Selbstgemachte Sommerrollen [Gỏi cuốn] – ein Baukastengericht für die ganze Familie

Frisch, knackig, kühl, lecker! Sommerrollen [Gỏi cuốn] sind ein perfektes und unkompliziertes Sommeressen im Baukastensystem. Kommt mit, ich zeige euch, wie es geht!

Sommerrollen sind eines meiner liebsten Sommeressen. Knackig frisches Gemüse trifft hier auf  Minzblättchen, Fleisch, Meeresfrüchte oder Tofu und Erdnüsse und die (wie ich finde) tolle, elastische Konsistenz von Reispapier.

Sommerrollen selbstgemacht: Essen im Baukastensystem

Ich zeige euch hier, wie ihr im Baukastensystem europäisierte, an das vietnamesische Original angelehnte, Summer Rolls bzw. Cold Rolls zubereiten könnt. Die einzelnen Zutaten werden schnell geschnibbelt, aisatische Nudeln gekocht – die eigentliche Zubereitung findet entspannt am Tisch statt, wo sich jede*r sein Essen so zusammenstellen kann, wie gewünscht.
Der Inhalt der Sommerrollen lässt sich super variieren, hier kann alles hineinwandern, was gefällt. Von saisonale und regionale Produkten über Shrimps, Tofu und Erdnüsse bis hin zu Übriggebliebenen Braten- oder Grillresten oder Anitpasti kann hier alles eingewickelt werden. Ich habe sogar von vietnamesische Familien gelesen, die auf fertig gekauftes frittiertes Hähnchen von Kentucky Fried Chicken als Geheimzutat für ihre Sommerrollen schwören. 😅

Die Geschichte hinter den Sommerrollen / Gỏi cuốn

Die Entstehung der Sommerrollen oder Salatrollen, wie die direkte Übersetzung ist, liegt im Dunkeln. Von außen findet man – auch englischsprachig – leider kaum belegbare Quellen. Für mich scheiterte die tiefergehende Recherche leider an der Sprachbarriere.

Unbenommen ist aber, dass die Gỏi cuốn ein beliebtes und traditionelles vietnamesisches Gericht sind. Die Salatrollen gelten neben Pho und belegten Sandwiches wie Bánh Mì als vietnamesische Vorzeigegerichte.
Es existieren verschiedene Legendenbildungen über den Ursprung der Sommerrollen: Es gibt Vermutungen, dass das Gericht ursprünglich von chinesischen Einwanderern ins Land getragen und modifiziert wurde, so dass es ein eigenes, lokales Gericht wurde. (Bezugnehmend auf ein chinesisches Gericht aus dem 7. Jh. – das man auch heutzutage noch in traditionellen Restaurants serviert bekommt – wo frisches Gemüse und Fleisch in dünne Fladen gerollt wird.)

Eine andere Legende besagt, dass die Cold Rolls aus einer Notwendigkeit heraus entstanden. Nguyễn Huệ – später Quang Trung – war im 18. Jahrhundert ein erfolgreicher vietnamesischer General und später der 2. Kaiser der Tây-Sơn-Dynastie, dem es gelang das Land nach 300 Jahren Teilung wieder zu einen. Es wird erzählt, dass seine Soldaten während einem seiner Feldzüge so unter Zeitdruck marschierten, dass sie nicht schlafen durften und kein Feuer entzünden konnten, um Nahrung zuzubereiten. So kam man auf den Gedanken, frische Kräuter und Gemüse in Reispapier zu wickeln und ungekocht als Proviant zu verzehren. Für viele gilt dies (als sehr patriotrische) Geburtsstunde der Gỏi cuốn.

Gerüchteweise wurde der Name “Summer Rolls” übrigens von vietnamesisch-USamerikanischen Händlern entworfen, damit sie sich – wie die bekannteren, frittierten Frühlingsrollen – besser verkaufen.

Sommerrollen: regionale Unterschiede & Dips

Und auch in Vietnam selbst gibt es große regionale Unterschiede: verschiedene Bezeichnungen für die Sommerrollen, unterschiedlich produziertes Reispapier, dass mal dünner, dicker oder elastischer/gummiartiger in der Konsistenz ist.
Auch die dazu gereichten Dips ändern sich je nach Region. Im Norden ist es ein Dip aus Fischsauce mit Limettensaft und Chili. In Zentralvietnam schwört man auf Erdnusssauce mit Hoisin-Sauce (aus der aus Kanton (China) stammende Würzsauce aus fermentierten Sojabohnen und Gewürzen) und im Süden gibt es diverse intensive und fruchtig-scharfe Dip-Variationen mit u.a. fermentierten Anchovies. Wie immer eine Entwicklung, die sich abhängig von den regional vorhandenen Produkten vollzogen hat.
Ihr könnt gekaufte Dips verwenden, wie zum Beispiel Saté-Sauce* – im Bewusstsein, dass das wirklich ein grober Mashup über asiatische Ländergrenzen hinweg ist. Ich schrecke da ja auch nicht vor Sweet Chili-Sauce* zurück. 😅 Oder ihr legt selbst Hand und rührt eine Dipsauce aus Limettensaft zusammen oder kocht diesen wundervollen Erdnuss-Dip von mir nach. Diese Sauce lässt sich auch gut vorbereiten und für verschiedenste Mahlzeiten (Wraps, Salad Bowls, Tacos usw.) nutzen.

Und weil die Sommerrollen so ein schönes Sommerrezept sind, reiche sie noch rasch beim „Sommerrezepte“ Blogevent von Zorra ein. In diesem Monat ist Jenny von „Jenny is Baking“ Gastgeberin. 😊

Rezept für Sommerrollen

Eigentlich mehr eine Anleitung als präzises Rezept. In die Frühlingsrollen hinein kann alles wandern, was ihr gerne mögt. Sie sind ein schnell vorbereitetes Sommeressen und auch toll zur Resteverwertung. Ich nutze gerne gekochtes Hühnerfleisch, andere in der Familie lieben dazu Surimi oder fertiggekochte Shrimps/Garnelen aus dem Supermarktregal. Sucht euch aus, was ihr gerne in euren Sommerrollen hättet, in der Zutatenliste findet ihr einige Ideen.

Reispapier* für Frühlingsrollen (Ich nutze Reispapier mit 22 cm Durchmesser)
Gemüse (Gurke, Paprika, Karotten, Sprossen, vorgekochter Kürbis/Süßkartoffeln, Salat…)

Protein: zum Beispiel vorgekochtes, zerpflücktes Hühnerfleisch, vorgekochte Garnelen, Omelette/Rührei, Tofu, Saitan, vorgekochte Sojaschnetzel – alles abgekühlt und kleingeschnitten

Nudeln: vorgekocht, nach dem Abtropfen ein paar Teelöffel Öl/geröstetes Sesamöl untergehoben, damit sie nicht verkleben (Sorten: Resteverwertung oder dünne asiatische Reisnudeln* oder auch Black Bean Pasta*)

Gemüse: Paprika, Möhren, Gurke, Tomate, Salatblätter und Sprossen aller Art. Während die Nudeln ziehen, schnell gewaschen und kleingeschnitten – ich rasple immer alles super schnell in der Küchenmaschine.

Kräuter: Minzblätter, Thai-Basilikum oder Koriander (gewaschen, abgezupft)

Optional: Geröstete Cashews oder Erdnüsse – gerne auch ganz simpel aus der Dose.

 

Zubereitung

  • Tiefen Teller oder flache Schale, die im Durchmesser zum gewählten Reispapier passen, mit Leitungswasser füllen. (Alternativ: diese Wasserschale für Reispapier* habe ich letztens entdeckt und bin total begeistert! Spart auf dem Tisch auch echt viel Platz.)

 

  • Ein Reispapier auswählen, eintauchen, herausnehmen und vor sich auf den Teller oder ein großes Brett legen.

 

  • Nun muss eins recht zügig arbeiten, ehe das Papier am Teller festklebt. Manche behelfen sich hier, indem sie den Teller etwas einölen. Bei mir hat es bisher immer so funktioniert.

 

  • In der Mitte des Reisblatts Minzblättchen oder Alternativen auflegen.

 

  • Dann die restlichen Köstlichkeiten längs darauf verteilen. Außen jeweils einen breiten Rand lassen und bei den ersten Versuchen lieber etwas zu wenig als zu viel Füllung nehmen.

 

  • Die Sommerrolle einrollen – nachfolgend finden sich 2 Bildcollagen, die Schritt für Schritt 2 verschiedene Wegen zeigen, wie gerollt werden kann – und auf einen Teller legen. Andere Rollen mit etwas Abstand daneben legen – sie kleben sonst.

 

Meal Prep-Tipp: Sommerrollen selbst lassen sich nicht gut aufheben, das Reißpapier reißt nach einiger Zeit. Übriggebliebene Reste können zu einem Salat für den nächsten Tag zusammengeworfen werden. Ab ins Glas, reinschichten, Sauce drauf. So bleibt’s im Kühlschrank frisch.

*Werbung: Afiliate-Link zu Amazon. Bei einem Kauf hierüber erhalte ich eine geringe Vergütung. Der Preis ändert sich hierdurch nicht. Danke! 🥰

Written By
More from Shermin
Kochbuchrezension: Ein Jahr auf Fern Verrow {Werbung}
Buchvorstellung: Ein Jahr auf Fern Verrow: Naturverbunden kochen und genießen. Ein interessantes...
Read More

4 Comments

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert