnte die brachiale Süße der Trockenfrüchte noch mehr aufbrechen und stark zum Geschmack des Gerichtes beitragen. Traubensaft habe ich wegen der starken Süße nicht verwendet.

--> Ich überlege, ob ich zu wenig Brot hineingetan (Konsistenz, Süße) und ob ich die Masse nicht lang genug geknetet habe - meine Masse rutschte mir nämlich vom Spieß (falls ich dazu ein Video auf meinem YT-Channel einstelle, seht ihr das wahrscheinlich 🙈). Vielleicht war der Spieß aber auch einfach zu dünn? KochKulturMuseum hatten in ihrer Challenge sowieso darauf hingewiesen, dass eins auch kleine Braten formen und diese so backen kann, das war dann mein Plan B.

--> Wie war das Ergebnis?
Geruch & Geschmack: Es roch fantastisch. Karamellisiert, fruchtig-duftig, würzig. Durch die Brötchen auch kuchig. Aber es war unfassbar süß. Vielleicht hätte da noch mehr Brot im Teig geholfen? Ich überlege auch, ob mehr Gewürze sinnvoll wären. Sie traten hinter der allgewaltigen Süße etwas in den Hintergrund, waren aber schmeckbar. Für unseren modernen Gaumen okay, aber ob das auch an mittelalterliche Maßstäbe heran kommt? Wobei ja die Theorie kursiert, dass sie durch den Transport damals nicht so potent waren und deswegen mehr verwendet wurde...
Durch das Backen entsteht jedenfalls eine köstliche, karamellisierte Kruste auf dem Trockenfruchtbraten. Aber viel kann eins hiervon nicht essen. Wir haben uns nach schon einem Bissen hierzu eine neutrale Sahnesoße oder ungesüßtes Vanilleeis gewünscht. Gut, dass ich die Option auf darüber gestreuten Zucker nicht wahrgenommen hatte. Tatsächlich schmeckt der Fake-Rehbraten aber als süßer Aufstrich auf Brot sehr gut. Oder als Topping auf Hafer- oder Hirsebrei. Auch zu einem Stück Käse - so wie Feigenmarmelade - macht es sich gut. Der Rest ist jetzt in Gläsern und wird nach und nach verbraucht und landet evtl. noch zerhackt in Mince Pies.

Konsistenz: Das Backwerk ist erstaunlich locker im Teig, auch nach dem Backen noch, hielt aber dennoch gut zusammen und ließ sich recht problemlos aus der Backform auf einen Teller umsetzen (Butterschmalz sei dank!). Nachdem Abkühlen verfestigt sich die Konsistenz etwas. (Ich war versucht, die Trockenfrüchte kleiner zu schneiden, damit es besser zusammen hält, fand aber, dass ich mit dem groben Zerschneiden der Feigen schon mehr tat als im Rezept angegeben.)

--> Mich persönlich erinnerte der vegetarische Rehbraten sehr an moderne, süße  Rezepte für British Bread Pudding mit Rosinen und anderen Trockenfrüchten. Woran es mich ebenfalls erinnert? An die Fastenspeise Lenten Slices - also "Fasten Schnitten" (Rezept 192) aus dem Viandier*, einem höfischen, französischem Kochbuch aus dem 14. Jahrhundert. Hier kommt zwar Mandelmilch statt Wein zum Einsatz, aber eine inhaltliche Verwandtschaft ist für mich persönlich erkennbar.

--> Das Rezept bietet neben Optionen wie frischem Ingwer, Zucker zum Bestreuen und Butterschmalz zum Begießen/Bepinseln auch zwei kostpielige Varianten für die Mandeln: Blattgold oder Einfärben. Safran* wäre hier wahrscheinlich die naheliegendste und simplere Anwendung gewesen. In den Handschriften findet Safran zum Einfärben Erwähnung. Es werden aber auch regionale Alternativen wie z.B. Kornblumen (blau) erläutert. Ich habe eine essbare Vergoldung* gewählt. (Da ich mich für Flocken zum Vergolden der Mandeln entschieden habe, ließen diese sich aufgrund der kleinen Maße etwas schwer mit der Pinzette auftragen, weswegen ich - und mein dazugekommenes Kind - die Mandeln dann auf einem Brettchen in den Goldflocken wälzten, bis sie hafteten und abschließend mit dem Finger glatt strichen/polierten. Im Ergebnis hatten wir dann Goldsprenkel im Gesicht, auf der Kleidung und schön einpoliert und angelegt auf dem Holz der Arbeitsfläche (das Brettchen war eh schon verloren) - trotz Waschen mäanderten die Goldsprenkel in den darauffolgenden Tagen noch weiter durch die Küche. Aber ich seh es so: Es gibt nie genug Glitzer im Leben. 😅)

--> Das Ergebnis dieses experimentellen archäologischen Kochversuchs ist natürlich auch wieder hübsch für Menschen, die im Bereich Reenactment und Living History ihre Zeit verbringen. Ich hoffe meine Rezeptinterpretation inspiriert andere.

Rezept für Holbroten/Rechtproten in der vasten = Fake-Rehbraten, ein vegetarisches/veganes Dessert aus dem Spätmittelalter (aus Küchenmeisterei von 1485)

Rezept für süße, mittelalterliche Fastenpeise aka Fake-Rehbraten [Holbroten/Rechproten in der vasten]

250 g Feigen (getrocknet)*
250 g Rosinen (getrocknet)
400 g Apfelsaft-Wasser-Gemisch (Mischungsverhältnis 2:1 = ~266g Apfelsaft, 122 g Wasser - original: Wein)
75 g altbackene, weiße Brötchen
25 ganze Mandeln
3/4 TL Ceylon Zimt*
3 Nelken
1/8 TL Macis*
1/4 TL Ingwer (getrocknet)
10 Körner schwarzer Pfeffer
2 EL Butterschmalz
essbare Vergoldung*

Zubereitung

  • Alle Gewürze im Mörser fein zerstampfen/zermahlen.
  • Die getrockneten Feigen vierteln und zusammen mit den Rosinen, dem Saft (oder Wein) und den Gewürzen in einen Topf geben, zum Kochen bringen und dann für 15 Minuten auf kleiner Flamme weich köcheln lassen.
  • Die altbackenen Brötchen in kleine Würfel schneiden und direkt unter die heiße Masse der Trockenfrüchte heben.
  • Die mit Brotstücken vermengten und weich gekochten Trockenfrüchte für 30 Minuten abkühlen lassen.
  • Die Masse in eine Schüssel geben und mit dem Händen durchkneten, bis sich ein schöner (ziemlich klebriger) Teig ergibt.
  • Die Hände mit Wasser benetzen und kleine Braten um einen Spieß herum formen und in eine Auflaufform setzen. (Hat bei mir nicht funktioniert.) Alternativ: Etwa 1 EL Butterschmalz schmelzen und den Boden einer Auflaufform damit ausgießen/auspinseln. Mit angefeuchteten Händen aus der Teigmasse drei elliptische Laibe formen und diese in die Auflaufform hineinsetzen.
  • Die falschen Rehbraten nun im Ofen bei 175 °C (vorgeheizt, Umluft, mittlere Schiene) für 25-30 Minuten backen.
  • Währenddessen die Mandeln in einen Topf geben, kurz aufkochen, abkühlen lassen und sie schnipsen (Haut entfernen). Die Mandeln mit dem Blattgold/Vergoldungsmittel der Wahl überziehen. Ich habe immer nur eine Hälfte vergoldet, da die andere Hälfte nicht sichtbar im Gebäck stecken wird.
  • Mit einem Spatel die Trockenfrüchtebraten aus der Auflaufform herausheben und auf einen Teller setzen.
  • Die vergoldeten Mandeln in den Braten drücken. Nehmt euch hierbei Speckstreifen, mit denen eins einen Rehbraten spickt, als gedankliches Beispiel. Ich habe pro Gebäckstück 6 Mandeln gesetzt: seitlich liegend und immer 2 parallel miteinander, siehe Fotos.
  • Einen Esslöffel Butterschmalz schmelzen und die drei Laibchen damit - zwischen den Mandeln - übergießen, wahlweise einpinseln. Fastenspeise auf der großen Tafel auftragen.

 

Bildcollage Rechproten in der vasten - Rezept aus dem 15. Jh.

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Christopsomo – Rezept für griechisches Weihnachtsbrot [Χριστόψωμο]

In nur etwas über einem Monat ist schon Weihnachten, der perfekte Zeitpunkt, um euch dieses wunderschöne und unkomplizierte Weihnachtsbrot aus Griechenland vorzustellen: Christopsomo.

Rezept für unkompliziertes Christopsomo - griechisches Weihnachtsbrot mit Hefeteig und Übernachtgare

Traditionelles, griechisches Weihnachtsgebäck: Christopsomo

Dieses aromatische, mit Gewürzen bereicherte, nur leicht süße Hefebrot wird in Griechenland traditionell zu Weihnachten gebacken, gesegnet und dann gemeinsam von Familie verpeist. In der exakten Übersetzung bedeutet es so viel wie "Christusbrot", es soll Glück und Segen für das neue Jahr bringen.

Geschmacklich ist es eine Art Hybrid zwischen Osterbrot, Kulitsch und frisch gebackenem Stollen (bevor er in Butter und Puderzucker gewälzt und gelagert wird). Mich erinnerte das Christopsomo konsistenzmäßig etwas an Rosinenstuten aus dem Ruhrgebiet, der Berliner Liebste sprach von Kuchenbrot.
Das Chistopsomo ist leicht süß - die Süße kommt mehr heraus, wenn es noch warm ist - und kann einfach mit Butter, Honig, Marmelade, aber auch herzhaftem Belag genossen werden.
Der flaumige Hefeteig kommt ohne große Zugabe von Fett aus, lediglich etwas Olivenöl wandert hinein. Ich war da etwas skeptisch, weil ich befürchtet hatte, dass dies zu sehr heraus kommt, aber es machte sich geschmacklich nicht bemerkbar. Im Teig werden Rosinen und grob gehackte Walnüsse eingeknetet. Der rund gewirkte Brotlaib des Hefegebäcks wird mit einem Kreuz aus Teig belegt und mit Sesam und Walnüssen und Mandeln (teils sogar noch in der Schale), Nelken und manchmal auch figürlichen Darstellungen des ländlichen Lebens aus Teig, verziert. Wie bei allen traditionellen Rezepten, die in den verschiedensten Haushalten und Landesteilen gebacken werden, gibt es auch bei diesem Gebildbrot unendlich viele Varianten - von der Art und dem Ausmaß der Verzierung, den eingekneteten Trockenfrüchten und Nüssen bis hin zu den Brotgewürzen. Mahlep*, Zimt, Nelken, Anis - aber auch Orangenschale oder Kardamom* können hier zum Einsatz kommen.

 

Backblech mit Backpapier, darauf ein runder, flacher Brotlaib mit Trockenfrüchten und Nüssen im Teig. über Kreuz gelegt ist weiterer Teig, Haselnüsse sind in die Oberseite eingedrückt und schwarzer Sesam darüber gestreut. Backblech mit Backpapier, darauf ein runder, flacher Brotlaib mit Trockenfrüchten und Nüssen im Teig. über Kreuz gelegt ist weiterer Teig, Haselnüsse sind in die Oberseite eingedrückt und schwarzer Sesam darüber gestreut.

#Synchronbacken

Zum Backen dieses Brotes kam ich übrigens mal wieder durch das von Zorra regelmäßig organisierte Synchronbacken. Hierfür sucht sie ein Rezept aus, das mit Übernachtgare hergestellt wird - also am Vortag entsteht der Teig mit wenig Hefe und langer Teigführerung und Übernachtung im Kühlschrank. Gebacken wird dann entspannt am nächsten Tag. Auf Instagram backen wir dann quasi an einem Wochenende gleichzeitig das Rezept - jede*r mit eigenen Varianten oder originalgetreu, total spannend, da nebenbei in andere Küchen Einblicke zu haben und zu sehen, wer was wie umsetzt! Ich freue mich immer wieder über die schönen Rezepte aus aller Welt, die sie hierfür heraussucht. 😊  Uns hat das süße Gewürzbrot so gut gefallen, dass wir überlegen es tatsächlich zu Weihnachten, bzw. zum Weihnachtsbrunch zu backen. Ich grübel gerade darüber nach, ob ich es dann direkt abends forme, so dass es nach dem Schlaf im Kühlschrank und kurzer Aufwärmphase direkt gebacken werden kann. Hm... Was meint ihr?

Die anderen Rezeptvarianten für das griechische Weihnachtsbrot findet ihr hier:

zorra von 1x umrühren bitte aka kochtopf | Caroline von Linal's Backhimmel | Simone von zimtkringel | Martha von Bunte Küchenabenteuer | Karin von Food for Angels and Devils | Petra von Obers trifft Sahne | Kathrina von Küchentraum & Purzelbaum | Ilka von Was machst du eigentlich so?! | Laura von Aus Lauras Küche | Nadja von Little Kitchen and more | Volker von Volkermampft | Petra von genusswerke | Geri von Lecker mit Geri

 

Meine Änderungen in der Zutatenliste: Im zu Grunde liegenden Originalrezept für dieses Christopsomo kommen als Brotgewürze Zimt und Nelken zum Einsatz. Da mir der Nelkenanteil zu hoch war, habe ich einfach 2 Teelöffel meines Plätzchengewürzes genutzt, das ich in diesem Jahr exzessiv in Weihnachtsgebäck (aber auch als Topping in Porridge, Kaffee, Kakao und warmen Milchshakes mit Hafer) austeste. Diese Gewürzmischung besteht aus einem hohen Anteil Zimt - Orangenschale und Nelken kommen, neben anderen Gewürzen, in geringerer Dosierung auch darin vor. Zudem habe ich den Zucker gegen flüssigen Honig ausgetauscht und die Wassermenge dafür minimal reduziert. Die Walnuss in der Schale als Mittelpunkt des Kreuzes habe ich fast überall in Rezepten gefunden, da ich allerdings schöne Haselnüsse in der Schale von meinem selbst gepflanzten, gehegten und gepflegtem Haselnussbaum da hatte, habe ich lieber diese genutzt. Der übliche Sesam ist bei mir von schwarzem Sesam ersetzt - aus dem einfachen Grund, weil ich keinen hellen mehr im Haus hatte, geschmacklich macht es keinen großen Unterschied.

 

Hefe, Wasser und Honig für den Vorteig Rezept für Christopsomo - griechisches Weihnachtsbrot mit Hefe

Veganes, griechisches Weihnachtsbrot mit Hefe

Da kein Ei im Teig enthalten ist, lässt sich das Rezept für Christopsomo sehr einfach veganisieren. Den Honig im Teig könnt ihr einfach durch Reissirup oder Agavendicksaft ersetzen. Falls ihr lieber Haushaltszucker verwenden möchtet, erhöht die Wassermenge um 10 g.
Im Originalrezept wird zudem ein verquirltes Ei genutzt, das macht einen schönen Glanz. Ich verwende meist 1-2 EL Milch mit Honig, das wird auch hübsch braun, wenn auch nicht ganz so glänzig. Nutzt für die Glasur statt Honig einfach Reissirup oder Agavendicksaft und eine vegane Milchalternative. In einigen traditionellen Rezepten habe auch einfach von Wasser mit Honig gelesen, das sollte also auch mit dem Süßungsmittel eurer Wahl funktionieren. Das war's schon! 😊

 

Rezept für süßes Hefebrot mit Nüssen und Rosinen zu Weihnachten

 

Rezept für Christopsomo - griechisches Weihnachtsbrot

Zutaten

Für den Teig
270 g lauwarmes Wasser
65 g Honig (flüssig)
5 g Frischhefe
500g Mehl (Type 405)
50 g Olivenöl
2 TL Keksgewürz (alternativ: 1 TL Zimt, 1/4 TL Kardamom (gemahlen), 1/4 TL Nelken (gemahlen), 1/4 TL Anis (gemahlen), 1/4 TL Orangenschale - oder ihr sucht euch selbst eine Kombination aus siehe Artikel oben)
1/2 TL Meersallz (fein)

Für die Einlage
100 g Walnüsse (grob gehackt)
100 g Sultaninen

Für die Verzierung
170 g des Teiges für das Kreuz
1-2 EL Milch
1 TL Honig
5 Haselnüsse in der Schale (alternativ 1 große Walnuss in der Schale in der Mitte)
Handvoll geschälte Walnüsse und/oder Mandelkerne
(schwarzer) Sesam
Nelken (optional)

Zubereitung

  • Am Vorabend die Frischhefe mit dem Honig zusammen im lauwarmem Wasser auflösen. Gut verrühren und 15 Minuten stehen lassen, bis sich die ersten Bläschen im Hefewasser zeigen.

 

  • In einer großen Schüssel alle restlichen trockenen Zutaten für den Teig miteinander vermischen, Olivenöl und Hefewasser hinzugeben und verkneten, bis sich ein softer, weicher Teig formt. Abdecken (ich nehme einfach einen Topfdeckel) und 15 Minuten gehen lassen.

 

  • Den Teig jetzt nochmals für 5-6 Minuten durchkneten, zu einem groben Ball formen (der Teig ist etwas feuchtklebrig, das ist aber gewollt so), in eine Schüssel geben, abdecken. Für 30 Minuten bei Zimmertemperatur gehen lassen und dann in den Kühlschrank geben.

 

  • Der Teig ruht jetzt entspannt über Nacht im Kühlschrank und geht so ganz langsam. (Um den Zeitrahmen zu verdeutlichen: Ich habe meinen Teig um Mitternacht herum in den Kühlschrank gegeben und 12-13 Stunden später entnommen und weiter bearbeitet. Ich hätte ihn sicherlich auch noch eins, zwei Stündchen länger schlafen lassen können.)

 

  • Am nächsten Tag den Teig entnehmen und auf eine bemehlte Arbeitsfläche geben und durchkneten. Etwa 170 g für das Kreuz bei Seite legen, in den Rest nach und nach die Sultaninen und die gehackten Nüsse einarbeiten. (Teig flach drücken, auf die feuchte Seite Nüsse und Trockenfrüchte geben, zuklappen, einkneten - siehe Fotos)

 

  • Den Teig zu einer Kugel formen, auf ein mit Backpapier bezogenes Blech setzen und zu einem dicken, runden, flachen Fladen drücken - geschätzte Höhe ca. 4 Zentimeter. Mit einer umgedrehten, großen Schüssel abdecken und nochmals 30 Minuten gehen lassen.

 

  • Nach dieser Gehzeit Milch mit Honig verquirlen und das Brot komplett damit bestreichen.

 

  • Den bei Seite gelegten Teig halbieren und jeweils einen langen Strang daraus formen:
    Den Teig mit den Händen ausrollen, für 5 Minuten zum Entspannen liegen lassen, dann weiter ausrollen - so zieht sich der Hefeteig nicht wieder wie Gummi zusammen.

 

  • Die Teigrollen können direkt so kreuzweise aufs Brot gelegt werden (unten am Boden etwas einschlagen und festdrücken), ich habe sie noch in der Mitte zusammengeklappt und miteinander verdreht - siehe Fotos.

 

  • Die über Kreuz liegendenden Teigstränge (ja, bei mir ist es etwas unsymmetrisch geworden, ich weiß...) nun ebenfalls mit der Honigmilch bepinseln. In der Mitte des Kreuzes eine Nuss mit Schale eindrücken und das Brot weiter mit Nüssen und Sesam nach Belieben verzieren. Hierzu können auch ganze Gewürznelken in den Teig gesteckt werden.

 

  • Den geformten, verzierten Laib des weihnachtlichen Gebildbrotes jetzt nochmals abdecken und weitere 15 Minuten ruhen lassen.

 

  • Brot im Ofen bei 175 °C (Umluft, mittlere Schiene, vorgeheizt) für 30 Minuten backen. Dann auf 130 °C runterschalten und 10 Minuten fertig backen.

 

  • Aus dem Ofen nehmen, etwas abkühlen lassen und noch warm mit Butter genießen.

 

Hefe, Wasser und Honig für den Vorteig

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Zu Besuch auf… der Next Organic Berlin

Letzten Sonntag ging es auf eine tolle Fachmesse im alten Flughafengebäude Tempelhof. Kathrin Brandes von Tidbits hatte in ihrer Funktion als Genussbotschafterin einen Rundgang für Foodblogger_innen auf der Next Organic Berlin organisiert. Interessierte  und Neugierige nehme ich via Blogpost hiermit dazu nachträglich mit. Und wundert euch bitte nicht zu sehr über meine Bilder in Schnappschussqualität, die sind nicht ganz so... perfekt.Los ging die Tour beim Brot (Thema: Krume und Kruste), anschließend zog es uns zu dem Startup Foodhero und zu einer spannenden Diskussion. Foodhero liefert seine Genusstüten mit in und um Berlin produzierten Besonder- und Köstlichkeiten mit Elektroautos direkt zu einem nach Hause aus.Der nächste Halt war beim Wein (der mich ja meist nur als Zusatz für die Sauce interessiert), danach ging es dann weiter zur Verkostung von Tatar vom Pinzgauer Rind mit Wiesenknopf  (Ralf Jakumeit) und rohköstlichen Dingen (Boris Lauser).Für einen längeren Zeitraum hielt sich die Gruppe dann beim Käse auf. Das war die Stelle, an der ich mich durstig abseilte und Bekanntschaft mit meinem neuen Lieblingstonic von der Marke Thomas Henry schloss. Einen Hauch bitterer als gewohnt, ich find's toll. Ich habe es aber leider verpasst, das Elderflower Tonic zu probieren.Bei der vorletzten Station kamen wir endlich zur Schokolade und probierten uns durch das Angebot von Edelmond, die wundervolle, selbstconchierte und damit (hat ja wirklich seltenheitswert) lecithinfreie Rohschokolade anbieten, die noch ein wenig angenehme Rauheit im Mundgefühl hat. Hier blieb ich persönlich dann erstmal etwas kleben, bevor Cathrin uns freundlich weiterscheuchte.Schokolade! Hach... und dann auch noch in Verbindung mit gerösteten Mandeln (aufmerksame Leserinnen und Lesern dürfte da mein fataler Hang zu aufgefallen sein...). Zum Beispiel als laktosefreie Zartbitterriegel, gefüllt mit Mandelnougat. Und Zartbitterblättchen mit einer Ahnung von Karamell, Mandel und Meersalz.  Ich muss wohl ziemlich mandellüstern geguckt haben, denn als ich meinen Mann nachher nochmals zum Stand schleifte, um ihn Schokolade und Schokoladenmandeln probieren zu lassen, bekam ich eine Tüte davon überreicht. Zu finden ist Edelmond übrigens auch immer auf dem Naschmarkt, deren Organisatoren ich auf der Next Organic auch zu einem netten Plausch wiedergetroffen habe.

Ihren Abschluss fand die geführte Foodblogger-Tour beim Kornbrand von Steinreich.Meine persönliche Umschau ging dann noch ein wenig weiter. Ich habe zum ersten Mal die ja momentan überall obligatorischen Cake Pops probiert. (Oder ist der Hype inzwischen schon wieder abgeflaut?) Ganz ehrlich? Ich war überrascht, wie essbar die dann doch waren. 😉 Die Dame am Stand konnte mir allerdings leider nicht viel zu den Inhaltsstoffen sagen.Danach schleifte mich mein Gatte zu Rice up onigiri. Er hatte bei der Verkostung frisch gemachte Onigiri mit Lachs und Pflaumensauce probiert, die er total genial fand. Da der Stand restlos leergefressen war, habe ich ich das vorvorletzte kaufbare Onirigi Rind/Teriyaki erworben. Diese japanischen Klassiker sind wirklich praktische und sättigende Snacks für Unterwegs oder das Büro. Allerdings fand ich meinen Onigiri nicht so den Bringer. Der Reis war gut, aber die Füllung aber ziemlich trocken und riss mich nicht vom Stuhl. Der Gatte schwört aber Stein und Bein, dass die andere Sorte supertoll war. Ausprobieren scheint sich also zu lohnen.

Bei Phyto Treasures habe ich mich durch alle Sorten Choco Delic (mit ebenfalls lecithinfreier Rohschokolade überzogene Trockenfrüchte - zum Beispiel Physalis und weiße Maulbeeren) probiert. Entdeckt habe ich dort kleine Täfelchen laktosefreier, probiotischer Schokolade mit Früchten drin. Wenn das funktioniert? Klingt jedenfalls toll, mein Täfelchen Ombar liegt aber noch ungekostet neben mir. (Die Mandeln, ihr wisst schon.)

Zwischendrin begegneten wir zwei Rotkäppchen von Pickfein, das Konzept: Kleine Kostproben von ausgewählten Berliner Manufakturen in Verbindung mit einem designten Stadtplan (wo die Manufakturen verzeichnet sind) und einer wunderhübschen Verpackung im Rotkäppchenstil. Sehr schick und äußerst souveniertauglich.Dann gab es noch ein kurzes Schwätzchen am Stand für irische Bio-Muscheln und einen belebenden Milchkaffee von Berlin Kaffee/Tres Cabezas, der von einer netten Barista im Dauereinsatz gereicht wurde. Ich hatte die Marke zwar schon verschenkt, aber selbst noch nicht probiert. Gut. 🙂

Das vegane, gluten-, soja- und laktosefreie Eis von Professor Grunschnabel wurde natürlich ebenso verkostet. Besonders gespannt war ich auf das Schokoladeneis, das mich - ebenso wie das Bananeneis - allerdings nicht begeisterte. Nett halt. Hatte ich mir mehr von erwartet und auf der Rohkostmesse letztens deutlich Besseres gegessen.  Danach stolperten wir noch über den kleinen Stand von Vegaccino, probierten zunächst etwas skeptisch die erstaunlich cremig-erfrischende Sorte mit Matcha und dann den Schoko-Cappuccino und quatschten uns dann noch sehr nett fest. Besonders gut, die beiden Macherinnern (Mama & Tochter) setzen ganz stark auf nachhaltig und fair produzierte Produkte.Fast am Ende und kurz vor Schluss der Messe ging es nochmal zum großen Getränkestand. Und hier passierte das Unfassbare: Ich begegnete einem genießbaren Mate-Getränk. Dieses kleine Wunder gelang der seit knapp einer Woche auf dem Markt befindlichen Gekko Mate. (Und ja, ich geb's zu - das Flaschendesign hat mich auch etwas gekapert.) Der Liebste ist ja schon seit ewigen Zeiten förmlich von der bisher erhältlichen Hackerbrause abhängig, die ich einfach grundwiderlich finde.  Ein Geschmack wie in Sprudel aufgelöste Kippe mit Kiff. Diese aus grüner, ungerösteter Mate hergestellte Brause kann ich mir im Gegensatz dazu wirklich als trinkbaren Koffein-Booster vorstellen.

Zuletzt taumelten wir dann noch mit wunden Füßen an der Hofpfisterei vorbei und nahmen uns Kürbiskernbrot mit. Lecker. 🙂

Für den schnellen Kick: Energiebällchen

In meiner weit, weit entfernten Jugend (visualisiert bitte, wie ich hierbei leidend aufschluchze und theatralisch eine Hand an meine faltige Schläfe lege), war das Jazzfestival in Moers jedes Jahr Pflichtprogramm. Nicht wegen der Musik, nein - sondern wegen dem Drumherum.  Das Festivalfeeling (ja, samt Tequila am Straßenrand, Freunden, Sonne, Regen, Trommeln, Tanzen, neuen Menschen, Zelten, Lachen, Herumzicken, grauenhaften Dixies, alternativen Shops, wehgelaufenen Füßen, die frau zum Abkühlen in den Tümpel steckte, Batikröcken, federleicht klimpernden Glöckchen am Fußgelenk, Cocktails, nächtlichen Heimfahrten auf dem Fahrrad und natürlich der zugehörigen Prise aus Drama, Hoffnung und Schmetterlingen) ist für jemanden, der in einem relativ braven Vorort von Duisburg aufgewachsen ist, einfach... toll. Es war quasi mein naives Woodstock. Sicherlich von mir gerade noch mit einer ultimativen Dosis sonnenuntergangsglitzerndem Erinnergunsfeenstaub überzogen und abzüglich des Wälzens im Schlamm. Obwohl bei Regen.. hm....

Rezept für Energiebällchen

Selbstgemache Energy Balls für unterwegs...

Aber bevor ich jetzt weiter davon fasle, wie sich bei mir (rückblickend interpretiert) geistige Tore aufgestoßen haben, zurück zu den Energy Balls. Am Rande der staubigen Wege gab es natürlich allerlei Fressstände, aber auch einige Festivalbesucher verkauften dort an kleinen Tischen für kleines Geld selbstgemixte Cocktails oder eben leckere Energiebällchen. Große ungebackene runde Kugeln aus Trockenfrüchten, Honig oder Zuckersirup, Nüssen und manchmal auch Haferflocken, oft mit einer Ummantelung aus geraspelter Kokosnuss.
Mein Rezept ergab sich eher zufällig, weil ich eine Füllung für meine Osterhasenbrötchen wollte und dafür einfach ein paar Dinge zusammen warf. Beim Probieren fühlte ich mich wieder an die Power Balls erinnert und als etwas Füllung übrig blieb, gab es aus diesem Rest eben schnell ein paar Kugeln.

Alternative zum Müsliriege: Rezept für selbstgemachte Energy Balls

Schnelle, selbstgemachte Alternative zu Müsliriegeln

Die Energiebällchen kann man als bequeme und schnell zu  machende Alternative zu industriellen Müsliriegelprodukten nutzen. Quasi ein schneller, energiereicher und süßer Snack, den man ähnlich verwenden kann wie  Traubenzucker. Nur halt in lecker. Ich habe bestimmt keine zusätzliche Energie notwendig - ich mochte die Bällchen einfach immer gerne, weil sie - wenn gut gemacht - eben wirklich gut schmecken. Gut verwahrt in einer Dose können die Bällchen problemlos zum Sport, auf Wanderungen oder den Spielplatz mitgenommen werden.

Veganer Snack

Wer es wirklich vegan oder rohköstlich haben will, sollte dann natürlich statt Honig auf andere Süßungsmittel zurückgreifen (zum Beispiel Agavendicksaft oder Reissirup) und keine gerösteten Nüsse verwenden.

 

Rohkost Süßigkeit

 

Was ich wirklich gut finde und - wie eifrige Leser_innen ja wissen - sehr schätze: Die energiereichen Kugeln sind super variabel. Alle Zutaten lassen sich nach persönlichen Vorlieben, Ernährungsreligion und Inhalt des Vorratsschranks ersetzen und neu zusammenpuzzeln. Mag ich. Probiert es einfach mal aus und matscht ein wenig rum. 😉

Rezept für Energiebällchen

150 g softe getrocknete Pflaumen (entsteint)
125 g geröstetes Haselnussmehl (gemahlene Haselnüsse)
75 g Honig (alternativ: Agavendicksaft oder Reissirup)
1/8 TL Ceylon Zimt
1/8 TL gemahlene Vanilleschote
(Optional: Kardamom, Macis)

Zubereitung

  • Pflaumen fein hacken. Haselnüsse mit den Gewürzen vermischen.
  • In einer Schale mit den Händen die Nüsse mit den gehackten Pflaumen und dem flüssigen Honig verkneten.
  • Es müsste jetzt ein fest zusammenklebender Nussteig entstanden sein.
  • Kugeln formen  - Größe nach Vorliebe, ich mag sie eher als Pralinen, kenne aber auch Energiebällchen in Golfballgröße - und nochmals durch gemahlene Haselnüsse wälzen, so dass sie vollkommen ummantelt sind. So lassen sich die Bällchen gut in einer Dose lagern und kleben nicht zusammen.

 

Rezept für Energy Balls

Zum Abschluss werfe ich noch ein paar Zutaten als Stichworte für Variationen in die Runde.  Das Rezept für die Energiebällchen lässt sich wirklich unendlich abwandeln, Hauptsache es entsteht eine leckere und formbare Masse:  Sesam, Mandeln, Walnüsse, Pistazien, Cashews, Haferflocken, Tsampa, Feigen, Rosinen, Aprikosen, Datteln, Kakao, Carob ....

Rezept für Power Balls

Chocolate Cherry Brownies

Die Brownies hatte Tobias schon vor längerer Zeit verbloggt - endlich komme ich mal dazu, sie nachzubacken.  (Für die Interessierten hier die englischsprachige Quelle bei 101 Cookbooks.) Na gut, eigentlich habe ich keine Zeit und ein Wochenende voller Arbeit vor mir (die Drucklegung naht im Februar besonders früh) - aber gerade dann braucht man ja eine ..äh... Winzigkeit Zucker und Schokolade zur Nervenstärke. Ne'est-ce pas? Ich bin also ein Opfer der Umstände und förmlich dazu gezwungen diesen Schokoladenkuchen zu backen. Quasi. Und so.

Rezept für Chococlate Cherry Brownies

1 Glas Sauerkirschen, Abtropfgewicht 350 g (Alternativ: 300 g getrocknete Kirschen, am Vortag in Portwein eingelegt. Nachtrag: Die getrockneten Kirschen waren nicht so der Renner. Ich backe die Brownies inzwischen fast immer mit getrockneten Cranberries, manchmal auch zusammen mit ein paar Softpflaumen, die in Portwein eingelegt wurden.)
300 g Zartbitterschokolade zum Einschmelzen
100 g Zartbitterschokolade für Schokostückchen
250 g Brauner Zucker
125 g Creme Fraiche
4 Eier
80 g Butter
55 g Mehl
40 g echter Kakaopulver
Mark 1/2 Vanilleschote
2 TL Backpulver
Prise Meersalz

Zubereitung der Schokoladen-Brownies

  • 300 g Schokolade bei mäßiger Hitze im Wasserbad schmelzen, Butter und Zucker dazu geben und etwas abkühlen lassen.
  • In einer zweiten Schale die trockenen Zutaten miteinander vermischen und beiseite stellen. Die Kirschen abtropfen lassen und die restlichen 100 g Schokolade fein hacken.
  • Eine rechteckige Auflaufform mit Backpapier auslegen.
  • Die Eier jeweils einzeln mit einem Löffel unter die abgekühlte Schokoladenmasse mixen. Darauf achten, dass die Temperatur unter 40° liegt, da Eiweiß sonst sofort denaturiert. Danach die Mehlmischung unterheben.
  • Abschließend per Hand die Schokoladenstückchen, Creme Fraiche und die Kirschen untermischen. Letztere relativ vorsichtig, da es sonst Kirschmatsch gibt.
  • Den Brownie-Teig in die Auflaufform füllen und bei 175° ca. 40-50 Minuten backen.
  • Aus dem Ofen nehmen, abkühlen lassen (nicht vorschnell ein Stückchen rausschneiden und sich die Zunge verbrennen), mit echtem Kakao überpudern und in Stückchen schneiden.

Brownie-Rezept-Fazit

Vielleicht habe ich es schon mal erwähnt. So ganz am Rande: Ich mag Schokolade. Ein wenig. Gut...ein wenig sehr. Vor allem in der Kombination mit Früchten. Und das hier ist ... hach.. Death by Chocolate. Oben knusprig, im Innern warm, locker-fluffig, schokoladig, schokoladig, schokoladig und saftig. Mjam. Leider war meine Gier auf Schoko-Brownies zu groß die Zeit zu knapp, um die Variante mit den getrockneten, am Vortag in Portwein eingelegten Kirschen auszuprobieren. Wird aber nachgeholt! Versprochen!

Die Zuckermenge hatte ich schon um 50g reduziert - mir sind die Brownies so immer noch fast einen Tick zu süß. Und ich vermute, dass sie mit den in Alkohol eingelegten Trockenfrüchten einfach noch eine Spur göttlicher und "runder" schmecken würde.  (Ja, ja.. immer hab icke watt zu meckan! ;-))

Edit - der Tag danach

Durch eine Nacht im Kühlschrank sind die Brownies nicht mehr so fluffig, sondern kompakt-schokoladig. Die eingerührten Schokoladensplitter sind jetzt wirklich wahrnehmbar und die zuckrige Süße etwas zurückgetreten: einfach perfekt.

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