Vegan, glutenfrei & wirklich gut: Ein Rührkuchen zum Überzeugen

Ich mag ja essenstechnische Herausforderungen. Und die gab es jetzt mal wieder, als jemand sehr Liebes, die überzeugt vegan lebt, letztens die Diagnose Sprue bekam und Gebäck sehr vermisst. Also ging es ab ins Labor die Küche - Rumprobieren und Testbacken. Nach ein paar Versuchen (lecker war irgendwie alles, aber die ersten Versuche waren mehr so klitschig wie ein englischer Pudding) und Herumschrauben an meiner Rezeptidee, kam dann ein wirklich guter und köstlicher Nusskuchen heraus.

Haselnusskuchen - vegan & glutenfreiUndogmatischer Nusskuchen mit Buchweizen - vegan, glutenfrei & halt echt gut!

Mit schon einem gewissen Stolz habe ich ihn dann beim Versponnen Salon aufs Buffet gestellt. Die Reaktionen waren anfangs verhalten. Vegane Küche ist hier ja eigentlich Alltag bei solchen Veranstaltungen und kein Problem. Aber glutenfreier Kuchen? Aus Buchweizen? An dieser Stelle erntete ich zweifelnd bis zutiefst entsetzte Blicke. (Nach einer wirklich gruseligen und den Göttern sei Dank nur sehr kurzen Buchweizenphase meiner Mutter kann ich die Besorgnis verstehen.) Aber - auch die Zweifler/innen haben tapfer probiert und innerhalb kürzester Zeit war fast alles sehr erstaunt ("Boar... echt lecker!" - "Der schmeckt wie der von meiner Oma! - Und zwar die, die backen konnte.") aufgekrümelt. Und so kann ich voller Überzeugung schreiben, dass der Kuchen gut zum undogmatischen Überzeugen geeignet ist. Undogmatisch deswegen, weil ich alles Nahrungsmittelquasilreligiöse verabscheue. Ich muss niemandem meine/n Glauben/Ernährungsidelogie/heiligmachende Küchenmaschine aufzwingen, selbiges erwarte ich auch. Ich liebe Rührkuchen und backe gerne mit so tollen Zutaten wie guten Eiern und Butter, aber es geht halt auch wirklich mal anders. Da bricht frau sich keinen Zacken aus der Krone. Jemand ist mit dem Rezept glücklich gemacht und jepp, das macht mich wirklich zufrieden. Und davon ab: Es ist auch guter Kuchen.

Rezept Rührkuchen vegan & glutenfrei

Das hier vorgestellte Rezept produziert einen Nusskuchen mit einer wirklich schönen feinporigen kuchenartigen Struktur, der gut zusammenhält, aber angenehm locker ist und sich im Mund nicht wie gebackenes veganes Brikett verhält. (Ohja. Alles schon erlebt...)

veganer Buchweizenkuchen

Der glutenfreie, vegane Rührkuchen schmeckt pur toll,  mir persönlich am besten mit einem Überzug aus Zartbitterkuvertüre und lässt sich - erprobterweise - auch wunderbar als Tortenbasis für (vegane) Buttercreme verwenden. Nussallergiker könnten theoretisch die Haselnüsse durch Mandeln ersetzen und - da diese geschmacklich nicht so intensiv sind - noch ordentlich gemahlene Vanilleschote oder Orangenschale dazu geben.Rezept glutenfreier veganer Kuchen

Rezept für glutenfreien, veganen Kuchen

(Gebacken in einer Springform mit einem Durchmesser von 23 cm)

175 g Mineralwasser mit Sprudel (wichtig!)
150 g Apfelmark (Das ist ungesüßt. Alternativ: Apfelmus, dann aber den Zuckeranteil verringern, geschätzt um ca. 15-20 g?
100 g Buchweizenmehl
100 g Haselnüsse (gemahlen)
100 g Zucker
75 g Reismehl (Vollkorn)
50 g Sonnenblumenöl
2 TL Backpulver (1 Tütchen)
1/2 TL Johannisbrotkernmehl
vegane Margarine zum Ausfetten der Form, Buchweitenmehl zum Ausmehlen

Zubereitung

  • Alle trockenen Zutaten (Buchweizenmehl, Reismehl, Haselnüsse, Backpulver, Johannisbrotkernmehl, Zucker) in einer Backschüssel gründlich miteinander vermengen.
  • Die feuchten Zutaten (Öl, Apfelmark, Minerwalwasser) hinzugeben und mit einem großen Löffel einarbeiten. (Achtung, der rohe Teig schmeckt echt eklig.)
  • Die Springform großzügig ausfetten und danach mit Buchweizenmehl ausmehlen. Aus meiner schrömmeligen und uralten Backform löste sich der Buchweizenkuchen danach immer hervorragend.
  • Den Kuchen im vorgeheizten Backofen (Umluft) auf mittlerer Schiene bei 175° für 30 - 35 Minuten backen. Stäbchenprobe nicht vergessen!

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10 Antworten

  1. ninive

    Zum Glück sind solcherlei Anforderungen noch nicht an mich herangetragen worden… der Kuchen gefällt mir gut, der paßt nämlich auch zu meiner Idee die Kohlehydrate zu reduzieren. Also, ich merke mir den mal!

  2. Shermin

    @Ninive – Och. Ich finde sowas richtig spannend. 🙂
    Der Nusskuchen dann aber nur ein wenig kohlenhydratreduziert – je nach dem wie intensiv du das betreiben willst? Zwar fällt durch die Haselnüsse einiges weg, aber Buchweizenmehl, Reismehl und Zucker bieten da ja noch einiges an Kohlehydraten. Vielleicht wäre ein Käsekuchen ohne Boden noch ne Idee?

  3. Fussel

    Für’s glutenfreie Backen kannst Du außer Buchweizen auch folgende Mehle verwenden:
    Hirsemehl, Reismehl, Maismehl, Maisstärke,
    Teff (spezielle Hirseart aus Äthiopien, ist das beste glutenfreie Mehl und auch ohne Verdickungsmittel verwendbar, aber sehr teuer), glutenfreie Haferflocken aus dem Reformhaus (nur die, alle anderen sind praktisch immer mit anderem Getreide kontaminiert!).
    Man kann die Mehle in verschiedenen Mengen mischen (wenn Du magst, schick mir eine Mail und ich schick Dir meine Rezepte für Deine Freundin) und muss dann pro 100g Mehl einen halben TL Johannisbrotkernmehl oder Guarkernmehl zugeben. Dieses Verdickungsmittel ist wichtig, damit einem Brot oder Hefeteig nicht davonkrümelt. Bei Rührkuchen ist es nicht ganz so wichtig, der darf schon mal etwas krümelig sein, aber bei anderem kann’s schon mal kritisch werden.

    Dein Kuchen sieht sehr lecker aus 🙂

  4. Petty

    Klingt lecker und einfach! Würde ich gerne ausprobieren und als Nusskranz umwandeln. Könnte ich 100g Mehl auch durch noch mehr Nüsse ersetzen?
    Wir haben außerdem nur Ober-/Unterhitze. Geht das wohl auch? Und wie ändert sich da die Backzeit bzw. die Gradzahl?

  5. Shermin

    @Petty – Wie ich im Artikel beschreibe, habe ich lange an dem Rezept herumgetüftelt. Wenn du die Zutaten veränderst und das Buchweizenmehl weglässt, verändern sich die Konsistenz und der Geschmack stark. Experimente sind beim Backen nicht so leicht, wie beispielsweise beim Kochen und der Versuch glutenfrei und vegan zu backen, steigert die Schwierigkeitsstufe noch. Ich bin zwar sonst immer für Experimente zu haben, würd’s an deiner Stelle aber hier lassen und mich ans Rezept halten.
    Klar geht Backen mit Ober- und Unterhitze – ich habe nur keine genaue Ahnung wie dein Ofen sich verhält. 😉 Mein ahnungsloser Tipp wäre: Reduzier die Temperatur um 10° und kontrollier den Kuchen ab 20 Minuten regelmäßig. Verlass dich auf deine Nase, deine Augen und die heilige Stäbchenprobe. 😉

  6. bee176

    Auch wenn der Eintrag schon über ein Jahr her ist, möchte ich mich für das Rezept bedanken! Habe lange nach einem guten Geburtstagskuchen für einen Freund gesucht und ihn hiermit gefunden! Schmeckt wirklich lecker, vor allem mit veganer Schokoglasur…hmmmmm

  7. Shermin

    @bee176 – Das ist ja das schöne an Rezepten: Sie sind (meist) relativ zeitlos. 🙂 Ganz lieben Dank für dein Feedback.

  8. Michelle

    Liebe Shermin.
    Ups, ich hätte mal die Korrespondenz hier VOR dem Backen lesen sollen. Da ich “nur” vegan brauche, habe ich munter alle Mehle getauscht mit meinen hier vorhandenen. Naja, jetzt ist es zu spät und ich warte mal ab, ob der Kuchen TROTZDEM wird. Gruß, Michelle

  9. Michelle

    Liebe Shermin.
    So, Kuchen ist fertig und einwandfrei geworden. Ach ja: Hatte auch statt Springform 25cm Kastenform genommen. Bat alles geklappt.
    Gruß, Michelle

  10. Shermin

    @Michelle – Das freut mich! 🙂 Wenn du glutenhaltige Mehlsorten genutzt hast ist das ja eh alles nicht so wild. Exakt Hingucken muss man nur bei den glutenfreien Geschichten, weil es sonst sehr schnell nicht funktioniert oder echt unlecker wird.

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