Von Lemon Curd hatte ich bisher nur gelesen, beziehungsweise mir vorschwärmen lassen. Ich bin totaler Fan alles Säuerlichen und Zitronigen. Als Kind (…gut… auch noch als Jugendliche.. Mhhja… auch heute noch manchmal. Is ja gut!) habe ich mir immer Zitronensaft aufs Brot geträufelt und dann herzhaften Belag hinzugefügt. Schmeckt gut zu Leberwurst. Hört auf die komische Frau und probierts mal. 😉 Im Grunde ist es also total seltsam, dass ich nicht schon vor Jahren auf den Trichter kam, diesen britischen Klassiker mal auszuprobieren.
Letztens bekam ich dann spontan Gelegenheit dazu, als es an der Tür klingelte und die syrische Lieblingsnachbarin gar liebreizend-schnaufend davor stand und sich am Türrahmen festkrallte. Schwer bepackt kam sie gerade vom Markt am Maybachufer, wankte in die Wohnung und verkündete, sie hätte mir etwas mitgebracht. Das „Etwas“ entpuppte sich als ein Sack voller Zitrusfrüchte. Zwei Kilo Limetten hatte sie als Beute Heim geschleppt. Daraus ergab sich folgendes Gespräch:
Me: Was ist das denn?!
Lieblingsnachbarin: Limetten!
Me: Mein Gott! Wieviel ist das?! *leicht entgeistert*
Lieblingsnachbarin: Ähhem… zwei Kilo?
Me: Du hast zwei Kilo Limetten gekauft??
Lieblingsnachbarin: Öhm… ja…?*meek*
Me: …..
Lieblingsnachbarin: Aber.. aber.. ich musste die kaufen!!
Me: Hä?
Lieblingsnachbarin: Die haben nur zwei Euro gekostet!
Me: Ah..!
Eine längere Ausführung mit ein paar Verallgemeinerungen zur arabischen Einkaufs- und Schnäppchennatur erspare ich euch an dieser Stelle. Ich nahm also ein paar der hübschen Limetten und legte sie in eine Schale. Als ich kurz nicht hin sah, hatten diese allerdings eine wunderbare Vermehrung mitgemacht und sich verdoppelt, während die syrische Lieblingsnachbarin auffällig unauffällig versuchte, betont harmlos zu wirken und ich plötzlich Besitzerin von einem ganzen Kilo Limetten war. Nachdem ich zunächst etwas ratlos über meinem neuen Besitz brütete, kam von Peggy via Twitter die zaghafte Anregung, doch Lemon Curd zu machen. Und recht hatte sie, es war einfach der perfekte Zeitpunkt, um sich endlich an diesem englischen Traditionsrezept zu versuchen. Nur halt mit Limetten.
Und so wurde aus dem hier:
Rezept für Lime Curd / Lemon Curd
300 g weißer Haushaltszucker
175 ml frisch gepresster Limettensaft (circa 6 Limetten)
125 g Butter
6 Eier (Größe L)
Je 1 TL getrocknete Zitronenzesten, 1 TL getrocknete Orangenzesten – besser: frische Limettenzesten
Zubereitung
- In einer Schale über Wasserdampf und bei mittlerer Hitze die Butter schmelzen.
- Zucker, Limettensaft und Zesten dazu geben und mit der Butter vermengen.
- Die zimmerwarmen Eier in einer Schale miteinander verquirlen und nach und nach – die Buttermasse darf hierbei nicht zu heiß sein, da sonst das Eiweiß sofort denaturiert – mit einem Schneebesen in die Flüssigkeit rühren.
- Weiterrühren, bis die Masse anfängt anzuziehen und eine puddingartige Konsistenz bekommt.
- In ausgekochte Gläser füllen, noch heiß verschließen. Nach dem Abkühlen im Kühlschrank aufbewahren.
Lime Curd-Fazit
Oh himmlische Zitronigkeit! Warum habe ich das göttliche Zeugs nicht schon längst mal gekocht? Da ich Zitronen- und Orangenzesten verwendet habe, ist es eigentlich mehr ein Lime-Lemon-Curd geworden. Aber da es keine Bio-Limetten waren, wollte ich die Schale nicht weiterverwenden.
Das Lime Curd ist perfekt als Brotaufstrich – egal ob auf Toast, Roggenbrot oder zu Scones mit Clotted Cream – und hält sich in ausgekochten Gläsern wahrscheinlich gut zwei Wochen im Kühlschrank. Wobei ich aber sagen muss, dass die zitronenpuddingartige Masse frisch gekocht und lauwarm wirklich am verführerischsten schmeckt. Kein Wunder, dass man es auch als Dessert reichen kann. Bei mir hat die Menge für 4 Gläser (à ~ 250 ml) gereicht. Ein Glas habe ich an eine (andere) Nachbarin verschenkt, zwei sind für einen Lime/Lemon Meringue Pie eingeplant und das dritte Glas ist zum Vernaschen gedacht und versüßt uns derzeit das Frühstück.
Vorsicht: Es ist wirklich heftig süß, wer das nicht mag, sollte die Zuckermenge reduzieren und sich geschmacklich heran tasten. Beim nächsten Mal verwende ich vielleicht auch etwas weniger. Die beschenkte Nachbarin empfand den Geschmack nach Ei als etwas zu stark – ging den anderen Probanden jetzt nicht so, aber ich werde nochmal eine Testkochung ohne Eiweiß machen und nur das Eigelb verwenden.
Und da ich lange in meinem Kessel gerührt und fasziniert beobachtet habe, wie die magische Verwandlung von Limettensaft-Eier-Butter-Pampe zu zitronig-cremigem Custard von statten geht, reiche ich dieses köstliche Rezept bei meinem eigenen (Geburtstags-)Blogevent „Aus der Hexenküche“ als Beitrag ein. Es gibt schon viele tolle Beiträge, die hierzu eingereicht wurden. Wer noch mitmachen will: dies ist noch bis morgen Nacht,24.00 Uhr, möglich.
Huch, heute ist das Event schon rum? Da muß ich mich ja noch ranhalten… 😉
Übrigens hat das mit den Schnäppchen nicht unbedingt etwas mit arabischer Mentalität zu tun (es sei denn, ich hätte Vorfahren, die mir meine Verwandtschaft verschwiegen hat). Ganz zufälligerweise habe ich da auch noch ein paar Limetten rumliegen. Mal sehen, ob ich zum Nachmachen komme.
Liebe Grüße, Sus
Hach, ich könnte auch sterben für zitronig-säuerliches. Leider ist das meist dem Mann etwas zuviel 😉
So einen Kurt :-)) habe ich auch noch nie gemacht, geschweige denn gegessen. Ich glaube, mit deiner Limetten-Version muss ich es wagen.
So eine Nachbarin hätte ich auch gerne – und ich scheine wie Sus auch syrische Vorfahren zu haben oder bin irgendwie anders genetisch beeinflusst (den Schwaben sagt man das ja auch nach…), jedenfalls hätte ich die 2 kg Limetten für 2 Euro aber sofort gekauft, ohne nachzudenken!!! 🙂
Curds mag ich total gerne, schmeckt auch mit Blutorange, usw. Mit Limette bestimmt klasse. Limetten sind eh super, ohne die könnte ich glaube ich nicht mehr leben.
Ihr habt eben alle ein wenig Bazar im Blut! 😉 Neee… ich habe ja extra was von Verallgemeinerungen geschrieben. Das ist schon ein bissel auch bewusstes, augenzwinkerndes Spiel mit dem Vorurteil.
Kann mich so ja immer hervorragend rausreden, wenn mir mal wieder jemand vorhält, dass ich bei einer Feier zu viel Essen gemacht habe: „Ich muss so viel kochen! Ich bin Kurdin! Es könnte ja jemand hungrig vom Tisch aufstehen.“
Der Ausspruch einer Freundin („Sag mir, dass ich einen Tsunami aufhalten soll, oder die Drehung der Erdbewegung, aber Shermin davon abhalten vor einer Party zu viel an Nahrung zu kaufen? *muahaha*“) ist in diesem Zusammenhang auch …äh… legendär.
@Sus – Nur noch anderthalb Stunden…. bin ja mal gespannt, ob noch was eingereicht wird. 🙂
@Tina – Mein Mann mag so zitronige Sachen auch überhaupt nicht gerne, aber im Lemoncurd ist nun wirklich genug Zucker. Konnte ihn knapp davon abhalten, sich darin zu wälzen. Und erst der Lemon Meringue Pie damit…. mjam!
@Barbara – Oh…. Blutorangen-Curd! Sehr nice. Die Idee klau ich mir.
Freut mich, dass meine Idee so gut ankam und mit Limetten funktioniert. Habe derlei Curd auch noch nicht seperat gekocht, aber im Zusammenhang mit Zitronen-Tarte. Mit Limette stelle ich mir das sehr lecker vor.
Danke für das tolle Rezept (: Schmeckt wirklich grandios!
Ich habe es ein wenig abgewandelt um dem „zu süßen“ und „zu eiigen“ Geschmack vorzubeugen:
– 220 g weißer Haushaltszucker
– ~190 ml frisch gepresster Limetten-/Zitronensaft (4 Limetten & 2 Zitronen)
– 125 g Butter
– 1 ganzes Ei & 5 Eigelb (das Eiweiß spare ich mir noch für deinen Limetten-Meringue-Tarte auf (; )
und
– 2 TL frische Limettenzesten
Grüße
@Florian – Vielen Dank für dein Feedback! Sehr schön abgewandelt & natürlich vor allem wunderbar, dass dir das Lime-Lemon-Curd schmeckt. (So… und jetzt werde ich gerade von der Lust auf einen Lemon Meringue Pie befallen.. Seufz.;))
Kleiner Tipp noch, wenn du nicht sofort zum Backen kommst: Ich gebe nicht genutztes Eiweiß immer in ein Schraubglas und friere alles so ein. Bei Bedarf das Glas rausnehmen, im Kühlschrank über Nacht auftauen lassen und dann für Eischnee/Baiser nutzen. Klappt hervorragend.